Warum fällt es mir so schwer etwas von mir zu erzählen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Polla
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Warum fällt es mir so schwer etwas von mir zu erzählen?

Beitrag Mo., 30.07.2012, 21:34

Hallo!

Ok, auf die Frage kann mir vermutlich hier niemand einfach so eine richtige Antwort geben.
Vielleicht gibt es da ganz unterschiedliche Gründe.
Aber ich merke einfach, dass ich keine persönlichen Dinge von mir erzählen kann.
Und das das bei allen Menschen um mich herum anders ist.
Also zum Einen in meinem privaten Umfeld. Dort reden alle Menschen einfach so über private Dinge, wenn es ihnen mal schlecht geht, sie einen schlechten Tag hatten oder irgendwas schief gelaufen ist, zum Beispiel. Klar, das sind ja auch zum Beispiel meine Freunde und da erzählt man sich wohl einfach ab und zu mal sowas. Aber ich erzähle immer nur sehr oberflächlich Dinge. Im Grunde nur Dinge, die mich gar nicht persönlich berühren. Ich bin immer froh, wenn andere viel reden, dann muss ich nicht so viel erzählen. Ich rede noch nicht mal über relativ belanglose persönliche Dinge.
Und das ist eben auch in der Therapie so, dass das fast unmöglich ist. Und auch die Leute die ich in der Klinik kennern gelernt habe. Bei denen ist das nicht so ausgeprägt. Klar, haben die auch am Anfang Probleme über sich zu sprechen, ist ja auch ungewohnt, man kennt das Gegenüber nicht usw. Aber irgendwann können sie einfach reden.
Ich hab aber das Gefühl, ich trete einfach immer weiter auf der Stelle.
Und dabei ist mir mittlerweile aufgefallen, dass ich eigentlich gern mehr über mich erzählen würde, auch so privat. Das ich halt mal ab und zu mehr erzähle und dass ich nicht nur oberflächliche Freundschaften habe.
Eine richtige Beziehung hatte ich aufgrund dieses Problems auch noch nicht.
Also ich würde es ja wollen, aber ich kann es nicht.
Warum?
In meiner Familie gabs das zwar nicht so, dass man so über persönliche Dinge geredet hat. Aber das kann doch nicht der einzige Grund sein. Warum kann ich es nicht, selbst wenn ich es will?

Danke fürs Lesen.

Polla.

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Tellmewhy
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Beitrag Mo., 30.07.2012, 21:46

Hey, Polla.

Wenn du schreibst, dass es das in deiner Familie nicht so gab, dass man über persönliche Dinge gesprochen hat: Sprichst du mit anderen Menschen gerne über deine Familie?



LG
tellmewhy

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Polla
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Beitrag Mo., 30.07.2012, 22:12

Tellmewhy hat geschrieben:Sprichst du mit anderen Menschen gerne über deine Familie?
Ich überlege zwar gerade worauf dei Frage jetzt abzielt ...
Aber nein, ich rede nicht gern mit anderen Menschen über meine Familie. Zumindest nicht detailliert.

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Tellmewhy
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Beitrag Mo., 30.07.2012, 22:41

Hey polla,


Gibt es für dich einen sinnvollen Grund, warum es dir schwerfällt, jemandem über eine Oberflächlichkeit hinaus Dinge von dir mitzuteilen?


LG
tellmewhy

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Thread-EröffnerIn
Polla
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Beitrag Mo., 13.08.2012, 21:30

Tellmewhy hat geschrieben:Gibt es für dich einen sinnvollen Grund, warum es dir schwerfällt, jemandem über eine Oberflächlichkeit hinaus Dinge von dir mitzuteilen?
Vielleicht hängt es auch mit meiner Familie zusammen.
Ich frag mich, ob es normal ist, dass man nicht wirklich mit seinen Eltern reden kann und das auch gar nicht möchte. Klar, als Teenager, aber dann auch später, ich mein, ich bin ja kein Teenager mehr.
Ich hab auch regelmäßig Kontakt zu meinen Eltern, aber irgendwie funktioniert die Kommunikation da überhaupt nicht. Also zum Beispiel springen sie einfach von einem Thema zum nächsten. Sie können mir überhaupt nicht zuhören. Ich erzähle zum Beispiel was und ohne jede Überleitung o. ä. wird einfach von irgendwas anderem geredet und sie gehen nicht wirklich auf das ein, was ich gerade erzähle. Und das passiert sehr häufig. Allerdings reden meine Eltern auch untereinander so. Also einfach plötzlich mitten im Gespräch das Thema wechseln. Keine hört dem anderen richtig zu oder geht mal wirklich darauf ein, was der andere sagt.
Ich hab das auch jetzt so beobachten können (war dieses WE bei meinen Eltern). Meine Eltern reden einfach vollkommen aneinander vorbei. Keiner geht wirklich auf den anderen ein, irgendwie vollkommen Ich-zentriert. Dadurch gibt es dann Diskussionen um eigentlich nichts, weil keiner wirklich wahrgenommen und verstanden wird, aber jede darum aggressiv darum kämpft wahrgenommen und verstanden zu werden. Ständig geht meine Mutter meinen Vater aggressiv an und mein Vater reagiert genervt. Ansonsten sind da irgendwie keine wirklichen Emotionen. Meine Mutter ist manchmal übertrieben fröhlich, fast schon manisch, aber ich empfinde das als künstlich. Meine Vater ist sehr in sich selbst zurück gezogen.
Immer wenn ich bei meinen Eltern bin, habe ich dieses extreme Bedürfnis nach Wahrhaftigkeit, nach wirklichen Emotionen und Gefühlen.
Keine Ahnung, ob das überhaupt damit zusammen hängt. Aber wie ich bereits geschrieben habe, ich war gerade bei meinen Eltern und ich finde die Besuche da immer irgendwie schwierig. Vielleicht hab ich es deshalb auch nur hier geschrieben.

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Herzeleide
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Beitrag Di., 14.08.2012, 10:38

Liebe Polla,

als ich Deine Beiträge las, dachte ich, Du hast selbst ein recht gutes Gefühl und Gespür dafür, warum Dir das "wahrhaftige" Reden, das ehrliche Erzählen über Dich selbst so schwer fällt. Wie sollst Du das auch können, denn so, wie Du die Kommunikation Deiner Eltern beschreibst, wird es ja auch schon zu Deiner Kinderzeit gewesen sein. Niemand hört einem eigentlich zu.

Ich kenne das auch ein wenig von mir, von meiner Therapie auch. Manchmal habe ich mich wieder "eingewickelt" und wollte mit nix über mich rausrücken. Das hat den Therapeuten viel Geduld gekostet. Wir haben dann - in mühseliger Kleinarbeit - mehr darüber herausgefunden. Da spielen eine Menge Dinge eine Rolle. Vor allem sitzt jemand an der Schwelle der Worte und "zensiert" die Themen: Das ist doch unwichtig! Das interessiert doch eh keinen!

Ich kann Dir nachfühlen, wie mühsam das Erzählen über Dich ist. Und wie ist das in Deiner Therapie? Ist das eine Einzeltherapie? Hast Du eine aufmerksame Therapeutin/Therapeuten? Ich denke, das würde Dir vielleicht ein wenig helfen. Nur Du und ein T. Dann kommst Du nicht mehr so leicht "weg", denn Du merkst auch das ehrliche Interesse an Dir und dann kannst vielleicht auch Du reden...?

Mir fiel noch ein, dass, wenn es mit dem Mündlichen nicht will, es vielleicht schriftlich ein gewisser Ersatz sein könnte? Wenn Du das, was Du erzählen möchtest, einem - wie auch immer - Tagebuch anvertraust? Oder eine E-Mail oder Brieffreundschaft aufbaust?

Liebe Grüße
Moana

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