Trigger ausgelöst durch Therapeut

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Wandelröschen
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Trigger ausgelöst durch Therapeut

Beitrag Mo., 21.11.2011, 00:36

Hat euer Thera bei euch auch schon mal während der Therapiestunde Trigger durch sein Tun oder Reden ausgelöst?

Letztens stand mein Thera während der Stunde auf – wir waren gerade dabei, eine Baustelle zu „behandeln“ – um das Fenster zu schließen. Eigendlich ja nichts schlimmes, hat er ja schon tausend mal gemacht (na ja, so oft war ich ja noch nicht da). Die Absicht war dann aber immer, genug gelüftet, es wird kalt. Aber in dem Moment war da irgend etwas anders. Es drang irgendetwas kurz in mir ein, dann war ich wieder bei der aktuellen Baustelle. Aber später zu Hause kam immer wieder das Bild vom Fensterschließen zum Vorschein, mir ging es nicht gut, Abwärtsspirale. Und dann diese Botschaft im Kopf dazu „schrei ruhig so laut du kannst, dich hört eh keiner!“ Das gehört aber zu einer ganz anderen Baustelle, von der weiß zwar mein Thera, aber noch kaum Konkretes, auch nicht diese Botschaft.
In der Stunde drauf hatte ich es dann angesprochen und er sagte mir, er habe das Fenster geschlossen, damit ich laut werden kann in der Situation.
Das war halt nicht das erste Mal, dass durch sein Handeln oder Tun ein Trigger ausgelöst wurde. Klar, er kennt mich noch nicht so lange, war erst ca. 13 Mal bei ihm (inkl. Probatorik)

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 08:29

Also,wenn du den Anspruch hast,daß dein Thera NIE einen Trigger bei dir auslösen darf,dann hör lieber schnellstens mit der Therapie auf!

Die Therapie ist dazu da,daß sich zeigen darf,was sich bisher nicht zeigen konnte und durfte - und klar werden da Trigger ausgelöst,weil man sich ja mit eben der belastenden Problematik auseinandersetzt!

Vielleicht wäre es mal ein Ansatz für dich,anstatt Vermeidung zu fordern und zu leben,dir Strategien für den Umgang mit Triggern zu erarbeiten?Damit du dich selber abfangen kannst?

Ich kenn das aus meiner Traumatherapie : da ging es zuallererst darum,daß ich solche Strategien lerne,bevor wir uns überhaupt mal der Thematik an sich mehr genähert haben.

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 11:51

Hallo Waldschratin,

„wenn du den Anspruch hast, daß dein Thera NIE einen Trigger bei dir auslösen darf, dann hör lieber schnellstens mit der Therapie auf“

Diesen Anspruch habe ich nicht, noch lese ich ihn irgendwo in meinem Posting.

„Vielleicht wäre es mal ein Ansatz für dich, anstatt Vermeidung zu fordern und zu leben, dir Strategien für den Umgang mit Triggern zu erarbeiten“

Wo bitte schön liest du in meinem Posting, dass ich Vermeidung fordere oder lebe?
Ich fühlte mich doch etwas unverstanden und vor den Kopf gestoßen, als ich eben deine Antwort laß.

Mein Thera löst durchaus bewusst etwas zu der Thematik, die gerade in der Stunde ansteht, aus, legt was offen, damit es bearbeitet werden kann, ... . Aber mit dem Trigger Fenster war es ganz anders, den hatte nur ein Teil in mir registriert, dann war es erst mal weg, weil der Trigger gehörte nicht zu der aktuellen Baustelle. So auf diese Art und Weise kannte ich es noch nicht, war praktisch unterschwellig da und kam erst später zum Tragen. Kennst du so etwas?

Ich bin ja neu hier und deshalb kennst du mich noch nicht. Ich kenne mich sehr wohl mit Stabilisierungsübungen aus und Trigger stürzen mich auch in der Regel nicht mehr ins Bodenlose, kann mich sehr wohl in der Regel schon irgendwann irgendwie abfangen, denn ich habe schon einiges an Therapie hinter mir, in der ich teilweise auch an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfte – und auch schon recht viel geschafft habe. Meine damalige Thera war auch Traumatherapeutin. Nach mehrjähriger Pause war bei mir vor gut einem Jahr der Punkt gekommen, wo wieder Baustellen bearbeiten anstand. Somit ging ich wieder zu ihr. Aber im Frühjahr musste ich erkennen, dass sie für die anstehende Problematik nicht die richtige Thera ist, was sie mir dann auf konkrete Nachfrage bestätigte (das hätte sie mir schon einige Stunden früher selber sagen können, ihr war das schon länger bewusst, hätte mir einige unnötige Stunden erspart, fand ich nicht so dolle). Dann stand Therapeutenwechsel an, Stress hoch drei. Aber zum Glück habe ich inzwischen einen für mich geeigneten Thera gefunden.
Er muss also nicht erst bei Adam und Eva anfangen, was Stabilisierung etc anbelangt, aber er kennt halt noch nicht alle Facetten der Vorgeschichte, die sehr komplex ist – und die auch für mich immer wieder Neues bringt.

Übrigens: deinen Spruch kannte ich noch nicht, den finde ich gut. Ich gehöre zu denen, die Windmühlen bauen.

gruß
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 13:16

Ich denke wenn jede beliebige Alltagshandlung bei dir eine Assoziation mit irgendwelchen DIngen aus deiner Vergangenheit auslösen kann dann musst du unbedingt mit dem Therapeuten darüber reden.

Kannst du es ggf in der Situation sofort sagen?

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 18:35

Hallo Wandelröschen,
tut mir leid,wenn ich dir da zu krass an die Gurgel gegangen bin - liegt wohl im Moment an meiner eigenen Baustelle und daran,daß mir grad ne gute Freundin auch noch in diese Richtung ganz dolle auf die Nerven geht,mit eben diesem Anspruch,der Thera solle mal alles alleine machen,sie "heilen" und jaaaaaa nicht irgendwas auslösen oder anstoßen,womit sie sich dann rumschlagen darf.

Entschuldige bitte,da hab ich unbesehen auf dich übertragen - danke,daß du mir trotzdem ein bissl mehr von dir erzählst zwecks besserem Verstehens.

Und ja,ich kenn solche Situationen eigentlich zuhauf - besser gesagt : kannte sie zuhauf - daß irgendwer und irgendetwas so "nebenbei" was in mir auslöste,ich aber es erst einiges später bewußter mitbekam.
Lag vielleicht aber auch daran,daß ich multipel war und eben unsere "Hauptleute" nicht immer gleich mitbekamen,wenn parallel bei nem anderen von uns die Post abging.

Das kann aber auch bei Nicht-Multis ähnlich abgehen,kann ich mir vorstellen.Weil : abgespalten ist da ja auch,nur halt nicht bis hin zum "Autonomen".
Aber eben auch abgespalten.Und wenn davon dann was angetippst wird und sich "in Gang setzt",muß es ja auch erst die Abspaltung sozusagen "überwinden".

Wenn du eh grade nach nem Thera-Wechsel bei nem recht neuen Thera bist,der dich noch nicht so gut kennt,kann das doch umso leichter passieren.Denn du bist ja schon in deinem Prozeß,da kommt schon manches hoch und näher - aber er war ja bisher nicht Teil dieses Prozesses,ist quasi "Quereinsteiger".

Ich hab übrigens auch da ne ähnliche Situation erlebt.Ich hatte meine Traumatherapie bei ner Thera angefangen,die dann aufhören mußte aus gesundheitlichen Gründen,und mich dann "weiterreichte" an nen Kollegen von ihr.
Aber ich war da noch recht am Anfang der Therapie,also kam da nicht ganz so viel durcheinander.

Ich denk aber wie Müki auch,dir bleibt wohl nix anderes,als mit deinem Thera Klartext zu schwätzen - dann könnt ihr ja vielleicht bestimmte "Sequenzen" in der Stunde einbauen,wo du erstmal gemeinsam mit ihm kurz hinspürst,was grade abgeht in dir.Damit da nicht zu viel nebenbei untergeht und dich dann dafür zuhause "heimsucht".


montagne
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 20:35

Vielleicht geht es auch um Anerkennung des Leids, gesehen werden. Des Leids von damals, aber auch des Leids im Hier und Heute das man noch damit hat.
Anerkannt und gesehen von einem anderen, damit man es selbst kann.
Ich denke (persönliche Theorie), ein großes Stück Heilung ist schon gesehen werden und sich selbst sehen können im Ist-Zustand. Von da aus ergeben sich Entwicklungsziele und die Wege dahin.

Martin Buber hat geschrieben: "Der Mensch wird erst am Du zum Ich." Damit spricht er das dialogische Prinzip des Ichs an. Und damit eben auch das Dialogische in Ich-Funktionen wie Selbstführsorge, Selbstanerkennung, sich selbst, seine Gefühle ernst nehmen.

Und damit eben auch ein Ernst nehmen (dürfen) von traumatischen Inhalten und deren Auswirkungen. Das geht nur über Beziehung, über Ich-Du.
amor fati

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 23:06

Danke für eure Antworten.

Wir sind dabei, Trigger zu entlarven, im Hier und jetzt zu bleiben bzw wieder schnell dahin zu kommen, die Filme zu entlarven, die bislang automatisch abliefen. Und er als „Quereinsteiger“ (der Begriff ist gut, muss ich mir merken) hat es mit Sicherheit nicht leicht mit mir, trat schon mal in ein Fettnäpfchen, einfach auch, weil er noch nicht die ganze Bandbreite kennt (ich kenn ja selber noch nicht alles). Er geht sehr achtsam mit mir um, aus meiner Sicht viel besser als meine ehemalige Thera und „zwingt“ mich, auch auf mich besser zu achten, damit ich das ein oder andere auch erkenne.
Nur das mit den zeitverzögerten, unterschwelligen Triggern, wie das Beispiel mit dem Fenster, kam jetzt schon öfter vor, verunsichert mich ein bisschen, war damals nicht so – oder habe ich es nur nicht so bewusst registriert? Das könnte ja auch sein, muss da mal drüber nachdenken, und auch mit ihm mal drüber reden.
Über ein Aspekt, den du, Waldschratin, geschrieben hast, muss ich auch noch mal nachdenken, könnte tatsächlich eine Erklärung sein für das Fänomen, dass irgendein Innnenanteil da etwas registriert hat, getriggert wurde, da er aber nicht zu dem Zeitpunkt auf dem „Bestimmerstuhl“ (Begriff von meinem Thera) saß, sondern vielleicht erst später, kam die Auswirkung auch erst später.

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stern
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Beitrag Mo., 21.11.2011, 23:25

Das mit der Zeitverzögerung würde mich auch mal interessieren bzw. potentielle Erklärungen... iss bei mir nicht immer so (ich kenne ähnliches auch)... aber manchmal geht die Post bei mir auch erst zeitverzögert ab, was ich mir bis jetzt auch noch nicht so ganz lupenrein erklären kann. Das letzte Mal hatte ich es mir so erklärt (was ich auch so wahrnahm), dass manche Erinnerungen/Assoziationen erst im Nachgang noch einige mehr wurden... bis DIESE dann too much wurden. Bzw. anders gesagt: in der Sitzung selbst war ich ganz kurz an etwas gehangen, das sich kurz aufdrängte (ausgelöst durch ein an sich neutrales Wort)... was ich Hirn aber nicht gleich ansprach... ich registrierte es zwar, war auch erschrocken... und war kurz "wonanders"... hielt es aber nicht für sooo wichtig, geschweige dann dass ich die sich später noch anschließenden Wallungen antizipieren konnte... konnte auch halbwegs wieder auf das Thema umschalten. Und im Nachgang drängte sich diese Erinnerung dann nochmals nochmals umso stärker ins Bewusstsein vor, woran sich weiterer Mist anschloss... und das was sich dann als weiterer Mist anschloss hielt ich dann für den Auslöser für die Wallungen im Nachgang. Äh... wirr formuliert, sorry.
Liebe Grüße
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(alte Weisheit)

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