Vorgehen des Therapeuten rechtens?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Darksheep
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Vorgehen des Therapeuten rechtens?

Beitrag Do., 16.03.2017, 09:17

Hallo allerseits,
Ich bin leicht verwirrt und vielleicht kann jemand helfen. Es geht um eine sehr gute Freundin die seit einem Jahr in Therapie ist. Ich habe sie sehr gern auch wenn es oft nicht einfach mit ihr ist. Sie hat oft Phasen wo sie über Suizid redet. Letztens hat sie mich nach einer Therapie Stunde total aufgelöst angerufen und gesagt sie sei kurz davor sich was anzutun (ich war etwas überfordert mit der Situation ). Ihre Therapeutin hätte sie in dem zustand wohl einfach gehen lassen /nach Hause geschickt obwohl sie auch da bereits nicht mehr wirklich wusste was sie mit sich tut.
Ist es rechtens sie dann einfach so nach Hause zu schicken?? Oder übertreibe ich es mit meiner sorge?
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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isabe
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Beitrag Do., 16.03.2017, 09:22

Das kommt doch auf die Umstände an. Wenn jemand dazu neigt, die Suizidgedanken zu "nutzen", um den Gesprächspartner unter Druck zu setzen ("wenn du mich jetzt wegschickst, bringe ich mich um"), dann kann das sinnvoll sein, es doch zu tun, vielleicht noch mit dem Hinweis (den er ihr womöglich gegeben hat), an wen sie sich wenden kann, wenn der Impuls zu stark wird. Eine ambulante Therapie dient nicht dazu, den Patienten regelmäßig davon abzuhalten, von der Brücke zu springen.

Außerdem kennst du ja die genauen Umstände nicht. Vermutlich wird deine Freundin dir nicht alles geschildert haben?


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Darksheep
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Beitrag Do., 16.03.2017, 10:27

So wie du sehe ich es nicht. Ich finde es nicht ok jemanden so weg zu schicken. Und dann noch zu provozieren ala dann geh doch, du wirst doch sowieso nichts machen finde ich absolut verantwortungslos. Solche aussagen sollen immer ernst genommen werden weil da immer Wahrheit dahinter steckt
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge


shesmovedon
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Beitrag Do., 16.03.2017, 10:31

Die Alternative wäre gewesen deine Freundin sofort in die Klinik einzuweisen. Was sonst hätte die Therapeutin tun sollen, sie hat ja noch weitere Patienten.
Hätte deine Freundin das gewollt und sich darauf eingelassen? Vielleicht hat sie das nicht so klar kommuniziert, dass sie gerade akut ist, so dass die Therapeutin das nicht wusste und deshalb sie nicht sofort in die Klinik schickte?
Auf jeden Fall führen akute Suizidgedanken nicht zur Verlängerung einer Stunde.

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Darksheep
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Beitrag Do., 16.03.2017, 10:34

Ich war in der Stunde ja nicht dabei, aber es kann tatsächlich gut sein das meine Freundin es nicht klar genug gesagt hat. Sie war wirklich komplett am Ende :/ ich hatte wirklich Angst um sie. Sie musste viele Schicksalsschläge verkraften in letzter Zeit und ich mache mir echt sorgen
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stern
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Beitrag Do., 16.03.2017, 11:49

Dass du als Freundin besorgt bist, ist klar. Die Alternative wäre aber tatsächlich die Einweisung gewesen. Von einem Therapiepatient wird an sich erwartet, dass er sich zwischen den Sitzungen einigermaßen stabil halten kann - sonst ist der ambulante Rahmen nicht passend. Und normal ist auch abgesprochen, wie in Krisen verfahren wird. Daher denke ich, ist es wichtig, dass SIE das mit ihrer Therapeutin klärt. Und du kannst mir ihr bereden, wie ihr damit umgeht, wenn sie Suizidgedanken hat. Denn natürlich erzeugt das bei anderen Menschen Druck.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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(alte Weisheit)

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candle.
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Beitrag Do., 16.03.2017, 12:06

Hallo!

Wenn deine Freundin dir gegenüber sowas äußert, kannst du ihr die Polizei vorbeischicken, wenn sie nicht selbst in die Klinik fährt oder du sie nicht hinbringen kannst.

Was in Therapie gelaufen ist, läßt sich leider gar nicht beurteilen. Leider hattest du dann den Schwarzen Peter.
Wie ist es denn ausgegangen?

LG candle
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Darksheep
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Beitrag Do., 16.03.2017, 12:56

Es ist so, dass sie keinesfalls in eine Klinik möchte. Aber ich verstehe auch das sie diese Gedanken mitteilen möchte.
Momentan geht sie nicht zur Therapie weil sie nicht möchte und sie vernachlässigt fast alle Kontakte.
Ich denke ich muss mich da etwas distanzieren um selber nicht daran zu zerbrechen.
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Tania
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Beitrag Do., 16.03.2017, 15:15

aber wenn der Therapeut sie einfach so weggehen hat lassen ohne Rat was sie weiter machen soll - also wenn es so war - dann finde ich das auch mehr als bedenklich.
Hast du denn das Gefühl, dass ihr die Therapie sonst hilft? Du sagst, sie geht da derzeit auch nicht hin, klingt jetzt also nicht so, als würde sie - zumindest im Augenblick - das irgendwie als Unterstützung wahrnehmen?

vielleicht kannst du sie an irgendeine andere Stelle weitervermitteln, wo sie Hilfe bekommt., zB. beim Kriseninterventionsdienst oder sonstigen Hilfsstellen (im Internet schauen). Wenn du weißt, sie hat irgendein Angebot, dann kannst du dich wahrscheinlich auch leichter distanzieren.

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candle.
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Beitrag Do., 16.03.2017, 15:26

Darksheep hat geschrieben: Do., 16.03.2017, 12:56 Ich denke ich muss mich da etwas distanzieren um selber nicht daran zu zerbrechen.
Absolut!

Und wenn sie nicht in die Klinik will und das entsprechend bei dem Therapeuten so "verkauft hat", dann kannst du erst recht nicht wirklich helfen. Damit schiebt sie nur die Verantwortung von sich weg und bürdet sie anderen auf.

LG candle
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Scout
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Beitrag Do., 16.03.2017, 16:32

Darksheep hat geschrieben: Do., 16.03.2017, 10:27 So wie du sehe ich es nicht. Ich finde es nicht ok jemanden so weg zu schicken. Und dann noch zu provozieren ala dann geh doch, du wirst doch sowieso nichts machen finde ich absolut verantwortungslos. Solche aussagen sollen immer ernst genommen werden weil da immer Wahrheit dahinter steckt
Ernstgenommen werden ja, aber an einem gewissen Punkt bleibt dann eben nur die Fahrt in die Klinik. Was natürlich für viele, wie du sagst auch für deine Freundin, der unangenehmste Schritt wäre. Aber - meiner Meinung nach - bei ernstgemeinten Suiziddrohungen der einzig verantwortungsvolle Schritt. Denn da hört ja der Verantwortungsbereich für Therapeuten und Angehörige auf, wenn ein Patient die Durchführung androht.
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Lockenkopf
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Beitrag Do., 16.03.2017, 21:05

Darksheep hat geschrieben: Do., 16.03.2017, 10:27 So wie du sehe ich es nicht. Ich finde es nicht ok jemanden so weg zu schicken. Und dann noch zu provozieren ala dann geh doch, du wirst doch sowieso nichts machen finde ich absolut verantwortungslos. Solche aussagen sollen immer ernst genommen werden weil da immer Wahrheit dahinter steckt
Wenn dem tatsächlich so ist, wäre eine sofortige Einweisung, freiwillig oder Zwangseinweisung, nötig.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 00:43

Darksheep hat geschrieben: Do., 16.03.2017, 09:17 Ist es rechtens sie dann einfach so nach Hause zu schicken?? Oder übertreibe ich es mit meiner sorge?
Das lässt sich kaum klären. Du warst ja in der Stunde nicht dabei, und du kennst nur die Seite der Sache, die dir deine Freundin erzählt hat.

Nun kann es sein, dass es ihr wirklich extrem schlecht ging, sie das dem Therapeuten aber nicht so klar vermittelt hat, der daher keinen Handlungsbedarf sah, und sie deshalb heim schickte, deine Freundin sich vor Kummer und Verzweiflung nicht anders zu helfen wusste, und dir die ganze Last, die eigtl. der Therapeut zu tragen hätte, aufbürdete. Dann wäre das ziemlich blöde gelaufen.

Es kann natürlich aber auch sein, dass deine Freundin in ihrer Therapie gerne und häufig droht, sich umzubringen, um vom Therapeuten das zu bekommen, was sie will, der Therapeut es durchschaut hat und auf ihre Manipulations- und Erpressungsversuche nicht mehr eingeht, und sie deshalb nach Hause schickte. Daraufhin war deine Freundin ausser sich und hat die nächstbeste Person - dich - genommen, um dort das zu bekommen, was sie vom Therapeuten nicht bekam. Und da du ihre Freundin bist (und kein Profi oder Experte), hast du mit Besorgnis und Angst und Überforderung reagiert.

Vielleicht kannst du mit deiner Freundin ein Gespräch führen, und herausfinden, warum sie gedroht hat, sich was anzutun. Und warum sie nicht regelmässig zur Therapie gehen will. Du solltest ihr auch klar machen, dass dir das alles sehr nahe geht, du aber nicht ihr Retter sein kannst, und dass du sie, falls sie erneute ernsthafte Absichten hat, in eine Klinik bringen wirst, wo sie behandelt werden kann. So ein Gespräch ist natürlich eine absolute Gratwanderung, ist aber zum Klarstellen und Wahren der eigenen Grenzen enorm wichtig.

Ich "plage" mich seit einiger Zeit mit einer Freundin rum, die ständig meint, sie müsse sich was antun, und das ist immens anstrengend. Inzwischen empfinde ich ihre Drohungen nur noch als hohle Phrasen, und musste lernen, mich zu distanzieren, damit ich nicht völlig von ihr in Beschlag genommen und ausgesaugt werde. Ein gutes Gefühl hab ich nicht dabei, sie sozusagen "im Stich" zu lassen, aber für mein eigenes sehr wackeliges Wohl war es lebenswichtig. Sie will übrigens auch partout nicht in eine Klinik. Ist aber doch so krank, dass sie schon lange arbeitsunfähig ist und seit 1 Jahr in ambulanter Therapie ist. Nur scheint weder Krankschreibung noch Therapie zu helfen.

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Möbius
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 13:40

Alyssa hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 00:43
(...)

Es kann natürlich aber auch sein, dass deine Freundin in ihrer Therapie gerne und häufig droht, sich umzubringen, um vom Therapeuten das zu bekommen, was sie will, der Therapeut es durchschaut hat und auf ihre Manipulations- und Erpressungsversuche nicht mehr eingeht, und sie deshalb nach Hause schickte. Daraufhin war deine Freundin ausser sich und hat die nächstbeste Person - dich - genommen, um dort das zu bekommen, was sie vom Therapeuten nicht bekam. Und da du ihre Freundin bist (und kein Profi oder Experte), hast du mit Besorgnis und Angst und Überforderung reagiert.

(...)
Ich bin ja so einer von denen die wo den "Danke-button" eigentlich nur bei akuter Lebensgefahr benutzen, aber der oben zitierte Text hat genau meine eigene Einschätzung zum Ausdruck gebracht. (Natürlich nicht so schön geschrieben, wie ich es geschrieben hätte, dafür aber mit höchstens 10% der Zeichenanzahl, die ich benötigt haben würde.)

Freundschaften und Beziehungen mit psychisch Kranken sind nun mal so ein Fall für sich.

Gruß
Möbius


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Darksheep
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Beitrag Fr., 17.03.2017, 17:43

Möbius hat geschrieben: Fr., 17.03.2017, 13:40
Freundschaften und Beziehungen mit psychisch Kranken sind nun mal so ein Fall für sich.
Also das so zu verallgemeinern finde ich ziemlich unfair. Ich hatte mit psychisch kranken manchmal schon bessere Freundschaften als mit,, gesunden ''.

Ich weiß das meine Freundin tatsächlich nicht,, manipuliert '' wie es manche schrieben. Sie hat eine verdammt harte Zeit hinter sich .Das was sie erlebt hat wünsche ich keinen...
Ansonsten danke ich euch erstmal für eure Antworten, ich werde sie mir in Ruhe durchlesen
Gruß dark
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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