Reden in der Therastunde

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Medea
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Beitrag So., 14.03.2010, 12:15

Liebe waterloosunset,

diese Einstiegsfrage habe ich auch immer total behindernd gefunden. Entweder fiel mir nichts ein oder aber ließ ich mich dadurch in eine Richtung drängen, in die ich gar nicht wollte.

Ich hab meinem Therapeuten dann einfach mal gesagt, dass mich seine "Wie geht es Ihnen" Frage stört und mich in Themen drängt, die ich gar nicht bereden möchte.
Seither überlässt er mir den Einstieg und sagt ausser Guten Tag gar nichts mehr. So kann ich frei sprechen. DAs finde ich richtig gut.

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metropolis
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Beitrag So., 14.03.2010, 12:18

Dann wäre es doch besser, wenn der/ die Thera gar nichts am Anfang fragt und wartet, oder?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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schmetterling.1983
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Beitrag So., 14.03.2010, 12:45

metropolis hat geschrieben:Dann wäre es doch besser, wenn der/ die Thera gar nichts am Anfang fragt und wartet, oder?
Also ich glaube das ist unterschiedlich.
Ich fänd etwas Anstoß auch von Ihr aus am Anfang hilfreich, manchmal kommt das auch so, dass Sie den Faden aufgreift, das finde ich ganz gut.
Weil wenn man sich trifft und einfach jmd vor mir schweigt finde ich das so unnatürlich unnormal das ich mich manchmal schon deswegen unwohl fühle, obwohl gar nix war.
Nur, weil mir die schräge Situation bewusst wird...dann ist es eher wie eine Erwartung die auf mir lastet.
Ein lockeres "hey, na wie gehts?" wäre doch recht einladend, für mich...manchmal.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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metropolis
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Beitrag So., 14.03.2010, 13:08

schmetterling.1983 hat geschrieben: "hey, na wie gehts?"

Von einem Therapeuten?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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schmetterling.1983
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Beitrag So., 14.03.2010, 13:16

metropolis hat geschrieben:
schmetterling.1983 hat geschrieben: "hey, na wie gehts?"

Von einem Therapeuten?
naja, dem Gegenüber entsprechend natürlich.
In dem Fall eher ein Wie gehts es Ihnen/...
Ich meinte das in Bezug auf Gesprächspartner im allgemeinen, aber ich sehe grad selber das es etwas ungeschickt geschrieben war.
Obwohl das für einen Gag mal ganz lustig wär, wahrscheinlich würde ich mich fragen was los ist .
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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metropolis
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Beitrag So., 14.03.2010, 13:27

Mich erinnerte das eher an:

Jo, was geht ab?

Also, dann doch lieber Schweigen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Erdbeermütze
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Beitrag So., 14.03.2010, 15:06

@Medea
keine schlechte Taktik. Bisher ist da nur der Gedanke, alles belanglos. Bzw. wenn ich drin stecke dann denke ich jetzt dem Thera alles erzählen und wenn dann die Stunde da ist dann kommt es mir lächerlich, belanglos vor oder ich vergesse es. Den einer meiner (Überlebens)-Strategien ist alles sofort zu vergraben, zu ignorieren, nicht ernst zu nehmen.

@waterloosunset
Doch es tröstet mich und hilft mir, und wie.
Vom Verstand her weis ich das auch, aber wie du es auch selber schreibst, ist es nicht so einfach davon abzulassen. Das steckt ganz tief in mir drin. Musste sehr früh lernen für mich selber zu sorgen (Habe mir vom 1. Schultag an selber mein Wecker gestellt, habe mir meine Brote geschmiert und bin alleine zur Schule gegangen. Habe mit 14 alleine für eine 4 bzw 6 köpfigen Familie den Haushalt geschmissen (obwohl ich die jüngste war/bin))

Hmm, meinst du? Hast aber wahrscheinlich recht, das es super ist das ich das erkennen kann. Ich verstehe dich richtig, muß mir das mal durch den Kopf gehen lassen.

@all
Mein Thera macht das immer unterschiedlich.
- Mal sagt er gar nichts
- Mal sagt er wie geht es Ihnen
- Mal sagt er was ist es Ihnen ergangen
- Mal sagt er was liegt heute an
- Mal sagt er was ist die Woche so passiert
- Oder er sagt geht es ihnen nicht gut? Sie sehen schlecht aus, was ist los/passiert (oder so ähnlich)
Mir hilft es ungemein wenn er als erstes was sagt, egal was, Hauptsache ich muss nicht als erstes was sagen, dann ist schon mal das erste Eis gebrochen. Ich kann reagieren und muss nicht als erstes mit Druck agieren.

LG Erdbeermütze

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Erdbeermütze
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Beitrag So., 14.03.2010, 16:50

O-Ton:
mir fällt gerade dazu ein. Meist sagt er den ersten Satz total leise. Und mich macht er ständig darauf aufmerksam das ich sehr leise spreche, die Hand immer in der nähe meines Mundes habe, nach dem motto dann hört/sieht man mich nicht, mich nimmt man nicht wahr, klein machen, diese Unsicherheit. Mir fällt das gerade nicht so richtig ein.
Also heist es, das er auch selber schüchtern/unsicher ist? Oder: Dumdidum ich habe ja jetzt nichts gesagt, da ja Frau X anfrangen muß zu reden.

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AmEnde
Helferlein
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Beitrag So., 14.03.2010, 17:39

Ja, das mit dem Reden, Sich-wirklich-öffnen-Können, das fällt mir auch oft verdammt schwer.

Ich bin dann immer froh, dass meine Thera gerade auch in den ersten Sekunden so super gelassen und freundlich ist, sich ganz langsam und bedacht mir zuwendet, mich anlächelt und dann sagt sie meistens irgendwas wie "ja, ..... (Stimme senkt sich, Anspannung soll vlt. sinken, lange Pause und viel Lächeln)...Was haben Sie mir heute mitgebracht?"

Meistens habe ich mir etwas zurechtgelegt, womit ich beginnen könnte.
Doch manchmal erscheint es mir dann im Anblick dieser Freundlichkeit, dieser ihrer so unsagbar positiven Lebensausstrahlung so banal und fast schon bedeutungslos....

Ich habe oft das Gefühl, zwischen den Stunden bin ich dann wirklich "bei mir", bin meiner inneren Welt dann oft sehr nahe und erfasse Zusammenhänge und spüre Prioritäten, was ich eigentlich unbedingt ansprechen möchte. Doch dann, wenn ich in dem Sessel sitze ist da einerseits Anspannung und andererseits auch oft ein Gefühl, dass doch alles gar nicht so schlimm, nicht relevant sei.... dass es eher peinlich ist, über sowas zu reden.

Ja, selbst DAS könnte man mal zum Thema machen....
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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Erdbeermütze
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Beitrag Mo., 15.03.2010, 14:37

Hallo zusammen,

ich habe die Stunde überlebt, zwar nur knapp aber bin tatsächlich nicht gestorben

Habe damit angefangen zu sagen, dass ich nichts zu sagen habe. Wurde in meinen Augen ein sehr zähes aber doch gutes Gespräch raus. Er hat mich auf jeden Fall nicht hängen lassen, hat mir nicht nur eine Hand sondern beide Hände gereicht, damit ich was sagen konnte. Und ich habe mich nur nach 10maligen Händereichen getraut 1/10 von dem zu sagen was ich sagen wollte (er zog mir die Sachen förmlich wie ein zähes Kaugummi aus der Nase). Irgendwie lässt mich mein Mut die letzten zwei Stunden ganz schön im Stich, traue mir nichts mehr zu.

Werde mir jetzt alles mir aufschreiben, was mir dazu noch alles einfällt, bzw. was ich mich nicht getraut habe zu sagen. Werde es mir anschließend hoffentlich nicht mehr durchlesen und es zur nächsten Stunde mitnehmen. Dann muss ich den Zettel „nur noch“ sofort bereitlegen, damit er den Zettel auch ja sieht und ich kein Rückzieher machen kann. Jetzt muss ich es „nur noch“ so durchziehen, wie ich es mir vornehme und nächste Woche Montag nicht wieder denke oh Gott das kannst du nicht, da steht nur Blödsinn, Kopfkino drauf, nicht in die Scharm und Lächerlichkeit usw. vorher schon zu rutschen und den Zettel dann doch nicht in Sichtweite hinzulegen. Jetzt bin ich noch guter Dinge, aber das war ich schon so oft und dann… Nach den Stunden bin ich immer so voller Zuversicht und Mut, auch weil er mich aufbaut, mir durch seine Art Mut macht usw. Aber das verflüchtigt sich in laufe der Woche ganz schnell.

Oh, was tu ich mir da an.

LG
Erdbeermütze

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Daffodil
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Beitrag Mo., 15.03.2010, 14:58

Hallo Erdbeermütze,

schön, dass du dich getraut hast.
Eine Sache verstehe ich nicht ganz: Ich dachte, du machst eine Psychoanalyse, aber aus deinem Beitrag lese ich heraus, dass du nur einmal die Woche hingehst. Vielleicht würde dir eine höhere Frequenz dabei helfen, dass sich nicht immer so viel Druck aufbaut und sich dein Mut nicht so schnell verflüchtigen kann, wie du schreibst.

Viele Grüße,
Daffodil

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Erdbeermütze
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Beitrag Mo., 15.03.2010, 15:36

Hallo Daffodil,

ich mache Psychoanalyse und gehe nur 1 mal die Woche hin. Warum weis ich nicht, habe wir nie drüber gesprochen. Traue mich aber auch nicht ihn drauf anzusprechen. Vielleicht hat er für mehr Stunden kein Platz, da er mir auch nur diesen Termin genannt hatte bzw. evtl einen anderen aber da hätte eine andere Partientin mit mir tauschen müssen, oder er denkt, dass es zu viel für mich ist oder oder oder... ich weis es nicht.

Diesbezüglich hast du bestimmt recht, das es mir mit einer höheren Frequenz leichter fallen würde, ist mir noch gar nicht so aufgefallen. Obwohl, auf einer Art und weise schon, ich fand/finde das immer schon sehr störend wenn eine Stunde ausfällt oder Ferien sind. Dann komme ich immer ins Strudeln, habe das Gefühl wieder von vorne anzufangen, da ist immer so ein Bruch drin. Abgesehen davon das dann immer irgendetwas passiert, wo ich dann denke, toll und jetzt fallen Stunden aus. Und wenn die Stunde dann da ist, ist es alles schon Schnee von Gestern, also nicht mehr erwähnenswert, belanglos, das ganze Programm halt.

LG
Erdbeermütze

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