Psychl. Bücher-redet Ihr mit Eurer Thera über sowas?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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JMH
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Psychl. Bücher-redet Ihr mit Eurer Thera über sowas?

Beitrag Do., 21.01.2010, 18:07

Hallo,

ich habe bisher so ungefähr 7 Sitzungen bei meiner Psychologin gehabt, und im Großen und Ganzen hat sie die Zeit dazu genutzt, sich ein Bild von mir und meinen Problemen zu machen.
Zumindest habe ich das so gefühlt, denn mir selber scheint, dass ich in diesen Gesprächen endloss viel (bald zuviel auf einmal) von mir preisgegeben habe.

Wir haben auch kurz ihre Erst-Diagnosen angesprochen: Depressive Entwicklung, Anpassungsstörung und chron. Schmerzsyndrom.
Naja, um diese Erkrankung anzunehmen, zu verstehen und verabeiten zu können, muß ich mich (für mich selbst) auch damit beschäftigen. So bin ich einfach.

Ich habe daher zunächst nach den Begriffen gegoogelt und mir außerdem ein Hörbuch gekauft.
Es heißt "Grundformen der Angst" und ich fand es sehr interessant.
Habe mich sogar manchmal ansatzweise in den beschriebenen Charakterdarstellungen wiedererkannt.....
und das hat natürlich auch Fragen aufgeworfen.

Da das ja noch alles ziemliche Neuland für mich ist:
Kann man eine Thera auf die Thesen dieses Buches mal ansprechen, oder ist sowas ein totales "NO GO"?
Denkt sie dann vielleicht noch, dass ich mich selbst diagnostizieren will?

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

LG, Janny

(Hinweis Admin: Link zur Literaturliste hinzugefügt, wo das Buch aufgelistet ist)
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candle
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Beitrag Do., 21.01.2010, 18:09

Vielleicht magst Du mir erklären, warum Du das a) liest und b) mit der Therapeutin besprechen mußt? Das würde mich wirklich interessieren.

candle
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stehaufmädchen
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Beitrag Do., 21.01.2010, 19:07

Liebe JMH,

ich denke daß Psychoedukation, - ob nun vom/von der TherapeutIn so forciert oder nicht - grundsätzlich zu einem richtigen Therapieerfolg gehört.
Und ich denke auch daß Du deine Thera darauf ansprechen kannst. Vielleicht sind bei Dir Fragen aufgeworfen durch die Beschreibungen und sie könnte Dir sicher gut Auskunft geben. Vor allem wenn Sie Dir schon eine vorläufige Diagnose mitgegeben hat ist ihr sicher daran gelegen, daß Du weißt, was sie damit meint.
Es gibt ja auch viel alltagspsychologisches lückenhaftes oder sogar falsches Wissen über psychologische Konzepte in der Gesellschaft, und das hat dann auch viel mit Aufklärung/Richtigstellung zu tun.
JMH hat geschrieben:Kann man eine Thera auf die Thesen dieses Buches mal ansprechen, oder ist sowas ein totales "NO GO"?
Denkt sie dann vielleicht noch, dass ich mich selbst diagnostizieren will?
Du kannst ihr doch vielleicht auch in einem Rutsch auch DAS mitteilen.... daß Du Bedenken hast, daß sie denkt, daß DU.....(was auch immer).
JMH hat geschrieben:Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Mein Thera freut sich, wenn er mit mir über sowas sprechen kann und ich mich interessiere. Neuerdings nennt er mir auch Fachwörter für manche seiner Eindrücke, weil er weiß daß ich darüber Bescheid weiß, was er meint.
Wissbegierde ist doch ne Ressource!

lg
Stehaufmädchen


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Beitrag Do., 21.01.2010, 19:49

Hallo JMH

Im Zuge eines demnächst folgenden Aufenthalts in einer Schmerzklinik sprach ich meinen T. auch auf Psychoedukation an. Die wird in der KLinik angeboten und mir war nicht so ganz klar, was damit gemeint ist.
Ein tolles Thema. Für ihn und somit auch für mich.
Nun weiss ich es und O-Ton meines T:" Psychologische Prozesse zu verstehen ist immer Wissen(s) wert"


Ich denke, dass du nur gewinnen kannst, wenn du deine T. darauf ansprichst, nachfragst und, so wie Stehaufmädchen schreibt, ihr auch deine (zunächst?) Bedenken mitteilst

Rosenrot

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Zwackel
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Beitrag Do., 21.01.2010, 21:37

Hallo JHM,

ja, ich habe mit meiner Therapeutin schon ein paar Mal über Psycho-Bücher gesprochen.
Sie hat mir sogar schon von sich auch Tipps gegeben, was für mich interessant zu lesen oder für meine Probleme hilfreich sein könnte.
Kürzlich hat sie mir zum Beispiel ein Buch von Irvin Yalom empfohlen (In die Sonne schauen: Wie man die ANgst vor dem Tod überwindet), weil ich einen sehr kranken Vater habe und ich mich daher leider mit dem Thema Tod beschäftigen möchte / muss.
Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte mit deiner Thera über das Buch, das du erwähnt hast (hab es auch gelesen; ist wirklich gut !) zu reden .
Allerdings solltest du dabei nicht mit psychologischen Fachbegriffen um dich werfen und so tun als wüsstest du besser Bescheid als sie. Das käme bestimmt nicht so gut bei ihr an ! (Keiner mag es so gern, wenn jemand auf seinem Terrain wildert.) Aber sie beantwortet dir bestimmt gern konkrete Fragen.
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(John Lennon)

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JMH
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Beitrag Do., 21.01.2010, 22:23

Hallo Ihr Lieben,

erstmal Danke für die netten Antworten! Das hört sich doch schon mal alles sehr positiv an.

Ich bin innerlich in dem für mich noch ungewohntem Umgang mit einer Therapeutin wohl noch etwas unsicher, obwohl ich mir von Anfang an fest vorgenommen habe, alle Dinge die mir mir auf der Seele liegen Tabulos und ehrlich anzusprechen (und tatsächlich weiß meine Therapeutin nach 7 Stunden fast mehr von mir, als manche Menschen, die ich Jahrelang kenne).

Beim Thema "Ich hab da ein Buch über Psychologie gelesen" war ich mir echt nicht sicher, ob sowas überhaupt in einer Sitzung angesprochen gehört oder nur unnütz Zeit vergeudet.
Immmerhin hat es ja nicht direkt etwas mit meiner Biografie oder meinen derzeitigen Beschwerden zu tun.
Es fällt eher in den Bereich, den Rosenrot`s T. so treffend mit: " Psychologische Prozesse zu verstehen ist immer Wissen(s) wert" umschrieb.

Das beantwortet vielleicht auch direkt deine Frage, candle.
Ich war immer schon ein Mensch, der gerne Dinge hinterfragt und versteht. Und ich fand es einfach super interessant, mal etwas über die Veranlagungen und die äußeren Mechanismen zu erfahren, die schon im frühkindlichen Alter zur Bildung bestimmter Persönlichkeitsstrukturen führen.
Etwas über diese und andere unbewußte Abläufe, und natürlich auch die Probleme die daraus erwachsen können zu wissen, hilft mir natürlich auch, meine eigenen irgendwie "greifbarer" zu machen.

Mein Leben war bis Anfang 40 bestimmt nicht immer der Brenner, doch eigentlich ganz okay.
Seit ca. 2 Jahren hat sich da aber langsam etwas negatives, immer stärker werdendes dunkles reingeschlichen, von dem ich gerne wüßte: Woher? Wieso? Und warum gerade jetzt....

Im übrigen sehe ich das so ähnlich wie stehaufmännchen: Es kann doch eigentlich nicht schaden, eher dem Therapieerfolg helfen, wenn man sich mit Thema Psychoedukation auch mal außerhalb der einen Sitzung in der Woche beschäftigt
Darf natürlich nicht überhand nehmen. Oder in obskure Selbstdiagnosen ausarten.

Ansprechen wollte ich das Buch, da ich eine Verständnisfrage dazu habe.


LG, Janny
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candle
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 09:28

JMH hat geschrieben: Darf natürlich nicht überhand nehmen. Oder in obskure Selbstdiagnosen ausarten.
Genau das ist der Punkt, den ich schädlich finde.

candle
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 11:25

Hallo Candle

nicht jeder medikamentiert sich selbst oder bricht Therapien ab, weil er sich für geheilt hält oder die Thera als Laie für ungeeignet hält.

Psychoedukation ist fester Bestandteil der meisten Psyhosomatischen, aber eben auch Schmerzkliniken. Dazu ist Literatur nicht nur hilfreich, sondern gewünscht.

Rosenrot

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candle
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Beitrag Fr., 22.01.2010, 11:58

Rosenrot hat geschrieben:Hallo Candle
Hallo Rosenrot, ich denke Du wirst schon längst bemerkt haben, dass ich auf Deine kampfeslustigen Beiträge mir gegenüber nicht mehr eingegangen bin seit...


candle
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Beitrag So., 24.01.2010, 15:46

Hallo Candle,

ähm, kampfeslustig dir ggüber?
Wieso ist es Kampf, wenn ich schreibe, nicht jeder bricht Therapien ab oder verfällt in Selbstdiagnosen, wenn er Bücher über Psychologie liest.

Gut möglich, dass du da einer Illusion erliegst. Du bist nicht der Maßstab. Für gar nix. Tut mir leid.

Rosenrot

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candle
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Beitrag So., 24.01.2010, 16:19

Wo liest Du das eigentlich hier raus?

candle
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Medea
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Beitrag Di., 09.02.2010, 09:01

Hallo,

es gibt hier auf der Website eine Anleitung, wie man die Therapie am besten zum Scheitern bringt.

http://www.psychotherapiepraxis.at/psyc ... tern.phtml

Da steht dann auch bei den Tips, die ein rasches Ende garantieren, dass man sich nicht mit Fachliteratur beschäftigen sollte.

Genau DAS hat aber mir immens geholfen.
Ich habe viel Primär - und Sekundärliteratur über meine Therapieform gelesen, wie sie wirkt, was dahinter steht, wie sie sich entwickelt hat ect, da ich anfangs gar nichts drüber wußte.
Hab dann meine innere Zustimmung zu der Methode gespürt, dass ich mit den Theorien und Gedanken von Gestalttherapie klar komme.

Habe über die Inhalte der Bücher nie mit meinem Thera gesprochen oder theoretische Diskussionen geführt, hab ihn auch nie getestet ob er alles laut Buche macht.

Mich hat einfach beruhigt, wie gearbeitet wird und zu wissen, auf was ich mich ungefähr einlasse.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gutes Basiswissen über die Therapieform schaden könnte?
Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?

lg Medea

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metropolis
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Beitrag Di., 09.02.2010, 09:14

Hallo Medea,

für mich war es auch unendlich beruhigend mit Hilfe von Fachliteratur hinter die Fassade zu schauen und die Prozesse zu verstehen. Ich bereue es nicht, viel Fachliteratur gelesen zu haben. Mich haben vor allem die Bücher angesprochen, die sich konkret mit der Vorgehensweise von Therapeuten, mit Deutungen usw. beschäftigen.

Allerdings kann ich auch diejenigen verstehen, die argumentieren, dass man damit seine eigene Therapie sabotiert, zumal die Gefahr besteht, als Patient ein "Lehrbuchverhalten", das zur jeweiligen Störung passt, an den Tag zu legen oder die Korrektheit des Verhalten des Therapeuten ständig zu überprüfen (*räusper* kann nicht leugnen, dass ich das auch tue)

Alles in allem, hat es mir aber mehr geholfen als geschadet. Ich habe sogar die Vermutung, dass ich meinen Heilungsprozess damit beschleunigt habe.

Ich möchte hier aber auf keinen Fall irgendetwas empfehlen. Diese Angelegenheit ist durchaus individuell. Was mir guttat, könnte einem anderen sehr schaden und eine Heilung sogar verhindern.

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Medea
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Beitrag Di., 09.02.2010, 12:58

Hallo,
ich hab auch wahnsinnig viel gelesen zu meiner Depression und zu meiner Therapieform.
Zum Großteil Bücher, die auf der Literaturliste für die Psychotherapieausbildung stehen.
Mir persönlich hat das sehr geholfen, weil ich den Sinn verstand und wußte, dass ich nicht jede Woche Unsummen an Geld zum Fenster rausschmeisse, sondern dahinter ein gutes Konzept steht.
Und ich erkannte, dass ich einfach total menschlich agiere und reagiere, mein Verhalten absolut ok und normal ist. Das hat meine kleine innere Stärke gut aufgerichtet.
Angesprochen hab ich all das in der Therapie nie. Mein Therapeut ist zwei, drei mal auf den Gründervater meiner Therapie zu sprechen gekommen und hat ein paar Aussagen zitiert. Ich bin darauf aber nicht weiter eingegangen, weil ich viel lieber über mich sprechen wollte.

Ich bin bei der Therapie immer stark bei mir selbst geblieben, was ich wahrnehme, fühle, mir wünsche, wo ich Probleme habe.

Die "Grundformen der Angst" gehörten bei uns schon zur Lektüre vorm Abitur. Das ist also ein Buch, das sicherlich sehr viele Menschen gelesen haben.
Also wenn es dir ein Anliegen ist, darüber zu sprechen, warum nicht. Irgendetwas hat es ja sicher mit dir zu tun.

Alles Gute,
Medea

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Medea
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Beitrag Di., 09.02.2010, 13:00

Hi Metro,

danke für deinen Beitrag. Dann ist es uns beiden ja sehr ähnlich ergangen.
Klar, für alle mag das sicher nicht zutreffen.
Ich denke, man hat das sicher auch gut selbst im Gespür. Ich hatte regelrechten Heißhunger auf Fachliteratur.

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