Gedankenchaos und Reizüberflutung stoppen

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Sintje
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Gedankenchaos und Reizüberflutung stoppen

Beitrag Sa., 01.08.2020, 18:14

Hallo,

ich würde mich freuen, wenn jem. folgendes Problem kennt und seine Strategien dagegen teilen möchte:

Wenn ich in Gesprächssituationen, insbesondere mit mehren Leuten bin, komme ich immer wieder in diesen Zustand. Ich höre etliche Dinge in mir und außen gleichzeitig und bin völlig überfordert. Ich höre Sekundenweise dem Erzählenden vor mir zu. Gleichzeitig denke ich nach, was ich sagen soll, betrachte die Situation aus andern Perspektiven, fühle mich als Außenstehender, höre Ohrwürmer, denke mir neue Melodien und Reime aus, singe innerlich Quatschlieder, rufe innerlich laut und zwanghaft sinnfreie Wörter und plappere wie ein Papagei im Gedanken einzelne Wortfetzen von mir und meinem Mitmenschen nach. Alles durcheinander.
Plötzlich ist es dann vorbei und ich kann wieder normal zuhören, ohne zu wissen, wie ich da rausgekommen bin.

Und nun meine Frage: Wie soll ich das stoppen?

Viele Grüße, Sintje.

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Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 01.08.2020, 18:21

Ich glaube, dass das jeder kennt, was du da beschreibst. Wenn es arg stört, würde ich mit bewussten Gedankenstopps arbeiten oder mal sowas wie eine Achtsamkeitsübung einbauen wie "drei Dinge, die ich sehe, höre, rieche", um sich wieder zu erden. Aber da du ja auch schreibst, dass das dann von selber plötzlich wieder weggeht, vielleicht hilft auch einfach zu akzeptieren, dass der Kopf manchmal einfach nur Quatsch im Kopf hat.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sintje
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Beitrag Sa., 01.08.2020, 18:30

Danke Candykills, die beschriebene Übung probiere ich mal aus. Ich schätze, das könnte passen.


Fighter1993
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Beitrag Sa., 01.08.2020, 19:52

Ich kenne die Zustände anders, bei mir ist dann alles wie im Nebel, in Watte und ich kann gar keine einzelnen Geräusche oder deren Herkunft zuordnen/wahrnehmen. Hatte das erst am Montag am Bahnhof, vor mir der Zug am Gleis mit Geräuschen, neben mir verschiedene Menschengruppen die gesprochen haben, Durchsagen in verschiedenen Sprachen, recht enger Bahnsteig, ich grundsätzlich angspannt... und irgendwann war nur noch ein Rauschen da. Nur noch verschwommene Töne und Geräusche.
Ich komm da dann auch raus, indem ich versuche mich auf ein Geräusch zu konzentrieren. Das hab ich vor 4 Jahren bei der vorherigen Therapeutin als Tipp bekommen, wir haben das öfter auch in der Stunde geübt. Einfach, weil ich oft solche Situationen habe, in denen ich aussteige, meine Wahrnehmung verwischt und mir einfach alles zu viel ist.

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Sintje
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Beitrag Sa., 01.08.2020, 21:12

@Fighter: Unabhängig davon, wie mein Erleben nun heißt, kann deine Strategie für mich ja trotzdem passen. Also danke. Ich glaube, das ist es auch, was diese Zustände dann unbemerkt stoppt. Ich höre z.B. eine Polizeisirene und konzentriere mich dann "aus Versehen" darauf, bis ich das restliche Chaos vergesse.

@Candykills: Ja Dissoziation kenne ich auch anders. Dann verschwimmt mir alles, bis ich die Menschen vor mir gar nicht mehr sehe und höre.
Und ja, es klingt sehr nach Quatsch. Trotzdem wirkt es leider in dem Moment ziemlich bedrohlich auf mich, weil so vieles zusammen kommt. Dieses Zwanghafte ist schon irgendwie gruselig, weil es sich anfühlt, als würde ich fremdgesteuert sein. Und wenn ich Pech hab und die Anspannung zu hoch, kommen noch innere Stimmen gratis dazu. Ich muss wirken wie ein ignoranter Vollidiot, wenn ich nur noch abwesend dasitze und mir die Ohren zuhalte - als ob das was bringt.

Edit: Bezug genommen auf einen Beitrag, der nun scheinbar gelöscht wurde


Fighter1993
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Beitrag Sa., 01.08.2020, 21:45

Ich denke auch, egal welchen Namen das Kind nun hat, Strategien sind Strategien und helfen ja nicht nur für das eine (und selbst da ists ja oft nicht die Patentlösung).
Was mir jetzt in Bezug auf Ohren zuhalten einfällt: ich habe so oft es geht Kopfhörer mit Musik auf wenn ich draußen unterwegs bin. Einfach um eben nicht noch das ganze Umfeld auf mich einprasseln zu lassen. Klar geht das nicht immer, gerade in sozialen Situationen oder wenn die Aufmerksamkeit gefordert ist. Aber bei mir ists bspw. der Weg zur Arbeit, zum Einkaufen.... überwiegend wenn ich halt zu Fuß oder mit Bus und Bahn unterwegs bin und die Wege/Umgebung kenne.
Am Montag am Bahnhof war es so, dass ich zwar den Bahnhof kenne, mich aber dennoch in Amsterdam durchaus unsicher fühle und eben aufgrund des Trubels der dort herrscht, Angst habe wichtige Dinge nicht mitzubekommen - sobald ich dann im Zug auf meinem Platz sitze, sind die Kopfhörer dann auch wieder drin und ich bin so schonmal von den hörbaren Reizen getrennt. Die sichtbaren lenken mich auch so noch genug ab, aber es hält sich in Grenzen.

Und in Bezug auf Dissoziation, die kenne ich von mir in anderem Ausmaß, da bekomm ich gar nix mehr mit, bin zum Teil bewegungsunfähig oder aber funktioniere automatisch, oft ohne Erinnerung (also, ich weiß da war was, aber ich weiß nicht was) und da braucht es mehr als mich auf ein Geräusch zu konzentrieren.

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Sintje
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Beitrag Sa., 07.11.2020, 20:57

Ich habe heute und die letzte Zeit versucht, mal mehr auf oben genannte Problematik zu achten und dagegen zu handeln. Was ich für mich herausfinden konnte, ist: Ich muss schon mal grundsätzlich angespannt sein und rege mich dann schnell auf, sobald jemand (zu laut, leise, lange, in unangebrachter Situation) spricht.

Aktuell kann ich aber nichtmal zwischen äußeren Reizen, Gedanken und co unterscheiden. Es kommt mir nur noch wie ein lautes vernebeltes Chaos vor. Beispielsweise erzählt 1 Person in einem Redekreis etwas. Ich verstehe aber kaum noch den Inhalt, es hört sich an als wenn viele gleichzeitig reden. Was nicht sein kann, alle anderen Münder sind geschlossen. Aber es hört sich so an und es macht mir Angst. Weil ich dann denke "Hört auf durcheinander zu reden, seid still, schweigt!" Vielleicht hallen die vorherigen Äußerungen von ihnen in mir immer noch nach und werden wiederholt. Es echot und es rauscht. Auf ein Geräusch bewusst konzentrieren funktioniert nicht. Das einzige, was dann noch geht, ist, die Situation gedanklich komplett zu verlassen. Hirn-Flicflacs machen o.ä. (was Candykills bereits vorgeschlagen hat als Achtsamkeitsübung) ... aber auch nur um Zeit zu schinden. Wenn das Gespräch danach noch nicht vorbei ist, dann weiß ich auch nicht weiter. In der Bahn kann ich Kopfhörer aufsetzen. Aber in der Fortbildung oder Teamsitzung geht das nicht.

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