Alexithymie - Herz aus Eis

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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anicka
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Alexithymie - Herz aus Eis

Beitrag Fr., 29.02.2008, 16:38

Hallo, ich bin ganz neu hier im Forum. Würde mich gern mal mit jemandem austauschen, der mit einem Partner zusammen lebt oder lebte, der Alexithymie hat bzw. mit Alexithymikern selbst. Habe noch so manche Frage.
Wäre schön, wenn sich jemand meldet. Danke

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Tara
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 13:47

Hallo Anicka!
Könntest du bitte etwas detaillierter schildern, wie sich die Alexithymie auf dich persönlich und deine Beziehungsgestaltung auswirkt?
Wer hat diese Diagnose gestellt? Und inwieweit fühlst Du Dich darin bestätigt?

l.g.tara
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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anicka
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Beitrag Do., 06.03.2008, 22:55

Hallo Tara,

ich hab mich sehr gründlich über dieses Persönlichkeitsmerkmal informiert, auch auf US-Amerikanischen Seiten. Habe nahezu alles dazu gelesen, was ich finden konnte bis jetzt. Außerdem habe ich die vorhergehende Freundin meines inzwischen Ex-Freundes kontaktiert und mit ihr sehr sehr lange Gespräche geführt.

Es war fast wie 1 zu 1 was wir beide mit diesem Mann erlebt haben und dabei fast zu Grunde gegangen sind, bis wir es nicht mehr ausgehalten haben und zum Glück noch die Notbremse ziehen konnten. Denn mit einem solchen Partner wird man entweder selbst so sehr kaputt, dass man in eine Klinik muss oder man schafft den Absprung und sagt sich, man erträgt es nicht mehr und muss sich trennen um nicht an seiner eigenen Liebe zu zerbrechen. Denn ich habe diesen Mann sehr geliebt, ich habe alles toleriert und habe mich immer wieder verletzten lassen, bis ich nicht mehr konnte.

Ich nehme an, du kennst die Verhaltensweisen von alexithymen Menschen.
Inzwischen hab ich etwas Abstand gewonnen und es geht mir wesentlich besser, aber jedesmal, wenn ich meinem Ex-Freund begegne reißen tiefe seelische Wunden immer wieder auf. Und leider lässt es sich nicht vermeiden ihn manchmal zu begegnen.

Er hat inzwischen auch ganz schnell wieder eine neue Freundin gefunden, die genau das gleiche Schicksal früher oder später erleben wird wie ich und wie alle die Vorgängerinnen. Dieser Mann, mit dem ich zusammen war, hat Alexithymie in sehr ausgeprägter Form, kann es aber Anfangs so ca. 2 Monate lang sehr gut verbergen und wahnsinnig lieb sein, extrem lieb, so dass man glaubt, das gibts doch gar nicht. Hat man hier den Traummann getroffen oder was? Sowohl ich als auch die andere Freundin und auch die neue Freundin sind alle auf ihn herein gefallen, auf seinen Charme, seine Hilfsbereitschaft, seine total nette Art usw. das alles beherrscht er perfekt, wie einstudiert. Dann mischt er sich in das Leben seiner Partnerin so sehr ein, dass er schnell eine Art Zugehörigkeit oder Abhängigkeit erzeugen will und dann kommt es nach ner Weile ganz dicke, dann beginnt allmählich die Leidenszeit.

Man versteht die Welt nicht mehr, wieso wird man auf einmal ignoriert, im Stich gelassen, gemein und unfair behandelt, belogen und hintergangen, dann wieder mal für ne kurze Zeit sowas wie Liebe, aber im nächsten Moment ist man wieder völlig gleichgültig, am Telefon wird einfach aufgelegt oder Er verschwindet ohne ein Wort zu sagen und ignoriert einen für Wochen, taucht dann wieder auf, als wäre nichts gewesen und jeder Ansatz nur mal ganz normal drüber reden zu wollen wird sofort blockiert, entweder durch erfundene Ausreden, Flüchte oder erneute Ignoranz.

Es bleibt einem nichts anderes übrig, als es so zu akzeptieren und sich ständig immer wieder verletzen zu lassen und an der eigene Liebe zu zerbrechen oder einen Schlussstrich zu ziehen, obwohl man diesen Mann liebt, es aber nicht mehr aushalten kann. Es ging mir so und es ging meiner Vorgängerin genau so.

Inzwischen tut mir auch die neue Freundin sehr leid, denn sie scheint jetzt noch die Schmetterlinge im Bauch zu haben und sie wir, wie ich dann Nächte lang grübeln, weinen, sich selbst völlig unbegründet Vorwürfe machen, alles noch mehr tolerieren, weil es ne ganze Weile dauert, bis man gecheckt hat, was mit diesem Mann nicht in Ordnung ist.

Komischer Weise sucht ER immer wieder den Kontakt zu mir und zu seiner anderen EX-Freundin. Er braucht immer wieder Bestätigung. In einer Beziehung macht er was er will, geht auf Single-Party´s und testet ob er noch irgendwo landen kann, dann wieder will er den Familienvater spielen, wenn er eine Freundin hat, die Kinder mit in die Beziehung bringt.

Überall wo er war hinterlässt er ein emotionales Chaos und man ist für die Zukunft echt ein bissl seelisch geschädigt. Die Wunden sitzen tief und heilen nur langsam. Manchmal war es für mich unfassbar, wie ein Mensch so grausam sein kann, wenn er in einer tieftraurigen Situation vor einem stehen kann und grinst, sich umdreht und geht. Aber er ist der Meinung, das ist normal und man ist halt noch zusammen in einer Partnerschaft. Er kam dann einfach nach paar Tagen wieder als wenn nichts wäre, keine Entschuldigung, nichts, kein Gespräch, Kommunikation über die eigene Beziehung ist ein Fremdwort. Es war der Wahnsinn und ich möchte das nie wieder erleben müssen und mir tun alle Frauen leid, die jetzt noch in einer Partnerschaft mit einem alexithymen Mann zusammen sind.

Hat man eigentlich das Recht eine neue Freundin zu warnen? Aber im Moment läuft sie mit ner rosaroten Brille durch die Welt.

Hast du ähnliche Erfarungen gemacht?
Hab ich irgend etwas falsch gesehen?
Könnte man der Frau, die jetzt mit IHM zusammen ist nicht einen Hinweis geben, sollte man sie leiden lassen? Denn ER wird sich nie ändern.

Ahoi Anicka

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Seestern
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Beitrag Fr., 07.03.2008, 08:28

Annicka,

was Du hier schilderst hört sich aber nicht nach den Symptomen einer Alexithymie an , sondern nach dem instabilen Verhalten eines bindungsinstabilen Partners. Da liegen u.U. andere Störungen zugrunde.

Alexithymie Partner zeigen sich in der Partnerschaft zwar "gefühlskalt", d.h. sie schwingen mit dem Partner auf der Gefühlsebene nicht mit (sie schwingen nämlich selbst nicht), aber sie sind bindungsstabil.

LG
Seestern

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frozen rabbit
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Beitrag Fr., 07.03.2008, 17:39

Würde ich ähnlich sehen. Vielleicht spielen einige Alexithyme anfänglich Gefühle vor, aber dass sie sich nach kurzer Zeit neue Bestätigung suchen konnte ich bisher auch nicht lesen.
Anstatt sich eine Freundin nach der anderen zu suchen, sollte er sich eher in Therapie begeben und nicht neue Beziehungsopfer produzieren.

Sehe es deswegen nicht wirklich für falsch an, der neuen Freundin zu stecken vorsichtig zu sein und liegt ihr wirklich etwas an ihm, die Probezeit ihrer Beziehung beizubehalten und auch nicht durch sein Drängen gleich zu viel einzugehen - besonders bei in die Beziehung mitgebrachten Kindern.

Erfolgt
Komischer Weise sucht ER immer wieder den Kontakt zu mir und zu seiner anderen EX-Freundin.
auf mehr als freundschaftliche Art und Weise, wäre er sogar selbst schuld - Bindungsprobleme hin oder her.

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anicka
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Beitrag So., 09.03.2008, 15:19

Hallo Seestern,

du bist also der meinung er hätte keine Alexithymie? er kann über Gefühle nicht reden, kann sie nicht in Worte fassen, er behandelt die die ihn lieben wie Luft, man ist ihm gefühlsmäßig völlig gleichgültig, in anderen praktischen Sachen wieder nicht. Er ignoriert seine liebsten Mitmenschen z.B. zu seinem eigenen Geburtstag und zieht es vor lieber mit irgendeiner Bekannten Kaffee zu trinken, dié nicht weiß, dass er Geburtstag hat. Und da gäbe es noch tausend andere Beispiele.

Ich bin mir jedenfalls sicher, dass er Alexithymie hat und zudem noch ne Menge anderer Störungen und ne gewisse Unverfrorenheit und Unerzogenheit. Er möchte eine Familie, er mochte sich nicht trennen, er liebt Kinder über alles, aber er will selbst keine haben. Ich weiß nicht, warum er immer noch die Bestätigung bei anderen Frauen sucht und die eigene Freundin regelmäßig ignoriert und dann aber sagt, "theoretisch sind wir noch zusammen", dann ist er mal ne Zeit lang völlig normal und im Laufe eines Tages ändert sich wieder komplett sein Verhalten. Mittags wird man noch wie wild geküsst und Abends kennt er einen dann nicht mehr, legt den Hörer einfach auf am Telefon und ist für ne Woche nicht erreichbar.

Ich habe ihm nie Vorwürfe gemacht oder ihn angefeindet, weil man einfach so nicht mit jemandem umgehen kann mit dem man eine Beziehung hat. Ich habe ihm mitgeteilt wie ich mich fühle, wie traurig mich das macht, aber keine Reaktion - ein Herz wie aus Eis - eben. Wie kann ein Mensch so sein?
Was soll er haben, wnn nicht Alexithymie. Was soll es sonst sein?

Er wäre bindungsstabil vielleicht, aber zeig mir die Frau, die das alles aushält, wenn sie Gefühle hat. Und wenn ich keine Gefühle für meinen Partner empfinde, dann brauch ich auch nicht mit ihm zusammen sein. Ich hatte ne Menge Gefühle für ihn, aber sein Verhalten hat mich kaputt gemacht.

Was meinst du denn was er hat?
Liebe Grüße von Anne

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Tara
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Beitrag Mo., 10.03.2008, 15:21

Hallo ANicka!
Ob er nun Alexithymie oder eine ausgeprägte Borderline Störung hat, sollte man den Fachleuten überlassen- Dass er aber sehr krank ist, wird nach deiner Beschreibung jedenfalls klar ersichtlich und ich kann mir vorstellen, was du durchmachen musstest!
Vermutlich hängen bei dir auch noch starke Emotionen dran und ich finde es hinsichtlich deiner "Investitionen" in diese Beziehung sehr mutig, klug und gesund, dass du dich dennoch frei machen konntest!!!
Für mich ist in deinem Beitrag doch mitgeschwungen, dass du das Bedürfnis hast, ihm bzw. seinen Opfern zu "helfen"...
(Ich denke, dass seine Freundin tatsächlich noch auf dem absoluten Liebestrip und deshalb wahrscheinlich schwer zugänglich für deine warnenden Apelle ist.?)
Dennoch kann es nicht deine Aufgabe/Rolle sein, alle seine nachfolgenden Opfer zu "retten"! Das Grundproblem löst sich dadurch nicht- Ich setze grundsätzlich viel Hoffnung in die Weiterentwicklung des Bewusstseins aller Menschen- vermutlich leidet er innerlich ein unvorstellbares Leid- kann sich aber nicht adäquat äußern (ausser durch seine Beziehungsdynamik), bzw seinem Leid und seinen chaotischen Emotionen Ausdruck zu verleihen- um bei diesen Menschen irgendetwas zu Bewegen, braucht es jemanden, der als wichtige (aussenstehende) Bezugsperson betrachtet wird, zu dem eine Vertrauensbasis besteht. Schritt für Schritt können durch eine unvoreingenommene Auseinandersetzung und Reflexion, Einsichten (und (ER)Lösungswünsche) erreicht werden. Der Rest ist dann Therapieangelegenheit (und selbst Therapeuten halten solche Klienten oft schwer über einen längeren Zeitraum)
ALles in allem ein schwieriger und langwieriger Prozess...
hmmm...
ich hoffe du kannst deine Erlebnisse und Verletzungen gut verarbeiten (auch das wird wahrscheinlich noch dauern)
wünsche dir viel Kraft!
l.g.
tara
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Pola
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Beitrag Mo., 10.03.2008, 21:43

Liebe Annicka,

ich habe eine sehr ähnliche Erfahrung gemacht, daher hast Du mein volles Mitgefühl.

Ich konnte es auch nicht glauben und war schockiert, wie sich ein Mensch so 'verändern' kann, wie ein Mensch "so" sein kann, zumal ich nicht mehr 17 oder irgendwie verblendet bin. Ich habe mit diesem Mann ja auch ein Jahr zusammengelebt. Meine Recherchen über diverse Persönlichkeitsstörungen habe ich aber bald eingestellt, weil jede Sekunde, die ich über ihn nachdenke mich nur von mir ablenkt... mir war zunächst nicht gnaz klar, wozu ich so eine Erfahrung brauche, was ich daraus lernen sollte. Denn ich bin nicht der Typ der bis zum Lebensende den Richtigen suchen will und daher noch große Erfahrungswerte braucht. Höchstens um sie -mangels Tochter -meiner Nichte mitzugeben

Aber irgendwann habe ich doch etwas erkannt, das ich lernen muss: auf mein Gefühl zu hören und "nein" sagen zu können.
Das klingt so banal und lächerlich. Wie gesagt, ich hasse diese Wegwerf-Mentalität in Beziehungen und deshalb versuche ich, nicht diejenige zu sein die "wieder mal" was beendet. Dadurch, und durch die subtile Dynamik einer Beziehung mit einem charaktergestörten Menschen wie Du sie auch beschrieben hast, musste es einfach zu einem bösen Ende kommen.

Meine Lektion ist also, ernst zu nehmen wenn es mir schlecht geht und Grenzen zu setzen. Keine Angst zu haben, für mich etwas zu verlangen. Und wenn man dem Geliebten das Messer auf die Brust setzen muss, auch davor - bzw. den Konsequenzen - sollte man keine Angst haben. Man muss sich selbst genügend wert sein und darüber im Klaren, dass man ein Recht hat auf gute Behandlung (ein Gespräch, auch wenn der Partner nicht sprechen kann/will oder was auch immer einem wichtig ist!). Dann wird man auch anders wertgeschätzt, voraus gesetzt man hat es mit jemanden zu tun, der das überhaupt kann/kennt. Aber genau dem oder denjenigen geht man dann eben aus dem Weg!

Liebe Annicka, ich hoffe Du kannst was damit anfangen, auch wenn es meine persönliche Erfahrung ist, Deine Aufgabe ist vielleicht eine ganz andere. Auf jeden Fall wird es Dich weiter bringen, wenn Du nicht versuchst, ihn durch irgendeine neuzeitliche Diagnose, einen bloßen Namen für eine Charkterschwäche, die er nun mal hat, zu rehabilitieren. Du willst ihn schützen! Und gleichzeitig auch Dich selbst belasten. Lenke Deine Gedanken auf Dich, nur das wird Dich weiterbringen. Du hast es verdient und Du brauchst es. Und es ist Deine Aufgabe. Im Gegensatz dazu, Dich wieder mal um andere zu kümmern und arme Seelen zu retten... Den Gedanken hatte ich übrigens in meiner Geschichte auch ganz kurz, aber abgesehen von der spirituellen Überzeugung hält mich gottlob mein Stolz von sowas ab.

Alles Liebe und Gute!

Pola

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anicka
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Beitrag Do., 13.03.2008, 16:58

Liebe Pola,

danke für deine aufmunternden Worte. Ja sicher, der Verstand sagt mir auch, hey das musst du dir nicht geben, sich noch Gedanken zu machen, um jemanden, der dich so respektlos behandelt hat, aus welchem Grund auch immer. Andererseits, hab ich soviel Liebe in diese Beziehung gesteckt, so vieles ausgehalten und immer gehofft meine Liebe wäre stark genug nicht aufzugeben und immer mehr zu tolerieren, aber die Wirklichkeit hat mich eines besseren belehrt. Ist auch gut so. Dennoch gibt es leider keinen Schalter, der Gefühle einfach so abstellen kann.

Inzwischen mit mehr Abstand zu der ganzen Sache, geht es mir emotional schon fast wieder prima, im Vergleich zu der Zeit kurz nach der Trennung. Darüber bin ich sehr froh und weiß, dass ich nichts falsch gemacht habe.

Dieser Mann wohnt mir nur leider genau gegenüber, auf der anderen Straßenseite. Kannst dir also vorstellen, dass da am Anfang nicht viel war mit abschalten. Und zudem bin ich gerade in den letzten Zügen meiner neuen Ausbildung, muss mich also mit Prüfungen herumplagen und arbeite auch schon nebenbei. Der Job ist so, dass ich mit anderen Menschen zu tun habe und vor einer Gruppe stehe und lächeln muss, die Leute motivieren muss für ne ganze Weile. Kannst dir ja vorstellen, wie grausam das war, nach außen zu lächeln und innen drin ein zerfetztes Herz zu haben, wo man eigentlich nur heulen könnte und keinen Menschen sehen will. Ich konnte mich auch nicht krankschreiben lassen oder so. Ich musste lächeln und mich durch 4 lange Januarwochen und Februarwochen kämpfen.

Ich habe für mich selbst auch begriffen, dass es unbedingt nötig ist so schnell wie möglich mit dem Thema abzuschließen, um meine Prüfungen, die in 8 Wochen anstehen gut über die Runden zu bringen und bei Bewerbungen einen topfit´en Eindruck zu hinterlassen. Denn eigentlich bin ich eine Powerfrau, nur wenn mich jemand derart verletzt, dann schlägt mir das extrem auf die Seele.

Ich ignoriere seit 14 Tagen komplett alles was mit diesem Mann zu tun hat und werde auch hier nicht mehr schreiben. Diese neue Freundin muss ihre Erfahrung selbst mit IHM machen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie stark genug ist auch eines Tages „nein“ zu sagen, ehe sie nicht mehr sie selbst ist.

So, dann mach ich mich jetzt an meine Aufgaben, ich werde noch gebraucht, von viel netteren Menschen, die viel mehr verdient haben geliebt zu werden.

Liebe Grüße von Anne

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Iveliana
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Beitrag Di., 18.03.2008, 16:57

Hallo Anicka und all die Anderen!

Kann mir schon vorstellen das dich das ganz schön runterzieht.
Habe mich auch mal mit dem Thema Alexithymie beschäftigt, weil ich auch glaubte nichts fühlen zu können.
Denke mir aber auch wie schon einige vor mir geschrieben haben das dein Ex Freund nicht daran leidet.
Er kann ja offenbar lieb sein und Gefühle zeigen, zeitweise zumindest.
Bei mir ist es auch in der Verliebtheitsphase die ersten Monate ganz extrem da spüre ich alles und dann kommt der krasse Schnitt und der Körper oder was auch immer macht komplett dicht.
Wollte dir nur mal die andere Seite zeigen.
Ich weiß auch das ich Hilfe brauche und nehme diese auch in Anspruch, gehe seit 10 Jahren in Thera, lebe aber seit gut sieben Jahren auch in einer Beziehung und es klappt ganz gut.
Wenn man etwas verändern will dann geht das auch, natürlich muß erstmal der Wille dasein.
Wahrscheinlich hat dein Ex Freund es gar nicht richtig mitgekriegt wie weh er dir getan hat, aber nicht weil er nichts fühlt sondern weil er es nicht an sich ranlässt und sich gleich eine neue Freundin gesucht hat.
Hoffe du hast deine Prüfungen erfolgreich abschließen können!
Liebe Grüsse Iveliana

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Marianne
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Beitrag Di., 15.04.2008, 08:59

Ein nettes Hallo an alle!
Ich habe schon eine Weile nach einem Forum dieser Art gesucht. Vieles von dem, was ihr da geschrieben habt, kommt mir sehr bekannt vor.
Seit zweieinhalb Jahren lebe ich mit einem Mann zusammen, der Alexithymiker ist. Er selbst will nicht wahrhaben, dass er psychische Probleme hat, obwohl es ihm mehrere Ärzte gesagt haben. Er hat schon mehrere Beziehungen hinter sich, die alle an "Unterkühlung" gescheitert sind, wie ich im Nachhinein erfahren habe.
Als wir uns kennen gelernt haben, hat er sich ziemliche Mühe gegeben, doch schon nach ein paar Wochen machte er einen immer gleichgültigeren Eindruck, ließ mich sogar allein, als ich mit inneren Blutungen notfallmäßig in die Klinik musste.
Wir haben zusammen gearbeitet, d.h. er war bei mir angestellt. Wir hatten sehr viel direkten Kontakt mit Kunden. Dort wollte er immer gut dastehen, hat allen geholfen (aber immer so, dass es die anderen auch sehen). Ging es mir schlecht (und ich habe einige gesundh. Probleme) hat er das völlig ignoriert. Er möchte innerhalb einer Beziehung ein Eremitendasein führen und lebt das auch knallhart aus. Er gibt selbst zu, dass er Gefühle hasst, möchte diesbezüglich am liebsten ein Roboter sein. Das einzige Gefühl, das er wirklich ausleben kann, ist Wut und abgrundtiefer Hass.
Er ignoriert es völlig, wenn er andere Menschen, vor allem seine liebevollen und fürsorglichen Eltern und mich verletzt. Er schreit seine Mutti sogar noch an, wenn sie weinend neben ihm sitzt, weil er ihr mal wieder wehgetan hat. Bei Fremden "zeigt" er Mitgefühl, aber das nur, weil er gut dastehen möchte.
Er macht sich über mich lustig und das auf eine sehr zynische Art, wenn ich das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeiten äußere. Spricht man ihn darauf an, dass das so nicht in Ordnung ist, reagiert er völlig überzogen wütend oder spricht tagelang nicht mit mir. Ich hab ihm schon einen Schuss vor den Bug gesetzt, indem ich von einer Minute auf die andere weggefahren bin, ohne dass er wusste, wohin. Das ist ihm völlig egal. Auch seine Kinder behandelt er völlig gleichgültig. Es macht ihm nichts aus, wenn er monatelang nicht von ihnen hört.
Seit einem schweren Unfall vor einem reichlichen Jahr pflege ich ihn, war trotz eines 16-Stunden Arbeitstages immer für ihn da, bin zeitweise dreimal am Tag ins Krankenhaus, als er noch auf Intensiv lag. Habe ihn dann als Schwerstpflegebedürftigen zu Hause gepflegt. Durch den Unfall (an dem er Schuld war) habe ich das Geschäft verloren, sitze jetzt mit hohen Schulden da. Anstatt seine Verantwortung daran zu erkennen und mir zumindest moralische Unterstützung zu geben, hält er mir das ständig vor. Wir sehen uns nur zu den Mahlzeiten, dann zieht er sich wieder zurück und knallt mir an den Kopf, ich würde nerven, wenn ich ihn per Telefon (!) zu den Mahlzeiten rufe.
Jedem Körperkontakt entzieht er sich mit 100.000 fadenscheinigen Ausreden, sitzt den ganzen Tag nur vorm PC und schaut drei oder vier Videos gleichzeitig. Er ist zwar intelligent, hat aber überhaupt keinen Antrieb, dafür aber völlig überzogene Forderungen an das, was andere Menschen für ihn zu tun haben. Die Worte bitte und danke sind ihm völlig fremd. Es ist alles selbstverständlich, was die anderen für ihn tun. Er nimmt es hin, als stünde es ihm zu, egal was es ist. Wenn man ihn darauf anspricht, kommt der zynische Hinweis, er hätte ja nicht darum gebeten. Dass er ohne die Hilfe nicht ausgekommen wäre, ignoriert er dabei völlig. Für andere Menschen etwas tun zu müssen, ist ihm eine Horrorvorstellung. Im Gegenteil, selbst bei seinen Eltern, die sehr viel für ihn getan haben, ist er auf eine materielle Gegenleistung aus. Das einzige, was für ihn zählt, ist, in der Öffentlichkeit immer als der "Gute" dazustehen und bewundert zu werden. Ich beschäftige mich sebst schon seit fast 30 Jahren mit Psychologie und denke, dass es Alexithymie ist, wobei dort noch andere Sachen hineinspielen dürften. Die Ärzte im Krankenhaus und in der Kurklinik, wo er fast 9 Monate betreut wurde, sind der gleichen Meinung und haben ihm das auch gesagt. Aber in seiner grenzenlosen Arroganz meint er, dass alle anderen krank sind und nicht er.
Wenn ich unsere "Beziehung" analysiere, dann komme ich zu dem Schluss, dass er mich als Haushälterin und Krankenpflegerin sieht, die bei ihm bis ans Lebensende ihre Schuld abarbeiten muss. Er ist nämlich der Meinung, dass ich an dem Unfall schuld wäre, weil er auf dem Weg zur Arbeit (also zu mir) war. Zitat: "Dein Teufel hat mein Lenkrad festgehalten." Das tut derart weh, vor allem, weil ihm nachgewiesen wurde, dass er den Unfall verursacht hat und ich zu dem Zeitpunkt 10 Kilometer entfernt war. Ich denke, er hat ganz einfach Angst, sich seiner Verantwortung zu stellen, weil er dann auch für all die Hilfe dankbar sein müsste und das ist das Letzte, was er will.

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splinted_soul
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Beitrag Mo., 28.04.2008, 16:59

Hallo Marianne,

ich bin neu hier und habe gerade mit großem Interesse dein Posting gelesen. Nachdem ich im Internet Infos über Alexithymie gesucht habe, bin ich hier gelandet.
Vieles, was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Andere Verhaltensweisen wiederum sind mir fremd.
Mein Partner beteuert immer wieder, wie sehr er mich liebt. Ich weiß nicht, wieviele Jahre ich schon versuche, mit ihm darüber zu reden, aber es ist zwecklos. Therapeuten sind alles Idioten, er braucht keine Hilfe. Das sind seine Worte. Wenn er überhaupt mal etwas sagt. Meist schweigt er zu diesem Thema, bis ich heulend da sitze. Aber auch das scheint ihn nicht zu berühren. Ich habe in den letzten Jahren aufgegeben, ihn zu einer Paarberatung zu bewegen.
Ich kann nicht mehr. Jetzt fragen sich hier sicherlich einige: Warum trennt sie sich nicht? Unsere drei Kinder sind mehr oder weniger groß, brauchen uns nicht mehr in dem Maße.
Wir führen im Grunde genommen eine WG, essen zusammen, gestalten zu einem kleinen Teil die Freizeit zusammen und das war es. Alles, was in mir vorgeht, meine Ideen behalte ich für mich. Ängste, Sorgen mag ich nicht mehr mit ihm teilen. Ic traue ihm nicht mehr, er ist mir fremd. Dennoch weiß ich nicht, wie eine Trennung funktionieren sollte. Ich bin finanziell auf ihn angewiesen, weil ich keine Berufsausbildung habe. Also würde ich unweigerlich ein Sozialfall werden. Und das ist etwas, wovor ich große Angst habe.
Nachts liege ich oft wach und grüble, wie es weitergehen kann. Er möchte auf keine Fall eine Trennung, findet den Zustand der WG völlig in Ordnung, ihm fehlt nichts, wie er immer wieder sagt, wenn ich doch nur bei ihm bliebe.
Finanziell sind wir völlig überschuldet, doch ich bekomme keinen Einblick, alles managt er alleine. Er wird böse, will sich nicht in die Karten schauen lassen.
Am schlimmsten empfinde ich seinen Zynismus, wenn es um Gefühle geht. Wenn ich ihm sage, dass sein Verhalten verletzend ist, schaut er mich an und versteht es anscheinend wirklich nicht. Er kann gar nicht nachvollziehen, was ich da meine. Als würde ich eine völlig andere Sprache sprechen. Als ich vor vielen Jahren mit der Trennung drohte, weil ich am Ende war, sah ich ihn das erste Mal weinen. Er stand am Bett der Kinder und weinte ganz furchtbar. Damals versprach er mir, sich Hilfe zu suchen. Es blieb bei dem Versprechen.
ich wollte keinen Roman schreiben, ich weiß, man soll sich hier kurz fassen.


LG, splinted_soul

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Marianne
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Beitrag Mo., 28.04.2008, 19:01

Hallöchen,
erst einmal kann ich dir insofern die Angst nehmen, dass man auch von Harz IV einigermaßen leben kann. Und das steht dir auf jeden Fall zu, wenn du dich trennen würdest. Du musst nur wegen der Wohnung vorher zur ArGe, in deren Einzugsbereich du gern wohnen würdest.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Menschen mit Alexithymie trotz allem gute Menschenkenner sind, denn sie suchen sich immer Partnerinnen, die ein ausgeprägtes Helfersyndrom haben... bevorzugt Sternzeichen Fisch, weil die sich am besten anpassen können. Und irgendwie hat man ein mieses Gefühl, wenn man gehen möchte, auch wenn man weiß, dass es die einzige Chance ist, die eigene Seele zu schützen. Und sie wissen das auch ganz genau. Sie können nämlich etwas, was wir Gefühlvollen nicht können: ganz rational entscheiden, was für sie gut ist. Und weil sie keine Gefühle kennen, haben sie auch kein schlechtes Gewissen, wenn sie anderen weh tun.
LG Marianne

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Beitrag Mo., 28.04.2008, 19:59

Hallo,

ja rational denken können, manchmal beneide ich ihn darum. Ich kann es ganz und gar nicht. Mit achtzehn von zu Hause abgehauen, in die Beziehung geschlittert...ich weiß gar nicht, wie es geht, alleine zu leben. Von einer Abhängigkeit in die nächste gestolpert, wie konnte ich nur so blöd sein.
Manchmal weiß ich nicht, wovor ich mehr Angst habe, vor dem Tod oder vor dem Leben. Und dann das schlechte Gewissen, ihn zurück zu lassen. Und dann die Altlasten, die ich mit mir rumschleppe. Ich muss eine Entscheidung treffen, das weiß ich wohl.

Danke für die schnelle Antwort.

LG Splinted_soul

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Marianne
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Beitrag Di., 29.04.2008, 06:07

Guten Morgen,
die Altlasten kenne ich auch zur Genüge. Bin mit 16 zu Hause raus, mehrfach mit Beziehungen auf die Nase gefallen. Mein erste Schwiegermutter wollte mich nicht, meine zweite Ehe hat meine eigene Mutter (Alkoholikerin, inzwischen verstorben) zerstört. Habe zwei Kinder allein großgezogen. Geht alles irgendwie. Bin chron. Optimist.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber die Frage ist manchmal, worauf man die richten soll. Glücklicherweise habe ich gute Freunde, die zu mir stehen und hoffe für dich, dass du auch so einen Rückenhalt hast.
LG Marianne

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