Borderline? Kann sich eine Diagnose verändern?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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sgtmax1
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Borderline? Kann sich eine Diagnose verändern?

Beitrag Do., 21.05.2020, 10:23

Hallo,

vorweg einige Punkte dieses Themas hab ich schon bei anderen Beiträgen erwähnt, jedoch nie in diesem Kontext.
Ich warne auch gleich, es könnte viel Text werden.

Glaubt ihr eine psychische Krankheit kann sich verändern?
Speziell geht es darum das ich bisher auf depressive Episode(F32.1) und später auf v.a. depressive Anpassungsstörung(Lebenskrise)(F43.21) als auch Persönlichkeitsakzentuierung(Z73.1) diagnostiziert wurde.
Ich allerdings glaube das es mittlerweile vielleicht Borderline sein könnte.

Wie komm ich darauf?
Nun von Beruf aus war ich zuletzt Rettungssanitäter und bin es auch noch immer freiwillig. Bei solchen Berufen ist oft die negative Angewohnheit da" ich diagnostiziere mich selbst, ich kann das, ich mach das auch bei anderen Personen", aus Erfahrung weiß man es kann funktionieren ist aber nicht die beste Idee.

Man möchte die Krankheit verstehen, sieht sich Dokus an, in letzter Zeit über "junge Erwachsene mit selbstverletzendem Verhalten" da sich das bei mir gehäuft hat und kommt dann auf den Begriff Borderline.

Und schließlich macht man Online-Tests dazu(bei mir waren es 3, inklusive dem Test dieser Seite) un dann kommt raus, es sind gewisse Punkte da, welche dafür sprechen würden.


Natürlich muss ich das demnächst mit der Therapeutin abklären, jedoch bin ich gemischter Gefühle.
Einerseits konnte ich mit den bisherigen Diagnosen nicht viel anfangen und es fand sich auch so wenig dafür und Borderline wäre ein greifbarer Begriff auf der anderen Seite macht mir es mir Angst da, ich kenne mich da zu wenig aus, Borderline doch keine Diagnose ist die man so auf die leichte Schulter nehmen kann. Sprich ich habe Angst vor den Symptomen und davor das es schlimmer wird.



Und das führt mich zum letzten Punkt, nach jahrelangem Hin und Her was den Beruf betrifft, hab ich wirklich eine Richtung gefunden.
Ich will Schauspiel studieren, es macht mir Freude und tut mir auch gut, da ich mich von meinen Problemen damit ablenke und ich nicht ich sein muss, wenn ich eine Rolle spiele.
Neben dem finanziellen, verlangt das Studium nach körperlicher und psychischer Gesundheit und ich habe Angst, das beim letzten der beiden Punkte scheitert, alternativ habe ich immer gesagt interessiert mich auch die Polizei, jedoch haben die auch beim Aufnahme-Prozedere ein psychologisches Gespräch.
Auch wenn es mir schlecht ging konnte ich sagen ich hab ein berufliches Ziel und Schauspiel ist mein Leben, nur kann ich offen und ehrlich sagen "wenn ich das Studium nicht antreten kann, ist für mich alles verloren und ich könnte dann für nichts garantieren bzw. wüsste ich nicht ob ich mir irgendwas antun würde" nach heutigem denken.

Und davor hab ich sehr viel Angst.

mfg Max

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chrysokoll
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Beitrag Do., 21.05.2020, 10:56

du kannst zwar sicherlich im Rahmen deines Berufs schnell medizinische Diagnosen stellen, ich warne aber davor sich selber psychologisch zu diagnostizieren
Je nach Tagesform und Stimmung schneide ich bei solchen Tests auch ganz unterschiedlich ab, habe alles und nichts und grade wenn man meint eine Diagnose zu erfüllen findet man plötzlich lauter Belege dafür.

Da du offenbar in Therapie bist solltest du das mit deiner Therapeutin besprechen. Offen und ehrlich, auch deine Ängste und Bedenken bezüglich Berufswahl

Und ja, Diagnosen können sich ändern oder verschwinden und auch mit Borderline kann man beruflich fast alles machen, warum denn auch nicht?

Für ein Schauspielstudium wird man ja nicht so leicht angenommen, versuch doch erst einmal die Aufnahme zu bestehen und wappne dich für den Fall dass du nicht bestehst. Geh da einen Schritt nach dem anderen

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sgtmax1
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Beitrag Do., 21.05.2020, 11:24

Ich wollte eh darauf hinaus, das ich weiß, das Selbstdiagnose nie gut ist, aber steckt glaub ich in vielen Ärzten und Sanis irgendwo drin. Nicht von irgendwo kommt der Spruch, das Ärzte und Sanitäter die schlimmsten Patienten sind.

Ich habe Anfang Juni wieder einen Termin bei meiner Therapeutin und will auch dieses Thema dort ansprechen.

Ja, ich werde mich eh irgendwo auch wappnen müssen falls die Aufnahmeprüfung negativ ausfällt, ist zwar laut meinem Lehrer aktuell unwahrscheinlich, aber passieren kann so etwas immer. Wie gesagt, aktuell würde mich so etwas halt vermutlich in eine sehr tiefe Depression werfen.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 21.05.2020, 11:56

ja, diese Eigendiagnosen sind sicherlich eine "Kranheit" von medizinischen Berufen.
Aber nicht nur, das tun viele andere auch sehr gerne.
Ich halte es für wichtig sich davon nicht zu sehr leiten zu lassen und sich auch wieder bewusst zu distanzieren.
Du bist auch beruflich nicht qualifiziert psychische / psychiatrische Diagnosen zu stellen, also tu das nicht bei dir selber.

Es ist sehr gut dass du wieder Termine bei der Therapeutin hast, da gehört das hin, da solltest du das besprechen.

Und klar wäre es sehr schlimm wenn das was zu planst mit dem Schauspiel so nicht klappt.
MIR ging es aber in solchen Situationen immer besser wenn ich mir ganz realistisch Plan B und C bereit legte. Und den gibt es immer irgendwie!

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Beitrag So., 24.05.2020, 14:19

Ich kann nur sagen, man sollte sein Ich-Identifikation gar nicht über Diagnosen managen.
Kommt mir irgendwie so vor, als schlägst du diesen Weg gerade ein.

Man sollte sein Leben leben.
Und wenn man konkrete Probleme hat, versucht man eben ne Lösung zu finden.
Selbst, mit Freunden, mit Familie, Therapeuten.
Und die Diagnosen sollte keine so große Rolle spielen.

Ich finde, wenn man sich tendeziell eher mit einer Diagnose indentifiziert, (anstatt mit seinem eigenen Ich) bleibt man immer unter seinen Möglichkeiten.

Eine Diagnose kann einen Einschränkungen vorgaukeln, die keine sind. Oder Einschränkungen als fast nicht veränderbar empfinden lassen.
Als Gewinn erhält man eine Sicherheit im Außen. Ein Diagnose, die endlich erklären soll, warum man so ist, wie man überhaupt ist, wer man werden kann usw.
Aber da hilft keins Diagnose. Das ist für jeden Menschen jeden Tag eine Herausforderung. Ein Leben lang.

Sag nicht, dass bei dir so ist. Aber sehe da eine Tendenz.
Sind nur Dinge, die ich bei mir und anderen beobachten konnte.
Dass Diagnosen umnötig beengend und begrenzend werden, wenn man sich mit ihnen identifiziert.

Deshalb mein Tipp... versuch dir ne Egalhaltung gegenüber Diagnosen anzueignen... betrachte deine persönlichen Probleme wenn du willst... falls du dann eine Diagnos erhälst.... so ganz nebenbei.... klar informier dich drüber, schau ob dich die Erklärungen der Diagnose weiter bringen.... wenn ja gut. Aber nimm sie niemals als etwas was dich erklären kann... Diagnosen sind gedankliche Konstrukte von fremen Menschen. Sis sagen nichts äber dich persönlich aus
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Montana
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Beitrag Fr., 29.05.2020, 13:34

Wenn man einen Plan B hat, dann kann das für eine Aufnahmeprüfung viel bringen. Weil man weniger Angst davor hat, dass es nicht klappt. Das war bei mir so, als ich vor über zwanzig Jahren die Prüfungen bei der Polizei absolviert habe. Als kurz vor dem Ende des ersten Tages der allergrößte Teil der Bewerber aussortiert wurde, habe ich viele weinend draußen an den Fenstern vorbeilaufen sehen. Aus Gesprächen wusste ich, dass die meisten keinen Plan B hatten. Ich war den ganzen Tag über ziemlich entspannt gewesen, weil mein Plan B ein guter Plan war. Dadurch habe ich in den Tests ganz sicher weniger Fehler gemacht. Und Plan B ist es auch geworden, denn an Tag 2 kam der Sehtest und da war für mich Schluß.

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