Psychose in der Kindheit?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Psychose in der Kindheit?

Beitrag Sa., 10.10.2015, 09:52

Ich bin seit ca. 1 Monat in einer Therapie - in der 1., in der ich scheinbar reden kann und werde. Seit dem lassen mich die Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend nicht mehr los. Wenn ich an die Zeit meiner Jugend denke, bekomme ich körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot. Ich habe Schlaftörungen. Aber für mich ist alles nicht klar zu ordnen und ich kann meinen Erinnerungen nicht trauen.

Was mich sehr beschäftigt ist, dass ich mich deutlich an schlimme Zeiten in meiner Kindheit erinnere, die mir unter heutigen Gesichtspunkten (ich habe da mal ein bisschen nachgelesen) psychotisch vorkommen. Und ich frage mich: kann das sein? Und wie bin ich da heil - ohne theapie und Hilfe - halbwegs wieder rausgekommen? Gibt es das überhaupt?

Ich erinnere mich daran, Nächte vor dem Spiegel meines Zimmers verbracht zu haben, weil ich wusste, dass ich die Grenze in die andere Welt (Parallelwelt) durchbrechen muss, aber davor riesige Angst hatte. Ich habe über Wochen kaum geschlafen in dieser Zeit. Ich hatte Todesängste. Damals war ich ca. 12 und entwickelte etwa zeitgleich eine Trichotillomanie, die ich nie wieder los wurde.
Genaue Erinnerungen habe ich leider nicht, aber scheinbar ging es irgendwann besser? Meine Eltern waren sehr ungeduldig mit mir, ich solle mich zusammenreißen, aufhören zu spinnen. Aber Hilfe gab es keine, trotz für mich realer Todesängste.

Es folgten Phasen großer Schwere, die sich wieder mit solchen "psychotischen"(?) Phasen abwechselten. Und ich glaube, es gab auch Phasen von relativer Normalität? Ich hatte später z.b das Gefühl verschiedene Mächte würden um mich kämpfen. U.A.
Oder ich könnte Gedanken anderer hören. Mein Leben lang konnte ich nicht im gleichen Raum mit anderen schlafen, weil ich ihre Seelen und Träume spüren musste, was für mich oft nicht aushaltbar war.

Meine Erinnerungen daran beschränken sich darauf, dass ich diese Dinge vor allen Dingen nachts erlebt habe. Was am Tag war, weiß ich nicht. Da erinnere ich mich, dass es mir ab ca. 14 sehr oft schlecht ging. Ich habe mich verletzt, hatte zwanghafte Selbstmordgedanken etc.

Was mich nun beschäftigt, ist die Frage, die ich oben schon stellte? Ist es möglich derlei Halluzinationen zu haben und recht "heil" davon zu kommen? Die letzte hatte ich wärend des Studiums (ich erwachte 1 Meter über meinem Bett schwebend - von bösen Mächten nach oben gesogen - und bin dann aufs Bett geknallt, habe 2 Tag nicht das Haus verlassen können, nur das Vaterunser gebetet, seit dem bin ich davon verschont!!!)


Ich traue meinen Erinnerungen nicht. Als Kind bekam ich gesagt, ich solle aufhören mit der Spinnerei, ich denke mir den Quatsch nur aus, er komme von meinen Büchern, die ich lese. Aber etwas in mir WILL mir glauben. Ich WILL verstehen, was mit mir los war. Nur, so lange ich mir nicht selbst glaube, kann ich es nicht meiner Therapeutin erzählen. Ich möchte nicht lügen. Ich danke für Eure ehrlichen Meinungen!Herzliche Grüße!
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Fundevogel
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Beitrag Sa., 10.10.2015, 20:39

Hallo doppelgängerin,

willkommen im Forum.
Ich glaube, der Weg zum Verstehen wäre genau der, es deiner Therapeutin zu erzählen.
Und zwar genau so, wie du es hier erzählt hast.

Alles Gute dafür!
Fundevogel

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Kellerkind
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Beitrag So., 11.10.2015, 08:45

Nur ein ganz kurzer Einwand an dieser Stelle:

Hier auf der Welt laufen ganz viele, erwachsene Menschen herum, die NICHT psychotisch sind, sondern an so etwas glauben, deren Geschichte deiner sehr ähnlich klingen, dass sie als Kind schon anders gewesen wären, dies und jenes gespürt, man ihn habe einreden wollen, dass dies Spinnerei sei oder eben später dass dies Anzeichen von Psychosen wären und so weiter. In der entsprechenden Szene behauptet man, dass jemand mit solchen Gaben gar nicht anders könne als daraus das Beste zu machen, wer es unterdrückt, würde krank und lande in der Klinik...

Wie dem auch sei, man kann den "esoterischen" oder "okkulten Spinnern" ja vorwerfen was man will, aber sie habe i.d.R. eine Lebensweise für sich gefunden, wie sie damit umgehen, und die wenigstens von ihnen sind "psychotisch", nur weil sie an Astralreisen und Telepathie etcpp glauben bzw. entsprechende Praxis üben. Allerdings für labile Menschen durchaus ein Spiel mit dem Feuer...
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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Beitrag So., 11.10.2015, 20:23

Ich danke ganz herzlich für Eure Antworten!
Fundevogel hat geschrieben:Ich glaube, der Weg zum Verstehen wäre genau der, es deiner Therapeutin zu erzählen.
Und zwar genau so, wie du es hier erzählt hast.
Ich kann es ihr aber leider nicht erzählen, so lange ich nicht sicher bin. Vielleicht ist es ja nichts, was von Bedeutung ist. Ich möchte nicht, dass sie denkt, ich bewerte mich oder diverse Dinge über. Die Erinnerungen sind auch nur verschwommen, werden erst mit steigendem Alter realer. Ich frage mich eben, ob das erste Geschehen, mit 12, irgendein Auslöser für all die verzweifelten Jahre danach war...
Kellerkind hat geschrieben:Hier auf der Welt laufen ganz viele, erwachsene Menschen herum, die NICHT psychotisch sind, sondern an so etwas glauben, deren Geschichte deiner sehr ähnlich klingen, dass sie als Kind schon anders gewesen wären, dies und jenes gespürt, man ihn habe einreden wollen, dass dies Spinnerei sei oder eben später dass dies Anzeichen von Psychosen wären und so weiter. In der entsprechenden Szene behauptet man, dass jemand mit solchen Gaben gar nicht anders könne als daraus das Beste zu machen
Liebes Kellerkind, das sind Gedanken, die ich auch schon in manchen Lebensabschnitten bewegt habe. Aber leider fehlt mir eigentlich der natürliche Zugang zur Spiritualität, ich kann mich da nur sehr schwer bis gar nicht einlassen, auch, wenn ich manchmal denke, ich hatte ja "Kontakt". Aber jenen habe ich eben oft auch als sehr beängstigend empfunden, geradezu verstörend. Und das allein-Sein damit war für mich unerträglich. Auch das "Ich darf meinen Gefühlen nicht trauen, sie sind unreal" bestimmt mich noch heute.
Ich mache hier - nach dem 1."Mal" mit 12 - den Beginn vieler anderer Symptome fest, ua. meine Trichotillomanie, später das SVV, die depressiven (??) Phasen mit Suizidgedanken etc. Aber sicher sind diese "übersinnlichen erfahrungen" nicht der Grund für diese Dinge...??... Oder doch??

Ich bin ratlos. Und gleichzeitig frage ich mich, ob ich es überhaupt sein sollte, oder einfach auf sich beruhen lassen soll. Shit happens, es war halt wie's war.

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Mustermaus
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Beitrag Mo., 12.10.2015, 22:49

Passt zwar nicht 100% zum Thema, aber ich zweifle mittlerweile auch oft daran, dass ich in der Kindheit missbraucht worden bin... Warum? Weil mir meine Mutter genauso einreden will, dass meine Schilderungen nicht der Wahrheit entsprechen.

Dadurch will sie aber lediglich die Schuldgefühle unterdrücken, dass es ihre Pflicht gewesen wäre, etwas gegen den Missbrauch und Misshandlung zu unternehmen! Denn Anzeichen gab es genug , hatte zahlreiche psychische Probleme (was sie aber auch selbst durch ihre Kälte verursacht hat)...
~ ~ ~ ~

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Beitrag Mo., 12.10.2015, 22:58

Kellerkind hat geschrieben: Hier auf der Welt laufen ganz viele, erwachsene Menschen herum, die NICHT psychotisch sind, sondern an so etwas glauben, deren Geschichte deiner sehr ähnlich klingen, dass sie als Kind schon anders gewesen wären, dies und jenes gespürt, man ihn habe einreden wollen, dass dies Spinnerei sei oder eben später dass dies Anzeichen von Psychosen wären und so weiter. In der entsprechenden Szene behauptet man, dass jemand mit solchen Gaben gar nicht anders könne als daraus das Beste zu machen, wer es unterdrückt, würde krank und lande in der Klinik...
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Kann nur sagen, ich habe Menschen ziemlich irre gesehen und verachtet (echt sorry !!) , die an Spiritualität (und Gottheiten) glauben, obwohl ich selbst unter anderem an Derealisationen und Verfolgungswahn litt (weiß auch, das ist anders, aber der Sprung ist meiner Ansicht nach nicht allzu weit, schließlich auch Stimmen zu hören, etc). Meine Mutter ist zb überzeugt von Spiritualität und ich lache mich jedes mal kaputt darüber...
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Beitrag Mo., 12.10.2015, 23:10

doppelgängerin hat geschrieben: Aber jenen habe ich eben oft auch als sehr beängstigend empfunden, geradezu verstörend. Und das allein-Sein damit war für mich unerträglich. Auch das "Ich darf meinen Gefühlen nicht trauen, sie sind unreal" bestimmt mich noch heute.
.
Das kenne ich nur zu gut.. Ich finde, Du solltest genauso über Deine Unsicherheit berichten, wie den Erlebnissen. Tut schließlich nichts zur Sache, es erleichtert nur die therapeutische Arbeit...
~ ~ ~ ~

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