ich bin seit etwa 5 Monaten bei einem Psychiater, so 2 mal im Monat
Eigentlich ist unsere Therapie okay und hilft mir...
Die letzte Stunde war jedoch eigenartig. Denn es ging dabei weniger um mein Seelenleben, viel mehr um Politik und das Gesundheitssystem
Ich sprach darüber, dass ich in letzter Zeit wieder energieloser war. Zudem schilderte ich, dass ich mich gerne auf ein paar Geschlechtskrankheiten testen lassen würde... Eine Krankheit, die durch einen ungeschützten Missbrauch vor zehn Jahren vermutlich an mich weitergegeben worden ist, ist vor zwei Wochen durch Zufall festgestellt und jetzt mit Antibiotika behandelt worden. Daher mein Gedanke, mich auch auf anderes testen zu lassen - denn erst in den letzten zwei Wochen habe ich über STDs gelesen, auch wie lange sie unbemerkt im Körper sein können (z.B. HIV...). Er hat das belächelt und meinte, wenn ich nichts fühle, hätte ich nichts. Ich meinte, dass ich die kürzlich festgestellte Krankheit jahrelang nicht bemerkt hätte. der Mensch, der mich damals missbraucht hat, vor Gericht unter anderem wegen seiner Sexsucht als Krankheit mildernde Umstände wollte. Und dass diese Sexsucht ihn ja potentiell zu einem guten Wirt für die diverse Krankheiten gemacht haben könnte.
Er erklärte mir dann, dass Gesundheitssystem in DE würde bald kollabieren, wenn jeder teure Therapien verschrieben kriegen würde, auf alles getestet wird und dass alte Menschen mit Krankheiten überdiagnostiziert seien,
meine Generation dafür den Preis zahlen würde. Ich meinte dann, dass das schon okay sei, es gäbe das Solidaritätsprinzip und dafür hätten die älteren Leute ihr Leben lang eingezahlt, so wie ich jetzt für sie. Er meinte, das kaputte Gesundheitssystem wäre nur der Anfang; es würde bald Krieg kommen, die Klimakrise würde uns einholen und er wisse, ich sei wegen Depressionen hier, aber trotzdem sei das die Wahrheit. Es würden düstere Zeiten kommen. Um die Stimmung aufzulockern, machte ich dann einen Witz und fragte, ob er vielleicht eine von meinen Antidepressiva abhaben wolle. Da schmunzelte er und meinte, er käme mit alldem klar. Ich fragte ihn, ob es in seinen Augen Hoffnung für die Welt gäbe und er sagte, man müsse so freundlich sein, dass die Welle der Freundlichkeit bis in die Ukraine käme.
Dann ging es um AfD Wähler. Er meinte, es ginge AfD Wählern zu gut, gleichzeitig seien sie in einer kollektiven Panikattacke. Ich meinte, es sei wichtig ihre Hintergründe zu verstehen und dass man sie eventuell mit Fragen aus der Reserve locken könnte, bzw. zum Nachdenken anregen könnte. Er meinte dann, das sei völlig falsch, man müsse sie trösten.
Später kamen wir auf Feminismus zu sprechen. So schloss sich der Kreis wieder mit der Medizin; ich meinte, dass Frauen in der Medizin oft nicht ernstgenommen werden würden; viele Krankheiten würden psychologisiert werden + chronische Krankheiten im Schnitt 6 Jahre später als bei Männern diagnostiziert werden... Das, was bei mir jetzt erst festgestellt worden ist, verursachte mir z.B. mit 16 Bauchschmerzen und wurde immer auf die Psyche geschoben; niemand kam auf die Idee, mich zu testen, bis meine neue Ärztin es vor zwei Wochen tat... Er meinte dann, Frauen seien absolut gleichgestellt mit Männern, überhaupt würden Männer eher sterben und so wie ich anscheinend Männer hasse (ich habe ihm mal gesagt, dass ich durch den vielen Missbrauch, den ich durch Männer erlebt habe, manchmal Männerhass verspüre), würde er manchmal Frauen hassen. ER meinte dann, er wäre einer von den wenigen, die seine PatientInnen immer auch zu Fachärzten schicken würde, wenn er denkt, sie seien zu Unrecht psychologisiert worden... Ich meinte dann, dass ich ihn nicht persönlich meinte und ihn auch sehr für seine Besonnenheit schätze, sondern nur Statistiken dazu gelesen hätte...Und eben manchmal auch wütend und verzweifelt sei, weil man es als Frau nicht leicht hat in einigen Belangen, in meiner Wahrnehmung und nach vielen Statistiken...
Er sagte dann, die Stunde sei vorbei - ob ich noch Termine wolle? Ich sagte, dass wir doch im August noch welche vereinbart haben, oder ob er jetzt denkt, ich würde wegen der Diskussion keine mehr wollen? Er meinte dann, die würde die Kasse nicht mehr zahlen... Wir bräuchten einen neuen Antrag. Ich meinte dann, dass ich mir das überlegen müsse... Wieso er mir das nicht gleich gesagt hätte, dann hätten wir uns irgendwie verabschieden oder den Antrag machen können... ER meinte dann, das hätte er tun sollen.
Zum Abschied sagte er: "Dann bis dann, Frau RatKid, machen Sie's gut als benachteiligte Frau! - entschuldigung..."
Wir haben die ganze Zeit geschmunzelt, aber wirklich lustig war das alles nicht...
Was war das für ein Gepsräch? Er war sonst immer empathisch, wir sind nie politisch geworden, es war immer entspannt... Wollte er mich mit dem Mist, den er geredet hat, aktivieren? Sagen eure Therapeuten euch auch, dass bald Krieg kommt? Wie hättet ihr reagiert, wenn euer Therapeut sowas sagt?
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