Liebe zur Therapeutin vs. Partnerliebe

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Tristezza
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Liebe zur Therapeutin vs. Partnerliebe

Beitrag So., 10.07.2011, 10:51

Liebe Gemeinde der Therapeut(inn)enliebenden,

ihr seid hier in großer Zahl versammelt und das ist gut so, weil ich mich dadurch mit meinen Gefühlen für meine Therapeutinnen und Ex-Therapeuten nicht so allein und anormal fühle - im RL hört man davon ja fast nie was.
Doch was viele von euch von mir unterscheidet ist, dass ihr in einer Partnerschaft lebt und euren Partner oft auch wirklich zu lieben scheint. Was mich ehrlich gesagt oft wundert, denn: Wie ist die Liebe zum Therapeuten, zur Therapeutin mit der zum Partner vereinbar?

Oft scheint der Partner oder gar Ehemann in euren Beiträgen erst nach langer Zeit auf und dann bin ich - aufgrund eurer starken Gefühle in der Therapie - erstaunt, dass ein solcher überhaupt existiert. Liebt ihr also doppelt oder ist das eine (entweder Liebe zur Therapeutin oder zum Partner) eigentlich gar keine Liebe?

Ich bin frustriert, weil es mir nicht gelingt, im RL jemanden zu finden, für den ich ähnlich intensive Gefühle habe wie in der therapeutischen Beziehung. Ich fühle mich zur Partnerlosigkeit verurteilt oder zu einer Partnerschaft, in der ich den anderen mehr oder weniger benutze, um nicht alleine zu sein.

Lg, Tristezza

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carö
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Beitrag So., 10.07.2011, 11:14

Tristezza hat geschrieben:Liebt ihr also doppelt oder ist das eine (entweder Liebe zur Therapeutin oder zum Partner) eigentlich gar keine Liebe?
liebe tristezza, dazu fällt mir spontan folgender satz ein, den du sicher auch kennst:

"Liebe ist die einzige Kraft, die sich verdoppelt, wenn man sie teilt." (Albert Schweizer)

interessante frage, die du stellst....

LG
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Flowerbomb
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Beitrag So., 10.07.2011, 11:28

Bei mir ist das eine ganz andere Art von Liebe. Mit meinem Freund ist das eben eher gleichgestellt, Partnerschaft, man unternimmt Dinge zusammen, redet über vieles und verbringt halt so ein bisschen sein Leben miteinander.

In der Therapie - und vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich in meine Therapeutin nicht verliebt bin, aber ich empfinde schon eine Art Liebe für sie - ist das ganz anders.
Ich fühle mich endlich verstanden, aufgehoben, beschützt und immer wenn es mir schlecht geht, will ich einfach immer nur, dass sie da ist. Nur sie.
Ich will viel mehr, dass sie mich in den Arm nimmt und für mich da ist und mich tröstet, als mein Freund. Bzw. ich zeige vor ihm auch nicht so viele Schwächen wie in der Therapie.
Und das kommt mir manchmal ehrlich gesagt auch schon komisch vor. Ist halt eher so das Mütterliche nehme ich an, dass ich nicht kenne und mir obwohl ich erwachsen bin, immer noch zu fehlen scheint. Und sowas kann einem der Freund halt nicht geben. Ich fühle mich bei ihr zum Beispiel auch viel mehr geborgen und geschützt als bei ihm.
Also ja, ist schon komisch

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Flowerbomb
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Beitrag So., 10.07.2011, 11:31

Tristezza hat geschrieben: Ich bin frustriert, weil es mir nicht gelingt, im RL jemanden zu finden, für den ich ähnlich intensive Gefühle habe wie in der therapeutischen Beziehung. Ich fühle mich zur Partnerlosigkeit verurteilt oder zu einer Partnerschaft, in der ich den anderen mehr oder weniger benutze, um nicht alleine zu sein.

Lg, Tristezza
weißt du, das kann ich schon verstehen. ich würde diese erwartungshaltung runterschrauben, wenn das geht. weil die therapeuten sind für einen da eine stunde die woche und die kriegen das ganz sicher nicht hin, immer so toll zu sein. das kann kein mensch durchhalten 7 tage die woche 24h am tag. deshalb sind die privat auch ganz normale menschen mit ganz normalen problemen. und diese intensiven gefühle sind eben nur im rahmen der therapie. das muss man sich glaube ich klar machen, dass man das von einem privatmenschen einfach nicht erwarten kann und dass das auch niemand leisten kann.

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montagne
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Beitrag So., 10.07.2011, 11:36

Der Satz viel mir auch gleich ein!

Aber auch folgendes: (Ich weiß es wird sich vllt. Widerspruch regen.)
Liebt man/frau die/den Therapeuten WIRKLICH? Im ursprünglichen Sinne des Wortes Liebe?

Ich für meinen Teil jedenfalls nicht. das ich keine romantischen, erotischen Gefühle für meine Therapeutin hege ist da vllt. eher eine Nebensache. Ich habe teilweise extrem starke Gefühle für sie, ja. Aber ich spühre sehr deutlich, das ein zentrales Element dabei ist, was sie mir gibt.
Was ich mir von ihr Wünsche, was sie mir gibt udn was sie mir nicht gibt ist wichtiger als sie als Person, als Mensch. Meine Gefühle für sie beruhen nicht auf ihrer selbst willen, sondern auf dem wie sehr sie mir hilft, was sie mir gibt, was ich mir von ihr Wünsche.

Ich könnte sie doch gar nicht um ihrer selbst willen lieben. Weder romantisch, noch platonisch. Denn ich sehe sie nur in diesen 50 Minuten in diesem Zimmer. ich weiß wneig darüber wie sie lebt, wenig was in ihrem Leben passiert. ich weiß von dem, was sie im inneren bewegt auch nur wenig. das was für meine Therapie essentriell ist, aber das wird wohl nicht das sein, wass für sie essentiell ist. Ich kenne nicht ihre Ängste, ihre Sehnsüchte usw. Und shcon gar nicht kann und werde ich ihre Ängste trösten, ihre Sehnsüchte stillen. ich sehe sie nicht im Alltag, mit Alltagsproblemen. Ich sehe nicht, wie sie morgens verknautscht aus dem Bett kommt, wie sie sich nach getaner Arbeit zum Sportkurs schleppt und dort tapfer schwitzt, wie sie am Wochenende chillt, all das sehe ich nicht. Ich sitze mit ihr nicht im Park und Grille und trinke Bier.
Will es auch nicht. Und deshalb ist es für mich auch keine echte Liebe.

Mit meinem Mann habe ich aber all das. Ich kann erfahren, was ihm im inneren bewegt. Ich erlebe ihn im Alltag. Er teilt seine Sorgen mit mir, wir leben zusammen Tag für Tag, Jahr für Jahr, bewältigen Schicksalsschläge, Lebensschwierigkeiten zusammen und auch große Freuden.


Was ich illustrieren will. Für beide habe ich starke Gefühle, aber es ist doch irgendwie ganz anders. Daher keine Konkurrenz zueinander. Mein Mann könnte mich nicht so heilen, mir nicht so helfen wie meine Therapeutin es tut. Weil wir eben eine echte Beziehung haben und keine therapeutische (und weil er was ganz anderes gelernt, studiert hat). Und meine Therapeutin könnte mir nie das geben, was eine Partnerschaft ausmacht, eine echte Zweisammkeit, in der beide Teile eines ganzen sind.
amor fati

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carö
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Beitrag So., 10.07.2011, 12:01

montagne hat geschrieben:Was ich illustrieren will. Für beide habe ich starke Gefühle, aber es ist doch irgendwie ganz anders.
ja das würde ich auch so sehen... es ist NICHT vergleichbar. und doch würde ich diese gefühle nicht bewerten. es gibt viele facetten der liebe... wir haben dafür viele worte - und doch sind sie mE alles facetten der liebe. und JA es gibt einen klaren unterschied zwischen der liebe zu meinem partner und der liebe, die ich dem menschen ggü. empfinde, der mich so lange und intensiv begleitet hat. meine dankbarkeit und zuneigung gilt dem menschen. ganz individuell. auch weil ich weiss, wie schwer es war und nicht nur für mich.. und wie viel leichter es gewesen wäre, den weg nicht mehr mit zu gehen... ich weiss, wie viele persönliche schmerzen unsere begegnung auch bei ihm ausgelöst hat, aber auch wieviel ich ihm ebenfalls geben durfte. ich unterscheide auch klar zwischen diesen intensiven gefühlen, die in der übertragung entstanden sind und denen, die sich auch nach auflösung dieser gefühle entwickelt bzw. etabliert haben. ich glaube, dass man nicht ALLES teilen (oder voneinander wissen) muss mit jemandem, um sich nah sein zu können, sich gegenseitig zu erkennen, zu respektieren, zu schätzen und sich auch zu lieben. ich habe eine gegenseitige liebe empfunden, die sich darin äußerte, dass ich gespürt habe, dass er für mich nur das beste wollte und dafür sehr viel auch sehr unangenehmes auf sich genommen hat und letztlich gegen seine eigene angst angekämpft hat, mich zu früh loszulassen... sein glauben an mich, das mir geschenkte vertrauen, die für mich vor-gefühlte hoffnung ... meine liebe ist unter vielem anderen ein ausdruck von großer dankbarkeit für diesen menschen, der meinen weg im leben gekreuzt hat.

und ich halte es NICHT nur für ein produkt einer therapeutischen dienstleistung, wenn solche gefühle entstehen. sie können entstehen, müssen aber nicht. ich verstehe diese gefühle auch als ausdruck der liebe, würde sie aber nie mit der liebe für meinem partner vergleichen.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Tristezza
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Beitrag So., 10.07.2011, 12:28

Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Ich möchte ein paar davon herausgreifen:
Flowerbomb hat geschrieben:Mit meinem Freund ist das eben eher gleichgestellt, Partnerschaft, man unternimmt Dinge zusammen, redet über vieles und verbringt halt so ein bisschen sein Leben miteinander.
Das klingt für mich nach einer Freundschaft, Interessengemeinschaft, die nicht so sehr verbindlich ist.
Flowerbomb hat geschrieben:Ich fühle mich endlich verstanden, aufgehoben, beschützt und immer wenn es mir schlecht geht, will ich einfach immer nur, dass sie da ist. Nur sie.
Ich will viel mehr, dass sie mich in den Arm nimmt und für mich da ist und mich tröstet, als mein Freund.
Es klingt fast so als seien deine Gefühle für die Thera stärker als die für deinen Freund.
Flowerbomb hat geschrieben: deshalb sind die privat auch ganz normale menschen mit ganz normalen problemen. und diese intensiven gefühle sind eben nur im rahmen der therapie. das muss man sich glaube ich klar machen, dass man das von einem privatmenschen einfach nicht erwarten kann und dass das auch niemand leisten kann.
Das ist mir im Grunde auch klar. Ich war sogar mal mit einem Psychotherapeuten zusammen, der privat eher das Gegenteil von dem war als das, was ich mir von einem Thera wünsche. Aber das Blöde ist: Obwohl ich das weiß, sind meine Gefühle so, als ob ich es nicht wüsste...
montagne hat geschrieben:Aber ich spühre sehr deutlich, das ein zentrales Element dabei ist, was sie mir gibt.
Was ich mir von ihr Wünsche, was sie mir gibt udn was sie mir nicht gibt ist wichtiger als sie als Person, als Mensch. Meine Gefühle für sie beruhen nicht auf ihrer selbst willen, sondern auf dem wie sehr sie mir hilft, was sie mir gibt, was ich mir von ihr Wünsche.
Das trifft wohl auf die meisten zu, die viel für ihre Theras empfinden. Letztlich auch auf mich - deshalb zweifle ich auch daran, dass es sich wirklich um Liebe handelt. Leider sind die Gefühle aber so intensiv wie bei anderen die Liebe im RL.
montagne hat geschrieben:Ich sehe nicht, wie sie morgens verknautscht aus dem Bett kommt, wie sie sich nach getaner Arbeit zum Sportkurs schleppt und dort tapfer schwitzt, wie sie am Wochenende chillt, all das sehe ich nicht. Ich sitze mit ihr nicht im Park und Grille und trinke Bier.
Will es auch nicht.
Ich eigentlich auch nicht...
montagne hat geschrieben:Für beide habe ich starke Gefühle, aber es ist doch irgendwie ganz anders. Daher keine Konkurrenz zueinander.
Ja, das stellst du sehr überzeugend da. Schön, dass es für dich da keinen Konflikt gibt.
carö hat geschrieben:ich glaube, dass man nicht ALLES teilen muss mit jemandem, um sich nah sein zu können, sich gegenseitig zu erkennen, zu respektieren, zu schätzen und sich auch zu lieben.
Ja, ich denke auch, dass trotz aller Übertragung doch auch die Therapeutin als Mensch sichtbar wird.
carö hat geschrieben:und ich halte es NICHT nur für ein produkt einer therapeutischen dienstleistung, wenn solche gefühle entstehen. sie können entstehen, müssen aber nicht.
Habe ich auch so erlebt. Es gibt Theras, in die ich mich nie verlieben könnte... Sehr schön, was du über die gegenseitige Liebe zwischen dir und deinem Thera schreibst, carö!

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Flowerbomb
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Beitrag So., 10.07.2011, 12:34

Tristezza hat geschrieben:Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Ich möchte ein paar davon herausgreifen:
Flowerbomb hat geschrieben:Mit meinem Freund ist das eben eher gleichgestellt, Partnerschaft, man unternimmt Dinge zusammen, redet über vieles und verbringt halt so ein bisschen sein Leben miteinander.
Das klingt für mich nach einer Freundschaft, Interessengemeinschaft, die nicht so sehr verbindlich ist.
Flowerbomb hat geschrieben:Ich fühle mich endlich verstanden, aufgehoben, beschützt und immer wenn es mir schlecht geht, will ich einfach immer nur, dass sie da ist. Nur sie.
Ich will viel mehr, dass sie mich in den Arm nimmt und für mich da ist und mich tröstet, als mein Freund.
Es klingt fast so als seien deine Gefühle für die Thera stärker als die für deinen Freund.

Ich bin noch jung, also ja, in der Tat suche ich nichts Verbindliches, was in Ehe und Familie endet. Das hast du richtig erkannt. Ich brauche aber auch keine Beziehung, um glücklich zu sein. Ich denke, das muss ich in mir selbst finden. Jemand anderes ergänzt dieses Glück dann nur noch. Vielleicht sehe ich das anders wenn ich älter bin. Und in der Tat finde ich es ganz toll, wenn der Partner auch gleichzeitig der beste Freund ist und so ist es bei uns.
Nein, gar nicht stärker, eben ganz anders. Wie ich geschrieben habe, das Mütterliche kann mir mein Freund nicht geben und das will ich auch nicht von ihm. Dafür ist er nicht da.
Zuletzt geändert von Flowerbomb am So., 10.07.2011, 12:37, insgesamt 1-mal geändert.


montagne
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Beitrag So., 10.07.2011, 12:35

Oh, für ein Produkt einer Dienstleistung halte ich es auch nicht. Den Begriff Dienstleistung in dem Zusmamenhang finde ich eh prekär.

Ich bewerte es auch nicht, in dem Sinne dass das eine besser ist als das andere. Obwohl die Konsequenzen sind doch ja eklatant anders sind. Aus der Liebe zu meinem Partner folgt, dass wir fast unser ganzes Leben zusammen verbringen werden. Wir sind eben ein Paar, wir planen unser leben zusammen, durch dick und dünn, bis das der Tod uns scheidet. Das ist bei der Therapeutin ja nunmal nicht so.
Sie macht mich vllt. heil. Aber durch meinen Partner werde ich vollständig. Irgendwann bin ich halbswegs heil, dann brauche ich sie nicht mehr. Ihn werde ich immer brauchen, um vollständig zu sein und er mich.

Ich glaube auch nicht, das meine Gefühle der Therapeutin gegenüber nur Übertragung sind oder irgendwie weniger echt, weniger authentisch. Will ich nicht sagen. Aber doch geht es naturgemäß in der Beziehung zur Therapeutin viel weniger um sie. Auchw enn sie mit mir/an mir wachsen, lernen konnte. ich ihr vllt. etwas geben konnte, ich sie auch als Mensch irgendwo kennen lernen konnte. Die Dimension dessen ist eine ganz andere, als zu meinem Partner.

Ja es ist auch ein Ausdruck von Liebe, aber doch eben so anders.
Wirkliche Liebe ist für mich etwas, hm.. nochmal ganz besonderes. ich fände es nicht stimmig, fast schon unaufrichtig,w enn ich zu ihr oder über sie sagen würde ich liebe sie/Sie. Weil meine "Liebe" zu ihr für sie ja nie die Kraft, Qualitäten hätte sie zu tragen, sie vollständig zu machen, wie es eine partnerschaftliche Liebe hätte, die Liebe IHRES Mannes.
amor fati

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Flowerbomb
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Beitrag So., 10.07.2011, 12:43

Es ist eben einfach was völlig Unvergleichbares

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jenny1977
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Beitrag So., 10.07.2011, 14:35

Tristezza hat geschrieben:Liebe Gemeinde der Therapeut(inn)enliebenden,

Doch was viele von euch von mir unterscheidet ist, dass ihr in einer Partnerschaft lebt und euren Partner oft auch wirklich zu lieben scheint. Was mich ehrlich gesagt oft wundert, denn: Wie ist die Liebe zum Therapeuten, zur Therapeutin mit der zum Partner vereinbar?

Oft scheint der Partner oder gar Ehemann in euren Beiträgen erst nach langer Zeit auf und dann bin ich - aufgrund eurer starken Gefühle in der Therapie - erstaunt, dass ein solcher überhaupt existiert. Liebt ihr also doppelt oder ist das eine (entweder Liebe zur Therapeutin oder zum Partner) eigentlich gar keine Liebe?

Ich bin frustriert, weil es mir nicht gelingt, im RL jemanden zu finden, für den ich ähnlich intensive Gefühle habe wie in der therapeutischen Beziehung. Ich fühle mich zur Partnerlosigkeit verurteilt oder zu einer Partnerschaft, in der ich den anderen mehr oder weniger benutze, um nicht alleine zu sein.

Lg, Tristezza
Hallo Tristezza,

hier ist noch jemand!!! Ich habe auch keine Partnerbeziehung, dafür einen kleinen Sohn. Vielleicht fühlst Du Dich jetzt im Forum nicht mehr so allein. Ich kann mir, genau wie Du, nicht vorstellen, wie es ist, mit einem Partner die ganzen Therapeuten-Patienten Beziehung durchzustehen. Ich hatte auch sehr oft Phasen, wo ich mit meinen Gefühlen und Gedanken nur bei meiner Thera war. Alles drumherum war quasi nebensächlich. Sogar mein kleiner Sohn hatte es dadurch ab und zu nicht leicht. Für mich kann ich es mir gut vorstellen, dass eine Beziehung zu einem evtl. Partner garantiert gelitten hätte.

Vielleicht hängt Dein starkes (gefühlsmäßiges) fixieren auf Deine Thera auch damit zusammen, weil Du keinen Lebenspartner hast. Diesen Satz sagte einmal meine Thera zu mir. Deine ganzen Bedürfnisse sind natürlich auf sie gerichtet, daheim hast Du niemanden der Dich liebt, Dir Nähe gibt, tröstet...

Du schreibst, dass Du frustriert bist, weil Du im RL niemanden findest bei dem Du genau so fühlst wie in der Therapeuten-Patienten-Beziehung. Ich bin auch auf der Suche nach dem Menschen, bei dem ich mich annähernd so gut aufgehoben fühle wie in der Therapie, wo es sich ähnlich gut anfühlt. Es ist schwer so jemanden zu finden, auch das habe ich nicht nur einmal bei meiner Thera angesprochen. Meine Thera sagt immer, sie würde mir so etwas nicht zeigen, wenn es so etwas im RL nicht geben würde! Gut, diese Aussage tröstet mich nicht wirklich, aber es besteht anscheinend doch Hoffnung !!! Sie sagte mir auch, das es schwer ist einen solchen Menschen zu finden, solange ich mich sooos sehr auf sie fixiere. Vielleicht ist es bei Dir auch so?
Es ist nicht leicht,
Glück in sich selbst zu finden,
aber unmöglich,
es anderswo zu finden.


Agnes Repplier

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hungryheart
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Beitrag So., 10.07.2011, 18:05

wow, spannenes thema (ich staune immer wieder, was für interessante und wichtige aspekte hier besprochen werden)
und tolle, weise antworten....

da kann ich wie so oft nichts schlaues, weiterbringendes sagen....
möchte aber was zu meinen eigenen erfahrungen schreiben.

für mich ist es ein großer unterschied, ob ich in einer beziehung "fremd-"verliebt bin, oder ob es einfach menschen gibt, die ich familiär/freundschaftlich/platonisch/"therapeutisch" liebe und schätze.


natürlich kann ich menschen parallel mit meiner ganzen kraft lieben, ohne dass die liebe zum einen, die liebe zum anderen schmälert, oder beeinflusst.

die liebe zu meinem mann und die liebe zu meinen kindern sind ein beispiel.
diese lieben sind auf unterschiedliche weisen intensiv und wichtig, aber sie können parallel existieren, ohne dass eine in den hintergrund tritt.

genauso die liebe zu engen freunden.

und auch die zu meinen therapeutinnen hat die liebe zu anderen wichtigen menschen nicht in den hintergrund treten lassen.
(montagne, ich habe glaub ich eine sehr ähnliche beziehung und liebe zu meinen theras gelebt, wie du. zumindest kommt mir, was du schreibst, so bekannt und vertraut vor)

wenn aber eine erotische verliebtheit im spiel ist, dann spielen bei mir die hormone verrückt und vernebeln mir das hirn und das herz.

dann kann es tatsächlich vorkommen, dass meine großen und wichtigen lieben mehr (mein mann) oder weniger (meine kinder) etwas in den hintergrund dgedrängt werden, bis ich wieder "normal" bin.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 10.07.2011, 18:24

jenny1977 hat geschrieben: Du schreibst, dass Du frustriert bist, weil Du im RL niemanden findest bei dem Du genau so fühlst wie in der Therapeuten-Patienten-Beziehung. Ich bin auch auf der Suche nach dem Menschen, bei dem ich mich annähernd so gut aufgehoben fühle wie in der Therapie
ich glaube daß das nicht möglich ist, weil diese Gefühle einer Therapeutin gegenüber sind ja eine Mutter/Eltern Übertragung.

Wenn man nun die Therapeutin als Äquivalent zu einer Mutterfigur nimmt dann KANN ein Partner/Partnerin das garnicht erfüllen, da eine Mutter-(Klein)Kind Verhältnis, bzw die Liebe des kleineren Kindes zur Mutter einfach was gänzlich anderes ist wie eine Partnerschaftliche Beziehung zwischen zwei Erwachsenen.

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Tristezza
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Beitrag So., 10.07.2011, 20:13

münchnerkindl hat geschrieben:Wenn man nun die Therapeutin als Äquivalent zu einer Mutterfigur nimmt dann KANN ein Partner/Partnerin das garnicht erfüllen, da eine Mutter-(Klein)Kind Verhältnis, bzw die Liebe des kleineren Kindes zur Mutter einfach was gänzlich anderes ist wie eine Partnerschaftliche Beziehung zwischen zwei Erwachsenen.
Ja, das geht aus den meisten Antworten hier hervor. Bei Menschen wie mir ist dann offensichtlich ordentlich was schief gelaufen, wenn sie da keinen Unterschied machen können. Immerhin kann Jenny von ähnlichen Gefühlen berichten - danke, dass du dich "geoutet" hast! Ja, meine Gefühle wären garantiert nicht so intensiv, wenn ich in einer Partnerschaft leben würde - andererseits ist es, nicht nur aufgrund aktueller Gefühle für meine Thera, sondern wegen meines allgemeinen Gepoltseins auf solche Mutterfiguren, schwierig, mich überhaupt für einen potentiellen Partner zu interessieren. Offenbar war da der Mangel in frühester Kindheit so groß, dass die Liebe zu Theras etc. nicht nur, wie bei den meisten von euch, einen Aspekt der Gefühlspalette abdeckt, sondern immer noch das ganz zentrale Gefühl ist.

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naja
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Beitrag Mo., 11.07.2011, 17:33

münchnerkindl hat geschrieben:
jenny1977 hat geschrieben: Du schreibst, dass Du frustriert bist, weil Du im RL niemanden findest bei dem Du genau so fühlst wie in der Therapeuten-Patienten-Beziehung. Ich bin auch auf der Suche nach dem Menschen, bei dem ich mich annähernd so gut aufgehoben fühle wie in der Therapie
ich glaube daß das nicht möglich ist, weil diese Gefühle einer Therapeutin gegenüber sind ja eine Mutter/Eltern Übertragung.

Wenn man nun die Therapeutin als Äquivalent zu einer Mutterfigur nimmt dann KANN ein Partner/Partnerin das garnicht erfüllen, da eine Mutter-(Klein)Kind Verhältnis, bzw die Liebe des kleineren Kindes zur Mutter einfach was gänzlich anderes ist wie eine Partnerschaftliche Beziehung zwischen zwei Erwachsenen.
Genau das hat meine Therapeutin zu mir gesagt.
Dass die Beziehung, nach der ich mich sehne, eine Abhängigkeit ist und keine gleichwertige Beziehung.

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