Echtes Interesse des Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag So., 26.01.2020, 22:01

Coriolan hat geschrieben:Ich wurde auch schon auf meinem Profil (nein, kein Stasi-VZ, Instagramm, etc.) besucht von meinem Therapeuten - drüber geredet haben wir nie (warum auch?),
Ich fände es schon besser, wenn sowas zwischen Thera und Klient ausgesprochen bzw. abgesprochen ist, möglichst bevor der/die Thera das macht. Wenn ich das manchmal hier im Forum so querlese, dann löst das doch allerhand in Klienten aus, und sowas sollte ein/e Thera schon mitbedenken.

Mir persönlich wäre es jetzt auch nicht soooo wichtig, wie gesagt : Was ich der großen weiten Welt via Internet wissen lasse, das darf mein Thera erst recht wissen.
Coriolan hat geschrieben:Ich denke, viele machen sich darüber halt keine (oder wenig) Gedanken, wenn sie was online stellen.
Ja, das ist leider so selbstverständlich geworden heutzutage... Grade da sollte man viel bewusster drauf gucken, das halte ich mir selber auch immer mal wieder richtig klar vor Augen. Was man ins Netzt stellt, das "bleibt" da ja auch, das Netz "vergisst" ja nix. Und jeder kann drauf zugreifen, der von Anna-Luisa angeführte Datenschutz bewahrt einen da ja auch nicht davor, sieht man an vielen Beispielen, wo Arbeitgeber von ihren Angestellten deren "Sünden" halt via Netz mitkriegen und dann entsprechend Konsequenzen gezogen werden.

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Coriolan
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Beitrag So., 26.01.2020, 22:54

mio hat geschrieben: So., 26.01.2020, 22:00 Ich denke drüber reden macht dann Sinn, wenn es verunsichert bzw. irritiert, weil das ja auch die Beziehung beeinflusst.

[...]

Drüber aufregen darf man sich meiner Meinung nach nicht, der andere tut ja nichts was ich ihm nicht selbst ermöglicht habe. Ich sehe da also keinen Übergriff.
Das denke ich auch - deswegen wurde es von mir auch nie angesprochen. Ich empfand es als völlig bedeutungslos und denke nicht, dass das vorher mit mir hätte abgesprochen werden müssen. Vielleicht bin ich da auch eine Ausnahme, dass mir das viel zu unbedeutend erschien, als dass ich es in der Therapie erwähnte.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.


mio
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Beitrag So., 26.01.2020, 23:12

Dass das vorher abgesprochen werden muss finde ich auch nicht.

Aber wenn es gemacht wurde und dann quasi ins Gespräch einfließt dann wäre es schon nett dazu zu sagen woher man diese "Info" hat. Das mache selbst ich so als "Normalo", weil ich mir denke: Derjenige hat ein Recht zu erfahren woher ich das nun weiss und sollte nicht "rätseln" müssen.

Und na ja, das passiert einem ja tatsächlich auch im Alltag, selbst mit "aufgeklärten" Leuten, dass die die "Brücke" nicht immer direkt hinbekommen wird und die sich dann fragen: Habe ich Dir das erzählt? Oder woher weisst Du das? Von daher finde ich es schon netter, wenn man von vorne herein dazu sagt, woher man das weiss oder es halt zumindest aufklärt wenn nachgefragt wird. Wenn man es nicht von der Person selbst - also aus einem direkten Kontakt - weiss.

Eine großartige Bedeutung würde ich dem jetzt auch nicht beimessen und wenn es eh nicht ins Gespräch einfließt dann erübrigt sich das ja auch mit der Bedeutung. Hat halt mal jemand neugierig gekuckt...kommt vor in den sozialen Medien und sagt eigentlich nicht viel aus. Außer dass da wohl jemand neugierig war.

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stern
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Beitrag Mo., 27.01.2020, 08:21

Das Finanzbeamte (und andere Gruppen) googlen ist bekannt und nicht verboten.

Ich meine mal gelesen zu haben, es sei unethisch, Patienten gezielt zu recherchieren... weiß nicht, ob ich den Beitrag nochmals finde. Ist schon eine Weile her.

Auch wenn Patienten dies tun, würde ich sagen, es macht auch einen Unterschied, in welchem Umfang man das tut. So sollen z.B. die berufliche Homepage gefunden werden oder Kontaktdaten. Wenn jemand (egal ob Patient oder Therapeut) einen selterenen Namen hat, kann es passieren, dass dabei ein soziales Netzwerk an prominenter Stelle auftaucht, während online eigentlich nur nach einer Telefonnummer gesucht wurde. Das fände ich auch noch o.k., wenn man so mehr oder weniger zufällig bzw. beiläufig auf etwas stößt und dabei mal kurz schaut. Nicht aber, wenn gezielt das Internet nach privaten Informationen durchforstet wird (sei es Patient oder Therapeut)... so nach dem Prinzip: Mal schauen, was ich über denjenigen alles herausfinden kann. Je nach gewonnen Informationen, kann das die Beziehung belasten und verschiedene andere Fragen aufwerfen.

Edit: Hier zum Bleistift. PTG = Patient Targeted Googling :lol: :lol:
... Denn hier sind nicht nur ethische Aspekte virulent, sondern es stellt sich auch die Frage nach den Auswirkungen auf die therapeutische Beziehung: Welche Auswirkungen hat es, wenn der Therapeut zum Beispiel seine Gegenübertragungsgefühle nicht reflektiert, sondern mittels PTG ausagiert? Kann PTG als Grenzverletzung gesehen werden in Anlehnung an die Musterberufsordnung der Psychologischen Psychotherapeuten ... , in der in der Abstinenzregel (§ 6) (5) explizit gemacht wird, dass Therapeuten „die Vertrauensbeziehung von Patienten nicht zur Befriedigung eigener Interessen und Bedürfnisse missbrauchen“ dürfen? Dieser Verstoß läge aber vor, wenn sie aus Motiven der Neugier ihren Patienten im Internet „suchen“. Gleichzeitig steht im selben Paragrafen, dass Psychotherapeuten außertherapeutische Kontakte zu Patienten meiden sollen, die die therapeutische Beziehung stören können. Fällt das Lesen der Pinnwandeinträge des Patienten auf Facebook auch zum Beispiel unter „außertherapeutische Kontakte“, die der Therapeut nutzt? Gibt es Gründe und Situationen, die PTG rechtfertigen und wenn ja, wie soll mit den Informationen, die der Therapeut gewonnen hat, umgegangen werden?
https://www.aerzteblatt.de/archiv/173270/Therapeuten-Patienten-und-die-Suchmaschine-Transparenter-Umgang-mit-einem-potenziellen-Beduerfnis

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Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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