PTBS, Depression, Derealisation?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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ina_rei
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PTBS, Depression, Derealisation?

Beitrag Do., 13.12.2018, 16:04

Hallo!
Ich bin noch nicht allzu lange hier im Forum angemeldet, lese aber schon sehr lange immer mal wieder mit.

Ich weiß, dass es hier bereits viele Threads zu den oben genannten Themen gibt, aber irgendwie trifft das nicht so wirklich den Nerv meines Problems.

Also, ich bin schon lange in Therapie aufgrund einer Essstörung, Depression und einer PTBS.
Ich arbeite in der Klinik viel mit inneren Instanzen und auch etwas mit dem Ego-State-Modell.
Ambulant arbeite ich auch mit den inneren Instanzen, dem inneren Kind und mache auch EMDR.

Nun, ich habe das Gefühl, bei einem Punkt nie wirklich verstanden zu werden. Bei der Inneren-Kind-Arbeit kommt es immer wieder zu folgender Situation: bei der Traumabearbeitung soll ich mich (zur Stabilisierung) unter anderem um die Bedürfnisse meines Inneren Kindes kümmern. So weit so gut.
Bei bestimmten Traumathemen ist es allerdings so, dass ich das Gefühl habe, dass diese Traumatisierungen nicht eben diesem Kind passiert sind, es dabei gar nicht da war, nichts damit zu tun hat. Klar, sicher eine Form der Dissoziation.
Allerdings gibt es da eben diesen ungreifbaren Teil in mir, dem diese Dinge passiert sind. Aber ich kann nicht sagen, ob das auch etwas kindliches ist - oder überhaupt eine "Person als Anteil". Oder ist es nur ein Konstrukt, aus Gefühlen?
Es ist nicht greifbar für mich, dieser Teil.
Wenn dieser Teil aber gerade sehr "präsent" ist, versetzt er mich, als "Erwachsene" in einen komischen Zustand.
Wenn ich versuche, mich darüber mitzuteilen, wird es nur schlimmer. Ich habe dann das Gefühl, als käme ich an niemanden heran, keines meiner Worte scheint zu dem zu passen was ich eigentlich sagen möchte, ich werde absolut nicht verstanden. Dieser Zustand oder Modus hält schon eine Weile an, dann habe ich das Gefühl, dass sich die Welt ohne mich abspielt, ich in keinster Weise zu dieser Welt gehöre und alles so wahnsinnig weit weg ist. In diesem Zustand geht es mir äußerst schlecht, ich habe starke Sinnlosigkeitsgedanken und habe quasi resigniert. Ich habe dann auch das Gefühl, nicht wirklich "Ich" zu sein.

Natürlich sind mir die Begriffe Depersonalisation und Derealisation kein Fremdwort - aber ist das auch stimmig? Mir kommt das nicht so vor. Es ist eher, als gäbe es neben mir noch diesen Teil, der mich in einen anderen "Zustand" versetzt. In diesem Zustand fühle ich mich mehr tot als lebendig, manchmal habe ich das Gefühl, dass dieser Teil, der das Trauma "trägt", eigentlich auch tot ist, also als Kind dabei verstarb.

Das klingt einfach komisch, das weiß ich.
Ich kenne mich gut und ich auch meine "Störungen", aber nichts was ich bisher sah oder las kann diesen Zustand und diesen Teil wirklich beschreiben.

Habt ihr dazu eine Idee? Kennt das jemand vielleicht sogar?

Danke fürs lesen!

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candle.
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:16

Hallo!
ina_rei hat geschrieben: Do., 13.12.2018, 16:04
bei der Traumabearbeitung soll ich mich (zur Stabilisierung) unter anderem um die Bedürfnisse meines Inneren Kindes kümmern. So weit so gut.
Bei bestimmten Traumathemen ist es allerdings so, dass ich das Gefühl habe, dass diese Traumatisierungen nicht eben diesem Kind passiert sind, es dabei gar nicht da war, nichts damit zu tun hat. Klar, sicher eine Form der Dissoziation.
Ich will mal fragen was das Eine nun mit dem Anderen zu tun hat?

Wie machst du das denn mit den Bedürfnissen des Inneren Kindes?

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ina_rei
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:22

Hey, danke für deine Antwort!
Aber ich glaube ich verstehe deine Frage nicht - ups!
Also in der Traumatherapie schauen wir uns halt Traumasituationen, Bilder, usw. an. Oft auch mit EMDR. Solange ich diese Szenen so empfinde, dass das "meinem" Kind passiert ist, klappt das auch.
Das mit dem kümmern betrifft eher die Zeit Außerhalb der Therapie. Ich soll hinschauen, wie es dem Kind geht, was es braucht, ihm etwas guten tun. Auch das klappt (oft).
Nur bei den Dingen, die nicht dem "Kind", sondern dem "Teil" passiert sind, klappt eben so rein gar nichts. Da gibt es kein wahrnehmbares Kind oder irgendwas spürbares. Als hätte dieser Teil eben absolut nichts mit mir zu tun, schon gar nicht mit dem "Kind".
Deshalb kann ich in diesen Szenen ja auch nicht mit dem "Kind" arbeiten, es wahrnehmen usw, weil ich ja ebene das Gefühl habe, diese Dinge sind ihm nicht passiert.

Weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken kann, sorry :(

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candle.
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:31

ina_rei hat geschrieben: Do., 13.12.2018, 16:22 Aber ich glaube ich verstehe deine Frage nicht - ups!
Doch, das hast du schon richtig verstanden. :lol: Jedenfalls empfinde ich deine Antwort als "richtig".
Also in der Traumatherapie schauen wir uns halt Traumasituationen, Bilder, usw. an. Oft auch mit EMDR. Solange ich diese Szenen so empfinde, dass das "meinem" Kind passiert ist, klappt das auch.
Hast du dem Therapeuten denn gesagt, dass du da Probleme hast? Machst du denn auch EMDR als Positivverstärker- also eher stabilisierend? Ich würde nämlich wirklich zu Pausen raten und nicht permanent Traumabewältigung machen, weil das auch enorm anstrengend ist.
Da gibt es kein wahrnehmbares Kind oder irgendwas spürbares. Als hätte dieser Teil eben absolut nichts mit mir zu tun, schon gar nicht mit dem "Kind".
Das kenne ich auch und würde sagen, dass du da noch nicht so weit bist. Das kommt dann schon von selber. Ich habe das als Leere im Kopf erlebt, also eine Blockade. Das mußte dann erstmal so bleiben. Und auch versuchen darüber nicht noch permanent nachzudenken, weil das auch nicht weiterhilft.

LG candle
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ina_rei
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:40

Hihi, dann bin ich ja beruhigt, dass ich es verstanden habe :)

Ja, "Positiv-EMDR" machen wir auch. Und ich sehe es auch ganz genau so wie du, dass es auch Pausen der Traumathemen braucht. Aber irgendwie, seitdem dieser "Teil" ab und an "Besitz" von mir ergreift, schaffe ich es kaum mehr, nicht an diese Sachen zu denken und mich mit mir und diesem Teil auseinander zu setzen. Wenn ich nicht alleine bin geht das, immerhin...

Hm, eine Blockade im Kopf. Leere. Bei mir ist es eher irgendwie gefühlt das Gegenteil. Das Gefühl der Leere kenne ich auch, aber nicht in diesem "Zustand". Da ist es eher so, als wäre mein Kopf nur voll und voller, ich sehe meinem "Ich" zu, wie es halt so macht und tut, aber fühle es so, als wäre das nicht Ich. Und als wäre mein Kopf voll mit Dingen, die aber nichts mit dieser Welt und dem Leben zu tun haben. Einfach ein großes, gigantisches Gefühl von "es ist nicht aushaltbar, es fühlt sich nur schlimm an", ohne, dass ich überhaupt weiß, WAS sich denn schlimm und schrecklich anfühlt.

Dieses nicht-fassbare macht mich noch verrückt :(
Nach Jahren der Therapie kann ich mich ganz gut analysieren, nur jetzt, da stoße ich mit an meine Grenzen und die Grenzen meines logisch denkenden Verstandes.

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candle.
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:44

Ja, aber man kann auch nicht immer alles bis in den letzten Winkel finden und verarebeiten. ich denke, dass immer irgendwo was bleibt.

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ina_rei
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Beitrag Do., 13.12.2018, 16:48

Ja, klar, da hast du recht.
Aber wie geht man damit dann um?

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Beitrag Do., 13.12.2018, 17:01

ina_rei hat geschrieben: Do., 13.12.2018, 16:48 Aber wie geht man damit dann um?
Schwierig! Immer kümmern, dass man selber einigermaßen "gut" durch das Leben kommt, sowohl das Innere Kind als auch die Erwachsene.

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Beitrag Do., 13.12.2018, 17:40

Vielleicht ist es nicht dem inneren Kind, sondern dir passiert und du spaltest es ab, weil es dir zu hart ist, hinzugucken. Wenn es um das innere Kind geht, kannst du ja so etwas Abstand nehmen zur Situation. Es geht ja dann um das innere Kind und nicht um dich, um das mal etwas laienhaft zu beschreiben.

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ina_rei
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Beitrag Do., 13.12.2018, 17:45

Danke auch für deine Sichtweise.

Ja, so ist es ja auch, logisch gesehen zumindest. Aber gefühlt halt nicht.
Ich weiß auch nicht. Ich glaube ich will einfach nur einen "Namen" für diesen "Teil" oder diesen "Zustand", um es besser begreifen zu können. Auch wenn ich weiß, dass das auch nichts ändert...


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Beitrag Do., 13.12.2018, 18:22

Naja du spaltest deine Gefühle vermutlich einfach ab. Das ist der Name.

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ina_rei
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Beitrag Di., 26.03.2019, 16:45

Schlendrian hat geschrieben: Do., 13.12.2018, 18:22 Naja du spaltest deine Gefühle vermutlich einfach ab. Das ist der Name.

Hm, nein, das tue ich eigentlich nicht.
Mein Ich, meine Gefühle usw. ist alles noch da in diesem "Zustand".
Nur halt eben so im Hintergrund, als wäre mein Ich irgendwo eingesperrt und der "Zustand" hätte nun das Sagen.

Mein Beitrag ist recht lang her, gebessert hat sich der Zustand nicht. Das ist nun die längste Zeit damit, die ich bisher hatte.
Das Längste davor waren vielleicht ein paar Wochen. Nun sind es schon über drei Monate.
Das wird nun aber bald zum Glück beendet, da Klinik.


Es mag vielleicht für einige nicht ganz nachvollziehbar sein, warum ich so sehr darauf poche, einen Titel für mein Problem zu haben.
Aber das Gefühl, als hätte man selbst in seinem Geist und seinem Körper irgendwie nicht mehr das Sagen, sonden eben ein ominöser, gruseliger, nicht greifbarer Teil, fühlt sich echt, naja, widerlich an.

Das ganze auf rationale Erklärungen runter zu brechen hat mir bei verschiedenen Problemen oft geholfen. Ich wünscht, das täte es auch disemal, nur gibt es hier grad eben keine rationale Erklärung.


shesmovedon
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Beitrag Di., 26.03.2019, 17:41

Hört sich aber auch nicht nach multipel an, da du ja auch sagst, dass deine Gefühle und alles noch da sind. Es wird einfach eine Form der Dissoziation sein, so wie du es beschreibst.

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ina_rei
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Beitrag Di., 26.03.2019, 17:43

Schlendrian hat geschrieben: Di., 26.03.2019, 17:41 Hört sich aber auch nicht nach multipel an, da du ja auch sagst, dass deine Gefühle und alles noch da sind. Es wird einfach eine Form der Dissoziation sein, so wie du es beschreibst.
Quatsch nein, absolut nicht multipel.
So war das auch nicht gemeint.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 26.03.2019, 21:24

Hmm, ich habe solchen "Teilen" zumindest einen "Funktionsnamen" gegeben.
Bsp. die wütende oder die Traurige, vllt kannst Du rausfinden, was denn die Funktion dieses "Zustandes" ist,
und darüber einen Namen geben?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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