Therapeutin möchte Therapie abbrechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cat42
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 76

Therapeutin möchte Therapie abbrechen

Beitrag Sa., 08.09.2018, 07:32

Hallo, ich bin jetzt seit ca. 1,5 Jahren bei einer Therapeutin und es ist eine Psychoanalyse. Ich weiß dass ich für alles lange brauche und es mir schwerfällt Schritte zu machen. Sie hat schon oft gesagt, dass sie die Therapie abbricht, wenn ich nicht mehr verändere. Gestern hat sie mich dann so unter Druck gesetzt und gesagt , wenn ich in einer Woche keinen Job habe ist es vorbei. Sie weiß dass ich jetzt 6 oder 7 Jahre nicht gearbeitet habe wegen meiner ganzen Ängste. Ich bin so traurig, weil ich sie so gerne mag. Andererseits auch so enttäuscht, weil ich noch bestimmt 1-2 Jahre bei ihr hätte und sie jetzt nicht mehr mag. Was kann ich denn bloß tun? Ich möchte sie nicht verlieren.

Werbung


Fighter1993
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 433

Beitrag Sa., 08.09.2018, 07:55

Also mal ganz ehrlich: wenn sie solchen Druck ausübt und dich praktisch zu einem Job zwingt, dann ist es vielleicht besser zu gehen.
Du bist der Boss in der Therapie, du gibst das Tempo vor, du bestimmst die Themen. Es sind deine Therapiestunden, die du nutzen kannst, wie du es gerade brauchst. Und wenn du jetzt in 1 1/2 Jahren noch nicht so weitgekommen bist wie deine Therapeutin das gerne hätte, dann sollte sie mal drüber nachdenken, woran das liegen könnte. Manche Menschen brauchen den Druck oder Tritt in den Hintern, bei anderen wirkt es sich aber eben noch lähmender aus.
Ich kann sowas von Seiten der Therapeutin nicht verstehen. Wärst du jetzt zum 20. Mal ohne Absagen nicht gekommen oder man würde gar keinen Willen zur Veränderung sehen oder was weiß ich, dann würde ein Gespräch, wieso es so ist wohl noch mehr bringen, als zu sagen "Suchen Sie sich einen Job, ansonsten brauchen Sie nicht wieder kommen". Du brauchst halt kleiner Schritte um vorwärts zu kommen. Man könnte sich auch gemeinsam hinsetzen und schauen, was du brauchst. Vielleicht ist die Therapieform nix für dich, vielleicht ihre Methoden, vielleicht zu hohe/niedrige Frequenz der Stunden - da können zig verschiedene Dinge dahinterstecken, und ich meine in der Analyse sollte genau dem auf den Grund gegangen werden und nicht "so gehts, nur das ist der weg, mach mal".

Überlege dir, ob du jemanden brauchst, der so die Hand über dir hält und versucht dich irgendwo hin zudrängen, der versucht zu bestimmen was du wann machen sollst. Nicht jeder lernt das Gleiche zur gleichen Zeit im gleichen Tempo. Wir sind immer noch als individuellen Menschen zu betrachten, der jeder seinen Rucksack bei sich hat, in dem Dinge sind, die manches erlauben schneller zu tun und bei manchen Dingen eben ausbremsen.

Das von mir. Ich bin da ehrlich gesagt ein wenig entsetzt.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4611

Beitrag Sa., 08.09.2018, 07:57

Na ja, ich sehs ein bissl anders, auch wenn ich Fighters Sichtweise auch verstehen kann, aber die Therapeutin muss das ja tun, weil sie ja auch den Behandlungsauftrag von dir hat, dafür zu sorgen, dass du deine Schritte ins Leben zurückmachst. Zum Wohlfühlen ist eine Therapie in erster Linie nicht gedacht. Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt totalen Stress auslöst. Aber wenn du nicht rausgehst, arbeitest, Kontakte knüpst, könnte sie womöglich deine Abhängigkeit fördern und wenn die Therapie um ist, stehst du vor dem Nichts. Das wäre doch schlimm. Also, versuch doch, dir ein Praktikum zu organisieren, oder einen Minijob zu machen. Die Frist von einer Woche ist wahrlich kurz, aber sie wird es vermutlich schon vorher angesprochen haben. Ich war auch mehrere Jahre krankgeschrieben und hatte auch erstmal viel Angst, wieder einzusteigen, aber das war unglaublich gut und wichtig für mich. Was vermutlich jetzt nichts bringen wird, ist, sie überzeugen zu wollen, warum du das nicht kannst -sonst bleibst du ja im vermeintlich sicheren gemütlichen Schneckenhaus. Also guck mal, wie du dir jetzt organisieren kannst und hol dir mehr Raum und Freiheit in dein Leben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cat42
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 76

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:02

Danke für die Antwort. Du hast toll geschrieben und ich denke, dass es dann vielleicht doch nicht nur meine Schuld ist. Ich bin eben finanziell abhängig von meiner Familie. Sie möchte unbedingt dass es aufhört und sagt wenn ich arbeite, kann ich davon loskommen. Wir haben nie über arbeiten gesprochen und jetzt ist es plötzlich für sie das einzige was zählt.
Ich hab ganz andere Ziele aber die passen ihr nicht und deshalb sprechen wir auch nicht viel darüber

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cat42
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 76

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:04

Philosophia, ja ich bin nur so traurig, weil ich es so nicht wollte. Ich wollte über andere Dinge sprechen . Da ist sie nie richtig drauf eingegangen

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4611

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:28

Hm, ok, hast du ihr mitgeteilt, dass du gern über andere Dinge sprechen wolltest?
Ich kann verstehen, dass du jetzt traurig bist. Und von Schuld würde ich nicht sprechen...aber es ist deine Verantwortung, wie du dein Leben gestalten möchtest. Und die finanzielle Unabhängigkeit könnte dir da mehr eigene Möglichkeiten eröffnen. Wie lange sprecht ihr schon über das Thema Job und finanzielle Unabhängigkeit - wirklich erst seit der letzten Stunde?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Noenergetik
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 38
Beiträge: 961

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:50

Hallo cat42, ich sehe es wie Fighter1993, eine Therapeutin die so einen Druck ausübt und gar nicht individuell auf Dich eingeht löst bei mir auch Entsetzen aus.
Und irgendwie grenzt das ganze ja schon an Erpressung, ich würde Dir empfehlen Dich selbst zu fragen wieviel bist Du Dir selbst wert? Es sollte doch in einer Therapie um Dich gehen und nicht um die Therapeutin, ich denke der Patient /Klient sollte die Themen und auch das Tempo vorgeben, erpressen lassen würde ich mich jedenfalls nicht und dann lieber die Trauer um die therapeutische Beziehung in Kauf nehmen und nach jemand anderen Ausschau halten.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cat42
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 76

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:53

Ja ich hab ein Kind und möchte gerne noch eins. Das fand sie nicht gut und hat es auch nicht mehr angesprochen. Andere Themen gab es auch noch. Ich sagte ihr, dass ich mir gar nicht vorstellen kann wieder zu arbeiten. Ich hab zwar eine Ausbildung, aber nie da gearbeitet. Jetzt soll ich Vollzeit arbeiten und hab eine Woche Zeit. Es macht mir so Angst. Ich möchte Sachen ändern, aber nicht so. Und schon gar nicht nur die die sie möchte

Benutzeravatar

Noenergetik
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 38
Beiträge: 961

Beitrag Sa., 08.09.2018, 08:56

Ja, ich kann Dich da gut verstehen. Es spielt auch überhaupt keine Rolle was sie möchte.
Es geht um Dich!
Du bist ein freier Mensch, Du musst Dich von ihr nicht unter Druck setzen lassen!

Benutzeravatar

CrazyChild
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 56
Beiträge: 942

Beitrag Sa., 08.09.2018, 09:10

Ich finde den Druck der Therapeutin evtl auch zu heftig, aber man hört hier nur die Seite der TE.

Auf der anderen Seite, mal ganz ehrlich, die Therapeutin hat schon auch recht, ohne arbeiten ist es halt schon auch sehr bequem. Und Du willst noch ein Kind ? Wie willst Du das finanzieren ? Bist Du allein erziehend ? Ein bisschen Arbeit schadet in der Regel gar nicht. Es müssen ja nicht gleich 40h/Woche sein, aber es wäre doch auch ne Idee mal mit nem 450 € Job anzufangen.
Vielleicht würde es Dir gleich besser gehen wenn Du Dein eigenes Geld verdienen könntest und nicht ständig in Deiner Opferrolle ausharren müsstest. Denn finanziell unabhängig sein ist ein grosser Schritt zur eigenen persönlichen Freiheit.
Alles andere ist doch doof.
LG, CrazyChild

***stay strong***

Benutzeravatar

Sehr
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1693

Beitrag Sa., 08.09.2018, 09:23

Du machst ne Therapie, bist von anderen finanziell abhängig, möchtest oder kannst nicht mehr arbeiten - aber noch ein Kind passt dir gut in den Kram? Und wie gehts weiter?
[wegzudenken, mehr nicht]

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
cat42
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 76

Beitrag Sa., 08.09.2018, 10:40

Hast auch Recht. Ich muss einfach sehen, was ich mir zutraue

Benutzeravatar

Sehr
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1693

Beitrag Sa., 08.09.2018, 10:42

Ja, das glaube ich auch, die Therapeutin vermutlich auch. Nicht, dass alles wird oder bleibt, wie es ist, irgendwo passt es nicht, deshalb machst du ja auch ne Therapie.
[wegzudenken, mehr nicht]

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Sa., 08.09.2018, 10:53

Also ja, da denkt man sich echt seinen Teil dazu, wenn jemand vor lauter Ängsten nicht arbeiten kann, aber ein weiteres Kind will. 1 Woche find ich zwar echt streng, andererseits muss sie irgendwie deutlich machen, dass sie sich ungern verschaukeln lässt. Was soll die Therapeutin denn denken, wenn du nichts von ihr in wichtigen Fragen des Lebens hältst? Ein weiteres Kind geht sie nichts an, das aktuelle auch nicht und die Arbeit sowieso gar nicht.
Dabei wird das Kind nicht nur unter der Vermögenssituation leiden müssen, die kann ja OK sein, sondern auch unter einer psychisch beeinträchtigten Mutter, die zu Hause hockt. Das kann nicht gut sein.

Ich bin sonst auch der Meinung, dass niemanden mein Leben angeht. Aber wenn schon 1 Kind da ist, das sicher auch jetzt schon mit Mamas Lebenskonzept glücklich zu werden hat und ein anderes noch gewollt, nö.
Hast du selbst, unabhängig vom Partner, genug finanzielle Ressourcen? Wenn nein, dann musst du sowieso arbeiten.
Und was spricht sonst gegen die Arbeit? Ich finde, es ist etwas anderes, wenn man keinen Job findet trotz Mühe, Bewerbung u.ä. Dazu muss man sich ständig bemühen, nach 6-7 Jahren will mich keiner gilt nicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1509

Beitrag Sa., 08.09.2018, 11:10

@BrokenWing

Ich denke, in der Therapie sollten Patient und Therapeut ein gemeinsames Ziel haben. In großem Bild ist es die Heilung, aber auch jeder kleine Schritt ist ein Ziel.

Ein Bestandteil des Zieles ist, dass Patient seine Komfortzonen verlässt, anders kann sich nichts ändern... Und wenn da keine gemeinsame Mühe ist, wenn zwei Leute den Weg nicht zusammen gehen, ist das schon irgendwie vergeblich...

Es kann sein, dass diese Therapeutin für dich nicht hilfreich ist, weil eure therapeutische Beziehung motiviert dich nicht, um in deinem Leben weiterzukommen und deine Ängste zu reduzieren...
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag