Achtsamkeit / MBSR, usw.

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baobab
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Achtsamkeit / MBSR, usw.

Beitrag So., 11.03.2018, 22:57

Ich habe gerade einen für mich ganz interessanten Zeitungsartikel zum Thema Achtsamkeit, Krankheit, Therapie gefunden.
Wollte den jetzt nicht in dem eher politischen Nachrichtenthread posten und habe noch keinen eigenen Thread für Achtsamkeit gefunden.

Hör mir auf mit Achtsamkeit!
Ommm und tief durchatmen: Viele Deutsche sind im Achtsamkeitshype. Meditation gegen Stress, Depression und Schmerzen – funktioniert das?
Von Mechthild Klein

http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/20 ... sychologie

Vielleicht ist ja Interesse zum Thema Achtsamkeit hier Sachen zu sammeln oder Ansichten, Erfahrungen zu posten und / oder zu diskutieren.
- Bitte erstmal keine Antworten in meinem Blog-Thread, weil es mich überfordert -

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Demokrit

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 12:17

Also, ich persönlich hab durchweg gute, hilfreiche Erfahrungen mit Achtsamkeit.
Mir hilft das aus der Dissoziation, die sowas wie ein "ursprünglicher Zustand" in meinem Leben ist.

Über den Artikel hab ich ehrlich gesagt recht schmunzeln müssen. :->
Zeigt aber deutlich, wie verkorkst heutzutage gedacht wird von den meisten Leuten.

Ne halbe Stunde Körperscan! Meiner Treu, wenn ich meine doch recht zahlreichen Bewusstmachungsübungen immer in so nem ausgedehnten Zeitrahmen machen würde, dann hätt ich den ganzen Tag nix anderes zu tun. :-D

Überhaupt, dieses ganze "Vorgegebene" : Du "musst" dies und jenes genau so mindestens so und so lang machen!
Find ich totalen Quatsch. Da spricht man den Leuten die eigene Kompetenz und Intelligenz ab, dass die schon selber rausfinden, was ihnen wie lange und auf welche Art guttut und was nicht.

Und dann dieses Denken in "Beweisbarkeit". :kopfschuettel: Nur dann, wenn die Statistik und die Studien und die Forschung entsprechende "Ergebnisse" liefern, "darf" etwas auch hilfreich, dienlich, "heilsam" sein.
Ich hab schon zu meinen Berufszeiten (war Krankenschwester) erkannt, dass man eigentlich nur der Studie trauen darf, die man selber gefälscht hat. :->

Es ist halt wie überall : Die "Dosis" macht das "Gift".
Und : Keine Wirkung ohne Nebenwirkung und halt auch "Wechselwirkung".
"Allerheilmittel" gibt es einfach nicht, nirgends!

Man muss sich schon die eigene Mühe machen, etwas auszuprobieren und nachzuspüren, nachzudenken, ob das dann was ist für einen und welche "Dosis" davon für einen die passende ist.

Aber das ist ja schon wieder "Achtsamkeitspraxis".... :->

Fazit, das ich persönlich ziehe : Bitte die Kirche im Dorf lassen! :ja: Und mal wegkommen vom allerorten vorhandenen "Entweder-oder"-Denken. Und lieber mal ein bissl "spielerischer" mit sowas umgehen.

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Scars
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 13:57

Habe den Artikel jetzt nur unachtsam überflogen, weil mir die Artikel zur Achtsamkeit mittlerweile zu den Ohren rauskommen. ;-)
Ich kann nur sagen, dass ich mit vielen Main-Stream-Achtsamkeits (und wir aaatmen... und spüren unsere Füße...) Praktiken nicht klarkomme, auch ähnlichen therapeutischen Techniken (z.B. Grounding) nicht, das Ganze zum Teil auch ein bisschen albern finde. Eine achtsame Geisteshaltung ist für mich etwas, das man immer praktiziert, nicht hier mal 5min, da mal ein Vogelzwitschern lang, aber auch nicht zwanghaft permanent; es meint für mich das Bestreben, offen und ehrlich, innerlich reflektiert durch die Welt zu laufen, im Bewusstsein über sich und die anderen, eben die Welt zu "(be)achten". Und lebendig zu sein. Darauf versuche ich mich zu besinnen und da hat jeder eine andere Art, bei sich und in der Welt "anzukommen" (wem's passt, zu atmen und seine Füße zu spüren, hier mal 5min lang, da ein Vogelzwitschern - so denn ;-)). LG scars
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Sinarellas
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 14:41

Ja schau mal einer an
"Der Psychologe Ulrich Ott vom Bender Institute of Neuroimaging der Universität Gießen, der sich mit den Nebenwirkungen von Meditationen befasst, sagt sogar, dass Achtsamkeitsübungen gefährlich werden können. Vor allem für "Menschen mit emotionaler Instabilität, Vulnerabilität für Psychosen, posttraumatischer Belastungsstörung und Erfahrungen von Depersonalisation oder Derealisation". Also für Menschen mit psychischen Krankheiten, bei denen die Wahrnehmung der eigenen Person oder der Umwelt extrem verzerrt ist. "

Das ist das was ich schon vor 10 Jahren in der stationären Klinik sagte immer und immer wieder, es helfe mir nicht, ich gerate da in noch stärkere Dissoziation und Deperso. und was haben die klugen Ärzte immer gesagt in zwei Kliniken? Sie verweigern, daher gehts ihnen nicht besser. IMmer das gleiche, wir Patienten werden oftmals völlig unmündig erklärt.
..:..

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baobab
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 15:15

Vorweg erstmal - ich habe den Artikel im Vorübergehen gestern Abend entdeckt und fand ihn schlicht für einen Diskussionsanstoß nicht schlecht. Nicht mehr, nicht weniger.
Weil er ein paar Sachen aus dem Bereich anschneidet.
Aber es dürfen hier auch gerne gehaltvollere Artikel gepostet werden :-> dachte man kann ja mal sammeln.
Dass das Thema aber auch nerven kann, kann ich auch gut verstehen -
es ist schon - wie der Artikel ja auch hinterfragt - echt auch ein Stück Hype, hipper Lebensstil und alles Mögliche, denke ich auch. Aber ich will das gar nicht so werten gerade.
______________________________________________________
Sinarellas hat geschrieben:Das ist das was ich schon vor 10 Jahren in der stationären Klinik sagte immer und immer wieder, es helfe mir nicht, ich gerate da in noch stärkere Dissoziation und Deperso. und was haben die klugen Ärzte immer gesagt in zwei Kliniken? Sie verweigern, daher gehts ihnen nicht besser. IMmer das gleiche, wir Patienten werden oftmals völlig unmündig erklärt.
Ich freue mich, dass du in dem Artikel ein Stück Bestätigung findest. Zum Glück habe ich einen Therapeuten, der um die Brisanz von Meditation, Achtsamkeit, usw. bei starker Dissoziation, Depersonalisation, usw, wusste.
Aber ich schätze das auch als Ausnahme ein.
________________________________________

Ich bin eher jemand, die versucht sich Regeln und Vorgaben zu sehr anzupassen, mit meinem Ex-Therapeuten habe ich es geschafft mittlerweile ein Sammelsurium an Sachen aus verschiedenen Therapien, Übungsmethoden, usw, auf meine Art zusammenzustellen, so wie es für mich momentan passt.
Zuletzt geändert von baobab am Mo., 12.03.2018, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 15:20

Ich sehe das wie Scars. Achtsamkeit gehört für mich zum Alltag, ist alltäglicher normaler Bestandteil meines Lebens.
Ich kann mir jedoch auch vorstellen, dass gezielte Anleitungen zur Achtsamkeit jenen Menschen helfen können, die in ihrem hektischen Alltag durch die Welt rennen und nichts warhnehmen und sehen. Solchen Menschen, denke ich, kann es helfen ihnen zu sagen "Halt mal inne und nehm mal bewusst wahr".

Mir geht es wie Sinarellas. Mich hinzusetzen und gezielt solche Ubungen zu machen, bekommt mir aufgrund meiner Erfahrungen von Depersonalisation oder Derealisation nicht.

Und mir geht es wie Waldschratin. Von zwei Teilen der Übungen profitiere ich sehr, nämlich Gedanken, Erinnerungen aus der Distanz betrachten, sie nicht zu bewerten, sondern einfach nur wahrzunehmen, dass sie da sind. Und zum anderen finde ich es sehr hilfreich Gedanken und Erinnerungen, die eigentlich starke (negative) Emotionen auslösen, im Zustand der Achtsamkeit und Entspannung zu denken, zu erinnern und zu fühlen.

Zu den möglichen negativen Effekten denke ich: Ich kenne kein Therapieverfahren, keine psychotherapeutische Medthode, keine medizinische Methode, kein Medikament, ..., die allen 100% Menschen dieser Welt gleichermaßen 100% hilfreich sind. Kontraindikationen gibt es überall. Doch nur weil etwas manchen Menschen nicht hilft kann man nicht sagen, dass das grundsätzlich gefährlich sei.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 15:35

Seh ich auch so. :ja:
Es kommt drauf an, wie man etwas für sich verwendet.

Ist mit Nahrungsmitteln ja ähnlich. Was wird da alles an Unsinn ständig behauptet, die "wisenschaftlichen Studien" ändern sich alle paar Wochen, meist ins Gegenteil, es gibt "Hypes" die Masse, alles rennt der "Mode" nach, was grad "in" ist, auch wenns einem selber schadet. Und manches wird grundsätzlich verteufelt.

Wenn ich schon höre : Dieses Essen macht krank, dick, gesund, schlank etc.
Essen macht nur eins : satt. :->

Zucker z.B. wird grundsätzlich verteufelt, aber komischerweise isst ihn trotzdem jeder, die meisten sogar sehr gerne.
"In" ist er grade nicht, aber andererseits sind Kohlehydrate lebensnotwendig, und Zucker liefert die halt recht schnell, dafür nicht nachhaltig.

Die "Dosis" machts auch da. Und z.B. für Diabetiker ist Zucker was Gefährlicheres als für Nicht-Diabetiker. Die müssen anders damit umgehen.

Und dann gibt's noch die, die so "Pappsüßes" ganz einfach nicht mögen. Da gehör ich auch dazu. Aber mir käme jetzt nicht in den Sinn, deshalb gegen Zucker zu "predigen". Ich mag halt so "zu" Süßes nicht, andere lieben das - was solls, ist halt so.

Ich bin aber auch grundsätzlich eher jemand, dem "Mode" egal ist, der nicht "Gleichgesinnte" braucht, um eigene Vorlieben "legalisieren" zu lassen. War früher auch anders, aber da war ich noch jünger, unsicherer, hatte weniger Selbstbewusstsein.

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baobab
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 15:52

Davon lebt ja auch eine Industrie.
Mit dem Diäten-Marketing, da verdienen sich manche Leute eine goldene Nase.
Der Buchmarkt - und noch ein Buch zum Thema Achtsamkeit.
Dann das noch, egal, ob es Inhalt hat - findet ja auch seine Leser meist.

Bzw. es wird sich auch über die Riesenauswahl und "Bunt"Palette gefreut. Ist ja für jeden, zu allen möglichen Momenten was dabei.

Leute werten sich drüber auf - hast du schon dies und das probiert? ich mache gerade yoga-auf-dem-Pferd-in-Balance.
Meine Work-Life-Balance - .... und was es in der Alltagssprache da nicht für Schlagworte auch gibt. Diese Schlagwortsachen, egal ob in der Traumaszene oder wo auch sonst noch - die nerven mich z. B. kolossal. Das macht mich echt krank.
Selbstoptimierung - ist auch so ein Wort.

Soweit ich informiert bin braucht der Körper Zucker und stellt ihn ja auch aus Gegessenem (Brot, Nudeln, Kartoffeln) her. Durch Traubenzucker oder Ähnliches führt man es dann halt direkt zu. (Aber ich bin nicht so eine tiefgründige Ernährungskundige).

Auf dem Sportmarkt wird ja auch alle Nase lang was Neues konstruiert und versucht - da habe ich eine Schwäche für - ich war früher in den lustigsten Kursen, wir haben echt mal mit Stöcken auf Pezzibälle eingehauen im Takt, mit Aerobic-Schritt Kombinationen, weiß nicht mehr, wie das hieß - hat sich nicht lange gehalten.
Mit neuseeländischem Schlachtkampf oder so (Aroha) habe ich auch mal geliebäugelt :red: :->
Ich habe irgendwann dann einfach reduziert - weil schlussendlich ist alles auf ein paar Bewegungen oder laufen, schwimmen, radfahren zurückzuführen, die unerschiedlich ausgestaltet werden.

Manche Sachen wie Pilates, die bewähren sich dann aber auch - überdauern. Etwas Pilates ist der Einstieg, in mein auf dem Boden liegen und auf den Atem achten und recht schnellen BodyScan.

Es wird mit Sehnsüchten und Versprechungen auch gearbeitet, wie in der Werbung. Du wirst, schlank, schön, begehrt. Du findest hinter das Leid (ja, vielleicht kann man es wirklich, aber bestimmt nicht auf die Schnelle). Auch ein Spiel mit Ängsten teils, denke ich.

Ich habe mich teils auch stark bremsen müssen, im Sportbücher kaufen oder auch Achtsamkeitsratgebern.
Neulich habe ich mich tatsächlich auch mal ertappt, wie ich auf ein Diät-Wundermittel, angesprochen habe. Für einen Moment. Dann hat der Verstand eingesetzt. Die Versprechen waren toll. Genauer recherchiert - ähm - jaaa - irgendwie gelogen.
Auch hier im Forum, durch einen Thread irgendwo, habe ich mir mal 2 Pülverchen bestellt - ist wohl auch etwas, was angeblich funktioniert, im Magen, Hungergefühl verhindert - aber es war für mich nichts - aber das geht manchmal schneller als man gucken kann....
Verführung halt ...
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 16:14

Ja, genau : Verführung. :ja:
Baobab hat geschrieben:Neulich habe ich mich tatsächlich auch mal ertappt, wie ich auf ein Diät-Wundermittel, angesprochen habe. Für einen Moment. Dann hat der Verstand eingesetzt.
Wir Menschen ticken nunmal so, sind leicht zu täuschen etc.
Umso wertvoller ist ne achtsame Haltung. :->

Ich denk, da kommt uns Menschen unser "Rudelbedürfnis" oft gehörig ins Gehege.
Der "Herdentrieb", das Bedürfnis, nicht "ausgeschlossen" zu werden, denn das würde das Überleben schwer machen, mal evolutionär betrachtet.
Abgesehen davon, dass wir Menschen ja ein natürliches Bedürfnis nach Zuwendung, Bestätigung und Anerkennung haben.

Und damit lässt sich viel Geld verdienen, auf vielfältige Weise. :ja:

Ich denk schon, je bewusster, "achtsamer" und reflektierter man gewohnt ist zu sein, desto weniger fällt man auf solche falschen Versprechungen rein.
Andererseits : Dass man immer mal wieder drauf reinfällt, find ich jetzt auch kein Drama. :-) Solange das nicht ausartet, so dass es einem selbst oder anderen schadet.

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stern
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 17:15

Auch wenn etwas "Hype" ist, kann es (individuell) nützlich sein oder weniger/nicht nützlich bis schädlich. So hat auch autogenes Training, PMR oder sonstwas nicht an Nützlichkeit eingebüßt, wird höchstens nicht mehr soo häufig gelehrt... und wer sich darin wiederfindet, praktiziert halt das. Es ist genau genommen wurscht, wie viele das sonst noch tun, wenn es nützt (daher verstehe ich das Brüskieren über Hypes nicht so ganz... außer man wertet sich selbst darüber auf). Kann man vermutlich nur selbst herausfinden, ob bzw. wie man etwas anwendet. So kann/soll eine Anleitung oder ein Kurs ein nützlicher Einstieg bzw eine Hilfestellung sein, aber später kann man sich davon ja frei machen. Für mich ist auch nicht alles aus der Achtsamkeitsschiene (jederzeit) geeignet, habe aber auch nicht die Erfahrung gemacht, dass mir etwas als Allheilmittel verkauft wurde. Auch, ob man einzelne Übungen als nützlich erachtet und mehr oder weniger regelmäßig in den Tagesablauf integriert oder ob man das Achtsamkeitskeitskonzept sogar zur Grund- bzw. Lebenseinstellung macht, halte ich für individuelle Entscheidung. Hat ja nicht jeder die gleichen Bedürfnisse und Kapazitäten (zB buddhistischer Mönch vs. westlicher Top-Manager). Daher finde ich es eher gut, dass Achtsamkeit auch losgelöst von einem spirituellen bzw. religiösen Überbau oder in diesen eingebettet betrieben werden kann - eben ebenfalls je nach Präferenz. Was ich jedoch schon so sehe: Um nennenswerte Effekte zu erzielen, ist Regelmäßigkeit zumindest von Vorteil. Ist aber meist so. Wenn ich 1x im Monat ins Fitnessstudio gehe, wird der Muskelaufbau bescheiden sein, aber trotzdem ist es vllt. besser als nichts. Und so kann auch eine Atemmeditation auch einen kurzfristigen Effekt bringen, selbst wenn man ansonsten nicht so achtsam lebt. Dass es Angebote gibt, finde ich jetzt auch nicht nachteilig: es liegt doch an mir, ob bzw. bei was ich zugreife... und darüber kann ich mich informieren bzw. reinblättern. Oder bei Personen: Was ist deren Hintergrund. Ohne jegliche Referenz dürfte der Einstieg für Anfänger schwer sein, aber das gilt auch wieder für fast alles. Hier hat man die Qualität der Wahl... dafür findet man auch einige kostenfreie Angebote.
Liebe Grüße
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baobab
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 19:49

Waldschratin hat geschrieben:Wir Menschen ticken nunmal so, sind leicht zu täuschen etc.
Umso wertvoller ist ne achtsame Haltung. :->
Das finde ich gerade gut. HIlft mir.

_________________________________________________________________

Ich habe mich jetzt mal auf die Selbstaufwertung hin abgeklopft - nee, bei mir ist es Schutzbedarf, würde ich sagen.

Für mich ist Achtsamkeit, PMR, Autogenes Training und vieles andere nicht nur "Hype" .
Das wäre ja wieder das entweder - oder.
Ich praktiziere ja auch Einiges aus den Bereichen und es ist mir wichtig, hilft mir.

Auch so ein großes Marktangebot, finde ich nicht nur schlecht.
Aber ich denke, es gibt auch Schattenseiten. Das mir nie etwas als Allheilmittel oder "das ist der einzige" Weg versucht wurde nahe zu bringen, das ist nicht mein Erleben. Gerade auch im Traumatherapiesektor, wie Sinarellas beschreibt.

Deswegen für mich persönlich Schutz- und Abgrenzungsbedarf von manchen Dingen. Weil ich da eben auch meine Schwächen so langsam kenne.

Deshalb hilft mir Waldschratins (sorry, hatte dich erst mit Waldkatze aus Versehen unachtsam angeredet) Aussage, dass ich in einer achtsamen Haltung, weniger verführbar werde gerade wirklich weiter.
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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 20:31

Ich finde dieses Hickhack doof. Wieso können wir einander nicht leben lassen.
Wem es hilft, suuuper, wem es nicht hilft, na dann vllt etwas anderes, das ist doch alles kein Problem
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stern
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 21:32

Na ja, der Artikel greift ja den Hype auf und den Stellenwert als Allheilmittel. Selbstschutz, na klar, die Gefahr besteht, dass auch Leute, die eigentlich wenig damit am Hut haben, schnellen Profit machen wollen. Aber das gilt, wie angemerkt wurde, wirklich für alles, z.B. Diäten, Ernährung, Sport, Therapieangebote, etc. Man kommt nicht umhin, das zu tun, was für einen selbst gut ist. Weil Körpermeditationen angesprochen wurden: Trotz des im Grunde immer gleichen Grundkonzepts wirken selbst manche Anleitungen auf mich besser als andere... was von verschiedenen abhängt. Auch Zeitdauern können unterschiedlich sein. Für meinen Teil brauche ich idR eine längere Zeit um wirklich reinzukommen. Aber ich denke tatsächlich, dass man nur selbst sehen kann, was praktikabel ist und worum es für einen selbst geht. Daher Teile ich die Schlussfolgerung des Artikels nicht, dass man Achtsamkeitsübungen vllt. eher als Entspannungsübung/ Wellness sehen sollte (obwohl es den Nebeneffekt haben kann). Sondern das merkt man ja selbst, inwiefern man profitiert bzw. ob es das bewirkt, was man erhofft. Praktisch erlebte ich persönlich bisher einen differenzierteren und auch kritischeren Umgang (zB im Hinblick auf "Kontraindikationen") als der Artikel vermittelt - um dann darüber aufzuklären, dass es kein Allheilmittel ist.
Liebe Grüße
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Scars
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 22:33

Naja, ich halte Kritik an "Hypes" und Jenen, die dafür verantwortlich sind, durchaus für gerechtfertigt. Nicht jeder ist so abgegrenzt, dass er einfach für sich nehmen kann, was passt (oder wie Waldschratin so schön schrieb, "das Eigene legalisiert"), bei sich bleibt und nicht gleich das nächste nimmt, was en vogue ist; im Run verlieren die Dinge nicht selten auch ihren ursprünglichen Gehalt oder werden unkritisch dargestellt (in diesem Fall nicht, aber sonst oft). z.T. fällt manch propagierte Version von Achtsamkeitspraktik für mich auch eher schon wieder in den Bereich leistungsorientierter Selbstoptimierung, was hier irgendwie einen Widerspruch darstellt.
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Beitrag Mo., 12.03.2018, 22:58

MBSR ist m.W. als Programm zur regelmäßigen Anwendung ausgestaltet... Früher hat mir mal ein Arzt einen Tonträger mitgegeben (nicht MBSR, bzgl. der Sparte bin ich nicht sicher). Habe ich dann tatsächlich täglich vor dem Schlafengehen angewendet - ohne anfangs einen spürbaren Effekt zu registrieren, außer dass der Text angenehm war. Das kam erst nach vielen Wochen, was dann eine andere Erfahrung war als bisher...und umso eindrücklicher. Will heißen: Manchmal kann es es sogar Sinn machen, stur ein Konzept anzuwenden (wobei auch das kein entweder-oder sein muss) bzw. mitunter dauert es auch bis Wirkungen (besser) spürbar sind (ist aber bei zB PMR oder dem autogenen Training ähnlich). Eine Garantie wird es vermutlich nicht geben, aber die individuelle Wirkung kann man vermutlich nur so testen, indem man es ausprobiert (bzw. wenn das Unbehagen zu gross ist, lässt man es gleich. Ich würde auch nicht alles probieren, wenn die Skepsis zu groß ist). Im Vorfeld wird man auch nicht in jedem Fall alles berücksichtigen können, was kritisch werden könnte, außer man hat schon gewisse Erfahrungswerte gesammelt. Alternative: Aufgrund der Störung verzichte ich auf dies oder jenes gleich im Ansatz (was auch Sinn machen kann). Studien sind natürlich auch keine Garantie... aber auf dem Gesundheitsmarkt kann man das manchmal auch ein bisschen als Selektionskriterium nutzen, dass etwas sozusagen bereits evaluiert ist.
Liebe Grüße
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