Gestörte Persönlichkeit?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Antworten

Thread-EröffnerIn
TOP
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 25
Beiträge: 2

Gestörte Persönlichkeit?

Beitrag Di., 26.02.2019, 19:34

Hallo Leute,

ich bin etwas verwirrt. Ich habe (nachdem es 6 Jahre lang hieß ich hätte Borderline) nun gesagt bekommen es sei eine Fehldiagnose, ich hätte eine komplexe PTBS.

Ich fühle mich nur so als seien diese 'Traumata' nicht 'schlimm genug'. Ich meine ja, ich hatte keine schöne Kindheit, wir hatten finanzielle Probleme, ich hätte als kleines Kind fast meine Mutter verloren und mein Vater war Alkoholiker. Aber ich bin nie geschlagen worden, oder missbraucht.. mir wurde damit gedroht, aber es ist nie passiert. Später dann jahrelang Mobbing in der Schule (aber auch meistens nur durch Worte), nie Freunde gehabt (habe eine soziale Phobie).

Mit 16 wurde mir gesagt ich hätte Depressionen, Anorexie, habe mich selbst verletzt und hatte Probleme mit Substanzmissbrauch, mit 18 dann Borderline. Gegen Therapie/ Klinik habe ich mich immer gewehrt. Dann kam ich zu einer Pflegefamilie, und war Jahre lang mehr oder weniger komplett Symptomfrei.

Seit zwei Jahren kamen 'aus dem Nichts' die Depressionen zurück, ich schaffe es teilweise Tagelang nicht aus dem Bett oder zu duschen. Ich kann das Haus aus Angst nicht verlassen, musste die Arbeit aufgeben, habe Angst vor Menschen, Angst angestarrt zu werden. Ängste vor Dingen die mir vorher nie was ausgemacht haben. Substanzmissbrauch, der Drang mich zu verletzen, alles wieder da.

Kann ein Mensch, dem es so lange gut ging wirklich eine Persönlichkeitsstörung haben? Ich konnte ja wirklich fast normal leben. Gibt es PTBS, auch ohne 'richtige' Traumata? Meist hört man das ja bei Soldaten, also Leute die wirklich in Lebensgefahr waren.. Ich habe das Gefühl meine Probleme sind zu lächerlich um Hilfe in Anspruch zu nehmen..

Vielleicht fällt euch ja etwas dazu ein..

Liebe Grüße,
top

Werbung


shesmovedon
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 25
Beiträge: 2203

Beitrag Di., 26.02.2019, 19:49

Es gibt immer Menschen, denen es schlechter gehen wird, aber das macht deine Probleme ja nicht nichtig. Ich denke, dass es egal ist, welche Diagnose du nun hast. Du hast Probleme und benötigst anscheinend ja eine Behandlung. Also scheu dich nicht diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gehen Menschen mit weitaus geringeren Problemen in Therapie.


theweirdeffekt
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
anderes/other, 57
Beiträge: 611

Beitrag Di., 26.02.2019, 19:55

Hey Top,

Tut mir leid dass es dir so schlecht geht. Ich persönlich finde das wort "störung" ja ganz furchtbar. Es vermittelt, dass man gesund ist, wenn man funktioniert. Menschen sind aber keine Maschinen.

Warum ist es dir denn so wichtig zu definieren, was es genau ist? Bzw. Was tust du, damit es dir besser geht?
Wie war denn die Pflegefamilie für dich?

Ich kenne von mir schon Phasen wos mir besser und schlechter geht, von depression, zwangs- über angsterkrankung, burnout war schon alles dabei... für mich ist es wichtiger zu schauen, was ich selber für mich tun kann, als wo ich "eingeordnet" werde. Im Vergleich zu anderen, sind meine geschichten auch nicht so tragisch. Subjektiv empfunden kämpfe ich aber doch mit einigen Symptomen. Die vergehen auch nicht, wenn ich ihnen erkläre, dass es anderen schlechter geht ;) darum mach ich das auch nicht mehr. Soetwas ist keine "challenge" dh. Wenns dir nicht gut geht, dann ist das so.

Du hast verdient, dass es dir gut geht. Wenn es das nicht tut, hast du verdient, dass dir jemand hilft, damit es das tut.

Alles liebe
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen


Thread-EröffnerIn
TOP
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 25
Beiträge: 2

Beitrag Di., 26.02.2019, 20:24

Vielen lieben Dank für eure Antworten.. :)

ich versuche mir auch immer einzureden das es ja gar nicht so wichtig sei. Aber ich habe so, so viele Baustellen und immer wieder tauchen neue auf (grade was Ängste betrifft), deswegen habe ich das Gefühl, wenn ich die 'Ursache', oder das 'Problem' finde geht es vielleicht endlich voran..
Und vielleicht auch weil ich Angst vor diesem 'Unheilbar-Touch' von Borderline habe.

Vielleicht hat es mich auch verwirrt das so schnell solche Diagnosen gestellt werden. Und ja das mit der 'Störung' finde ich auch so schrecklich. Als ob die eigene Persönlichkeit einfach nur falsch wäre.

Die Pflegefamilie war auch kein wirklich schönes Erlebnis, aber wenigstens wurde ich in Ruhe gelassen.
Ich suche seit Ewigkeiten etwas, das mir hilft, aber da mir nichts mehr Spaß macht was ich mal mochte, ist das ziemlich schwer. Ich habe versucht mich dazu zu zwingen, aber empfinde einfach gar nichts dabei. Tiere helfen mir sehr, in dem Bereich helfe ich seit kurzem ein bisschen ehrenamtlich und das tut mir wirklich gut, auch wenn es oft sehr anstrengend ist.

Ich versuche morgen Therapeuten anzurufen, telefonieren ist leider auch so ein Horrording für mich und ein Grund, warum ich bisher keine gemacht habe. Aber es muss wohl sein.

Vielleicht kommt ja der Antrieb und das Interesse mit den Medikamenten zurück, auch wenn ich vor denen auch ziemlich Panik habe..

Werbung


shesmovedon
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 25
Beiträge: 2203

Beitrag Di., 26.02.2019, 20:27

Ich konnte früher auch nicht telefonieren, das kann ich jetzt problemlos, auch wenn ich insgesamt ungerne telefoniere, einfach weil's für mich komisch ist, mit wem zu sprechen, den ich nicht sehe. Du lernst das sicher noch, vielleicht ja durch die Therapie. Es ist aber halt schon wichtig, dass du dich überwindest, um einen Termin auszumachen. Für mich war das auch schwer, aber es muss halt. Ich drück dir die Daumen, dass du schnell einen passenden Therapeuten findest für dich.

Ach ja und Medikamente machen auch etwas gleichgültiger, dadurch gehen dann plötzlich auch Dinge, die vorher nicht gingen. Hast du denn schon welche verschrieben bekommen?


theweirdeffekt
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
anderes/other, 57
Beiträge: 611

Beitrag Di., 26.02.2019, 21:12

Es geht immer nur ein Schritt nach dem anderen. Für mich waren immer teilziele wichtig, weil "alles" zum Teil so viel war, dass ich mich gar nimma rausgesehen hab.

Darum echt toll, wenn du dir einen thera suchst. Ich fands auch mühsam, vor allem weil der erste nicht gleich gepasst hat. Da braucht man eventuell ein bisschen Geduld.

Ansonsten bin ich, was Medis betrifft, bei schlendrian, sie können schon eine große Unterstützung sein, um seine Angelegenheiten in angriff zu nehmen.

Nicht andere definieren dich, nur du dich selbst. Mit Einordnungen in den ICD10 gehts leider bei ärzten immer relativ schnell. Ich find's zum teil halt schwierig. klar man kann damit arbeiten. Aber wenns einem dann noch schlechter geht, weil man sich abgestempelt fühlt, machts die Sache meiner Ansicht nach schwieriger.

Gibts irgendwelche Auslöser, die dir schon aufgefallen sind? Stress, hormonelle schwankungen (sind bei frauen ja auch so ein thema ;) ) vermehrt nach schlaflosen Nächten etc?

Finde es toll, dass du einen guten Bezug zu tieren hast :). Sie tun mir auch gut. Vielleicht hilft auch spazieren gehen, die natur?

Liebe Grüße
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen


hey_jude
Forums-Insider
Forums-Insider
anderes/other, 36
Beiträge: 163

Beitrag Di., 26.02.2019, 21:50

Traumata haben verschiedene Auslöser. Du musst unterscheiden zwischen einem Entwicklungstrauma und einem Schocktrauma (Typ I und Typ II). Entwicklungstraumata betreffen die gesamte Persönlichkeit, daher die Komplexität bei der Behnaldung, Überwindung. Es muss also nicht das eine schreckliche Erlebnis gegeben haben. Bspw. Vernachlässigung oder das Fehlen einer konstanten Bezugsperson können ausreichen, um die Persönlicheitsentwicklng eines Menschen empfindlich zu stören. Dadurch können sich z.B. Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation einstellen oder Probleme die eigenen Gefühle richtig spüren und einordnen zu können. Das bringt viel Ärger, Angst, Kummer und Leid mit sich und somit auch verschiedenartige Baustellen. Dir fehlt eventuell der Kompass für dein Leben, das sind nämlich deine Gefühle.
Zuletzt geändert von hey_jude am Di., 26.02.2019, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1543

Beitrag Di., 26.02.2019, 21:53

TOP hat geschrieben: Di., 26.02.2019, 19:34 Ich habe das Gefühl meine Probleme sind zu lächerlich um Hilfe in Anspruch zu nehmen..
Dass liegt aber nicht daran, dass deine Probleme lächerlich sind..
sondern daran, dass du dich selbst nicht genug wertschätzt und du sie deshalb so empfindest.
Wenn du dich selbst nicht ernst nimmst, wird es kein anderer Mensch auf diesem Planeten tun.
Auf Dauer lebt es sich so aber nicht besonders gut.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

Benutzeravatar

SimpleMind
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 18
Beiträge: 16

Beitrag Di., 26.02.2019, 23:50

Hey TOP,

Schön das du dich mitteilst. Das ist der richtige Weg. Sprich oder schreib darüber wie du dich fühltst und was du denkst immer in Kontakt zu anderen Menschen. Das ist der wichtigste Teil. Immer im Beziehungskontext zu anderen Menschen!
Nicht alleine. Sonst wirst du immer die gleiche Schallplatte von deinem Nervensystem, deinem Unterbewußtsein vorgespielt bekommen : Gefahr! Angst! Rückzug!

Was du so schreibst hört sich sehr sympathisch an. Ich halte dich auf den ersten Blick für einen sehr sympathischen Menschen mit dem man gerne in Verbindung geht. Behalte diese Unbeschwertheit. So kann es nur vorwärts gehen.
Das ist immer der richtige Weg. Dein Problem ist nicht komplex - du Leidest - du möchtest Nähe und Verbindungen zu Menschen. Dieses kostet natürlich Überwindung - dein Körper, dein autonomes Nervensystem- sagt "Nein, geht nicht, will ich nicht, Nähe bedeuted Gefahr".

Doch droht dir Gefahr? Nein. Also lass es nicht zu. Das Beste wäre wenn du eine Traumatherapie machst.
Deine Vergangenheit ist völlig irrelevant für deine Heilung. Mach dich nicht verrückt und mach eine Traumatherapie!
Trauma bedeuted immer ein Mangel und die Verleugnung die Erfahrung gemacht zu haben getrennt von seinem Körper und den Menschen zu sein. Also super das du versuchst in Kontakt zu gehen! Weiter so! Traumaheilung funktioniert nur auf der Beziehungsebene mit Menschen! Du musst ja nicht gleich ein Konzert geben ;) Versuch doch mal eine Klinik zu kontaktieren welche Traumatherapie macht. Die wissen sehr genau was mit dir los ist :) Du bist Erwachsen. Lass dich nicht von deinem Nervensystem anlügen! Du bist in Sicherheit und du kannst dich wehren. Du bist Erwachsen und kannst tun was du möchtest.
Und noch eine gute Nachricht : es gibt Menschen die dich verstehen! Die sehr genau wissen wie du dich fühlst und vor allem was der Ausweg aus deinem Leid ist!

Nochmals, toll das du dich mitteilst! Austausch mit anderen Menschen ist der einzige Weg der Traumaheilung und du hast bereits den ersten Schitt getan :)

Mach dich nicht verrückt und such dir eine Trauma-Klinik :)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag