Wie mit der Übertragungsliebe umgehen?

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Wie mit der Übertragungsliebe umgehen?

Beitrag Sa., 25.02.2012, 00:28

Hallo liebe Community,

Ich möchte Titus' Thread über Phantasien und Illusionen zum Anlass nehmen, mir an dieser Stelle Rat zu holen, wie ich vorgehen soll.
Vorab: ich hoffe, es wird nicht zu konfus, aber es fällt mir selbst sehr schwer, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Als ich mich hier angemeldet habe, wurde ich erstmals mit heftiger Übertragungsliebe konfrontiert, sowie dem Umstand dass ich über Dritte viel Persönliches über meinen Thera erfahren habe. Das ist jetzt einige Monate her, mittlerweile haben wir auch darüber gesprochen, er weiß um meine Gefühle und hat es auch sehr gut aufgenommen. Allerdings haben wir seit 2 Monaten nicht mehr davon gesprochen, obwohl er sagte, er würde es regelmäßig ansprechen. Gut möglich, dass ich ihm den Eindruck vermittle, es wäre nicht nötig.

Tatsächlich ist es so, dass meine Gefühle in Schüben kommen. Oft ist es nach der Sitzung sehr sehr stark, mit allen möglichen Phantasien und Wünschen nach Nähe (eine sexuelle Komponente ist nach wie vor größtenteils inexistent), dazwischen gibt es aber Phasen, in denen ich ihn nur als Therapeuten wahrnehme und schätze, dann wieder gibt es Momente, wo ich gar nicht dran denke... Und eben weil es so schubhaft und unbeständig ist (was ich von mir so eigentlich nicht kenne), habe ich es nicht mehr angesprochen. Ich will wissen, was ich sagen kann, momentan weiß ich es aber nicht.

Trotzdem denke ich, es wäre wichtig, ihm mitzuteilen, wie es in meinem Inneren diesbezüglich aussieht, denn ich befürchte, momentan hängenzubleiben auf den anderen Ebenen.
Gut, ich mache gerade eine komplizierte Zeit durch, stehe am Ende meines Studiums, bin in meiner Gruppe als einzige Single und habe ohnehin erhebliche Selbstzweifel. Ich nehme mein negatives Denken sehr viel stärker wahr und reagiere heftiger als zuvor, was für Außenstehende schwer nachvollziehbar ist - ich denke, das alles sind durchaus die "Früchte" der Therapie, oder vielmehr die Oberfläche des Prozesses, der in mir stattfindet.

Aber was, wenn es doch die Übertragungsliebe ist, die mich blockiert? Ich merke schon, wie ich ihm Dinge nicht erzählen will, weil ich nicht will, dass er mich "doof" findet, oder wie ich auf bestimmte Ausdrucksweisen verzichte, damit er es nicht falsch verstehen kann (was er vermutlich eh nicht täte). Ich kann momentan nicht beurteilen, ob das eben an der Übertragung oder an meinem Bewusstsein über mein Problem liegt, an dem wir sehr intensiv arbeiten.

Dazu kommt, dass er mir vor zwei Monaten, als ich erstmals präzisiert habe, dass es sich bei meinen Gefühlen um Verliebtheit handelt (mittlerweile weiß ich allerdings, dass das nicht alles ist, was ich empfinde, was er noch nicht weiß), gesagt hat, das wäre kein Problem und kein Grund zur Sorge, solange es mich nicht an Fortschritten hindert oder ich darunter leide. Nun habe ich Angst, dass er die falschen Schlüsse zieht wenn ich es so anspreche - er hat mir schon gesagt, dass er mich in dem Fall an einen Kollegen überweisen muss, da er die Ansicht vertritt, dass er als "Auslöser" mir nicht dagegen helfen kann sondern es unweigerlich nur verstärken würde, da er mein Verlangen natürlich nicht erfüllen kann (worüber ich ja auch sehr froh bin!). Ich habe nicht den Eindruck, an meiner Verliebtheit kaputt zu gehen oder so, ich will einfach nur, dass wir daran arbeiten, damit ich auf einen grünen Zweig komme.

Phasenweise konnte ich diese Gefühle sehr gut nutzen, jetzt hänge ich in einer Negativspirale. Kann aber genauso gut sein, dass ich das alles morgen wieder unwichtig finde oder es mir damit sogar gut geht. Sehr verwirrend, da ist momentan so so viel...

Ich würde mich sehr über konstruktive Ratschläge und aufmunternde Worte freuen, auch über Denkansätze, die mir auf die Sprünge helfen, damit ich weiß, wie ich die Sache angehen kann.

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leberblümchen
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Beitrag Sa., 25.02.2012, 10:48

Das mit dem 'an den Fortschritten hindern' verstehe ich nicht: Ist es nicht SEIN Job, das mit dir zu klären? Und sind es nicht gerade diese Gefühle, die einen Fortschritt besonders ermöglichen? Aber eben nur unter der Voraussetzung, dass man das auch bearbeitet? Und als Patient auch bearbeiten WILL? Und das tust du ja.

Klingt für mich so ein bisschen so, als würde er meinen: "Och, das bisschen Liebe stört mich nicht weiter. Wenn es SIE nicht stört, dann seien Sie mal ruhig verliebt. Aber bitte stören Sie damit den Ablauf der Therapie nicht!" Das verstehe ich nicht.

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Beitrag Sa., 25.02.2012, 11:27

Vielleicht müsste ich es einfach wieder anschneiden und genau sagen, was mich an dem Gespräch damals gestört hat. Denn seine letzte Aussage dazu war, dass ich ihm auch jeder Zeit dazu etwas schreiben kann, wenn es mir zu schwer fällt, es anzusprechen und ich sollte keine Angst haben. Leider war die andere Aussage da kontraproduktiv und hindert mich daran, es wieder anzusprechen.
Ich finde es auch sehr merkwürdig, dass er nie wieder darauf zurückgekommen ist; alle andere Themen kommen nämlich in der Tat immer wieder. Was dahinter steckt, weiß ich echt nicht... Es passt jedenfalls nicht wirklich zu ihm, zu dem, wie er sich sonst verhält.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich damals explizit gesagt habe, dass mir diese Gefühle helfen, das, was gesagt wird, besser anzunehmen, weil ich es mir richtig zu Herzen nehme. Ich vermittle ihm immer das Gefühl, dass es mir in unserer therapeutischen Beziehung sehr gut geht - was größtenteils ja auch stimmt. Eigentlich kann er gar nicht sehen, wo bei mir da der Schuh drückt... Vlt. hat er sich deswegen damals so ausgedrückt, weil ich so einen stabilen Eindruck gemacht habe?

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carö
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Beitrag Sa., 25.02.2012, 13:22

hallo fast forward,
er hat mir schon gesagt, dass er mich in dem Fall an einen Kollegen überweisen muss, da er die Ansicht vertritt, dass er als "Auslöser" mir nicht dagegen helfen kann sondern es unweigerlich nur verstärken würde, da er mein Verlangen natürlich nicht erfüllen kann (worüber ich ja auch sehr froh bin!).
diese aussage scheint ziemlich im raum zu stehen und dich daran zu hindern, wirklich offen über deine gefühle zu sprechen oder?

dennoch würde ich genau das thematisieren. wenn er tatsächlich der ansicht ist, dass er dir nicht dabei wird helfen können, diese gefühle besser zu verstehen und zu verändern, dann wird es mit ihm vermutlich schwierig werden, wenn du das möchtest oder brauchst, weil es zu beeinträchtigend wird. die übertragung hat in einer VT - danach klingt es für mich, richtig ? - nicht eine so große bedeutung, wie in einer psychodynamischen therapie, da wird eben damit gearbeitet. das passiert oft zwar auch in einer VT, aber dennoch wird der übertragung idR kein so großer raum gegeben. das kann dann i.O. sein, wenn die übertragung eher milde verläuft und sich von selbst wieder auflöst im laufe der zusammenarbeit. insofern verstehe ich auch seine antwort an dich. aber das solltest du mit ihm nochmal genauer klären, wie seine diesbezügliche aussage zu verstehen ist. und v.a. solltest du ehrlich zu dir selbst sein und dich selbst dahingehend befragen, ob du mit der verliebtheit an anderen themen dennoch weiterarbeiten kannst oder nicht.

LG
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Beitrag Sa., 25.02.2012, 14:21

Hallo carö, danke für deine Antwort! Schön, dass du seine Gedanken dahinter nachvollziehen kannst, und das nach meinen subjektiven Äußerungen! Das hilft mir, einen anderen Blickwinkel zu erreichen! Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass er das Thema generell ablehnt.

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, um welche Form der Therapie es sich handelt. Laut der Definition kommt es allerdings an nächsten an die VT heran, das stimmt schon. Ich könnte ihn mal danach fragen...

Ob ich mit der Verliebtheit trotzdem Fortschritte erzielen kann? Ja, auf jeden Fall. Ich denke, wenn ich offen mit ihm darüber reden kann, bin ich gelöster, wenigstens ein Teil des Drucks, der auf mir lastet, fällt dann weg und ich kann mich wieder besser auf die anderen Themen konzentrieren - so jedenfalls meine Erwartung und Hoffnung. Bis vor kurzem habe ich die Gefühle als Vorteil und als schönes Plus erlebt und wie gesagt, es ist gut möglich, dass es weniger die Übertragung als mehr der generelle Druck von Außen ist, der mich so anspannt und an meinem Selbstbild zerrt. Aber ich bin eben nicht sicher.


Seesternchen
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 12:10

Ich habe hier schon einiges zum Thema Übertragungsliebe gelesen und möchte mich über eure Offenheit bedanken.
Aber was steckt denn explizit dahinter? Was ist die Ursache?
Genauso könnte doch eine Übertragungsliebe im normalen Alltag stattfinden, wenn man einen neuen Menschen kennenlernt, den man sympathisch findet , oder? In vielen Beziehungen wird ja unbewusst Mama, Papa, Kind "gespielt" und es wird nie herausgefunden. Die Paare trennen sich und gehen dann mit dem alten Problem zum nnächsten Partner...

Wie kann man denn soetwas heilen?
Gibt es wirkungsvolle Heilmethoden?
Es scheint ja um Liebe zu gehen, die man in der Kindheit nicht bekommen hat. Aber davon sind ja echt viele Menschen betroffen, der eine mehr der andere weniger.

Danke
Seesternchen


leberblümchen
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 12:30

Übertragungen geschehen automatisch. Das ist schon mal wichtig zu wissen. Du siehst jemanden und findest ihn sympathisch oder unsympathisch. Dafür kann derjenige vielleicht gar nichts; vielmehr erinnert er dich an deinen Vater, zu dem du eine gute Beziehung hattest, oder er erinnert dich an deinen verhassten Sportlehrer.

Das ist nicht 'krank', sondern ganz normal. Ein erster Schritt, damit umzugehen, ist, sich diese Abläufe in der eigenen Psyche bewusst zu machen. Denn wenn das so ist, gelingt es dir vielleicht, diesem anderen Menschen gegenüber offener zu sein und ihn als Individuum - wiederum mit einer eigenen Geschichte - wahrzunehmen.

Es ist ja nicht so, dass man alles auf alle überträgt. Wenn du z.B. eine Beziehung eingehst, dann heißt das ja nicht, dass du auf diesen Menschen alles überträgst, was irgendwie unverarbeitet ist in dir, sodass du vielleicht gar nicht in dieselbe Rolle fällst, die du einnehmen würdest, wenn dein Partner jemand anders wäre, vielleicht älter oder jünger usw.

Klar, wenn du in jeder Beziehung die Rolle des braven Mädchens einnimmst, das sich alles bieten lässt und sich unterordnet, dann bist du da schon irgendwie 'gefangen' in deinen Mustern, und dann wäre es evtl. denkbar - wenn du damit nicht zufrieden bist -, es zu hinterfragen und zu analysieren, was dich befreien könnte - und was sich damit wiederum positiv auf dein Gesamtbefinden auswirken könnte. Vielleicht leidest du an Migräne o.ä. und bringst dein Leiden gar nicht mit deinen ungesunden Beziehungsmustern in Verbindung?

Ich denke aber nicht, dass es üblich ist, dass alle Menschen mit pathologischen Übertragungen rumlaufen, die sie daran hindern, sich selbst zu verwirklichen...

Idealerweise liebt man ja einen Menschen als Individuum und nicht primär deshalb, weil er eine Funktion erfüllt und sozusagen den Liebesautomaten darstellt. Lieben bedeutet ja mehr, als "gib mir, was mir fehlt". Es ist ein Geben und Nehmen und ein Kleinsein und Großsein. Niemand ist psychisch wirklich völlig gesund; in jedem Menschen schlummern mehr oder weniger verborgene Sehnsüchte und Verletzungen. Es ist also nicht 'schlimm', auch mal klein zu sein und Angst zu haben und den Partner zu brauchen, wenn man traurig ist oder verzweifelt.

Nur, wenn dieses Brauchen der Dauerzustand ist und die eigene Persönlichkeit zu sehr von dieser Bedürftigkeit geprägt ist, wird es problematisch: für die Beziehung und für den Betroffenen selbst.

Wie man das heilen kann? Leider (!) nicht, indem man die Verluste und Entbehrungen der Kindheit irgendwie ungeschehen macht. Diesen Wunsch haben bestimmt viele Menschen in einer Therapie (ich bin einer von ihnen), und das kann nicht funktionieren. Insofern ist das Wort 'heilen' auch ein bisschen problematisch.'Bewusstmachen', 'Bearbeiten', 'Betrauern', das trifft es zunächst mal besser, denke ich. Und dann ist dein eigener Wille gefragt, sich aus dieser Rolle, die du immer wieder einnehmen möchtest (um vielleicht doch noch die ersehnte Wiedergutmachung zu erfahren), zu befreien. Das ist vielleicht das Schwierigste.

Weiter bin ich auch noch nicht.


montagne
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 12:57

@Fast Forward:
DEIN nick erinnert mich an etwas, dass ich in den letzten Jahren gelernt habe, durch die Therapie, aber auch so im leben und was mir hilft.
Tu was! Weniger zögern. So empfinde ich es auch hier. Im Grunde sehe ich es so wie carö es geschrieben hat. Will nur nochmal einen Aspekt betonen: Wenn du etwas tust, kommst du voran. ich meine damit nicht blinden Aktionismus, aber eben aktiv werden. Sprich das ganze an. Es gibt viele Möglichkeiten, wie es dann weiter geht, aber es geht dann eben weiter, wahrscheinlich konstruktiv für dich.
Natürlich kann es sein, das er dich abgeben möchte. das würde sehr schmerzlich werden ja. Aber es würde weitergehen woanders. So würdet ihr auf der Stelle treten, bzw. du trittst ggf. auf der Stelle und es ist deine Lebenszeit und deine Leidenszeit.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es möglich ist dass du weiter bei ihm voran kommst und er damit umgehen kann, vielleicht muss er das auch erst lernen und du auch. Manchmal oder meist ädnert sich doch schon dadurch etwas, dass man drüber spricht. nicht einmal kurz erwähnen, sodnern öfters drüber sprechen. Es ist wie eine Suchbewegung und man spricht dies eund jede Aspekte an, denkt hier und da rein, überlegt und dann findet man den springenden Punkt doer die springenden Punkte, die einem weiter helfen.
amor fati

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Beitrag Sa., 09.11.2013, 15:39

@montagne: Huhu, ich hab hier schon sehr lange nicht mehr geschrieben, schaue aber gelegentlich mal vorbei

Ich hab was getan und es hat sich viel bewegt. Zeitweise war es sehr schwer, er hatte eine Freundin, die mein Alter hatte und ich konnte kaum damit umgehen, vor allem, wenn ich sie mal sah oder hörte. Fast wäre das das Aus gewesen, denn ich hab's ihm mitgeteilt, was es in mir auslöst. Ich wollte noch einen anderen Thera aufsuchen, doch dann kam was dazwischen. Erst habe ich jemanden kennen gelernt, daraus wurde aber nichts, aber mein Blick war auf einen anderen Menschen gerichtet. Danach habe ich wieder jemanden kennen gelernt, allerdings in den USA und trotz Gegenseitigkeit der Gefühle sind wir kein Paar geworden. Oft ist das sehr schmerzlich und da bin ich froh, dass ich noch immer zu meinem Thera kann.
Aber: die neue Verliebtheit in diesen Amerikaner hat die Übertragungsliebe quasi aufgelöst. Mein Thera ist nach wie vor einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird, da wir in Zwischenzeit immer mehr Richtung Freundschaft gehen und er mich in allem unterstützt (auch als ich noch einmal nach Amerika ging um den Typen dort zu treffen und jetzt bei allem, was ich plane), ich außerdem weniger therapiebedürftig bin als es mehr als eine Art Coaching ansehe.

Natürlich kann Übertragungs(liebe) überall passieren. Ich habe gelernt, sie leichter zu enttarnen. Ich weiß, dass ich viel in "meinen Ami" hinein projiziere, was ich in einem idealen Partner sehe, aber auch, was ich in Expartnern sehe, die mich sehr verletzt haben. Ich kann das nun besser entschlüsseln und den Menschen dahinter besser wahrnehmen. Und ich kann mich aus Mustern lösen, weil ich aus der Situation nehmen kann, was mich stark macht und weil ich "weiter sehen" gelernt habe.
Also war das ganze Schlamassel mit meinem Thera sehr nützlich für mich

Mein Nickname ist bei mir übrigens Programm Bin ungeduldig und manchmal sehr impulsiv, daher bleibe ich auch nicht so leicht stecken.

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Silencia
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Beitrag Do., 12.12.2013, 21:39

Ich hoffe es passt wenn ich meine Frage in diesem Thread stelle (ansonsten würd ich ja einen neues Thema erstellen mit dem gelichen Thema).

Ist es eig. auch Übertragungsliebe wenn man in seinem Thera seinen Vater/seine Mutter sieht (oder einen Ersatz) ?

Danke für eine Antwort

Lg
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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Fanja
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Beitrag Fr., 13.12.2013, 07:52

Ja, natürlich! Das dürfte wohl die übliche Übertragung sein. Die Gefühle zu den Eltern sind ja die frühesten, und die Prägung durch die Eltern spielt deshalb in der Therapie eine besondere Rolle. Bei mir geht es zum Bsp. häufig um meine Beziehung zu meiner Mutter. Ganz automatisch übertrage ich immer und immer wieder diese Gefühle auf meine Therapeutin (das merke ich z.B. an wunden Punkten, Empfindlichkeiten oder dem Gefühl, sie "erwartet" jetzt best. Dinge von mir). Wir decken das dann gemeinsam auf und lösen das damit auch auf. Dieses Aufdecken ist für mich dabei am Wichtigsten, und ich habe das Gefühl, so schon gut weitergekommen zu sein. Ich fühle mich dann richtig "gelöst" und frei. Ich komme so auch schon viel besser mit meiner Mutter zurecht. Nicht dass wir uns unbedingt besser verstehen, aber so langsam bekomme ich das Gefühl, meine "Kinderrolle" ihr gegenüber zu verlassen. Ich fühle mich freier ihr gegenüber.
Wichtig ist mMn allerdings, dass man (immer wieder neu) merkt, dass die Therapeutin eben nicht die Mutter/der Vater ist (oder ein Ersatz). Sonst bleibt man ja genau in diesem Kindheitsmuster stecken! Dazu ist eine gewisse (eigene) Bereitschaft nötig, den Blickwinkel auf sich selbst zu verändern.

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Silencia
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Beitrag Fr., 13.12.2013, 10:29

Hallo Fanja!

Weisst du was ich mich gefragt hab als ich deine Antwort gelesen hab (danke übrigens )?

Ich hab mich gefragt warum in meiner langen Therapielaufbahn mir noch kein einziger Thera etwas über Übertragungsliebe gesagt hat. Mir gings eig. nur bei den männl. Therapeuten so dass ich sie als meinen Vaterersatzt gesehen hab/sehe. Nachdem ich deine Antwort gelesen hab, ist mir auch eingefallen dass ich es einem Thera eig. auch mal gesagt hab, wie ich ihn sehe, das Thema aber absolut keine Gewicht hatte (für ihn). Es wurde nicht darüber gesprochen und damals hatte ich auch keine Ahnung dass das auch Übertragungsliebe genannt wird.

Inwiefern steht eine Übertragungsliebe eine Therapie im Weg?

Du hast diese "Kinderrolle" angedeutet. Hmm damit magst du sicher recht haben. Aber wenn ich ganz ehrlich sein darf. Ich bin noch (relativ) jung mir gefällts erhlich gesagt noch ein bisschen das "Kind" sein können/ spielen können.

Lg
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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Fanja
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Beitrag Fr., 13.12.2013, 12:55

Hallo Silencia,
ich sehe die Übertragungsliebe nicht negativ, sondern eher hilfreich. Man sollte aber schon im Hinterkopf haben, dass es sich um eine Übertragung handelt. Für mich ist das Aufdecken von negativen Übertragungen sehr hilfreich, um sie im "echten" Leben aufzulösen. Aber man überträgt natürlich auch die positiven Gefühle. Ich persönlich sehe das so (das folgende ist jetzt meine ganz persönliche Sicht!), dass der Therapeut zwar als Mensch vor einem sitzt, aber weil man so wenig von ihm weiß, im Prinzip wie ein "Spiegel" der eigenen Person. Wenn ich jetzt meine guten Gefühle auf ihn (oder sie) übertrage, dann fange ich an, mich selbst (ganz langsam) anders zu sehen. Also z.B. statt "Ich nerve alle Leute" fange ich an, den Eindruck zu haben, "Mein Th. mag mich!". Ganz am Anfang traue ich ihm vielleicht nicht und suche immer wieder eine Bestätigung von ihm. Mit der Zeit wächst mein Vertrauen in ihn und sein "Mögen" und witzigerweise damit in mich selbst (das merke ich ganz deutlich bei mir). Mein Selbst-Vertrauen wächst! Das ist der tolle "Nebeneffekt". Inzwischen brauche ich diese Bestätigung und gefühlte Zuwendung viel weniger, ich denke mal, weil meine Selbst-Sicherheit gewachsen ist. Eine Zeitlang war es wie eine Sucht für mich, mir diese Bestätigung von meiner Therapeutin immer wieder zu "holen", als hätte ich es einfach nicht glauben können. Inzwischen brauche ich diese Kontrolle nicht mehr (ich spüre so eine Art Rückhalt, der vielleicht auch einfach aus meinem Inneren kommt). Das nenne ich für mich (ohne Rücksicht auf theoretische Korrektheit) positive Übertragung.

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Silencia
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Beitrag Fr., 13.12.2013, 13:52

hallo Fanja!

Mir gefällt deine interpretation bzw. deine Sichtweise sehr gut =)

Allerdings glaube ich, dass ich noch nciht so weit bin, dass diese Innere stärke schon so groß ist ^^

Aber wenn ich mal Zeit in der Therapiestunde habe, werd ich das mal ansprechen ... bin gespannt was er dazu sagt

Danke und Lg
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Luxbordie
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Beitrag Fr., 13.12.2013, 14:21

Ich klinke mich kurz mit ein. Für mein inneres Kind spielt Thera eine sehr große Rolle. Er weiss das und übernimmt soweit er das als Thera vertreten kann auch die Vaterrolle. Für mich ist das eine sehr wertvolle Erfahrung, er erlaubt dem Kind seine Neugier auszuleben, es ist ziemlich schön.

Ich krieg Umarmungen die ich von meinen Eltern so nicht gekriegt hab, er zeigt dem Jugendlichen was man halt so wissen muss als junger Mann, das Kleinkind darf ihn anfassen, der Erwachsene darf seine sozialen Kontakte trainieren.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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