Reaktion auf Schilderung traumatischer Erlebnisse

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Jenny Doe
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Beitrag So., 19.06.2016, 04:52

Hallo inlines
Die Frau am Telefon konnte mich überreden am Montag ein klärendes Gespräch zu suchen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dadurch alles in wohlgefallen auflöst.
Es löst sich vielleicht nicht in Wohlgefallen auf, aber du hättest die Chance
- zu sagen, was das mit dir gemacht hat,; Deine Gefühle dahin zu schicken wo sie hingehören. Besser als wenn du alles in Dich hineinfrisst und darüber grübelst, was da passiert ist und auf Deiner Enttäuschung und Wut sitzen bleibst
- Dir erklären zu lassen, warum sich die Therapeuten verhalten haben, wie sich sie verhalten haben. Dann kannst Du Dir immer noch überlegen, ob diese Therapiemethode etwas für Dich ist oder nicht. Wenn sie nicht auf Deine Zustimmung stößt, kannst Du Dir einen anderen Therapeuten suchen. Denn es gibt nicht DIE Traumatherapie. Es gibt verschiedene Modelle und verschiedene Therapiemethoden zur Behandlungs von Traumata.
Und schämen tu ich mich irgendwie auch für die "Kränkungen", die ich erlitten habe, ich aber nicht so einfach damit umgehen kann.
Schämen musst du dich dafür nicht, absolut nicht. Du bist nicht der erste Klient, der so reagiert und für den die Methode halt einfach nichts ist.

Ich zitiere mal ein paar Zitate aus Texten aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mit dieser Therapiemethode kritisch auseinandersetzen:
Das Unterdrücken intrusiver Gedanken gelingt jedoch in der Regel nicht und führt paradoxerweise dazu, dass sich die Intrusionen noch intensiver aufdrängen (sog. Rebound-Effekt) [Wegner et al., 1987]. Das Versagen dieser Strategie wird von Patienten häufig als persönliches Versagen interpretiert und mit weiteren Versuchen, die Gedanken zu unterdrücken, beantwortet.
Insbesondere der unflexible Einsatz dieser dysfunktionalen kognitiven und Aufmerksamkeitsprozesse trägt zur Chronifizierung der anfänglich normalen Symptome und damit zur Ausbildung einer PTBS bei.
Quelle: Metakognitive und andere kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren bei posttraumatischer Belastungsstörung. Michael Simons. Verhaltenstherapie 2010;20:2-2
(...)
Im deutschen Sprachraum wird von Fachgesellschaften und in Lehrbüchern postuliert, dass vor einer Konfrontation mit der traumatischen Erinnerung unbedingt eine Stabilisierung zu erfolgen habe. Die Evidenz aus den vorliegenden randomisierten kontrollierten Therapiestudien zeigt dagegen, dass die sogenannten traumafokussierten Therapieverfahren (Varianten der kognitiven Verhaltenstherapie, der Expositionstherapie und EMDR) am erfolgreichsten sind. Diese werden auch von den internationalen Fachgesellschaften empfohlen oder vorgeschrieben. Die traumafokussierten Verfahren beinhalten alle eine unmittelbare Konfrontation und es ist keine oder nur eine rudimentäre Stabilisierung vorgesehen. Expositionstherapien führen nicht häufiger zu Verschlechterungen, werden nicht häufiger verweigert und nicht häufiger abgebrochen. Es gibt also keinen Beleg dafür, dass Expositionsverfahren gefährlicher sind als stabilisierende Verfahren oder von den Patienten schlechter akzeptiert und toleriert werden. Die Datenlage spricht auch nicht für die Notwendigkeit einer Stabilisierungsphase für komplex traumatisierte Patienten, wie erwachsene Patienten nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Entgegen der häufig vertretenen Lehrmeinung ist eine Stabilisierungsphase in der Traumatherapie nicht notwendig und negative Effekte der Stabilisierung können nicht ausgeschlossen werden.
(...)
Quelle: Stabilisierung vor Konfrontation in der Traumatherapie – Grundregel oder Mythos? Verhaltenstherapie 2008;18:109–118.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Lockenkopf
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Beitrag So., 19.06.2016, 21:00

Alles schön und gut. Aber traumatische Ereignisse werden nur in Psychotherapeutischen Sitzungen bearbeitet und nicht während der Visite oder sonstigen Besprechungen bezüglich therapeutischer Planung.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Jenny Doe
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Beitrag So., 19.06.2016, 21:21

Aber traumatische Ereignisse werden nur in Psychotherapeutischen Sitzungen bearbeitet und nicht während der Visite oder sonstigen Besprechungen bezüglich therapeutischer Planung.
Woraus entnimmst du, dass es nur eine Visite oder Besprechung war?

Ich entnehme den Posting, dass es sich um einen teilstationären Aufenthalt handelt und Inline schon länger dort in Therapie ist:
es ist so dass ich momentan wegen komplexer PTBS teilstationär behandelt werde
Ich fürchte mich nun regelrecht vor dem Montag, und habe Angst, dass ich die Therapie dort nun abbrechen muss.
Zudem: Wie willst Du eine vernünftige Exploration machen, wenn Du dem Klienten das Reden verbietest?
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Lockenkopf
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Beitrag So., 19.06.2016, 22:31

Hallo zusammen,es ist so dass ich momentan wegen komplexer PTBS teilstationär behandelt werde und gestern ein Gespräch stattgefunden hat, in dem es um die Exploration einer möglichen DIS ging -- Quelle: viewtopic.php?f=16&t=37151

Im dem Gespräch der Ärztin mit der Pat. ging es um die Exploration einer möglichen DIS.
Also Themen wie

Was ist eine Exploration?
Warum wird sie durchgeführt?
Wer führt sie durch?
Wann wird das gemacht?


wurden besprochen.

Ein Psychotherapiesitzung war das jedenfalls nicht. Schon daran zu erkennen, das das Gespräch nicht vom Psychotherapeuten geführt wurde, und mehrere Personen daran teil hatten.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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mio
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Beitrag So., 19.06.2016, 22:35

inlines hat geschrieben:Ein bißchen kommt es mir auch so vor, als ob das "Psycho-Spiele" sind, und das Testobjekt begutachtet wird... Wer weiß.
Die Sachlage ist auch hieran gut zu erkennen.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 04:46

Danke Lockenkopf und Mio. Aus dieser Perspektive hatte ich es nicht gesehen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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inlines
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 16:10

Hallo zusammen,

ich kann nochmal etwas besser beschreiben wie die Umstände des Gesprächs waren: Ich habe jede Woche 2 therapeutische Sitzungen, wobei dies eine davon war, und mir im Vorfeld auch nur mitgeteilt worden ist, dass die Oberärztin aus Gründen einer medikamentösen Veränderung daran teilnimmt.

Ich hatte also den ganzen Tag schon ein, zwei Sätze im Kopf, die mich quälten und die ich auch loswerden wollte, als ich mit der "neuen" Situation konfrontiert wurde.

Vermutlich gibt es gute Gründe, warum so eine Exploration genauso gemacht werden muss, aber aus der kindlichen Perspektive war es ein reines Horrorerlebnis.

Nachdem ich heute mittag knap einer psychatrischen Einweisung entgangen bin, und auch ein klärendes Gespräch hatte, bin ich jetzt wieder klarer.

Schlimm war keine Tavor zu erhalten, obwohl ich fast darum gebettelt habe (und ich mich auch sonst immer dagegen gewehrt habe). Aber das ist nunmal die Klinik-Philosophie... Soll ja auch positive Seiten haben...

FG Inlines

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Beitrag Mo., 20.06.2016, 16:53

Warst Du denn einverstanden, daß die Oberärztin daran teilnimmt? Traust Du dem Therapeuten und derÄrztin?

Ich finde das Verhalten der beiden weiterhin absolut unprofessionell. Konntest Du das ansprechen und nachfragen?
Hast Du befriedigende Antworten bekommen?

Alles Gute,
Saffia
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 17:09

Hi Saffia,

es ist so, dass ich nicht wirklich gefragt wurde. Ich hab einfach versucht damit umzugehen.

Vertrauen ist ein schwierige Sache. Das geht wohl allen Trauma-Patienten so. Dennoch gibt es Unterschiede, und ich hätte schon lieber eine Frau als einen Mann als Therapeuten gehabt. Aber auch hier ist es so, dass ich versuche mich damit irgendwie zu arrangieren.

Das Gespräch heute mittag hat mit einer anderen Therapeutin stattgefunden, da mein Therapeut und die Oberärztin heute außer haus waren. Erklärt hat sie mir eigentlich nichts, aber ich hatte zumindest die Chance ein paar Gefühle rauszulassen, vor denen ich mich sehr ängstige, und die normalerweise nie Ruhe geben, solange nicht zumindest ein entsprechender Satz über meine Lippen kommt.

Im Grunde will ich gar nicht mehr darüber nachdenken oder mit einem Therapeuten sprechen, sondern viel lieber vergessen und verdrängen, so als ob nichts gewesen wäre... So mach ich das immer. Hauptsache nichts mehr fühlen müssen...

LG Inlines

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saffiatou
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 17:23

Es tut mir sehr leid, daß so agr nicht auf Dich und Deine Wünsche eingegangen wird!
inlines hat geschrieben:Das Gespräch heute mittag hat mit einer anderen Therapeutin stattgefunden, da mein Therapeut und die Oberärztin heute außer haus waren.
Es wäre schon besser, wenn Du das mit dem Thera und/oder der Ärztin klären könntest denn nur die beiden waren dabei, die andere Thera kann dazu sicher wenig sagen.
inlines hat geschrieben:

Grunde will ich gar nicht mehr darüber nachdenken oder mit einem Therapeuten sprechen, sondern viel lieber vergessen und verdrängen, so als ob nichts gewesen wäre... So mach ich das immer. Hauptsache nichts mehr fühlen müssen...
das geht sicher eine Weile, aber es kostet unglaubelich viel, viel von Allem und letzendluch zahlst Du den Preis, das wäre doch schade. Es gibt gute Therapeuten/Innen, denen Du auch vertrauen kannst. Vielleicht ist diese Einrichtung nicht das Richtige.
inlines hat geschrieben:es ist so, dass ich nicht wirklich gefragt wurde. Ich hab einfach versucht damit umzugehen.
Sie können erst wissen, wenn etwas falsch läuft, wenn Du es auch ansprichst. Versuche es, oder schreibe es auf, das ist manchmal leichter.

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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