Umgang mit dem Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 01.11.2008, 12:37

Anne, falls es dich beruhigt, ich war 8 Jahre in Therapie und habe auch ein Ende gefunden. Ich habe mich auch immer wieder gefragt, ob ich es je schaffen würde, die Therapie zu abzuschließen. Irgendwann war der Zeitpunkt einfach da, wo ich gespürt habe: "Jetzt ist es gut." Dieser Punkt wird bei dir auch kommen, da bin ich überzeugt.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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kamikatze
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Beitrag Sa., 01.11.2008, 13:19

Hallihallo!
es ist ja eine beziehung mit zwei b eteiligten. (ja, auch wenns eine dienstleistungsbez. ist... )

hat er dich denn innerlich (für dich) schon "freigegeben"?
ich kann das nicht anderds in worte fassen. aber ich glaube, dies könnte ev so ein emotionaler widerhaken sein, der dir da noch im wege steht. falls das so wäre gäbs nur eines: beziehungsklärung!
liebe grüsse, k.
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...

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Meereszauber
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Beitrag Sa., 01.11.2008, 17:17

hat er dich denn innerlich (für dich) schon "freigegeben"?
Das finde ich einen ganz wichtigen und elementaren Aspekt!
Was ich der Ex-Therapeutin meiner Tochter hoch anrechne: während der Therapie wurde schon klar, dass unsere Tochter für sie ein erstmaliger und somit bis dahin auch "einmaliger Fall" war mit ihrer ganzen Adoptionsgeschichte und allem "Drum und Dran".
Als wir über das Therapieende gesprochen haben, sagte sie uns Eltern ohne im Beisein unserer Tochter, dass sie sich freuen würde, ab und an von uns Eltern etwas über die Entwicklung unserer Tochter nach der Therapie zu hören.

Ohne Beisein unserer Tochter aus dem Grund, um unsere Tochter "freizugeben" und sie nicht in dem Gefühl zu halten: "...und wenn das hier zu Ende ist, ist es trotzdem nicht zu Ende."

Sie (also die Therapeutin) hat es absolut akzeptiert als ich gesagt habe: "Super, machen wir Eltern gerne, aber nicht vor Jahreswechsel!"

Hat sie super nachvollziehen können, sie konnte unsere Tochter einwandfrei "therapeutisch" loslassen und hat ihr damit die Ablösung ermöglicht.
Herzliche Grüße
Meereszauber





Vergangenheit ist gegenwärtige Erinnerung.
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Gegenwart ist der Moment in dem die Vergangenheit in die Zukunft fließt.


Augustinus

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Anne1997
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Beitrag So., 16.11.2008, 19:01

Hallo,

jetzt endlich noch eine Rückmeldung: danke, Gärtnerin, für Deinen Mut machenden Beitrag.
Ja, tief im Inneren fühle ich bzw. glaube ich das auch, sonst gäbe es nicht dieses dauernde "Hin und Her" zwischen Aufhören und dem Gefühl, dass es noch nicht stimmig für mich ist. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich es "hinbekommen" werde.

Und dies mit dem "innerlich freigeben" seitens des Therapeuten, liebe Kamikatze und Meereszauber, ist sicherlich kein Problem für ihn. Er ist innerlich ganz klar, nah und abgegrenzt, das ist schon unglaublich gut.
Auch da denke ich, Meereszauber, dass die Situation eines Kindes (hier Deiner Tochter) z.B. aus entwicklungspsychologischen, aber auch aus vielen anderen Gründen nicht mit meiner Situation vergleichbar ist.
Die Beziehung zwischen "uns" wurde schon öfter geklärt, vor allem im späteren Verlauf der Therapie, anfangs traute ich mich kaum überhaupt etwas dazu zu sagen (außer: "Warum schmeißen Sie mich denn nicht raus Sie könnten Sinnvolleres tun!" / "Das sagen Sie doch nur, um mich positiv zu unterstützen" etc. pp.)

Habe eine Therapiestunde ausfallen lassen, um mehr nachzudenken und Zeit für mich und anderes zu haben, was mir wirklich gut getan hat.

Euch alles Gute,
Anne

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Meereszauber
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Beitrag So., 16.11.2008, 19:17

Auch da denke ich, Meereszauber, dass die Situation eines Kindes (hier Deiner Tochter) z.B. aus entwicklungspsychologischen, aber auch aus vielen anderen Gründen nicht mit meiner Situation vergleichbar ist.
Ich denke schon auch, dass der Vergleich etwas hinkte - bei einem Erwachsenen hat sich ja im Laufe der Zeit auch ein Vielfaches mehr angesammelt.
Wobei ich als Mutter den Ablöseprozess sehr interessiert verfolgt habe.
Herzliche Grüße
Meereszauber





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Augustinus

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Lumpi
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Beitrag So., 16.11.2008, 19:38

Hallo Anne,

sehe meine Therapie als eine Art "Psychohygiene".
Ein Therapeut geht ja auch in Supervision.

Möchte so lange wie möglich weitermachen.
Frequenz wurde bereits auf einmal monatlich reduziert.

LG

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Thosa
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Beiträge: 2

Beitrag Sa., 13.02.2010, 03:16

Hallo, ich habe bisher hier nur "rumgestöbert", möchte jetzt aber mal eine Frage loswerden:
Ist euch das Therapieende auch so schwer gefallen? Und wie geht ihr damit um?

Zur Info:
Ich habe Ende 2008 die Diagnose einer schweren chron. körperlichen Erkrankung bekommen.Daraufhin habe ich Depressionen, Ängste entwickelt...Es ging[mir einfach richtig dreckig. Mein Hausarzt mich dann an einen Psychotherapeuten überwiesen, naja so kam ich zu meiner Verhaltenstherapie. Erst 25 h, dann nochmal Nachschlag 20h.
Da bin ich also 1x/Woche gewesen und es hat wirklich gut getan, die Angst, meine Gefühle, meine Sorgen auszusprechen. Der Anspruch der anderen und auch viélleicht an mich selbst "tapfer" zu sein, hatte in diesen Gesprächen keine Bedeutung. Ich war mir gar nicht bewußt, wieviel Halt mir das gegeben hat.
Jetzt, also seit 3 Wochen, ist die Therapie beendet worden. Erst sehen wir uns jede Woche und dann einfach VORBEI....
Mir geht es nicht gut. Komme damit nicht zurecht. Ich weiß gar nicht wie ich so weitermachen kann.Fühle so einen inneren Druck- denke aber gleichzeitig: Jetzt hattest du deine Therapie, jetzt musst du dich auch besser fühlen. Mir ist schon klar, dass mit der Zeit eine Verbindung zwischen Pat. und Therapeut entsteht und das diese früher oder später gelöst werden muss. Aber wie?
Mich überrennt die Angst, wie soll ich dieser körperliche Bedrohung alleine standhalten? Wie soll ich weitermachen? Klar, die Strategien habe ich im Kopf- darum gehts nicht- ich brauche seelische Kraft, immer noch...
Wie schaffe das bloß?
Wie weitermachen?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir helfen?

viele Grüße
Thosa

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Anne1997
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Beiträge: 625

Beitrag Sa., 13.02.2010, 06:21

Hallo Thosa,

gut, dass Du hier schreibst!
Wenn Du hier länger bist, wirst Du mitbekommen, dass das Therapieende für viele von uns ein großes Thema und oft ein zentraler Punkt am Ende ist, der von beiden Seiten vorbereitet werden sollte.
Du hattest bisher 45 Stunden und: [quote="Thosa"]Ich war mir gar nicht bewußt, wieviel Halt mir das gegeben hat.[/quote]Wurde dieses Ende nicht irgendwie thematisiert, wie es Dir jetzt im Vergleich zu früher geht, wie es nach der Therapie weitergehen kann?

Klar ist ja [quote="Thosa"]Ich weiß gar nicht wie ich so weitermachen kann.Fühle so einen inneren Druck- denke aber gleichzeitig: Jetzt hattest du deine Therapie, jetzt musst du dich auch besser fühlen.[/quote], dass es momentan so nicht gut weitergehen kann.
Es "muss" Dir natürlich nicht auf Knopfdruck nach Therapieende besser gehen. Wahrscheinlich merkst Du jetzt besonders deutlich, wie viel Halt Dir diese Stunden gegeben haben, dass sich da einiges getan hat und eben auch, dass hier etwas fehlt.

Könntest Du nochmals Deinen Therapeuten ansprechen? Soviel ich weiß gibt es Regelungen, dass Du noch Stunden quartalsweise bekommen kannst. Auch eine mögliche neue Therapie käme in Frage - 45 Stunden sind nicht unbedingt "viel".

Ist es eher der Therapeut, der Gedanke an eine für Dich sehr wichtige Beziehung, der Dich hält, weil diese Beziehung für Dich sehr wichtig ist und es sehr schmerzt, diese zu lösen?
Oder ist es diese Angst, jetzt alleine mit der Angst und dem Wissen um diese [quote="Thosa"]körperliche Bedrohung [/quote] dazustehen? Oder beides, weil da jemand für Dich besonders da war in dieser Situation?

Noch ein Gedanke: Vieles wurde bei Dir anscheinend durch die chronische, körperliche Erkrankung ausgelöst.
Gibt es für diese Krankheit Foren im Internet, wo Du Kontakt zu anderen Betroffenen finden kannst oder eventuell Selbsthilfe- oder Unterstützergruppen in Deiner näheren Umgebung? (Könnte Dir dies helfen?)
Krankheiten lösen ja oft vieles aus und intensivieren das eigene Leben, was oft schwer auszuhalten ist.

Und zu Deiner Eingangsfrage: Oh ja, Therapieenden sind "schwer", vor allem wohl bei der ersten Therapie, wo man so gute, neue Erfahrungen machen durfte.... - es helfen wohl nur Geduld und Milde mit sich selbst, evtl. eine Verlängerung der Therapie oder eine weitere Therapie, Gruppen, je nachdem, und sicher ein gutes eigenes soziales Umfeld, Freunde, Familie etc.

Liebe Grüße und alles Gute hier im Forum,
Anne

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Thosa
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 2

Beitrag Sa., 13.02.2010, 09:15

Hallo Anne
Danke für deine Antwort:)
Ich habe jetzt einiges in diesem Forum gelesen und wie du mir geschrieben hat, scheint das Ende der Therapie nicht nur mir schwer zu fallen.
Viele schreiben über Ablösung schon während der Therapie. Ich weiß gar nicht was damit gemeint ist. Muss es vom Therapeuten oder von mir ausgehen?

Mein Therapeut hat wenig über das Therapieende gesprochen und das danach. Ich habe ihm einige MAle erzählt, dass ich Angst davor habe. Für den absoluten Notfall wären dann ja die Quartalssitzungen da, hat er mich beruhigt. Ich kann ja jetzt schlecht nach 3 Wochen schon wieder ankommen. Obwohl das(wenn ich ehrlich bin) genau das ist, was ich möchte/müsste/bräuchte
Wahrscheinlich bin ich es auch verkehrt angegangen. Ich konnte mir immer aussuchen, in welchem Abstand ich die Termine wollte. Und das war bis zum Schluß wöchentlich. Es wäre wohl besser gewesen, das Ganze langsam "auszuschleichen". Aber das habe ich nicht geschafft, die Gespräche waren zu wichtig für mich.
Das was mich so fehlt, ist dieser geschützte Ort. Diese Gefühl des Fallenlassen-Können, die einzige Möglichkeit meine Angst zu zeigen und ihnen die MAcht zu nehmen

Diese Krankheit , die ich habe - macht mich so schwach. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Ich meine damit nicht nur körperlich sondern vor allem auch seelisch. Und diese Gespräche haben mir die Kraft gegeben weiterzumachen.
Eine Selbsthilfegruppe kenne ich schon, ist aber etwas ganz anderes. Zieht eher Kraft...

Was meinst du denn mit 45h sind nicht wirklich "viel"? Ich dachte und habe auch gelesen, dass bei Verhaltenstherapie nur max. 45h genehmigt werden?

Ich weiß einfach nicht, wie und ob es weitergeht und wie lange ich diesen Druck noch ertragen kann

Thosa


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~silence~
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Beiträge: 336

Beitrag Do., 18.02.2010, 19:39

Hallo Sir
Sir hat geschrieben:Das Ende einer Psychotherapie zu Beginn besprechen
Das Ende der Analyse hat sich jetzt schon zu Beginn meiner Analyse zu einem DauerThema entwickelt.
Man kann nie genug anfangen über so etwas Schmerzliches zu sprechen ...

LG
~silence~
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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