Umgang mit Wut

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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minds
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Umgang mit Wut

Beitrag Do., 31.01.2019, 19:28

Wut kennt wahrscheinlich jeder von uns. Oft findet das Gefühl keinen Raum, man frisst es dann eher in sich hinein. Ich glaube aber, dass das nicht gut ist. Also bin ich auf der Suche nach Möglichkeiten, Wut rauszulassen. Habt Ihr da gute Wege dafür gefunden? Schreien ist schwierig, wenn man in einem Mietshaus in der Stadt wohnt. Was kann man noch machen?

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blade
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Beitrag Do., 31.01.2019, 19:43

Alle sich plötzlich aufdrängenden Gedanken lassen
und sich auf das Empfinden fokussieren
den rasenden Puls, die beschleunigte Atmung
die Wirbelsäule und die Rückenmuskeln

es spüren (nicht denken, nicht denken ich muss/müsste das oder das jetzt tun, sobald das geschieht gerät man in Schwierigkeiten, weil man das was einem dazu sofort einfällt meist nicht tun darf, zB laut Schreien ist ja schon problematisch, dabei ist das noch harmlos; dann kommt man in einen Zustand der ohnmächtigen Wut, ganz schlecht, das spürt man meist als eine Implosion in der Lebergegend , fühlt sich Sche..e an, tut richtig weh manchmal)

dem Zeit geben, es spüren


dann wird es in einem hochsteigen, das geht vielleicht länger als man meint, kann einige Sekunden, einige Atemzüge dauern, bis in den Kopf, dann wird man erst eine Idee haben, eine Idee die passend und durchführbar ist.
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saffiatou
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Beitrag Do., 31.01.2019, 20:49

Bei mir ist es meistens so, dass ich nur extrem selten wütend werde, das Gefühl nur in Situationen spüre, wenn der Mensch auf den ich wütend sein sollte, mir gefühlsmäßig entfernt steht, ich also kaum eine verbindung zu ihm spüre, mir ansonsten unwichtig ist (ein Verkäufer, unbekannter etc) auf Freunde und mir wichtige Personen traue ich mich nicht das Gefühl zuzulassen (innere Sperre). Mein thera wünscht sich so sehr' dass ich meine Wut auch auf die zulasse, die sie verdient haben.

Damit ich an das Gefühl herankomme, habe ich mir einen „punchingball“ gekauft, ich schlage ab und zu darauf ein, Wut kommt nicht, aber es tut gut. Vielleicht hilft es dir, auch um die wut zu kanalisieren, auszutoben.
So ähnlich sieht meiner aus, nur mit einem aufgemalten Gesicht. War damals ein Schnäppchen für 7 Euro.

https://www.google.de/search?ei=plBTXMq ... IHWQMY5UYM:
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Pianolullaby
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Beitrag Fr., 01.02.2019, 00:28

Ich habe eine Boxsack, noch aus meiner aktiven KickboxKarriere,
das ist für mich das Ventil, ansonsten ist im Prinzip jeder Sport eine Möglichkeit Agression auszudrücken.
Schreiben ist eine Möglichkeit.
Laute Musik (evt. mit Kopfhörer)
und ja mit blade einig gehe. Aushalten
oder ich geh an Fluss, schreibe Botschaften auf Steine, werfe sie mit Wucht in den Fluss / See
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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blade
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Beitrag Fr., 01.02.2019, 13:03

Zitat von robertaugustusmasters.com

"Aggression is what happens when anger loses its heart and goes on the attack with a dehumanizing hardness."

Wut ist eine aufsteigende und feurige Kraft
sie ist nicht das gleiche wie Aggression
von klein auf wurde diese Kraft programmiert mit Negativität und Gewalt, stigmatisiert

man kann sie wiedergewinnen, wenn man sie von dieser Programmierung trennen kann

eines, wenn nicht gar das größte Tabu unserer Zeit

wenn man es aber schafft, dann ist das ein echtes WAU-Erlebnis, weil dann kein Herzrasen und kein schnelles Atmen mehr da sind, keine Aggression, keine heiße Kartoffel, die man in zunehmender Bedrängnis von einer Hand in die andere Hand wirft.
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Fairness
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Beitrag Fr., 01.02.2019, 22:26

minds, die Wut entsteht, wenn etwas für sehr lange Zeit frustriert bleibt. Es hat auch etwas mit Erwartungen zu tun, glaube ich zumindest... wenn man die Realität nicht akzeptieren kann, so wie sie ist.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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saffiatou
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Beitrag Fr., 01.02.2019, 23:05

Ich muss dir leider widersprechen, liebe firewalker. Wut entsteht, wenn mir Unrecht geschehen ist ( sollte sie zumindest), das Gefühl kann unmittelbar hervorbrechen, oder es dauert etwas, ist das Gefühl zu spüren ist.

Firewalker hat geschrieben: Fr., 01.02.2019, 22:26 Es hat auch etwas mit Erwartungen zu tun, glaube ich zumindest... wenn man die Realität nicht akzeptieren kann, so wie sie ist.
Das verstehe ich nicht.

Ich denke, oft ist das Problem, dass wir Gefühle bewerten und Wut ist negativ besetzt. Inzwischen habe ich begriffen, dass Gefühle da sind und alle ihre Berechtigung haben und nicht in gut oder schlecht kategorisiert werden sollten, sondern gespürt. Gefühle sind da und haben ihre Berechtigung. Ich bin wütend, weil, das bedeutet nicht, dass ich jemanden verletzte, aber ich habe dass Gefühl und es bringt mir die notwendige Energie mich zu wehren. Das geht mit Wut, ohne würde ich es hinnehmen. So war es, als ich die Wut auf Mr Hyde spüren konnte, das war ein intensives Gefühl und es hat mir einen extremen Energieschub gegeben, dass ich zum Telefon griff und ihn zur Rede stellen wollte - er war nur zu feige das Gespräch anzunehmen.
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mio
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Beitrag Fr., 01.02.2019, 23:18

Definiere "Unrecht" Saffiatou.

Ist es "Unrecht" wenn mir jemand den Parkplatz wegschnappt den ich gerne gehabt hätte? Ist es "Unrecht" wenn mir jemand nicht so zuhört, wie ich mir das gewünscht habe? Ist es "Unrecht" dass es ausgerechnet an meinem Geburtstag regnet wenn ich eine Party machen will? Ist es "Unrecht" wenn sich wer im Supermarkt vordrängelt?

Wohl kaum, sowas ist ärgerlich, aber noch lange kein Unrecht. Und trotzdem werden Menschen bei solchen Lappalien teils DERART wütend dass man meinen könnte es ginge um "Leben und Tod". Und wenn sie dann an der Wut "festhalten" dann geht es für sie irgendwann tatsächlich um "Leben und Tod". Ganz ohne dass ihnen in den Situationen ein faktisches Unrecht geschehen wäre. Andere haben halt einfach nicht das gemacht was sie wollten = ihre Erwartungen enttäuscht.

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Blume1973
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 05:19

Es hat auch etwas mit Erwartungen zu tun, glaube ich zumindest... wenn man die Realität nicht akzeptieren kann, so wie sie ist.
Ich seh das ehrlich gesagt auch so. Ist doch so, dass man sich ungerecht behandelt fühlt vom Leben, von Personen etc. Das es sich ungerecht anfühlt und deshalb wütend macht, ist sehr verständlich, dies ist aber dennoch Sache der eigenen Erwartung. Und wenn diese enttäuscht wird, entsteht Wut mMn.
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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blade
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 07:33

wenn sich jemand in der Warteschlange vordrängelt, dann ist das Unrecht. Und es geht um Leben und Tod.
Zwar nicht in der Art: Oh Mist, jetzt sterbe ich sofort, weil ich meinen Platz abgegeben habe ohne was zu sagen.
Aber es ist Lebenszeit, die sich einer (mit der Programmierung des Kollektivs im Hintergrund) erschleicht/erzwingt
auf Kosten eines anderen; der nicht fähig ist seine Wut von oben erwähnter Programmierung befreit zu haben. (ist verdammt schwer, weil die Programmierung alle betrifft, sieht man ja jetzt auch wieder.)

Wie wird der Vordrängler reagieren, wenn er konfrontiert wird?
mit Wut? Nein, entweder mit Aggression (scheinbarer Wut im eigentlichen aber Einschüchterungs-Versuchen), mit Entschuldigung (echt oder vorgespiegelt), mit Einlenken oder mit Ignoranz. Im schlimmsten Fall versucht er die Kassiererin oder Umstehende auf seine Seite zu ziehen. (es geht dabei also auch immer um wesentlich mehr als nur um Lebenszeit, um psychoenergetische Kraft geht es eigentlich, was nicht heißt, daß alle Vordrängler solche A-Löcher sind, manche aber sind es, dagegen sollte man sich unbedingt wehren...Korrektur: dagegen sollte man erst mal seine Wut aufkommen lassen, ohne diese abzuwürgen durch vorgefertigte Konzepte oder auch vorschneller Aggression um dann bewusst zu entscheiden)

und @mio: es ist zwar gut seine Erwartungen zu kennen und (ab und dann) zu überprüfen. Dennoch ist es unmöglich ohne Erwartungen ein Leben zu führen. Siehe StVo (obwohl der Vertrauensgrundsatz zunehmend nicht mehr zu greifen scheint)

PS: Bin gerne bereit mehr über die programmierenden Faktoren zu teilen, soweit ich bisher vorgedrungen bin (was nicht notwendigerweise, besonders weit sein muss) aber Apriori sieht man bereits wo die Dichotomie beginnt. Zulassen und wahrnehmen und dem Zeit geben oder nicht.

Die Verunschärfung und unwahre Gleichsetzung von Aggression mit Wut zB oder dem notwendigerweise destruktivem Wesen von Wut oder "Zum Streiten gehören immer Zwei" oder dem Mem: "Akzeptanz der Realität ist gut, Versuch etwas zu bewirken zu ändern ist schlecht"
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Fairness
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 10:28

Liebe saffia, das kannst du... ich meine, ich kann aus meiner Erfahrung sprechen... und du siehst das anders, kennst das anders, ist dann so... :) Alles liebe.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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minds
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 12:34

Warum werden Menschen bei Lappalien derart wütend? Weil sie vielleicht was triggert von früher oder weil sie so viel Wut noch nicht bearbeitet haben von anderen Dingen, dass sie bei kleinen Sachen wie z.B. beim Autofahren ausrasten.

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blade
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 13:30

Ja, das alles. Plus: Keine Hoffnung mehr.
Leben nur mehr reaktiv.

Ergänzung: "reactive Mind" in Englisch, ist synonym oder zumindest weitgehend übereinstimmend mit Stamm/Reptilienhirn (obwohl mir Reptilienhirn nicht eigentlich so gefällt, weil wir eben keine sind und trotzdem haben wir dieses Hirn auch)
und das ist ein Zustand in der Fight, Flight, Play-Dead die wesentlichen Zustände sind, das ist aber nicht unbedingt wirklich Wut, Aggression ja.
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blade
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 14:32

nein, bin kein Scientologe
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mio
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Beitrag Sa., 02.02.2019, 14:34

minds hat geschrieben: Sa., 02.02.2019, 12:34 Weil sie vielleicht was triggert von früher oder weil sie so viel Wut noch nicht bearbeitet haben von anderen Dingen, dass sie bei kleinen Sachen wie z.B. beim Autofahren ausrasten.
Ja, so sehe ich das auch. Es wird etwas angepiekst was mit der aktuellen Situation gar nix zu tun hat und deshalb überzogen reagiert. Ich hatte so eine Phase während der Therapie auch in der mich plötzlich Vorfälle wütend gemacht haben die mich vorher nicht wütend gemacht haben und ich hab dann immer versucht zu kucken was genau an der Sitatuion es gewesen sein könnte was mich so unverhältnismässig hat reagieren lassen und das dann in der Therapie genauer aufzudröseln versucht.

Starke Wutgefühle sind extrem anstrengend, aber ich glaube nicht dass ein destruktives "Ausleben" sinnvoll ist sondern dass es mehr Sinn macht die Wut wahrzunehmen und zu schauen was genau da gerade nicht stimmt. Wenn ich das weiss dann kann ich die "Kraft der Wut" dazu nutzen das zu verändern.

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