(Übertragungs)Liebe in der Verhaltenstherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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8Sommerregen8
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(Übertragungs)Liebe in der Verhaltenstherapie

Beitrag Mi., 06.11.2013, 20:32

Hallo,
seit einem Jahr befinde ich mich in therapeutischer Behandlung und habe seit ein paar Monaten mit Gefühlen für meine Therapeutin zu kämpfen. Es fühlt sich wie Verliebtsein an. Sexuell fühle ich mich aber nicht zu ihr hingezogen und es macht mich auch nicht eifersüchtig, wenn sie mal von ihrer Partnerschaft erzählt. Daher denke ich nicht, dass meine Gefühle für sie der partnerschaftlichen Liebe zuzuordnen sind. Eifersüchtig werde ich schon eher, wenn das Gespräch von ihren Patenkindern oder anderen Patienten handelt.
Bis vor kurzem hatte ich diese Gefühle soweit unter Kontrolle, dass sie unsere Sitzungen nicht beeinflusst haben (z.B. habe ich Rückfälle nicht verschwiegen, um mich in einem besonders guten Licht zu präsentieren). Seit sich unsere therapeutische Beziehung in letzter Zeit intensiviert hat, machen mir meine Gefühle aber immer mehr zu schaffen und ich vermute, dass sie auch der Grund für das momentan nur schleppende Vorankommen in der Therapie sind.

Ich würde ihr gerne davon erzählen und ich vermute, dass es mittlerweile auch schon höchste Zeit dazu ist. Ich habe aber so große Angst davor, dass sie danach wieder auf (die ursprüngliche) Distanz gehen könnte (da mir diese engere Bindung scheinbar ja nicht gut tut). Mit einem distanzierteren Verhältnis könnte ich aber überhaupt nicht umgehen und würde versuchen, die Therapie abzubrechen, da ich es auf meine Person zurückführen würde. Die Vorstellung, dass man mich nicht ausstehen kann und mit mir nichts zu tun haben will, gehört zu meinen Grundproblemen. Durch ihre Unterstützung habe ich so viel erreicht und möchte sie nicht als Therapeutin verlieren. Ich befinde mich momentan in einem quälenden Ziespalt.

Es würde mich interessieren, ob bereits jemand Übertragungsliebe, die ja eher in der Tiefenanalyse erwünscht wird, in der Verhaltenstherapie angesprochen hat. Wie ist der Therapeut mit der Offenbarung der Gefühle umgegangen? Hat sich das therapeutische Verhältnis zum Negativen/ Positiven verändert?

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Lebkuchen84
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Beitrag Mi., 06.11.2013, 22:56

Hallo,ich habe das selbe Problem.Ich habe starke Gefühle für meine Verhaltensth. entwickelt.Sie hatte es aber schon vermutet und mich gefragt,ob ich in sie verliebt sei.da fing ich erstmal an zu weinen.sie ist schon über 50 ich erst 29 mein Typ ist sie nicht,aber es hat eben doch geknistert.Wir haben uns dann auf eine Trennung geeinigt,weil sie auch festgestellt hat ,dass ich eine tiefentherapie brauche.und ich mich mit den verliebtheitsgefühlen nicht auf die Therapie konzentrieren könne.Jetzt habe ich demnächst bei einer anderen ein Vorgespräch .....

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Lebkuchen84
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Beitrag Mi., 06.11.2013, 23:01

......ich vermisse sie sehr,und hoffe es mit der neuen thera klären zu können.

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8Sommerregen8
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Beitrag Mi., 06.11.2013, 23:35

Hallo Lebkuchen84,
es tut mir leid, dass du dich momentan in dieser schweren Lage befindest.
Ich finde es gut, dass ihr zusammen eine Entscheidung getroffen habt, besonders weil du dich für den momentan unangenehmeren, auf lange Sicht für dich aber sicherlich nützlicheren Weg des Therapieformwechsels entschieden hast.
Fand deine Therapeutin die Tiefenanalyse für dich generell sinvoller, oder eben erst dadurch, dass bei dir Gefühle entstanden sind?
Ich drücke dir die Daumen für den Termin bei der neuen Therapeutin.
Liebe Grüße

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Rosella
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Beitrag Do., 07.11.2013, 08:05

Hallo 8Sommerregen8,
diese "Liebesgefühle" würde ich nicht so eng sehen. Ich persönlich halte sie für eine völlig normale Reaktion der Seele auf die "Öffnung" - der Therapeutin gegenüber und vor allem dir selbst gegenüber. Ich denke eher, es ist der erste (notwendige) Schritt, diese Gefühle zuerst auf die Therapeutin zu lenken, bevor du sie dir selber zuwendest. Gerade wenn du schreibst, dass dein Grundproblem ist, "dass man mich nicht ausstehen kann", dann sind diese Gefühle doch auch ein Ausdruck deiner Hoffnung, dass es diesmal anders ist (für mich ein Zeichen, dass dein Selbst-Vertrauen gerade am Wachsen ist!).
Ich persönlich würde meiner Therapeutin kein "Liebesgeständnis" machen. Eher würde ich ihr erzählen, dass neuerdings so viele "neue" Gefühle in dir herumschwirren, dass du ganz verwirrt bist (oder so ähnlich). Ich glaube nämlich nicht, dass derartige Gefühle wirklich personenbezogen sind, sondern eher selbst-bezogen - und diese Gefühle darfst du dir nun wirklich erlauben. Finde ich sogar richtig toll! Ich denke, du bist auf einem guten Weg...

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Lebkuchen84
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Beitrag Do., 07.11.2013, 11:12

Hallo 8Sommerregen8,nein sie hat mir generell die andere Therapieform ans Herz gelegt.LG

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Ulrich
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Beitrag Do., 07.11.2013, 11:31

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbert ... choanalyse)

http://psychology48.com/deu/d/uebertrag ... ragung.htm

Die Gesetzmäßigkeiten gelten in allen menschlichen Beziehungen, also nicht nur in psychoanalytischen Therapien, demnach auch in Verhaltenstherapien.

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Echolotin
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Beitrag Do., 07.11.2013, 14:58

Hallo Sommerregen,

ich mache auch eine VT und ich würde es nicht Liebe nennen was ich da empfinde, sondern eine Sehnsucht und Suche nach Geborgenheit, die mir natürlich nie so erfüllt werden kann.
Sie nennt es Suche nach Mutterliebe.
Wir haben ansatzweise darüber gesprochen. Meine Angst ist vor allem das Ende. Leider viel zu nah.

Ich würde ihr jetzt kein Liebesgeständnis machen an deiner Stelle aber schon ganz vorsichtig das Thema mal anschneiden.
Das ist sauschwer aber ich denke es gehört auch mit rein.

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Chinchi
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Beitrag Do., 07.11.2013, 15:16

Liebe Sommerregen,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Denn vieles ist/war bei mir ähnlich.

Ich bin eher der Meinung, dass es besser wäre das Thema anzusprechen. Besonders aus diesem Grund:
machen mir meine Gefühle aber immer mehr zu schaffen und ich vermute, dass sie auch der Grund für das momentan nur schleppende Vorankommen in der Therapie sind.
Wenn du schon das Gefühl hast, dass die "Liebe" (in welcher Form auch immer) zur Therapeutin einen (negativen) Einfluss auf die Therapie hat, denke ich, dass man es besprechen sollte. Bevor das Kind in den Brunnen fällt sozusagen.
Das kostet natürlich Überwindung, aber ich denke man sollte es wagen. Sonst ist man wahrscheinlich blockiert und es geht nicht voran. Du sagst ja selbst, es sei schon höchste Zeit.
Vor dem sich distanzieren der Therapeutin als Folge der "Offenbarung" hatte ich auch Angst. Und ich hatte auch das Gefühl, dass sich meine Therapeutin eine Zeit lang distanzierter mir gegenüber verhalten hat, was sich aber auch wieder geändert hat. Ich weiß auch nicht mehr genau, was dieser Phase genau vorausging.

Noch zu meinen Erfahrungen - vielleicht hat jemand für mich auch noch einen Tipp. Wenn es ok ist, dass ich mich hier einklinke, Sommerregen?
Ich habe die Gefühle gegenüber meiner Therapeutin schon sehr oft erwähnt. Auch viel in Emails. wir haben auch ein paar mal darüber gesprochen. Aber leider komme ich damit trotzdem nicht klar. Und ich habe auch das Gefühl, dass sie dem Thema ausweicht. Ich fühle mich etwas allein gelassen damit. Ich finde wir hätten mehr darüber reden müssen. Auf jeden Fall ist es so, dass ich diese Gefühle schon relativ schnell zu Beginn der Therapie hatte und das ehrlich gesagt zu meinem Hauptproblem geworden ist. Es quält mich und das schon seit über zwei Jahren. Es blockiert sozusagen meine Therapie. Vielleicht hätten wir es schon längst abbrechen sollen, aber ich von mir aus konnte das bisher nicht und will es ja auch gar nicht. Ich komme mir schon so vor:
Letztes mal erwähnte sie zum aller ersten mal, dass ich vielleicht zu einer Kollegin gehen muss. Als Antwort auf meine Frage, was wäre wenn ich nicht von ihr loskomme. Ich frage mich halt, wieso es so weit kommen musste. Was hätte ich tun können außer es immer wieder anzusprechen. Und frage mich auch, ob meine Thera nicht etwas hätte tun sollen.

Naja, das sind meine erhahrungen, aber sie müssen natürlich nicht für jeden quälend sein. Sondern helfen der Therapie auch. Aber dazu kann ich leider nichts sagen.

Liebe Grüße
Chinchi

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Chinchi
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Beitrag Do., 07.11.2013, 15:18

eine Sehnsucht und Suche nach Geborgenheit, die mir natürlich nie so erfüllt werden kann.
Sie nennt es Suche nach Mutterliebe.
Wir haben ansatzweise darüber gesprochen. Meine Angst ist vor allem das Ende. Leider viel zu nah.
Das kann ich so unterschreiben, Echolotin...

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Miesel
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 06:54

Echolotin hat geschrieben:...., sondern eine Sehnsucht und Suche nach Geborgenheit, die mir natürlich nie so erfüllt werden kann.
Sie nennt es Suche nach Mutterliebe.
Wir haben ansatzweise darüber gesprochen. Meine Angst ist vor allem das Ende. Leider viel zu nah.
Ja, das kann ich auch so unterschreiben. Einmal diese Sehnsucht.
Das ist die positive Übertragung, oder?

Auf der anderen Seite ganz massiv die Panik, dass ja alles "bald" vorbei ist. Ich wurde schon oft "verlassen" und habe das als sehr schlimm empfunden.
Dieses Panik-Gefühl ist im Hintergrund immer da. Ist das nicht dann gleichzeitig eine negative Übertragung?

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Echolotin
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 15:51

Ich weiß nicht wie sich das mit negativen Übertragungen verhält. Nur jede Terminabsage macht mich total fertig, auch wenn ich die Gründe
verstehe und das vom Kopf her ok ist, dann bin ich meinen Gefühlen hilflos ausgeliefert. Für sie muss es auch nicht gerade schön sein, denn
sie weiß ja was dann bei mir immer losgeht.
Ich denke auch immer (noch), dass sie den nächsten Verlängerungsantrag bestimmt nicht stellt und mir einfach in x Wochen sagt, so das war es jetzt. Wieviel Stunden hattet ihr bisher?
Wenn würde es bei mir eh der letzte Verlängerungsantrag werden. Und ich weiß natürlich auch ganz genau wielange die Stunden noch reichen und kann mir nicht vorstellen, dass es bis dahin "gut" ist. Manchmal würde ich am liebsten jetzt schon einfach gehen und hoffen, dass es irgendwann nicht mehr weh tut. Weil ich Angst habe, dass bei einer Vertiefung des Themas warum ich so reagiere wie ich reagiere noch viel tiefer in die Geschichte reingezogen werde. Zuviel von mir zeigen muss und dann an der therapeutischen Distanz kaputt gehe.

Davon mal abgesehen, dass wir dann noch nicht mal bei den Dingen waren warum ich die Therapie überhaupt mit angefangen habe.

Aber ich bin froh, dass sie darauf eingeht, wenn ich es anspreche, etwas anderes wäre noch quälender/verletztender für mich. Wir haben aber wirklich nur minimini darüber gesprochen, weil ich eigentlich zu feige bin es zuzugeben.
Bei mir kommt es oft nach der Stunde. Als ob ich dort meine Fassade halten kann und dann wenn ich draußen bin *bumm*. Aber nur was das Thema "sie" angeht.
Ich muss mich ablenken und finde es doch "falsch" immer so von Woche zu Woche zu leben.

LG

Echolotin

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lisaah
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Beitrag Fr., 08.11.2013, 16:45

Ich habe da bei Google etwas ausgegraben. Vielleicht kann das in irgendeiner Weise weiterhelfen:

http://www.swr.de/swr2/programm/sendung ... index.html

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Ulrich
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Beitrag Di., 12.11.2013, 13:13

Miesel hat geschrieben:
Echolotin hat geschrieben:...., sondern eine Sehnsucht und Suche nach Geborgenheit, die mir natürlich nie so erfüllt werden kann.
Sie nennt es Suche nach Mutterliebe.
Wir haben ansatzweise darüber gesprochen. Meine Angst ist vor allem das Ende. Leider viel zu nah.
Ja, das kann ich auch so unterschreiben. Einmal diese Sehnsucht.
Das ist die positive Übertragung, oder?

Auf der anderen Seite ganz massiv die Panik, dass ja alles "bald" vorbei ist. Ich wurde schon oft "verlassen" und habe das als sehr schlimm empfunden.
Dieses Panik-Gefühl ist im Hintergrund immer da. Ist das nicht dann gleichzeitig eine negative Übertragung?
Ich habe Angst, meinen Therapeuten verlassen zu müssen, sollte es sein, dass ich eine Therapie anfange. Therapeuten verlassen einen Patienten ja nicht. Verbunden mit der Angst, den Therapeuten (aufgrund von Geldmangel, oder weil er mir nicht mehr gefällt) verlassen zu müssen ist ein Gefühl der Schuld. Wohlgemerkt, dás ist etwas, was mir "jetzt schon" vor Beginn einer vielleicht mal beginnenden Therapie ausmale.

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Di., 12.11.2013, 13:51

Ulrich hat geschrieben:
Ich habe Angst, meinen Therapeuten verlassen zu müssen, sollte es sein, dass ich eine Therapie anfange.
Du meinst also, Du denkst, dass Du ihn enttäuschen würdest dadurch? Das kann ich verstehen. Das ist wirklich ein blödes Gefühl.
Hast Du auch im Alltag oft das Gefühl, dass Du Menschen enttäuschst, wenn Du ihnen Wünsche nicht erfüllst, bzw. neigst Du dazu Dich für andere aufzuopfern, weil Du denkst, sie achten Dich sonst nicht?
Ulrich hat geschrieben: Therapeuten verlassen einen Patienten ja nicht.

Doch...leider schon. Irgendwann sind die Stunden ausgeschöpft. Ich mache ja TfP und da ist irgendwann Ende.

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