Sexualität: wie über Erlebnisse i d Therapie sprechen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Schokokeks123
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Sexualität: wie über Erlebnisse i d Therapie sprechen?

Beitrag Fr., 12.04.2013, 07:33

Hallo zusammen,

befinde mich derzeit in einer ambulanten Verhaltenstherapie, aber muss bald stationär zur geplanten Krisenintervention, genauer gesagt zur Weiterführung des Prozesses.

Ich war von Okt. bis Dez. schonmal in der Klinik und habe intensiv an einem Problemfeld gearbeitet! Bei dem Problemfeld geht es um Männer, Gewalt, Sex und Geld.

Die Gewalt ist ziemlich roh und der Sex auch...

Aber um die Bilder weg zu bekommen, wurde mir gesagt ich muss offen drüber sprechen!

Jetzt mein Problem, dass es sehr oft ziemlich krasse Sachen waren... kann ich das glaueb auch nicht wirklich verschönern. und meine Jugendliche Sprache wird anders sein, als bei dem Therapeuten.

Und wenn ich sage " wir hatten geschlechtsverkehr und er hat mich gehauen" - dann wäre es irgendwie nicht die Wahrheit... Ich komme mir dabei schon doof vor... :(

ich weiß einfach nicht, wie und welches vokabular ich nutzen soll...

ich bin überfordert...

lg

schokokeks

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leberblümchen
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 07:59

Hallo, ohne jetzt in einer derartigen Situation zu sein, kann ich dir sagen: Es ist gut, wenn du genauso sprichst, wie du es fühlst! Ich glaub, Therapeuten stehen nicht so auf Begriffe wie "Geschlechtsverkehr". Das weiß man ja nicht, wenn man zum ersten Mal darüber redet.

Mir hat mein Therapeut es erleichtert, indem er selbst öfter mal ein "das war scheiße!" eingestreut hat oder vom 'Kacken' gesprochen hat. Ich finde das sehr wichtig! - Natürlich redet der normalerweise auch nicht so, und wenn man ihn so sehen würde, würde man denken, er sei sehr korrekt und eher konservativ. Aber gerade das machte es für mich dann leichter, offen zu reden, weil ich mir ja dachte, dass er dann auch nicht schlecht über mich denkt, wenn ich mal solche Worte benutze.

Du solltest ja auch möglichst einen Zugang zu den Gefühlen bekommen; und wenn du vom 'Geschlechtsverkehr' sprichst, fühlst du ja sicher nichts dabei. Du darfst also ruhig deutlich werden und alles genauso benennen, wie es sich angefühlt hat!

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ch123
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 08:05

"wir hatten geschlechtsverkehr und er hat mich gehauen" würde aber doch nicht im mindesten ausdrücken, wie die situation war, oder?
und in keinster weise würde etwas rüberkommen von dem, wie du die situation erlebt hast.

ich denke, du kannst dich ruhig trauen, das in den worten zu sagen, die dir angemessen erscheinen.

fürchtest du denn, eher nicht verstanden zu werden, oder geht´s eher in die richtung, dass du nicht schockieren möchtest?

jetzt war ich zu schnell quasi doppelpost mit titus

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Schokokeks123
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 08:11

Hallo ihr Beiden,

okay, Therapeuten sprechen von Kacken!!! XD

Nein, es drückt auf jeden Fall nicht aus, was ich dabei empfunden habe! und also wenn ich den Satz mit dem Geschlachtsverkehr sage, dann also jaaaa... wäre das voll in die falsche Richtung...

Jetzt nur noch den Mut finden und die Scham ablegen!!!

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Traurige Seele
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 08:40

Hallo Schokokeks,

also ich hab es meiner Thera in einem Brief geschrieben weil ich es nicht aussprechen kann. Habe da jetzt aber nicht zu vulgäres Vokabular benutzt. Ich hab dann eben von erzwungenem Sex gesprochen bzw. geschrieben. Also meine Thera meinte mal dass es manchmal besser ist das auch nicht genau zu erzählen da es eher retraumatisierend sein kann für den Patienten. Also sie sagt zu mir alles mit Vorsicht.

Durch den Brief weiß sie jetzt um was es geht und dadurch können wir uns langsam drum rum bewegen. In dem Bezug fallen dann eben die Begriffe Missbrauch und Vergewaltigung und schon dass sie das nur ausspricht bringt mich schon zum Erstarren. Man muss es ganz ganz langsam angehen wenn man solche Traumas hat. Und wie gesagt meine spricht von Sex und nicht von Geschlechtsverkehr. Und sie spricht viel von Macht, sie meinte da wäre mehr Macht als Sexualität im Spiel bei den Tätern.

LG TS
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Gisi
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 12:47

Hallo Schokokeks,

habe gerade bei dir her mal rein gelesen und mit solchen Sachen - Gewalt (egal in welcher Form) - keine Erfahrungen. Aber ich fände es wichtig, dass du es ruhig hart ausdrückst, denn die anderen Worte hier
Schokokeks123 hat geschrieben:wir hatten geschlechtsverkehr und er hat mich gehauen
klingen so verharmlosent und das was dir widerfahren ist, ist einfach schrecklich..... gewaltsamer Sex oder Sex und Schläge....boa. Die unbeschönte Wahrheit sollte raus und da helfen wirklich keine "netten" Worte....

Ich finde es gut, dass du dies hier versuchst, für dich aufzudröseln und Feedback zu erhalten. Bleib dran.

Gisi
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Sinarellas
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 13:01

hiho

Mh ich würde ja gern fragen was du mal gern aussprechen würdest, aber schätze das wird hier nicht gern gesehen, vll kannstes mir per pn schreiben.

Eines der praktischen Dinge meiner Erkrankung (dissozi.Identitätsstörung) ist, dass es manchmal auch Anteile bei mir gibt, die ohne Blatt vor dem Mund mti anderen sprechen (nichtw eil sie wollen oder dürfen sondern weil sie es nur so kennen, also kein guter Grund aber proaktisch trotzdem).
Das bedeutet, dass teilweise in Gesprächen mit einem Vokabular gesprochen wird, dass dem Gegenüber die Augen rausfallen (Beispiel: Ja richtig, der hat mich h*** gef*** etc.). Woran du denken mußt, wenn du so (falls ichs richtig versteh) reden willst ist, dass das gegenüber damit meistens nicht klar kommt. Ich hab bis jetzt nur einen Menschen kennengelernt in meinem Umfeld, der damit umgehen konnte.

Wenn es dein Weg ist das härter zu erzählen, dann mußt du das so machen. Du kannst auch erstmal vorm Spiegel üben oder vor nem Kuscheltier

Sinas
..:..


leberblümchen
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 13:23

Hier geht es aber um Therapeuten, und die kommen damit klar, wenn bestimmte Ausdrücke fallen. Weil sie nämlich authentisch sind. In einer Therapie geht es nicht um die Eleganz der Kommunikation, sondern darum, das nach außen zu bringen, was innen los ist. Denn nur so kann man es verstehen.

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Gelli
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 13:40

@Schokokeks123

Also,ich kann nur von mir reden,ich habe meinem Thera die Gewalterfahrungen in der Vergangenheit ihm genauso gesagt wie ich es empfunden habe.Ich habe nichts umschrieben,ich hab die Ausdrücke benutzt die das aussagten was mein Gefühl zu dem ganzen war.
Mein Thera hat mich dabei unterstützt und in manchen Momenten selbst Ausdrücke benutzt die meine Empfindungen ausdrückten.
Klar gibt es auch Thera die sich nicht so ranwagen an dem Thema "Mißbrauch/Gewalt,die sagen manches mal,das nicht alles gesagt werden sollte,aber die meisten Thera sagen,es ist wichtig,das man ausspricht,und zwar alles,denn sonnst wirst du im Alltag immer wieder mal durch Gegebenheiten,Gerüche,Ausdrücke,genau an das erinnert werden was du im Grunde doch "loswerden"möchtes.Obwohl Theras nicht gern von "loswerden"reden,sie sagen eher es muß im Alltag und in einem selbst wieder integriert werden.
Denn die Traumatas sind und bleiben ein Teil von dir,auch wenn du einmal über alles gesprochen hast so wird es dennoch ein Teil von dir bleiben,jedoch lernst du damit besser umzugehen,es wird dich nicht mehr so bedrohen wie es derzeit für dich scheint.
Dein Thera wenn er wirklich ein guter Therapeut ist wird dich niemals hindern wenn du deine Art von Ausdrücke oder Wortwahl brauchst um das Ausmaß deiner Gewalterfahrungen ihm näher zu bringen.

Du mußt und brauchst ja nicht alles sofort ihm erzählen,ich hab Wochen dafür gebraucht,aber irgentwann war es durch das ganze.Oft ging es mir nach dem Erzählen noch schlechter weil vieles wieder so lebendig wurde,aber das beruhigte sich recht schnell wieder weil ich gelernt hatte,mit Hilfe meines Theras mit mir gut umzugehen,und er sich immer zur Verfügung stellte wenn es mir total schlecht ging.
Schokokeks wenn du Fragen hast,so kannst du mich gern anschreiben,ich bin da schon ganz durch,ich weiß also welchen mutigen aber auch schweren Weg du gehen wirst.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Schokokeks123
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 15:54

hallo ihr lieben,

also ich empfinde es gerade als richtig schön, dass ich bestärkt werde, es so auszusprechen, wie es für mich war! Danke erstmal dafür!

Klar, habe ich Angst, dass manche Personen damit nicht klar kommen und ich möchte den Personen noch ins Gesicht schauen müssen, ich spreche von einem Klinikaufenthalt... wo ich die Personen täglich sehen muss...

Beschönigen möchte ich das ganze Thema halt nicht, aber trotzdem fällt es mir sau schwer!

Irgendwie schaffe ich das schon....und wenn ich mir erst nen paar Stichpunkte auf nen Zettel mache und den dann mit ins Gespräch nehme

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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 12.04.2013, 16:35

Schokokeks123 hat geschrieben:....und wenn ich mir erst nen paar Stichpunkte auf nen Zettel mache und den dann mit ins Gespräch nehme
Mache ich auch oft, gerade wenn's um unangenehme Themen geht. Denn dann hat man was zum festhalten, zum drauf gucken und irgendwie erleichtert es natürlich auch die Gedanken zu sortieren.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Erfolg für deine Krisenintervention und für die Weiterführung deiner Therapie!
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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ElFugo
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 16:40

hallo ihr alle..

ich kenne dieses Problem. mann will endlich darüber reden aber mann weiss nicht recht wie und die Schamgefühle sind einfach unüberwindbar.

ich wollte mal nachfragen da das Thema leicht angeschnitten wurde kann jemand von euch mir Informationen über einen stationären therapie alltag geben? mir ist bewusst das dies von klinik zu klinik unterschiedlich ist aber mich würde interessieren wie das bei euch so war.

lg EF

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Schokokeks123
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 17:25

Hey,

Also ich war auf ner borderline Station, also ich hatte einzelgespräche, gruppengespräche, Fitness, Ergotherapie, tagesreflexionen, und und und...

Also ich empfände es immer so, dass einem das einleben durch die Patienten sehr leicht gemacht wurde...

LG
Schokokeks

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ElFugo
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 17:32

hattest du ein Doppelzimmer? und wie war das mit freizeit und Wochenende?

wird einem einfach einen therapeut zugeteilt oder hat man die möglichkeit zu sagen der ist mir nicht symphatisch?

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Schokokeks123
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Beitrag Sa., 13.04.2013, 20:13

hey,
also mir wurde der therapeut zugeteilt, aber als sie die station verlassen hat, da habe ich auch mir meine neue therapeutin ausgesucht und mit ihr gesprochen...!

einmal war ich auf nem dreibettzimmer, das andere mal nen zweibettzimmer...

meistens sind wa zusammen spazieren gegangen oder so, also freizeit gabs eigentlich genug...

am we durfte ich nach hause mit absprache

lg

schokokeks

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