Unerträgliche Traurigkeit und Einsamkeit

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Zora_
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Unerträgliche Traurigkeit und Einsamkeit

Beitrag Do., 28.03.2019, 17:29

Hallo,
ich habe momentan folgendes Problem. Meine Therapie (Traumatherapie) läuft jetzt nach zwei Jahren aus (ich hab noch 4 Wöchige Termine) und ich war der Meinung, dass ich alleine klar komme und es okay ist.

Bis vor ein paar Wochen völlig überraschend Gefühle hoch kamen die ich so noch nie gefühlt habe. Ich habe in der Traumatherapie viel gelernt mit Triggern und Flashbacks umzugehen und das klappt meistens auch ganz gut. Die Gefühle von damals, die kamen dann zwar auch irgendwann mehr raus aber ich hab das nie lange ausgehalten und dann immer unterbewusst umgeschalten in z.b. Krankheitsängste (dann konnte ich mich mit potenziellen Krankheiten beschäftigen und hatte gefühlt wieder mehr die Kontrolle) oder ich wurde einfach sehr hart zu mir. Hab mir gesagt, dass ich mich nicht so anstellen soll und hab alles weggedrängt.

Jetzt geht es mir schon einige Wochen sehr schlecht aber irgendwie greifen diese alten (ohnehin sehr fraglichen Strategien) auf einmal nicht mehr. Es bleibt schwer und es hört nicht auf weh zu tun. Diese Gefühle von "allein und verloren sein" und diese Traurigkeit kommen mit so einer Wucht, es ist kaum auszualten.
Ich wende auch hier natürlich meine Skills an aber das hilft natürlich, wenn überhaupt nur für den Moment.
Es ist so, als ob ich dieses Mal komplett durch muß, durch diesen Schmerz...bis jetzt hat es meisten nach einer gewissen Zeit aufgehört aber diesesmal nicht.
Ich hätte nicht gedacht dass es zu diesem Zeitpunkt der Therapie nochmal so schwer wird und bin momentan etwas verwirrt und erschrocken darüber.

Hat hier vielleicht auch schon mal jemand erlebt, dass es zum Ender der Therapie nochmal so heftig wurde?
Ich komm mir gerade total dumm und unfähig vor deswegen...
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 28.03.2019, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Threadtitel "unerträgliche Gefühlszustände" präzisiert

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gideon24
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Beitrag Do., 28.03.2019, 17:54

Welchen Ansatz hatte denn diese Traumatherapie? Hast du irgendwelche Übungen um deine Resourcen zu stärken und die Gefühle zu durchfühlen gelernt?

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Zora_
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Beitrag Do., 28.03.2019, 20:28

Meine Therapeuten hat schon auch viel stabilisierend gearbeitet und ich habe durch die Threapie ja auch Skills für solche Situationen. Die helfen aber nur bedingt.
Was mich bisher aus solchen Situationen raus geholt hat waren letzten Endes dann aber doch die Kompensationsversuche und Strategien die ich mir über Jahre angeeignet habe, die ja aber an sich auch nicht wirklich gut für mich waren.
Durch die Therapie ist mir das bewusst geworden und jetzt bin ich an einem Punkt wo das so nicht mehr funktioniert.
Und deshalb kämpf ich jetzt seit Wochen mit diesen extremen Gefühlszuständen und es gibt kaum was, was ich dem entgegensetzen kann.
Und das alles zu einem Zeitpunkt wo die Therapie eigentlich zu Ende geht/ist.
Ich hab momentan einfach das Gefühl, ich krieg was nicht auf die Reihe was nach so langer Therapiezeit eigentlich kein Problem für mich sein sollte und werte das komplett als persönliches Versagen.

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candle.
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Beitrag Do., 28.03.2019, 20:54

Hallo!

Wie sieht es denn mit einer Therapieverlängerung aus? Alle vier Wochen über 2 Jahre kann ja nicht viel an Stunden sein?

Ich habe 4 Jahre verbracht mit 100 Stunden.

Hast du denn die erlernten Skills gar nicht angewendet?

Ist Trennung/ Verlust vielleicht bei dir traumatisch besetzt?

LG candle
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Zora_
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Beitrag Fr., 29.03.2019, 10:53

Ich hatte am Anfang schon wöchentlich meine Termine, dann zwei wöchentlich und jetzt am Ende alle vier Wochen. Vielleicht wäre eine Verlängerung noch möglich aber ich denke auch irgendwie, dass ich nach zwei Jahren Therapie jetzt mal alleine klar kommen sollte. Deshalb kann ich momentan auch nicht so gut damit umgehen, dass es mir jetzt wieder so schlecht geht.

Doch, ich habe meine Skills angewendet aber leider dieses mal nur mit mäßigem Erfolg.

Hm...Trennung/Verlust ist nicht direkt traumatisch besetzt. Allerdings war ich in den Jahren, in denen das alles passiert ist sehr allein mit der Situation. Die Erfahrung, dass ich durch die Therapie nicht mehr alleine damit bin, war sehr hilfreich und wenn die Therapie jetzt weg fällt bin ich wieder allein damit. Das macht mir manchmal Angst.
Aber wie gesagt, sollte das ja eigentlich jetzt kein Problem mehr für mich sein.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 29.03.2019, 11:08

Oh ja, bei mir war das auch so... vor allem diese Angst mit dem ganzen Traumamaterial allein zu sein. Ich glaube, dass ist durchaus ein Stück normal, vor allem, wenn man viel an sich gearbeitet hat und nun wirklich was zu verlieren hat. Auch nach Ende der Therapie kommen diese Phasen bei mir auf, was auch schwer ist, aber dann erinnere ich mich an das Gute, was mir sehr hilft. Ob eine Verlängerung bei diesem Problem hilft, sei dahingestellt - denn diese Gefühle werden sich vermutlich auch bei einem hinausgeschobenen Ende einstellen. Es ist einfach viel leichter, wenn man begleitet wird auf dem Weg, wenn man so nen schweren Rucksack zu tragen hat. Und es macht Angst, das wieder allein zu tun. Rede in der Therapie drüber - auch, ob, wann und wie du zurückommen kannst, wenn mal was ist. Vielleicht hilft das schon, um dich zu entlasten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Zora_
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Beitrag Fr., 29.03.2019, 19:07

Danke für deinen Beitrag Philosophia, es ist beruhigend zu hören, dass es dir ähnlich gegangen ist. Ich werd es nächstes Mal in der Therapie ansprechen.
Ich frag mich halt momentan die ganze Zeit, was man machen kann wenn die erlernten Skills nicht wirklich helfen und die alten Kompensationsversuche auch nicht mehr greifen. Ich bin da momentan irgendwie total ratlos und langsam echt verzweifelt.

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Le_na
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Beitrag Fr., 29.03.2019, 19:37

Liebe Zora,
ich kann das sehr gut verstehen, weil es mir auch oft so geht. Und ich würde diese Gefühle auch als "unerträgliche Gefühlszustände" beschreiben. Allerdings bin ich in laufender Therapie mit wöchentlichen Terminen, was mir sehr viel Sicherheit gibt.

Hast du denn darüber bisher überhaupt schon mit deiner Therapeutin gesprochen? Das würde ich unbedingt tun, auch weil ihr ja nur mehr so seltene Termine habt und die Therapie zu Ende geht. Vielleicht könnt ihr gemeinsam schauen, ob eine Verlängerung Sinn machen würde oder nicht.

Ich finde, wenn Kompensationsstrategien wegfallen, wird es zeitweise wirklich schwierig. Mir geht es da aktuell ähnlich, weil vieles nicht mehr funktioniert (Änderungen im Außen bspw.). Ich denke es braucht Zeit, damit sich anstelle der (dysfunktionalen) Strategien andere entwickeln können. Veränderung ist irgendwie immer ziemlich zäh (leider..).

Was mir zu deinen Skills einfällt, von denen du schreibst, dass sie nicht mehr wirken: Möglicherweise braucht es in diesen Zuständen etwas ganz bestimmtes. Bei mir ist ganz wesentlich "Bindung". Sprich: Etwas mit Freundinnen unternehmen, mit einer Freundin telefonieren,...alles wo man Bindung spürt. Wenn ich nun meinen "Skill" Sport heranziehe, bleibt der wirkungslos wenn ich alleine laufen gehe. Ganz anders wenn ich mit einer Freundin laufen gehe. Dann wirkt das deutlich besser. Auf welche Ressourcen und Skills greifst du denn hauptsächlich zurück? Hast du eine Idee, was du in diesen Zuständen am meisten bräuchtest? Bei mir handelt es sich meist um "angetriggerte alte Zustände". Da liegt es eigentlich auf der Hand, dass "Bindung" mich da rausholt, weil genau das früher gefehlt hat. Vielleicht hilft es dir auch zu überlegen, aus welcher Zeit die unerträglichen Gefühle stammen, was dir damals besonders gefehlt hat und wie du es dir heute "geben könntest".

Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße,
Le_na

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Zora_
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Beitrag Fr., 29.03.2019, 21:41

Danke für deinen Beitrag Le_na!

Ja,ich habe mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und wir schauen momentan einfach weiter was für Skills und Ressourcen helfen könnten.

Das was du über die Skills geschrieben hast, fand ich sehr interessant. Da muss ich auf jeden Fall mal drüber nachdenken, was das in meinem Fall sein könnte.
Meine Skills sind hauptsächlich Sport (joggen bis zur Belastungsgrenze oder Yoga), was anspruchsvolles lesen, Aromaöle und was mir auch immer wieder sehr geholfen hat sind Imaginationsübungen.
Das Problem ist nur, dass ich Mutter von zwei Kindern bin und nicht einfach losjoggen oder mich für eine Imaginationsübung zurück ziehen kann, wenn ich es gerade dringend bräuchte. Und das ist momentan mit das größte Problem. Wenn ich mal wieder im emotionalen Ausnahmezustand bin, sollte ich eigentlich sofort gegensteuern damit meine Kinder das auch nicht so mitkriegen. Das geht aber nicht weil ich die beiden noch nicht alleine zu Hause lassen kann.

Ich weiss auch sehr genau aus welcher Zeit diese Gefühle kommen und es ist bei mir ähnlich wie bei dir mit diesen angetriggerten alten Zuständen. Und ich weiss auch was mir damals gefehlt hat aber es fällt mir schwer mir das jetzt selbst zu geben. Ich kann mich da auch im Moment zu wenig mit mir selbst beschäftigen. Mein Job ist sehr stressig, der Haushalt, die Kinder, mein Mann ist frisch operiert. Das klingt jetzt blöd, aber ich sollte momentan einfach nur funktionieren und statt dessen komme ich total an meine Grenzen.

Ich werde jetzt einfach versuchen die Situation so wie sie ist erstmal zu akzeptieren...was anderes bleibt mir eh nicht übrig und radikale Akzeptanz hat mir während meiner Therapie oft geholfen. Auch wenn es momentan eher schwer ist für mich.
Veränderung ist zäh...da stimme ich absolut zu und extrem anstrengend!

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Le_na
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Beitrag Sa., 30.03.2019, 08:16

Liebe Zora,

ich kann gut verstehen, dass es mit zwei kleinen Kindern, die du noch nicht alleine zu Hause lassen kannst, schwierig ist direkt gegen zu steuern. Gibt es Dinge die du ausprobieren kannst, wo die Kinder dabei sein können? Spazieren gehen, ein Eis essen gehen?
Zora_ hat geschrieben: Fr., 29.03.2019, 21:41 Ich werde jetzt einfach versuchen die Situation so wie sie ist erstmal zu akzeptieren...was anderes bleibt mir eh nicht übrig und radikale Akzeptanz hat mir während meiner Therapie oft geholfen. Auch wenn es momentan eher schwer ist für mich.
Darin versuche ich mich auch immer wieder und das klappt auch in schwierigen Situationen. Aber in diesen emotionalen Ausnahmezuständen komme ich zu keiner Akzeptanz. Mir geht es immer so, dass sich diese "Zustände" so schrecklich anfühlen, dass ich einfach nicht akzeptieren KANN, dass es gerade so ist. Wie ist das bei dir? Gelingt dir das?

Liebe Grüße,
Le_na

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Zora_
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Beitrag Sa., 30.03.2019, 13:30

Das versuche ich auch immer, mich mit meinen Kinder abzulenken. Ihnen was vorlesen mit ihnen raus gehen oder so. Manchmal klappt das auch aber oft ist es leider so, dass mich die Doppelbelastung aus "emotionalem Ausnahmezustand" und "volle Aufmerksamkeit für die Kinder" fast durchdrehen lässt. Aber ich arbeite dran versuche immer und immer wieder mit meinen Kindern im Hier und Jetzt zu bleiben.

Das mit der radikalen Akzeptanz klappt in solchen Zuständen bei mir momentan auch überhaupt nicht. Es hätte ein Weg sein können, aber ist für mich bis jetzt auch noch nicht möglich.
Mir hat das während der Therapie sehr geholfen wenn es um meine Vergangenheit ging, wenn ich mich mit Fragen gequält habe, auf die ich eh nie eine Antwort bekommen werde...da hat mich die Akzeptanz wirklich weiter gebracht.
Aber diese "Gefühlszustände", das ist ja wie ein Strudel der mich runter zieht, oder eine riesen Welle, da kann ich dann auch nicht mehr über radikale Akzeptanz nachdenken.
Diese Zustände möchte ich auch einfach nur los werden und da will ich dann auch etwas dagegen TUN, da will ich handeln weil ich mich diesen Emotionen so ausgeliefert fühle.
Und ausgeliefert und "ohnmächtig" war ich in meinem Leben genug...mich bei meinen eigenen Emotionen jetzt wieder so zu fühlen, das ist vielleicht auch das eigentlich schwere/schlimme daran.

Ich habe momentan auch keine Lösung außer weitermachen, durchhalten, einen Tag nach dem andern nehmen und hoffen, dass bald wieder eine Zeit kommt, die wieder leichter wird!

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Vogel1
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Beitrag Sa., 30.03.2019, 17:26

Liebe Zora,
ich habe mir das auch so gewünscht glaube ich von der Therapie: dass die unerträglichen Gefühlszustände, in die ich oft plötzlich wie emotionale Fallgruben falle, weggehen.
Das ist enttäuschend, dass das nicht so ist. Meine Therapeutin sagte etwas wie: die unerträglichen Gefühle gehen nicht weg, aber Sie haben Worte dafür gefunden.
Mhm. Und ich würde ergänzen: die Fallgruben sind etwas weniger geworden, die Gefühle manchmal etwas weniger intensiv und ja, benennbar als (jeweils welche) Gefühle, auch erkennbar als alte Gefühle und damit manchmal auch ein Auslöser benennbar. Also, dass die Gefühle zwar immer noch einen überrumpeln, aber beim drüber nachdenken nicht mehr ganz so aus „heiterem Himmel“ mich überfallen.
Und ja: ich finde es auch noch mal schwieriger mich selber zu händeln, wenn ich gleichzeitig die Gefühlszustände meiner Kinder mithändeln muss. Das geht ganz schlecht bis eigentlich gar nicht.
Ich wünsche Dir einen guten Weg!
Viele Grüße von Vogel1

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Zora_
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Beitrag So., 31.03.2019, 10:18

Danke Vogel1! Ja, es ist nicht so leicht zu akzeptieren, dass man trotz Therapie und nachdem man so an sich gearbeitet hat doch immer wieder in solche Situationen kommt. Aber es hat mir jetzt schon auch geholfen zu lesen, dass es anderen auch so geht und es nicht nur an mir liegt, dass ich das nicht so schaffe wie ich es gerne würde.

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