Liebeswahn

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Candykills
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Liebeswahn

Beitrag Fr., 22.11.2019, 21:45

Hey

Habt ihr schon mal unter Liebeswahn gelitten?
Liebeswahn war bisher fast in jeder Psychose ein Hauptwahn, der sich auf wechselnde Personen bezog. Damit meine ich, dass er sich in jeder Psychose auf eine andere (immer weibliche) Person bezog.
Mich hat eben ein Posting auf Facebook angetriggert und jetzt schießen Flashbacks auf mich ein von meiner letzten Psychose bzw. dem begleitenden Liebeswahn und ich schäme mich so sehr vor mir selbst.
Ich finde, dass es wirklich die im Nachhinein peinlichste Form von Wahn ist. Eigentlich ist mir gerade danach davon zu erzählen, aber die Scham ist so groß, dass ich es irgendwie doch nicht kann.

Vielleicht hat ja auch jemand anderes diese Form von Wahn schon erlebt und möchte erzählen, wie er heute damit umgeht.
Es ist mir einfach zu unangenehm, wie ich mich benommen habe, was ich alles angestellt habe und diese Person hat mich wahrscheinlich einfach nur gehasst (auf jeden Fall schimpfte sie mich Stalker) und heute glaube ich halt, dass sie mmich einfach nur gehasst hat. Aber ich konnte das damals in der Psychose nicht sehen. Ich war mir immer sicher, dass sie mich liebt, und ich habe auch alles, was sie tat immer mir zu Gunsten ausgelegt. Heute denke ich mir da nur, was war da kaputt in meinem Kopf, diese Taten waren doch alle durchweg negativ mir gegenüber.

Es ist ein leidiges Thema und ich habe wirklich furchtbare Sorge/Angst, dass mich genau diese Form von Wahn nochmal treffen könnte in einer Psychose. Aber letztendlich hat man's nicht in der Hand, mit welchen Wahngebilden man sich herumschlagen muss, wenn die Psychose dann erstmal da ist. Ich hoffe aber, dass ich erstmal keine mehr bekomme.

LG
Candy
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sine.nomine
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Beitrag Fr., 22.11.2019, 22:33

Trigger bzw Auslöser sind schon etwas Schlimmes. Ich kenne das auch. Manche Menschen wissen nicht, was sie mit ihrer Präsenz oder Verbindung anrichten. Schade sowas.

Ich bin letztens auf die Youtube-Seite von Dr. XXX [Name entfernt; Admin] gestoßen, da ist was über Flashbacks drin. Ich habe mir schon einige Videos dort angesehen, das über Flashbacks allerdings noch nicht. Vielleicht hilft dir das Video weiter.


Hinweis Admin: Ihr Beitrag hat keinerlei Bezug zum Problem der Fragestellerin und enthält nur den Namen eines Therapeuten sowie ein Youtube-Video von ihm (ebenfalls ohne klaren Zusammenhang zum beschriebenen Problem). In diesem Sinne (auch da Sie kürzlich in anderen Beiträgen ohne ersichtlichen Grund Produkte "beworben" haben) mal nun eine Verwarnung.

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Candykills
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 09:45

Sine, ich habe meine Mittel gegen Flashbacks daheim, ich kenne das ja gut durch die Traumata.
Gestern Abend hätte ich gerne darüber geredet, war aber einfach total blockiert. Heute Nacht habe ich dann auch noch von diesem Liebeswahn-Opfer geträumt, es hat mich also gestern Abend schon sehr beschäftigt dann.
Aber inzwischen geht's mir wieder besser.
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theweirdeffekt
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 09:59

Hey Candy,

gut, wenn's dir wieder ein bisschen besser geht! Ich kenne keine Psychosen von mir selber, kann mir aber vorstellen, dass es ein schambesetztes Thema ist. Was mir dazu einfällt: Angenommen ich hab Grippe, bin total schwach, falle um und auf wen anderen drauf. Dann ist das für den Anderen Kacke. Aber der Andere weiß, dass das nicht mit Absicht war. Sondern das es aufgrund der Grippe (und der damit einhergegangen Schwäche) passiert ist.
Jetzt ist der Liebeswahn wahrscheinlich beharrlicher und andauernder. Für die Betroffene auch sicher nicht lustig und ich will das gar nicht bagatellisieren. Dennoch hat es mit der Psychose zu tun. Das kann man als Betroffener, finde ich, schon verstehen. Ist zwar deshalb immer noch Kacke, aber wärst du nicht im Wahn gewesen, hättest du es ja gar nicht gemacht.

LG
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Candykills
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 10:09

Hallo Weird,

Danke für dein Verständnis. Leider haben die, die Opfer des Liebeswahns werden, meist überhaupt kein Verständnis dafür, dass man krank ist und das nicht extra macht, was man macht. Ich war auch nie gefährlich oder so. Es gibt ja auch Menschen, die werden dann wirklich gefährlich, dringen in die Wohnungen der Opfer ein oder solche Sachen. Ich habe eher tausende SMS gesendet und Emails, also so gesehen war es harmlos, aber für das Opfer nen riesen Stress.
Ich kann es mir im Grunde heute verzeihen, aber die Scham ist enorm. Ich habe dann auch heute von dem Opfer geträumt, aber jetzt ist ein neuer Tag und ich versuche vorwärts zu schauen. Ich habe sehr viel Stress im Moment und deshalb wühlte es vielleicht auch so enorm auf gestern Abend. Ich verdränge dieses Thema sehr, sehr gerne normal.

LG
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theweirdeffekt
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 11:58

Hmmm, ja, das kann ich mir vorstellen. Das ist total schade, ich finde da gehört noch ganz viel aufgeklärt. Leider ist das mit der Psyche immer so ne Schwierigkeit. Nicht klar ersichtlich, darum wirds nicht berücksichtigt. Vielleicht sollte man sich nen Post-it an die Stirn kleben 😅. So mit "Depression", "Angstattacken" etc.

Das hat sicher auch mit dem Stress zu tun. Du wuppst ja auch unglaublich viel im Moment, mit Tabsumstellung, Kind und was du so schriebst. Da kannst du wirklich stolz auf dich sein. Da würden sicher schon Menschen mit weniger "Päckchen (zu tragen)" am Rad drehen.

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stern
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 12:07

Für Opfer kann Stalking ja auch bedrohlich sein... und nicht kalkulierbar, wie jemand dann genau reagieren wird. Bei einem Gesunden wäre Stalking i.e.S. daher uU strafbar. Bei Kranken ist es ggf. Folge einer Krankheit... was aber in der Wirkung auf das Opfer nicht unbedingt einen Unterschied macht (man kann ja in niemanden hineinsehen und nicht jeder reagiert gleich, weder Opfer noch Täter). Vielleicht hat dich auch ein anderer Thread zusätzlich etwas "angestachelt", in dem auch jemand etwas von Liebeswahn schrieb.

M.W. kann man Erotomanie (oder sonstigen Beziehungswahn) eigenständiger diagnostizieren. Wenn es Teil einer (z.B. schizoaffektiv-) psychotischen bzw. schizophrenen Erkrankung ist, gilt hier wohl das gleiche wie für alle anderen Wahnsymptome im Zuge der Grunderkrankung: Ein Arzt ist dann sicherlich kein schlechter Ansprechpartner... bahnt sich vielleicht etwas an... und ggf. schauen, ob die medikamentöse Einstellung passt.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 12:31

@Weird

Ich weiß auch gar nicht, inwieweit das den Personen jeweils klar war, vielleicht schon. Und vielleicht spielte auf deren Seite auch Angst mit, dass etwas schlimmeres passieren könnte, obwohl ich eigentlich sehr harmlos war im Sinne von, dass ich nie gefährdet war irgendwie wirklich gefährlich zu werden. Ja, Aufklärung wäre wichtig. Auf der anderen Seite gibt es nun mal wirklich Psychotiker, die gefährlich werden und das kann das Opfer wahrscheinlich schlecht einschätzen, wann das der Fall ist und wann nicht. Ich bin zum Glück halt jemand, der überhaupt nicht gewalttätig ist.

@Stern
Vielleicht habe ich mich schwierig ausgedrückt. Ich sehe im Moment keine Gefahr wieder in Liebeswahn zu fallen. Aber es kamen halt gestern auf einmal viele Gefühle von damals hoch, inklusive diese große Scham.
Also ich weiß, dass die letzte auch die Polizei eingeschaltet hat oder Beratung dort suchte und ich habe das damals in der Psychose überhaupt nicht verstanden, weil ich nie irgendwie gewalttätig geworden wäre und halt auch fest davon überzeugt war, dass sie mich liebt. Das hat für mich alles überhaupt nicht zusammengepasst. Ich habe halt immer irgendwie dann gedacht, dass sie das nur nicht zugeben darf, dass sie mich mag. Natürlich ist mir heute klar, dass sie auf Grund meines Verhaltens mich natürlich nicht mögen konnte, weil es für sie bedrohlich war und sie ja gar nicht einschätzen konnte, was noch passieren könnte. Aber mir war das in der Psychose halt völlig unklar.
Aber ich habe schon Angst, dass es bei einer erneuten Psychose wieder dazu kommen könnte, wobei ich ja heute das ganze durchaus reflektieren kann und mir dieser Gefahr bewusst bin, also auch früh genug vielleicht die Medis erhöhen kann. Früher war ich mir diesem Wahn nicht bewusst oder wie ich das nennen soll. Ich habe die Erkrankung nicht akzeptiert und hielt das immer für eine falsche Diagnose.
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stern
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 13:17

Das kann ein Opfer beim besten Willen nicht einschätzen... vielleicht ansatzweise ein Arzt, wenn jemand kooperativ ist... aber auch der best-geschulteste Arzt nicht mit letzter Gewissheit. Dazu müsste menschliches Verhalten berechenbar sein.

Psychosen heben ja die Fähigkeit zum Realitätsabgleich gerade auf... nicht immer ganz, insbes. bevor sich etwas anbahnt wird das evtl. noch besser überblickt. Aber ansonsten würde der "Liebeskranke" ja gar nicht erst auf die Idee kommen, Kontakt zu halten, wenn bestimmte Überzeugungen nicht vorhanden wären. Z.B. gibt es darunter Leute, die unverrückbar überzeugt sind, dass ihre "Liebe" erwidert wird (und alles mögliche als Zeichen dafür sehen)... also mit "Heranreden" beißt man dann eh auf Granit. Bei Stalking ist es m.W. so, dass die einzelne Handlung noch keine Drohung sein muss (wenn du nicht..., dann...). Aber mit zunehmender Zeit wird eben auch die Häufigkeit von Aktionen und das Nichtablassen oft bedrohlich erlebt - ohne dass derjenige dabei gewalttätig auftreten muss. Das macht es zusätzlich schwerer einschätzbar.

Die Art des Wahns wird sich niemand aussuchen. Was ich bisher mitbekommen habe: Teils waren schon ein paar reale Bezugspunkte eingeflochten, also bei demjenigen drehte sich der Wahn nicht um z.B. bedrohliche UFOs auf dem Mars (war also nicht 100% "fiktional").

Aber im Vorfeld kann man, so nehme ich an, nur das tun, was im Zuge der diagnostizierten Grunderkrankung eh sinnvoll bzw. zu beachten ist. Unguten Stress (wenn er denn überhaupt vermeidbar ist) klein halten. Gute Einstellung (insbes. nicht einfach etwas absetzen... Dosis evtl. an erhöhte Belastungen anpassen), Voranzeichen beachten (bei psychotischen Erkrankungen gibt es ja Symptome, die signalisieren können, dass sich ein Schub anbahnt, z.B Schlaflosigkeit, u.v.m.)... Arztempfehlungen beachten und Termine einhalten... also möglichst gut vorsorgen und frühzeitig handeln. Ausreichend schlafen, usw. Ich gehe davon aus, dass du das auch tust. Vielleicht auch mit Angehörigen vorher darüber reden, was man im Fall des Falles tut. Evtl. sogar irgendwelche Verfügungen erstellen. Kann dann eine gewisse Sicherheit für alle Beteiligten sein.

Im Wahn selbst ist klar, dass das dann weniger gut steuerbar ist... auch nicht der Wahninhalt selbst. Der Wahn ist meines Verständnisse nach ja auch "nur" Symptom, so dass an der zugrunde liegende Erkrankung selbst anzusetzen ist bzw. den Ursachen. Manche reagieren "nur" unter massiver Belastung psychotisch... dann gilt es das möglichst herunterzuschreiben.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 13:57

Naja, das war bei mir auch so, ich war davon überzeugt. Und jede Geste, ob negativ oder positiv, habe ich positiv für mich ausgelegt. Das macht halt der kranke Kopf. Heute kann ich darüber nur den Kopf schütteln.

Ich kam auch nie irgendwie dazu mich bei diesen Personen zu entschuldigen, weil sie das eh nicht hören wollen. Teilweise liegt es auch daran, dass die Personen an sich vielleicht auch nicht sonderlich empathisch sind oder überhaupt die Lust hatten, sich einzufühlen.

Naja, ich achte auf Schlaf. Es gibt kein Symptom, was sicher vor einer Psychose vorkommt. Das ist völlig individuell. Beim einen sind es Schlafstörungen, bei nem anderen was anderes.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 14:29

Den Kopf schütteln würde ich für meinen Teil nicht... das macht eben Wahn aus, wenn das nicht (mehr) klar erkannt werden kann. Umso besser ist, wenn man (zumindest bedingt) vorsorgen kann. Klar, das ist individuell, aber es im Vorfeld kann es Anzeichen geben, die Betroffenen oder selbst Angehörigen auffallen können, dass sich vielleicht etwas anbahnen könnte... selbst wenn das für sich genommen noch nicht problematisch ist.

Für Opfer ist das weniger einordenbar, was genau los ist (dafür bräuchte es tatsächlich Schilder auf der Stirn. Es sind auch nicht alle krank... manche hingegen sehr)... im Zweifel werden viele die Polizei holen, wenn sie massiver gestalkt werden. Wie sollte man das auch erkennen und abschätzen.

Dass "Opfer" das nicht unbedingt hören wollen, kann ich auch irgendwie nachvollziehen. Kommt vllt. auch darauf an, in welchem Kontakt man vorher stand (also wie nah)... kann ja auch sehr entfernte Bekannte treffen, die nie einen Kontakt wünschten und erst recht nicht verliebt waren. Und mit ungewollten Kontakten wurde derjenige ja bereits überstrapaziert... es könnte also ein erneuerter Versuch sein, denjenigen zu ködern, wenn er sich einlässt. Und das Opfer braucht eine Entschuldigung vielleicht auch nicht (manchen tut es vielleicht gut). Aber es dürfte auch wenig bringen, Kontaktdaten zu löschen... höchstens von Personen, wo man eh weiß, dass Kontakt unerwünscht ist (aber die speichert man eh eher nicht).
Zuletzt geändert von stern am Sa., 23.11.2019, 14:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 14:34

Candykills hat geschrieben: Sa., 23.11.2019, 13:57 Ich kam auch nie irgendwie dazu mich bei diesen Personen zu entschuldigen, weil sie das eh nicht hören wollen. Teilweise liegt es auch daran, dass die Personen an sich vielleicht auch nicht sonderlich empathisch sind oder überhaupt die Lust hatten, sich einzufühlen.

Ned bös sein Candy, aber es ist halt so, dass 99,9% der Menschheit ( mich eingeschlossen) keinerlei Ahnung haben was eine Psychose ist und wie sie sich auswirken kann.

Der Sohn einer Bekannten hat während einer Psychose einen völlig unbeteiligten Mann erschlagen, du warst zum Glück nur Liebeskrank.

Mit nicht sonderlich emphatisch oder keiner Lust sich einzufühlen hat das nix zu tun, schon viel eher mit Ahnungslosigkeit u Angst.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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stern
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 14:56

Selbst wenn es mehr Aufklärung gäbe (wobei heute der Zugang zu Informationen eh viel viel leichter ist als früher): Wie soll man das abschätzen... dazu müsste man in jemanden hineinsehen können. Ist bei Suizidalität ja ähnlich. Nicht jeder Depressive bringt sich um... ein gewisser Prozenzsatz sehr wohl. Profis sind geschult und versuchen das über Erfahrungswerte und gewisse Fragen etwas eingrenzen... aber Garantie: nöö. Das steht niemandem auf der Stirn. Dazu sind Menschen zu unterschiedlich und zu wenig berechenbar.

In mir bekannten Fällen stellte sich später heraus, dass im Vorfeld Medikamente abgesetzt wurden... das Versteck wurde gefunden (was nicht nur selten der Fall ist). Und auf solche Dinge hat man uU noch etwas Einfluß.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 15:04

Letztendlich ist das auch für mich OK, wenn man keine Entschuldigung will. Es gab eine Zeit, da war mir das wichtig, weil ich mich auch bei meiner Mutter und anderen, die damit zu tun hatten, entschuldigt hatte.

Natürlich hat man das in der Hand, ob man die Medikamente absetzt. Das Problem sind einfach die Nebenwirkungen, die oft dazu führen. Früher habe ich auch einfach die Medikamente abgesetzt, weil es mir damit nicht gut ging. Wer Neuroleptika in einer gewissen Dosis schon genommen hat, weiß wahrscheinlich um die Leere und Gefühlslosigkeit, die damit einhergehen. Das ist sehr belastend. Abgesehen davon, dass viele sogar dick werden oder noch erheblich heftigere Nebenwirkungen beklagen. Deswegen ist es teilweise schwierig ein Absetzen vorzuwerfen.
Hinzu kommt, dass halt oft auch die Krankheitseinsicht fehlt. War bei mir ja auch lange so.
Ich habe das Glück, dass ich mich in der Psychose oft eh mehr zurückziehe und so nicht so viel an anderen ausagieren kann, wie das vielleicht ein extrovertierter Psychotiker tut.

Ich weiß, dass die Person, um die es mir gestern eigentlich ging (es gab ja bei mir schon mehrere Psychosen, aber es bezog sich auf die eine Psychose, wo ich noch mit kämpfe) auch die Polizei einschaltete, aber die letztendlich wohl das, was ich tat als nicht gravierend einstufte. Ich hatte auch das Glück, dass sie nur eine entfernte Bekannte war, deutlich älter mit Mann und Kindern und weiter weg lebte. Ich hatte also kaum die Möglichkeit ihr am Haus aufzulauern, was sicher beängstigend ist. Ich kann mich da heute schon in sie einfühlen. Aber in der Psychose gaukelt der Kopf einem eben was anderes vor und für mich war es gar nicht real im Kopf, dass es für sie irgendwie schädlich sein könnte, was ich tue.

Es ist einfach sehr beschämend diese Form von Wahn, wobei das auch nur einen Teil meiner Psychosen ausmachte, aber für mich der belastendste Teil im Nachhinein ist.
Und heute bin ich froh, dass es Medikamente gibt, damit mir sowas nicht mehr passiert.
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Beitrag Sa., 23.11.2019, 15:18

Klar, die Nebenwirkungen sieht man teilweise sogar von außen an... was natürlich kein Spaß ist (je nach Medikament. Im Vergleich zu früher hat sich medikamentös viel getan). Es geht mehr hierbei auch nicht um einen Vorwurf ... aber es ist eben auch nicht in jedem Fall so, dass man sagen kann: Ein erneuter psychotischer Schub kam aus völlig heiterem Himmel. Sondern das geht häufiger einer Psychose voraus, dass dann festgestellt wird, dass eigenmächtig Medikamente abgesetzt wurden (auch lt. meiner Thera). Hier ist wahrscheinlich gut, wenn man den Arzt einigermaßen vertrauen kann, wenn die Medikamente gebraucht werden. Sie sollen ja wirken... aber gleichzeitig ist darauf zu achten, dass nicht zu tief in die Medikamentenkiste gegriffen wird... gerade wenn es jahrelang gebraucht wird.

Bei einer Ersterkrankung weiß man das evtl. noch nicht, klar...
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