Sich nicht berühren zu lassen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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F43_1
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Sich nicht berühren zu lassen

Beitrag So., 17.08.2008, 18:59

Hallo.

Ich bin seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage und nicht mehr gewillt mich berühren zu lassen. Dies gilt für jeden Menschen, selbst Ärzte und auch das in lebensbedrohlichen Situationen (Notarzt).

Ich habe mit einigen Chefärzten darüber gesprochen und ich bekomme auch vom Pflegepersonal und Psychologen gesagt, dass ich ein absolut seltener Fall bin, ja fast ein Exot, was mich durchaus verwundert und ängstigt.

Ich beantworte insbesondere ungewollte Berühungen mit soforttigen Aggressionen und weise meine Gegenüber auch darauf hin, dass bei einer bewussten Grenzüberschreitung die "totale Vernichtung" droht, ich also ohne jegliche Skrupel töten würde, was ich auch körperlich und anderweits tun kann.

Der Grund hierfür liegt in meiner Diagnose und ist auch nichts Unbekanntes. Ich bin auch absolut friedfertig, wenn man mich in Ruhe läßt und bis heute habe ich niemals jemanden verletzt. Ich bin also noch gesteuert und deswegen sehe ich mich auch nicht als "hoffnungslos" an, was man mir auch nicht vermittelt hat!

Mich würde interessieren, ob jemand ebenso extrem schizoid im Leben steht und welche Erfahrungen er/sie damit gemacht hat.


Gruß
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Beitrag So., 17.08.2008, 19:21

Auch ich lasse mich nicht gerne berühren (bin Autistin) und werde dann aggressiv. Allerdings ist es bei mir nicht so extrem. Händeschütteln und ähnlich lästige Sachen kann ich durchaus über mich ergehen lassen. Meine direkte Umgebung weiß um meine Abneigung, und sonst spielen Berührungen in meinem Leben ohnehin keine Rolle.
F43_1 hat geschrieben: Der Grund hierfür liegt in meiner Diagnose und ist auch nichts Unbekanntes.
Willst du uns deine Diagnose verraten? Das Problem mit Berührungen scheinst du ja nicht schon immer gehabt zu haben?
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F43_1
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Beitrag So., 17.08.2008, 19:30

Mein Name ist "Programm".
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Beitrag So., 17.08.2008, 20:14

Hallo F43_1,

eigentlich wollte ich spontan einen flapsigen Scherz machen über die Tatsache, dass ich jetzt extra googeln gehen muss. Aber dann habe ich lange auf deiner Homepage gelesen, und das Lachen ist mir im Halse stecken geblieben angesichts dessen, was du mitmachen musstest und immer noch mitmachst. Mein Gott, ich bin gerade nur noch sprachlos... Nein, mein "Nicht-berühren-lassen" lässt sich mit deinem absolut nicht vergleichen. Tut mir leid, dass ich es versucht habe, ohne eine Ahnung von deinem Trauma gehabt zu haben.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 17.08.2008, 20:16

Hallo "F",

triggert das dann sehr unschöne Erinnerungen oder fühlst Du Dich in die Enge getrieben? Dann kann ich mir das durchaus vorstellen.
Also Umarmungen mag ich auch nur von ausgesuchten Personen ansonsten graust es mich ziemlich davor, professionelles berührtwerden (Arzt, Krankengymnastik) oder normales Händeschütteln macht mir aber keine Probleme. Ich hab eher mit der Emotionalität hinter dem Berührtwerden Probleme, eben von den meisten Leuten.

Liebe Grüsse,

Petra

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F43_1
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Beitrag So., 17.08.2008, 20:30

Ich drücke mich direkt aus:

Ich hasse Menschen, nur nicht mich (damit das auch klar wird).
Ich kann meinen Zustand nicht verändern und mich in eine Pflanze verwandeln, aber deswegen habe ich noch nie an einen Suizid gedacht. Das ist eine andere Ebene.

Aus diesem Hass heraus lehne ich Berührungen ab und vor allem dann, wenn ich "nicht gefragt werde", man "einfach so" meine Grenzen überschreitet und das ist für mich auch absolut nachvollziehbar.

Ich will keinem Menschen etwas, auch das ist wichtig! ich bin also kein Gewalttäter, sondern umso gewaltbereiter, je weniger Optionen der Flucht/ Kontrolle ich habe. Und irgendwann war es so, dass ich keine Skrupel mehr erkannte und auch das macht mir keine Angst, denn ich kann Situationen zu 99% mitgestalten und auch ich bin nicht von 0 auf 100, daher ist mein Verstand, meine Moral noch im Weg.

Genau dies finden die Behandler eben so gravierend, also diese klare Abgrenzung und die absolute Gewaltbereitschaft bei Grenzüberschreitung.

Ich habe aber auch die Meinung und die erlaube ich mir nach 16 Jahren Traumaerfahrung, dass ich in bestimmten Punkten auch nicht mehr muss......und wenn andere (die Gesellschaft) mich anders haben will.......nicht mehr mit mir, vor allem wenn man sich den Verlauf der "Komödie" einmal anschaut.

Es ist also auch eine Frustration dabei, ganz klar.
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F43_1
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Beitrag Mi., 20.08.2008, 20:09

Zum Thema: Mich verbiegen lassen.......................was hat man grad aktuell nicht alles versucht, um mich von der Medikamentenneueinstellung zu überzeugen.............ich muss keinem sagen, dass es danach "nur die Entlassung" gab, weil (meine Gedanke" ich mcih nicht als Studienobjekt habe "benutzen" lassen......................so ist das eben: Einmal Opfer immer Opfer
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Miriyam
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Beitrag Do., 21.08.2008, 21:10

Hallo du ,
ja es gibt in der Tat ganz verschiedene gründe zum Thema
ich zb kann Berührungen auch nur sehr schwer ertragen schon Händeschütteln löst bei mir unwohlsein aus .. ich hab viel kg und hab schon mal osteopartie ausprobiert wegen körperlicher leiden ist aber daran gescheitert das ich total abgeblockt auf die Berührungen die nicht mal fest waren reagiert habe .. ich zieh mich in solchen momenten total aus der situation raus und Zwangsgedanken kreisen in meinem kopf rum .. hab auch schon mehrfach panikatacken gehabt nur wenn mein sohn zu nahe an meinem kopf ist bei umarmung oder so .. bekomm dann richtig panik schon fast wie ersticken platzangst in etwa

Wie ich damit umgeh weis nicht eine therapie hat bisher nicht geholfen
werde mit der sache wohl auch nicht sehr ernst genommen seufs

ich wünsch jedem Kraft einen guten weg daraus zu finden
Miriyam

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F43_1
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Beitrag Do., 21.08.2008, 21:21

Also ich finde doe Probelamtik alles andere als "nicht ernst zu nehmen".

Ich meine bei mir ist es sogar so, dass ich ärztliche UNtersuchungen ablehne(n) (muss) oder "einfache" diagnostische Maßnahmen in Kurznarkose vollzogen werden.

Das ist ein rieisger Aufwand und nicht ganz ungefährlich.

Erst noch in diesem MOnat wurden in einem Düsseldorfer Krankenhaus anscheinend Wetten darauf abgeschlossen, ob ich denn berührt werden konnte......unglaublich aber wahr!

Ich stoße seltenst auf Verständnis und akzeptanz seitens der Ärzte. Von den Menschen sonst, muss ich gar nicht reden................das ist denen zu hoch und natürlich wirke ich auch nicht besonders freundlich...............alles hat seinen Grund, sicher, aber ein Mindestmaß an Achtung wäre ja zu erwarten.
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Miriyam
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 12:00

.alles hat seinen Grund, sicher, aber ein Mindestmaß an Achtung wäre ja zu erwarten.

Hallo du

wenn mal alle zu der einsicht kämen das man geachtet werden sollte
man sollte von anderen nicht mehr erwarten als das man selber leistet und ungekehrt ..
Nur leider ist man grade wenn man als anders defeniert wird von der gesellschaft ausgeschlossen und es istnicht beruhigender wenn sogar ärzte die eigentlich für einen da sein sollten wetten abschliessen oder in einem nur das versuchobjekt sehn

ich sag immer wenn sie jeh wüssten wie das ist immer auf der Liste ganz unten zu stehn seufs

Kopf hoch du wünsch dir Kraft

Miriyam

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F43_1
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 15:00

Guter Satz mit "Listenrang"................ich sehe mich gar nicht als "letzter" oder "andersartiger", ich denke es liegt vielmehr an der Stigmatisierung und das ist doch wirklich einfach zu übewinden. Bloß hier reden wir von WOLLEN und ich habe den Eindruck, dass eben diese Menschen nicht wollen.
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 18:38

F43_1, dass die Ärzte Wetten abgeschlossen haben, ist wirklich heftig!!!

Das mit dem Unverständnis der Menschen kenne ich leider auch. Vor einem halben Jahr musste ich bei der Arbeit in ein neues Team wechseln, in dem zwei sehr extrovertierte Menschen sind. Weil mir deren schulterklopfende Art bekannt war, habe ich gleich am ersten Tag gesagt, dass ich es nicht mag, wenn man mich anfasst. Der männliche Kollege hat es akzeptiert. Die Frau hingegen war anscheinend der Meinung, dass man mir die "Berührungsängste" aberziehen muss und hat mich anfangs immer wieder mal absichtlich angefasst (getätschelt). Sie hatte großes Glück, dass ich eine so ausgeprägte Aggressionshemmung habe. Sie hat es erst kapiert, als ich ihr meine Diagnose gesagt habe. Es ist traurig und erschreckend, dass die klare Aussage "Ich mag das nicht" nicht ausreicht, um die eigenen Bedürfnisse respektiert zu bekommen.
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 19:04

Genau das verwundert mich!

GRENZEN sind dazu da, um beachtet zu werden. Darin liegt natürlich auch der Wunsch nach BE-Achtung, aber unabhängig jeder Diagnose finde ich es einfach "bemerkenswert", wie oft Grenzüberschreitungen stattfinden, trotz riesieger "STOPP-Schilder".

...und dann wundern sich diese Menschen auch noch, wenn es zu einem Unfall kommt...........


Ist es eigentlich schwierig zu ertragen nict berührt zu werden?


Mir gehts damit gut genug, fern ab von sicherlich vorhandenen Wünschen unde Phantasien.
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 19:30

F43_1 hat geschrieben: GRENZEN sind dazu da, um beachtet zu werden.
Da stimme ich dir hundertprozentig zu. Das Problem ist nur, dass es Menschen gibt, die sich absolut nicht vorstellen können oder wollen, dass andere anders empfinden können als sie selbst.
F43_1 hat geschrieben:Ist es eigentlich schwierig zu ertragen nict berührt zu werden?
Ich schätze, das kommt darauf an. Mir persönlich fehlt überhaupt nichts. Ich brauche bzw. will weder irgendwelche menschlichen Kontakte außerhalb der Arbeit, noch habe ich sexuelle Bedürfnisse. Außerdem habe ich sowieso eine gestörte Körperwahrnehmung.
Ich kann mir aber vorstellen, dass jemandem, der es gewohnt war, Berührungen als angenehm zu empfinden, schon etwas fehlen kann, wenn Berührungen aus welchen Gründen auch immer nicht mehr möglich sind.
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F43_1
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Beitrag Fr., 22.08.2008, 20:37

Ich sehe ich bin mit meiner Grundhaltung nicht ganz alleine, wobei ich schon den EIndruck habe, sehr "extrem" in meiner Ausprägung zu sein. Ihr reagiert anscheinend sauer, aber keiner von Euch hat derartige Gewalt als KOnsequenz der Grenzüberschreitung erwähnt..........wo liegt bei euch die Grenze, wo ihr "Gewalt" spürt?
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