Therapeut wiedersehen, Treffen nach beendeter Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 17:21

Hallo Traumnixe,
danke für deine Antwort.
Traumnixe hat geschrieben: Hast du eigentlich geahnt, was da kommt? Jedenfalls hattest du den Mut, hier öffentlich zu dir selbst zu stehen.
Diesen Thread hatte ich nicht sofort geschrieben, als ich mittags nach Hause kam, sondern erst spät am Abend. Ich war also nicht in einem „euphorischen Wahn“, der den Blick verzerrt, wie man mir vielleicht auch noch vorwerfen könnte.
Ich habe schon mit Gegenwind und Kritik gerechnet, kenne ich schon, gerade von einigen Usern, aber dass es so heftig kommt, übertraf es dann doch, gerade auch wohl am Donnerstag in meiner – angekündigten - Abwesenheit, wo ich noch nicht mal eine Chance hatte, gegenzulenken.

Ich hatte das Bedürfnis, das schöne Gefühl zu teilen. Es war stärker als eventuelle Befürchtungen, was alles geschehen könnte. Und ich hatte mir keinen Plan A zurechtgelegt, was ich tun könnte, wenn xy passiert, geschweige denn den Plan B in der Hosentasche, den Plan C auf der Kommode liegend und Plan D schon mal so halber im Kopf angedacht (wie es früher der Fall war). Ich habe inzwischen so viel Zuversicht, dass unsereins schon rechtzeitig etwas einfallen wird, um eine potenzielle Krise zu meistern.
Ja, ein bisschen Mut brauchte ich wohl schon auch, denn leichtsinnig oder mal eben so locker vom Hocker kann ich nicht schreiben. Aber es geht immer besser.
Und mir war klar, dass es auch einigen hier im Forum hilfreich sein kann, etwas Positives zu schreiben, unabhängig davon ob mir kalter Wind ins Gesicht weht. Darüber habe ich mich nämlich auch immer gefreut, als es mir noch nicht gut ging. Also ist das Schreiben von etwas Positivem also doch auch das, was nach Ansicht von widow ja jemand tun sollte, dem es wirklich gut geht.
Zitat aus ihrem Thread:
widow hat geschrieben:- ohne jedes explizite Wort über ihre 'Therapieerfolge', aber vielleicht in Gestalt von Worten an und für andere
Um aus der Opferrolle zu kommen hat mir folgende Sichtweise geholfen (sagte mir mal eine Freundin): nicht zu fragen: warum (-> also warum ist mir das passiert …) sondern zu fragen: wozu (-> wozu war das jetzt nütze, ja, auch Krisen und schlechte Erfahrungen können zu etwas nütze sein).
Von den Warum- zu den Wozu- Fragen zu kommen, ändert die Blickrichtung und ermöglicht neue Perspektiven zu sehen, ist schwer, aber langfristig sehr hilfreich. Ich wünsch dir viel Kraft dazu.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Schneerose
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 19:46

Ich arbeite auch an meinem Posttraumatischem Wachstum...sowie aus Tränen Kristalle werden können!

LG und alles Gute für dich Wandelröschen,
jeder hat seine Tiefs, und glücklicherweise folgen auch Hochs - beides hat seine Zeit,
es gibt die Zeit des Tanzens und die Zeit des Trauerns, und beides ist gut.

Finde gut, dass du den Mut hast zu dir zu stehen, das ist doch das was "man" in Therapie lernen sollte!

Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 23.05.2015, 16:40

Wandelröschen hat geschrieben: Als er mich sah, erschien ein Strahlen in seinem Gesicht.
Er sagte, er habe sogar ein bisschen Zeit, weil sein 11 Uhr-Patient abgesagt habe.
Bei dem tollen Wetter heute sind wir in den nahen Park gegangen.
Klar erzählte ich ihm von mir, wie es mir inzwischen geht, fragte er auch nach.
Aber er erzählte auch etwas von sich, fing schon damit an, dass er im Park zielstrebig auf eine Bank zusteuerte, von der er sagte, es sei sein Lieblingsplatz, weil …
So saßen wir dort total ungezwungen, plauderten über alles Mögliche (und nicht nur ich von mir) und konnten sogar miteinander lachen.
Schon zu Beginn auf der Bank sagte er mir, dass er mich sowieso noch anrufen wollte, weil er von einem neuen Patienten etwas über mich erfahren hatte. Mein Thera hatte natürlich nicht erzählt, dass er mich kannte, aber es war schon sehr interessant, was dieser andere Patient wusste und positives über mich zu berichten hatte (aus beruflicher Sicht, da liegt der Schnittpunkt). Hängt halt mit dem neuen Amt zusammen, zu dem ich ernannt wurde, und zu dem mir dann auch mein Thera sehr herzlich gratulierte.
Nach gut einer halben Stunde trennten sich am Parkeingang unsere Wege wieder, bei ihm rief ja die Arbeit.
Auch bei dieser Verabschiedung sagte er, dass er sich freuen würde, wenn ich mich mal wieder melden würde. Und das glaube ich ihm uneingeschränkt.


Klingt ehrlich gesagt ein bisschen wie ein romantisches Date mit dem zukünftigen Lover

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Tocotronic
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Beiträge: 156

Beitrag Sa., 23.05.2015, 16:52

Mia Wallace hat geschrieben:
Wandelröschen hat geschrieben: Als er mich sah, erschien ein Strahlen in seinem Gesicht.
Er sagte, er habe sogar ein bisschen Zeit, weil sein 11 Uhr-Patient abgesagt habe.
Bei dem tollen Wetter heute sind wir in den nahen Park gegangen.
Klar erzählte ich ihm von mir, wie es mir inzwischen geht, fragte er auch nach.
Aber er erzählte auch etwas von sich, fing schon damit an, dass er im Park zielstrebig auf eine Bank zusteuerte, von der er sagte, es sei sein Lieblingsplatz, weil …
So saßen wir dort total ungezwungen, plauderten über alles Mögliche (und nicht nur ich von mir) und konnten sogar miteinander lachen.
Schon zu Beginn auf der Bank sagte er mir, dass er mich sowieso noch anrufen wollte, weil er von einem neuen Patienten etwas über mich erfahren hatte. Mein Thera hatte natürlich nicht erzählt, dass er mich kannte, aber es war schon sehr interessant, was dieser andere Patient wusste und positives über mich zu berichten hatte (aus beruflicher Sicht, da liegt der Schnittpunkt). Hängt halt mit dem neuen Amt zusammen, zu dem ich ernannt wurde, und zu dem mir dann auch mein Thera sehr herzlich gratulierte.
Nach gut einer halben Stunde trennten sich am Parkeingang unsere Wege wieder, bei ihm rief ja die Arbeit.
Auch bei dieser Verabschiedung sagte er, dass er sich freuen würde, wenn ich mich mal wieder melden würde. Und das glaube ich ihm uneingeschränkt.


Klingt ehrlich gesagt ein bisschen wie ein romantisches Date mit dem zukünftigen Lover
Finde ich gar nicht. Kann mich auch der ganzen Diskussion und Kritik darum nicht anschließen. Es liest sich einfach nach zwei Menschen, die sich mögen und über ein Wiedersehen freuen. Fände es auch nachvollziehbar, wenn beide etwas aufgeregt gewesen waren, immerhin war das der Start in eine freundschaftlichen Beziehung (zumindest keine therapeutische Beziehung mehr).

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Sausewind
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Beiträge: 231

Beitrag Sa., 23.05.2015, 17:37

Ich muss sagen, mich wundert diese Neiddebatte auch. Warum darf hier nicht mal was Positives berichtet werden, wo es doch hier die meiste Zeit um mehr oder weniger schief laufende Therapien geht?

Ich vermute, dass die, die sich hier so kritisch und mißgünstig äußern, in Wahrheit selber gerne solche Begegnungen mit ihren Therapeuten hätten, oder andere Formen von Begegnung, bei denen sich zeigt, dass ihre Therapeuten sie auch als Menschen wahrnehmen und nicht nur als (nicht so wichtigen?) Patienten, bei dem es letztlich egal ist, ob er erscheint oder nicht.

Was m. E. überhaupt nicht berücksichtig wird, sind die Gefühle des Therapeuten. Wenn jemand eine so schwere Diagnose hat wie Wandelröschen, ist es doch ein wahnsinniger Erfolg für einen Therapeuten, wenn eine so schwer traumatisierte Patientin irgendwann in der Lage ist, einfach so bei ihm vorbei zu kommen, in einem einigermaßen guten Zustand, vielleicht sogar in einem guten, und ihn nicht - was ja auch sein könnte - nach einem Suizidversuch aus der Akutpsychiatrie kontaktiert, oder berichtet, eigentlich sei immer noch alles total schlecht.

Ich verstehe das alles nicht - Wandelröschen, ich wünsche dir, dass du deine Stabilität halten kannst, und wenn dir ein so lockerer Kontakt mit dem Therapeuten gut tut, finde ich das eine gute Sache.

Was mich noch interessieren würde: Ist denn für dich klar, dass die Therapie abgeschlossen ist? Oder ziehst du auch in Erwägung, ihn irgendwann noch mal zu brauchen?

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Mia Wallace
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Beiträge: 1288

Beitrag So., 24.05.2015, 14:43

Tocotronic hat geschrieben: Kann mich auch der ganzen Diskussion und Kritik darum nicht anschließen. ).
Ich möchte meine Äußerung nicht innerhalb dieser Debatte verstanden wissen (ich finde es völlig ok und legitim, von Dingen, die gut laufen hier oder sonstwo, zu berichten).
Ich freue mich mit Wandelröschen, dass sie so eine für sie positive Erfahrung machen konnte und gönne ihr das von Herzen.

Ich wollte nur Dir, Wandelröschen, spiegeln, dass Deine Schilderung so klingt, als würdest Du über ein Date schreiben.


Tocotronic hat geschrieben:Es liest sich einfach nach zwei Menschen, die sich mögen und über ein Wiedersehen freuen. Fände es auch nachvollziehbar, wenn beide etwas aufgeregt gewesen waren, immerhin war das der Start in eine freundschaftlichen Beziehung (zumindest keine therapeutische Beziehung mehr).

Für mich lesen sich die Fakten, wie "da war ein Therapeut, der sich freute, zu hören, wie es einer ehemaligen Patientin in der Zwischenzeit ergangen ist und der nach dem Ende der Therapie den Rahmen in dem Kontakt stattfindet etwas -aber absolut noch im professionellen Umfang- gelockert hat"......


Den Beginn einer Freundschaft kann ich den Schilderungen nicht entnehmen. Ein Therapeut, der sich professionell verhält, wird im Leben nicht auf die Idee kommen, mit einem ehemaligen Patienten (noch dazu wenn er eine schwerwiegende Erkrankung/Diagnose hat, bei der es noch dazu um massive Grenzverletzungen gegangen sein muss) eine Freundschaft zu beginnen.

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Wandelröschen
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Beitrag So., 24.05.2015, 16:09

Sausewind hat geschrieben: Was mich noch interessieren würde: Ist denn für dich klar, dass die Therapie abgeschlossen ist? Oder ziehst du auch in Erwägung, ihn irgendwann noch mal zu brauchen?
Hallo Sausewind,
ich gehe davon aus/habe das sichere Gefühl, dass ich ihn als Therapeut nicht mehr benötige.
In früheren Zeiten bei meiner Ex-Therapeutin, bei der ich ja auch insgesamt recht lange war, gab es Zeiten, wo wir die Therapie beendet hatten, entweder zwangsweise (Stundenkontingent aufgebraucht) oder weil ich das Gefühl hatte, es reicht – erst einmal. Diese „erst einmal“ ist jetzt nicht mehr. Damals spürte ich immer noch, es gibt noch Baustellen, auch wenn es mir (subjektiv gesehen) schon viel besser ging als mit Beginn der Therapie, aber mir war immer klar, da ist noch was, was mich wieder einholt. Das ist definitiv jetzt nicht so. Unsereins kann inzwischen die Dinge, die waren, loslassen. Damals klebten sie immer noch an uns, auch wenn es insgesamt leichter war.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag So., 24.05.2015, 16:36

Mia Wallace hat geschrieben: Den Beginn einer Freundschaft kann ich den Schilderungen nicht entnehmen. Ein Therapeut, der sich professionell verhält, wird im Leben nicht auf die Idee kommen, mit einem ehemaligen Patienten (noch dazu wenn er eine schwerwiegende Erkrankung/Diagnose hat, bei der es noch dazu um massive Grenzverletzungen gegangen sein muss) eine Freundschaft zu beginnen.
Hallo Mia,
sehe ich ähnlich.
Mein Thera hat sich (auch rückblickend) immer professionell verhalten. Er hat es super geschafft, sowohl seine als auch meine Grenzen zu achten und zu wahren.
Als ich zu ihm wechselte, passte unsereins da extrem auf, denn wir hatten ja verinnerlicht, „alle männlichen Wesen sind potentielle Täter“ – Therapeuten nicht ausgeschlossen. (Dass auch weibliche Wesen Täter sind/waren, diese Einsicht sickerte erst später durch).
Trotz intensivster Beziehungsarbeit und Nachbeelterung sind wir nicht in eine dahinschmachtende Abhängigkeit geraten, auch wollten wir ihn nicht als „Papa-Ersatz“ und dergleichen. (ok, die eine kleine hätte bestimmt nichts dagegen gehabt, wenn unser Thera ihr gesagt hätte, er würde sie adoptieren, aber da haben wir schon aufgepasst auf sie).
Und: Er fällt nicht in unser Beuteschema.
Er ist einfach ein prima Mensch, und das soll er auch in unserer Erinnerung bleiben. Er hat sich auch schon in der Therapie als Mensch präsentiert, nicht nur als Therapeut. Das war für unsere Entwicklung unheimlich wichtig (daher u.a. auch die Wahl eines Schema-Therapeuten).
And by the way, mein soziales Umfeld ist groß genug, da brauche ich ihn nicht als Freund, wie hier manchmal zu lesen ist, dass sich das einige wünschen.
Gruß
Wandelröschen

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Schnuckmuck
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Beitrag So., 24.05.2015, 20:53

Liebes Wandelröschen,

Ich gebe zu ich habe nur die ersten Seiten gelesen und dann war es mir zu viel hickhack.

Ich freue mich sehr für deine Erfolge. Ich bin seinerzeit für meinen Heilungsprozess in die Klapse gegangen, um den Menschen zu begegnen, denen ich ausgeliefert war. So konnte ich ihnen unausgereifterem gleichstark begegnen. Das war mir wichtig.

Ich glaube dir war es bei deinem Treffen wichtig, auch für dich ein Gefühl zu erleben, jetzt sicher und gut ohne Therapie leben zu können, und dieses Gefühl sei dir von Herzen gegönnt. Du hast an dir mit dießem Menschen gearbeitet und dieser Weg hat euch gehört.

Das Leben geht weiter. Mit oder ohne Therapie. Und wenn in ein Zwoe Monaten oder Jahren wieder ein Gefühl der eigenen Fürsorge laut wird, weißt du ja was du machst. Ist das nicht toll?

Genieße das frei sein und lass die Bösen Stimmen Echolots verhallen.

Alles Gute!

Schnuck

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