Anankastische Persönlichkeitsstörung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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haob
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Anankastische Persönlichkeitsstörung

Beitrag Do., 11.02.2010, 15:32

Auf der Honorarnote meines neuen Psychiaters (Psychotherapie) hat er F33.2 (Rezidivierende depressive Störung, schwere Episode), F60.5 (zwanghafte Persönlichkeitsstörung) diagnostiziert.

Ich bin mir meiner Depression bewusst, aber ich hielt mich bisher für schizoid... Ich bin verwirrt.

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worst case
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Beitrag Do., 11.02.2010, 16:01

warum hieltest du dich für schizoid?

du hast eine klare diagnose, kannst trotzdem schizoid sein.

warum ist das wichtig für dich? jeder mensch hat viele facetten...wenn das schizo nicht im vordergrund steht...
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haob
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 13:15

Ich finde Schizoide PS passt besser zu mir als Zwanghafte PS.

Bei der ZPS treffen meiner Meinung nach nur 3 oder 4 von 8 Kriterien laut ICD-10, bei der SPS ganze 8 von 9 zu.

Wenn mein Therapeut einen falschen Verdacht hat oder das Unwesentliche sieht kann die Therapie sonstwo enden...

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worst case
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 14:58

psychiatrische therapie ist: try and error...
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haob
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 11:48

Und wie entscheide ich ob es nichts geworden ist und es Zeit ist für etwas Neues?

Wenn man nicht gerade ein hard core Patient ist wird der Therapeut seine Geldquelle kaum in die Wüste schicken...

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frozen rabbit
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Beitrag Mo., 15.02.2010, 14:36

Hast du das auch deinem Therapeuten mitgeteilt?

Wie kommt er denn auf die zwanghafte PS?

Ehrlich gesagt, kommst du mir schon etwas fordernd (zwanghaft??) rüber.

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haob
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Beitrag Mi., 17.02.2010, 13:08

Ich habe ihn letzte Stunde darauf angesprochen, er gibt wie üblich nur vage Antworten. Ich weiss nicht was ich davon halten soll.

Ich komme mir wie ein (unmündiges) Kind vor, dem man die Erklärung vorenthalten muss weil es sie nicht verstehen oder verkraften würde.

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frozen rabbit
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Beitrag So., 28.02.2010, 21:35

Passt dir nicht, was er macht, kannst du immer noch versuchen, ihn in die Richtung zu bringen, die du willst. Ist dann aber doch wiederum die Frage, ob das als Patient deine Aufgabe ist.

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Beitrag Do., 10.11.2011, 08:16

Hallo zusammen

Ich eröffne diesen Thread, weil ich hoffe, auf Gleichgesinnte zu treffen mit ähnlichen Persönlichkeitsmerkmalen und einen Austausch zu initiieren. Es gibt ja leider nur sehr wenige Erfahrungsberichte im Net, weil anankastische Persönlichkeiten sich normalerweise gut einfügen können ins System, an sich erwünschte Eigenschaften mitbringen und in günstigen Fällen viel erreichen im Leben. Deshalb gehe ich davon aus, auch aufgrund reichlich gelesener Fachliteratur, dass diese Diagnose nur dann diagnostiziert wird, wenn psychosomatische Beschwerden dazukommen und der Leidensdruck steigt. Bei mir ist es eine schwere Fibromyalgie und noch einige andere körperliche Beschwerden, dazu noch eine schwere psychosoziale Belastungssituation in meinem Lebensumfeld.

"Ordnung ist das halbe Leben." Dieser Satz muss eine anankastische Persönlichkeit das erste Mal formuliert haben. Und er stimmt. Sobald diese Ordnung nicht gegeben ist, z. B. wie bei mir durch meine Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen dadurch, gerät das ganze Leben in ein Ungleichgewicht. Außerdem muss bei mir jede Tätigkeit sinnvoll sein und irgendwie ein höheres Ziel verfolgen, damit es sich lohnt. Deshalb denke ich in Projekten. Alles, was ich anfange, wird zu einem unfertigen Projekt. Bei der Vielzahl von Projekten fällt es natürlich schwer, etwas davon abzuschließen, deshalb versuche ich, sie miteinander zu verzahnen, es also doppelt sinnvoll zu machen, wenn ich dies und jenes dafür tue.

"Damit treffe ich zwei Fliegen mit einer Klappe." Ich behaupte, dass auch dieser Satz typisch anankastisch ist. Es muss immer alles effektiv sein.

An dieser Stelle schließe ich mal und hoffe, dass sich Gleichgesinnte und ähnliche Persönlichkeiten einfinden.

Lieben Gruß
Elana
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 00:42

Heute wurde mir bewusst, welche Vorteile meine anankastische Persönlichkeit auch hat, bekam wieder viel Anerkennung. Es ist auch eine Art Hochbegabung. Meine Eigenschaften werden durchaus geschätzt, gerade weil sie abweichen und neue Perspektiven eröffnen. So lerne ich also nicht nur durch die anderen, sondern sie ebenso durch mich. Dazu hatte ich einen Traum, wo ich es verstand, meine anankastische Energie so zu sublimieren, dass ich mich sozial einfügen konnte.

LG Elana
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elana

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Ragneda
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 07:32

Menschen mit anankastischer Persönlichkeitsstörung sind sehr unentschlossen. Sie zweifeln viel an sich und anderen, doch dies ist nicht mehr als ein Ausdruck ihrer persönlichen Unsicherheit.

Sie neigen dazu, sich zu viele Aufgaben vorzunehmen. Diese wollen sie jeweils in Perfektion ausführen, was dann zum Verlust des Überblickes über die Situation führt. Die Patienten leben in einem ständigen Bedürfnis nach Kontrolle. Hierbei ist es egal, ob die zu erledigende Aufgabe wirklich wichtig ist oder nicht. Es kann keine Priorität ausgemacht werden Häufig werden wichtige Dinge ganz hinten angestellt und gehen so unter, da unwichtigere, kleinere Aufgaben vorgezogen werden. Diesen wird dann unverhältnismäßig viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Argumentation folgt oft Logik und Vernunft. Gefühlsmäßige Äußerungen anderer werden eher nicht toleriert. Auch sind die Personen nicht fähig, anderen Menschen gegenüber warme Gefühle zu zeigen.

Im Leben werden allgemein Arbeit und Produktivität vor soziale Kontakte und Vergnügen gestellt. Wenn Freizeitaktivitäten anstehen, müssen diese stets konkret geplant und nicht mehr verändert werden.

Diese Persönlichkeitsstörung setzt auch einen besonderen Eigensinn und Starrsinn voraus. Die Betroffenen bestehen darauf, dass andere Menschen, ihre Gewohnheiten den eigenen unterordnen


Quelle

Hallo Elana,

ohne Dich verletzten zu wollen, aber das was ich da oben lese...k.a klingt nicht nach sehr vielen Vorteilen für mich. Auch nicht nach Hochbegabung, die ich Dir nicht absprechen möchte, denn ich kenne Dich nicht. Aber vlt. bist Du nicht wegen dieser Störung "hochbegabt" sondern, einfach so. Mir kommt es so vor, dass Du sehr stolz darauf bist AP zu haben.

Aber wenn ich da oben die Beschreibung lese, sehe ich nur die Nachteile..

Welche Vorteile konkrett meintest Du denn? Würde mich interessieren, anhand der Beispielen, um es besser zu verstehen.
Bist Du in Therapie, nimmst Du irgendwelche Medis?

LG
Ragneda
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Affenzahn
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 07:58

Hallo Elana

Ich habe auch mindestens eine Tendenz zur anankastischen Persönlichkeitsstörung.
Elana hat geschrieben:Dazu hatte ich einen Traum, wo ich es verstand, meine anankastische Energie so zu sublimieren, dass ich mich sozial einfügen konnte.
Dieser Traum würde mich interessieren - falls er sich in Worte fassen lässt.

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Beitrag Mi., 16.11.2011, 09:45

@Ragneda: Also die Vorteile wurden von den psychiatrischen Gutachtern selbst hervorgehoben. Außerdem gibt es natürlich auch Fachbücher, die tiefer in die Materie der anankastischen Persönlichkeit gehen und eben diese durchaus bestehenden positiven Seiten der Medaille aufzeigen. Was Du da zitierst, ist wirklich sehr pauschal geschrieben und kann natürlich auch falsch interpretiert werden. Es gäbe z. B. einige wissenschaftliche Entdeckungen, welche ohne solche Persönlichkeiten nicht gemacht worden wären. Die Eigenschaften, welche anankastischen Persönlichkeiten zugeschrieben werden, sind in der Gesellschaft derart erwünscht, dass nur ganz wenige überhaupt je diese Diagnose erhalten oder deswegen psychologische Hilfe aufsuchen, denn man wird ja als Anankast in dieser Gesellschaft belohnt für die an den Tag gelegte Arbeitswut sowie Exaktheit, Gewissenhaftigkeit und Leistungsorientierung bis zur Selbstaufopferung.

Die Gutachter kamen zum Schluss, dass es in meinem Fall zwar hinderlich sei, dass ich so viel kontrolliere und eben dieses Evidenzgefühl fehlt, wenn ich etwas mache und mich so ausbremse, aber andererseits sei diese gewissenhafte Persönlichkeitsstruktur ein Glück für meine Familie gewesen, sonst wäre meine Familie nicht klargekommen in ihrer besonderen psychosozialen Belastungssituation. Da hätte es sozusagen eine Person wie mich gebraucht. Jedenfalls betonten die Gutachter immer wieder, es hätte auch Vorteile. Ich müsse jetzt eigentlich nur daran arbeiten, mich nicht mehr selbst auszubremsen und meine Kraft zielgerichteter einzusetzen.

@Affenzahn: Ich träumte von einem Action-Helden, der immer voll straight auf die Probleme losging und diese eben supermanmäßig anankastisch löste. Doch war er für das normale Leben zu geradlinig und kraftverschwenderisch, deshalb fehlten ihm die Arme und Beine, was ihn als Energiebündel gerade so erträglich und brauchbar machte, dass er nicht wie ein Querulant aneckte, sich aber gut durchsetzen konnte. Auf diese Weise wurde diese seine Energie in gute, alltagstaugliche Bahnen gelenkt, zwar auf erschreckende Weise gekürzt und beschnitten um Arme und Beine, doch war dieses Energiebündel von kleinem Körper und klugem Kopf umso zielorientierter und ließ sich durch nichts zerstören.

Ich arbeite in einem sozialen Verein, wo ich sehr geschätzt werde, weil ich eben die Lücken entdecke. Ich lerne durch diese gemeinsame Arbeit von den anderen, doch diese auch von mir, weil ich ganz neue Punkte aufgreife, welche sie in ihrer "normalen" Sicht vernachlässigt haben. Mein Weg ist schon sehr anankastisch, aber er bringt eben auch unverhoffte Lösungen für die Gemeinschaft. Ich fühle mich dort angenommen und meine Persönlichkeit wird so geschätzt, wie sie ist. Das war in solchen Kontexten immer so, ich konnte auch schon sehr viel erreichen, wo andere versagten, eben weil ich dranblieb und nicht lockerließ und es lückenlos aufklärte. Eine Hochbegabung wurde mir schon als Kind ausgewiesen, doch ist auch bekannt, dass eher gebildete Leute anankastisch sind, allein schon wegen dem charakteristischen Wissenshunger und dem Fleiß, der dieser Persönlichkeit zugeschrieben wird. Es braucht auch komplexes Denken, um eine derartige Persönlichkeit zu entwickeln.

Lieben Gruß
Elana
Lieben Gruß
elana

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Ragneda
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 13:43

Nun, Elana, das waren aber keine "konkrette" Beispiele. Sondern nur polemische Darstellung der Krankheit aus deiner Sicht.
Ich zeigst Dir, was ich meine:

Ich bin manisch Depressiv (und künstlerisch veranlagt<<<< das hätte ich glaube ich auch ohne meiner Störung).

Vorteile, wenn ich manisch bin: arbeite ich 10-12 std pro Tag, erschaffe dann in wenigen Tagen ein Bild, oder schreibe so um die 100 Seiten, oder erstelle mir einen Blog binnen Tagen (ok, da war ich nicht manisch, nur hypomanisch).

Aber diese "Vorteile" ziehen mit sich maßig Nachteile, wie: Ich schlaffe kaum, bin unruhig, mache Dummheiten, wie teuere Einkäufe, bin halt "manisch", denke mir gehört die Welt, werde überheblich (was die Umgebung dann merkt und geschockt zurück weicht).

Das meinte ich mit konkretten Beispielen.
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Beitrag Mi., 16.11.2011, 18:50

@Ragneda: Also bei mir ist es ähnlich wie bei Deiner manischen Depression: Meine anankastische PS ist wie Deine manische Phase und dann hab ich noch eine ängstlich-vermeidende PS, das entspräche dann eher Deiner depressiven Phase und drückt sich bei mir psychosomatisch in einer Schmerzkrankheit aus. Wär also vergleichbar, nur dass das alles immer gleichzeitig da ist und es sich nicht abwechselt. Ich wirke sehr offen, kontaktfreudig und dynamisch, denke auch geradlinig, progressiv und auf zu neuen Ufern, aber gefühlsmäßig bin ich zurückhaltend und konservativ, weil ich nicht verletzt werden will. Ich bin anhänglich, aber gleichzeitig sehr vorsichtig, was Bindungen betrifft mit neuen Personen. Meine anankastische Seite muss ich auch bremsen, weil ich durch meine straighte Art oft auch etwas too much rüberkomme, ohne dass ich es merke und es auch nicht böse meine, aber ich bin froh um diese anankastische, starke Seite, denn sonst wär da nur ein Häufchen Ängstlichkeit. - Wär doch auch nicht toll, wenn Du NUR immer Depressionen hättest, nicht?

Lieben Gruß
Elana
Lieben Gruß
elana

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