Was kann man sich vom Therapeuten auf Nachfrage wünschen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Laine-
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 27
Beiträge: 4

Was kann man sich vom Therapeuten auf Nachfrage wünschen

Beitrag Mo., 27.03.2017, 23:23

Hallo,

ich hätte da eine Frage, Vielleicht habt ihr Ideen =)

Öfter schon wurde ich gefragt, was ich mir von den Therapeuten oder ähnlichen Hilfspersonen wünsche...
also genaue Frage Therapeut: „was wünschen Sie sich von mir?“.
Nicht am Beginn einer Therapie, sondern auch mitten drin... oder wenns einem schlecht geht oder so, oder grad gar nichts geht.

und jedes Mal, frage ich mich : Was darf/kann man darauf antworten ? Wie ist das gemeint?
Was „darf“ man sich wünschen... was ist „erfüllbar“.

Ich frage mich, was wohl andere darauf antworten...
Habt ihr Beispiele, oder Ideen,
oder könnt berichten, was ihr schon einmal gesagt habt und wie die Reaktion war ?

Ich habe auch den Beitrag „Ich will, dass mein Therapeut...“ gelesen, der scheint mir jedoch etwas anders gemeint und oft sind es keine erfüllbaren Wünsche.

Wieso fragen das einem die Theras, also was ist damit gemeint (irgend etwas müssen die sich ja dabei denken..) Gefragt habe ich schon, also auch ob Sie Beispiele haben, aber irgendwie gab es nie eine konkrete Antwort ;)

Liebe Grüße

Laine-

Werbung


candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 14906

Beitrag Mo., 27.03.2017, 23:47

Hallo!

Ich könnte es dir ja schreiben, aber das wäre sicher nicht im Sinne deiner Therapie? ;)

Da bleibt dir nur mit einem Wunsch an deinen Therapeuten zu heran zu treten und zu schauen was machbar ist. ;)

Viele Grüsse!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Mo., 27.03.2017, 23:56

Mein Vater lag im sterben und ich war seine Betreuerin und ziemlich fertig, psychisch und körperlich.

Da hat mir meine damalige VT auch diese Frage gestellt, „Wie kann ich ihnen helfen, was wünschen Sie sich von mir?“. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine stark schmerzenden Schultern-Nacken-Bereich. So sagte ich: "Ich weis nicht ob Sie das können? Meine Schultern und der Nacken schmerzen. Würden Sie mich da massieren?"
Sie hat gelächelt und gesagt, das sie das nicht kann. Ich hatte das schon vermutet.
Liebe Grüße
Lockenkopf


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4551

Beitrag Di., 28.03.2017, 03:43

Ich habe mir konkrete Dinge in der Therapie gewünscht, z.B. das der Therapeut mit mir spazieren geht und wir die Stunde nicht in der Praxis machen. Den Wunsch hat er mir auch immer erfüllt (selbst im Winter bei Schnee).

Weniger konkret waren Dinge wie: Ich wünsche mir das Sie da sind und den Schmerz und das Leid mit aushalten. Ich habe mich alleine gefühlt und wusste das es mein soziales Umfeld überfordern würde wenn sie sehen wie schlecht es mir wirklich geht. Es ging mir nicht um Mitleid, sondern darum zu wissen das ich so "sein darf" und mich wenigstens in diesen 50 Minuten nicht verstellen muss, weil ich mir sicher sein kann das er das aushält.
Auch den Wunsch hat er erfüllt.
After all this time ? Always.

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 57
Beiträge: 5135

Beitrag Di., 28.03.2017, 04:07

Hallo Laine,
Ich frage mich, was wohl andere darauf antworten...
ich kenne solche Fragen in meiner Therapie auch. Meiner Erfahrung nach zielt diese Frage darauf ab, dass man sich der eigenen Bedürfnisse bewusst wird, und man sich diese Bedürfnisse, die man heute an den Psychotherapeuten richtet, eines Tages selbst befriedigen kann. Manche Bedürfnisse, die man hat, wie z.B. vom Therapeuten gehalten zu werden, werden Bedürfnisse sein, die nicht erfüllt werden. Ziel ist zu lernen, sich das selber zu geben oder sich das, was man sucht, außerhalb der Therapie zu suchen.
Was ich brauche hängt vom jeweiligen Thema, von der jeweiligen Situation ab und ist stets verschieden. So äußerte ich vor vielen Jahren z.B. mal den Wunsch in die Arme genommen zu werden. Ziel war dann zu schauen, wie ich mich selber trösten kann und mir selber ein Gefühl von Geborgenheit geben kann. Ein anderes Mal wünschte ich raus spazieren zu gehen. Dieser Wunsch wurde erfüllt, aber auch hier mit dem Ziel, dass ich mir außerhalb der Therapie jemanden suche, der mit mir spazieren geht bzw. ich lerne, mir dieses Bedürfnisse selbst zu befriedigen.

Mein Tipp an dich: Frag nicht andere, sondern dich selbst. Werd Dir Deiner Bedürfnisse bewusst, äußere sie und arbeite an ihnen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4121

Beitrag Di., 28.03.2017, 05:38

Selbst wenn der Therapeut oder die Therapeutin deinen Wunsch nicht erfüllen kann oder mag, kann es hilfreich sein, sich zusammen mal anzuschauen, was hinter diesem Wunsch steckt...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Speechless
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 31
Beiträge: 992

Beitrag Di., 28.03.2017, 07:48

Es geht auch nicht so sehr darum, was erfüllbar ist, sondern das sagen zu können, was du gerne hättest.

Sag auf keinen Fall nur die Dinge, von denen du denkst, dass du sie auf jeden Fall bekommst, sondern trau dich auch schwierige Bedürfnisse zu formulieren.

Für mich war das eine Riesenüberwindung. Mir wurde übrigens alles erfüllt, was mich sehr überrascht und gefreut hat. Und geschadet hat es gar nicht, erst dann hat diese Abhängigkeit aufgehört, weil ich mehr spüren konnte, was ich möchte und wie ich weiter vorgehen möchte.

Ich halte es übrigens für nicht richtig, dass man sich alles selbst geben kann, was man sich wünscht. Es ist unrealistisch und eigentlich ja gerade auch wichtig, andere Menschen mit reinzuholen. Meine Thera hat mir auch ganz realistisch gesagt, was ich mir wünsche wird mir dauerhaft kein Mensch auf der ganzen Welt geben können und ich mir selbst schon gar nicht, aber man kann es ein Stück weit nachholen, aber eben nur begrenzt. Ich bin zum Bsp nicht mehr in der Lage, mich so wie früher auf Menschen einzulassen und das wird sich auch nicht mehr ändern, egal wieviel mir meine Thera oder ich mir selbst geben werde.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4609

Beitrag Di., 28.03.2017, 08:50

Wieso fragen das einem die Theras, also was ist damit gemeint (irgend etwas müssen die sich ja dabei denken..) Gefragt habe ich schon, also auch ob Sie Beispiele haben, aber irgendwie gab es nie eine konkrete Antwort ;)
-- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38844
Weil es dein Lernprozess ist... und den kannst wirklich nur du leben.
Es kommt drauf an, wo du stehst in diesem Prozess. Es gibt da schon eine gewisse Abfolge von Schritten. Wo du stehst, spiegelt deine akute Situation und auch deine innere Strukturierung wieder.
Es geht darum, das man lernt seine Bedürfnisse erstmal wahrzunehmen und anzunehmen. Egal ob sie eine noch eher junge Entwicklungsstufe widerspiegeln (sei es, dass man sich dort eben befindet oder aufgrund einer Krise regressive Muster aufleben) oder unrealistisch sind oder was auch immer. Es ist die Position an der man in dem Moment steht. Und man kann nur von dem ausgehen, wo man gerade steht.


Ich habe dadurch gelernt, dass es überhaupt erlaubt ist, eigene Bedürfnisse und Wünsche zu haben. Ich brauche mich nicht schämen, auch dann nicht, wenn es unerfüllbare Bedürfnisse sind. Auch unerfüllbare Wünsche sind nicht bedrohlich und aus ihnen ergeben sich vielleicht Dinge, die realistisch sind und bereichernd.

Allerdings sind die alten Glaubenssätze ja noch in mir drin. und manchmal erinnere ich mich an diese Frage meiner Therapeutin, um mich daran zu erinnern, in mich reinzuhorchen und mich ernst zu nehmen, was ich brauche und dann eben auch dafür zu sorgen.

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag Di., 28.03.2017, 22:13

Jenny Doe hat geschrieben: Di., 28.03.2017, 04:07

ich kenne solche Fragen in meiner Therapie auch. Meiner Erfahrung nach zielt diese Frage darauf ab, dass man sich der eigenen Bedürfnisse bewusst wird, und man sich diese Bedürfnisse, die man heute an den Psychotherapeuten richtet, eines Tages selbst befriedigen kann.
Den Eindruck hatte ich bei der Frage meiner damaligen Psychotherapeutin (VT) überhaupt nicht. Es war ein ganz konkrete Frage nach dem was sie, die Psychotherapeutin, für mich tun kann.




Mein Tipp an dich: Frag nicht andere, sondern dich selbst. Werd Dir Deiner Bedürfnisse bewusst, äußere sie und arbeite an ihnen.
Die Frage ehrlich zu beantworte, halte ich für richtig.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Di., 28.03.2017, 22:38

Meiner hat mal gefragt, was er für mich tun kann und was ich mir wünsche.

Einmal hab ich hab geantwortet, dass ich keine Wünsche habe. Da kam von ihm nur Schuterzucken und ein merkwürdiger Blick.
Ein anderes Mal, dass er nichts für mich tun kann. Daraufhin wollte er mich fast vor die Tür setzen - mit der Aussage, wenn er nichts für mich tun könne, wäre es ja vergebliche Zeit, die ich bei ihm verbrächte, und das Ganze sinnlos.

Andere Male hab ich meine Wünsche geäussert, u.a., dass wir mal rausgehen statt im muffigen Zimmer die Stunde zu machen, das hat er rigoros und vehement abgelehnt. Dann wollte ich, dass er mehr für mich da ist, da fragte er, wie er das denn machen soll, wie ich mir das vorstellte, und als ich es nicht näher erklären konnte, war das Thema fix vom Tisch. Ich wollte auch, dass er mich nicht alleine lässt bzw. einfach abhaut, da hat er nur drauf gesagt, dass er es nicht tun werde, und wenn doch, er mich rechtzeitig davon in Kenntnis setzen würde, wenn er wegginge.
Ich bat auch mal darum, dass ich andere Zeiten für die Stunde besser fände, da kam nur, dass er eben nicht anders Zeit hätte. Und ich wollte, dass er seinen Urlaub rechtzeitig ankündigen möge, den Wunsch hat er erfüllt.

Benutzeravatar

Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Mi., 29.03.2017, 16:13

Ich finde die Frage auch oft noch schwierig zu beantworten.
Als es mir mal schlecht ging, war ich mit dem Therapeuten in Mail Kontakt. Er schrieb dann ein langes Mail zurück, sehr herzlich eigentlich und zum Schluss fragte er "welche Worte hättest du dir von deinem Therapeuten gewünscht ".

Ich fand den Satz so einfühlsam,
aber ich kann ihn nicht wirklich beantworten.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

Benutzeravatar

Ophelia12
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 539

Beitrag Mi., 29.03.2017, 17:52

montagne hat geschrieben: Di., 28.03.2017, 08:50

Es geht darum, das man lernt seine Bedürfnisse erstmal wahrzunehmen und anzunehmen. Egal ob sie eine noch eher junge Entwicklungsstufe widerspiegeln (sei es, dass man sich dort eben befindet oder aufgrund einer Krise regressive Muster aufleben) oder unrealistisch sind oder was auch immer. Es ist die Position an der man in dem Moment steht. Und man kann nur von dem ausgehen, wo man gerade steht.
Was bedeutet das eigentlich "regressive Muster ".? Ist das zb Trotz oder weinerlichkeit.?
Ich hab auch mal wo gelesen das man eine Regression körperlich sehen kann. Ich verstehe nicht genau was damit gemeint ist.
Durch Google hab ich jetzt nicht sooo viel gefunden.

Früher hat mich diese Frage "was ich mir von ihr/ von der Therapie Wünsche " teilweise verzweifeln lassen. Ich fand keine Wörter.
Irgendwann kam mal " ein Eis essen gehen" " raus gehen ". Wurde natürlich nicht getan.
Mittlerweile würde ich sagen, dass ich mir Wünsche das sie an meiner Seite bleibt ( im Rahmen der Therapie ) auch wenn ich nicht einfach bin , dass sie mit mir gemeinsam Dinge aushält. , dass ich "da" sein darf. Das sie, vor dem was in mir schlummert, keine Angst hat. Das sie mich aushält und halten kann, dass sie mich nicht wegschickt oder rausschmeißt.

Benutzeravatar

Schneerose
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 1134

Beitrag Mi., 29.03.2017, 19:32

Hallo Ophelia,
ich denke das ist sehr individuell zu beantworten. Aber ich kann dir von mir sagen; regressviel Phasen sind für mich sehr schlimm und beide Therapeut und ich haben fa oft ganz schön zu tun dass ich raus komme und nicht hängenbleibe. In solchen Zeiten bin ich fast unfähig zum Autofahren und fühle mich als Mama nicht stark genug. .. sind oft schwere Zeiten für mich.

Ich bin dann auch zum Therapeuten sehr anhänglich. Ich mag die regressiven Phasen nicht.
Ich kann es nicht beschreiben.
Das durcharbeiten davon bringt mich aber doch weiter.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag Mi., 29.03.2017, 20:11

Regressive Bedürfnisse sind z.B. die sog. "präödipalen" Bedürfnisse nach Geborgenheit und Schutz. Die können unterschiedlich empfunden werden und unterschiedlich drängend sein. Manchmal sind das physische Wünsche nach körperlicher Nähe, manchmal reicht auch schon ein "hm", um dieses Gefühl von Geborgenheit vermittelt zu bekommen.

Wünschen KANN man sich ALLES. Man muss es sich nur erlauben. Oft geht es nämlich nicht um die Erfüllung, sondern um das Gesehenwerden des Wünschenden mit seinem Wunsch. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Benutzeravatar

Ophelia12
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 539

Beitrag Mi., 29.03.2017, 20:18

isabe hat geschrieben: Mi., 29.03.2017, 20:11 Regressive Bedürfnisse sind z.B. die sog. "präödipalen" Bedürfnisse nach Geborgenheit und Schutz. Die können unterschiedlich empfunden werden und unterschiedlich drängend sein. Manchmal sind das physische Wünsche nach körperlicher Nähe, manchmal reicht auch schon ein "hm", um dieses Gefühl von Geborgenheit vermittelt zu bekommen.
ich hab mal wo gelesen, dass man Regressive Verhaltensweisen auch körperlich sehen würden. Wie denn. ?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag