Wie reagiert Therapeut auf Weinen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
tympano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 19

Wie reagiert Therapeut auf Weinen

Beitrag Do., 13.09.2018, 15:53

hallo,

ich habe vor kurzem mein Erstgespräch gehabt und werde nun mit einer Therapie fortfahren. meine Frage ist, wie reagieren Therapeuten auf Weinen, wenn ich während der Stunde anfange??

Werbung

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3613

Beitrag Do., 13.09.2018, 15:58

Sicher wird er das gewohnt sein und dich ermutigen dich nicht zurück zu halten. Ich habe ganze Stunden weinend verbracht und war nicht in der Lage ein Wort zu sagen. Er sitzt dann da und spürt nach. Manchmal merkt er, wenn ich mich beruhige und dann reden wir. Ich denke, dass die meisten Patienten in der thera an dem einen oder andern Punkt weinen müssen und die Theras lernen damit umzugehen.

Alles gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
tympano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 19

Beitrag Do., 13.09.2018, 16:02

wie meinst du das er spürt nach?

Benutzeravatar

Giraffenkind_86
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 34
Beiträge: 10

Beitrag Do., 13.09.2018, 19:34

Bei mir ist es so, dass mein Therapeut mir die Zeit gibt, die ich brauche. Ggf. reicht er mir ein Taschentuch. Wir kennen uns mittlerweile so gut, dass er schon lange bevor überhaupt eine Träne fließt merkt, wenn diese in mir hoch steigen.
Er ist zum Glück sehr einfühlsam. Lange habe ich meine Tränen unterdrückt, weil es mir unangenehm war/ist und ich früher oft dafür verurteilt wurde.
Er fragt dann auch nach, was mich gerade so traurig macht und was es in mir auslöst. Wenn ich mich wieder ein bisschen beruhigt habe, reden wir darüber.

Manchmal wünsche ich mir, dass er meine Hand hält, mir auch körperlich den Halt gibt, den ich in dem Moment bräuchte um dieses Gefühl der Einsamkeit nicht mehr haben zu müssen. Andererseits würde es glaube eine gewisse Art von Abhängigkeit in mir hervor rufen, was ja wiederum auch nicht gut ist, denn das Ziel ist ja mit den eignen Ressourcen zurecht zu kommen.
Das traue ich mich aber irgendwie nicht anzusprechen, weil es mir unangenehm ist, auch nach über 1 Jahr Therapie :roll: .

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
tympano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 19

Beitrag Do., 13.09.2018, 19:36

danke für deine Rückmeldung. wartet er dann einfach ab oder sagt er irgendwas?

Benutzeravatar

Giraffenkind_86
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 34
Beiträge: 10

Beitrag Do., 13.09.2018, 19:49

tympano hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 19:36 danke für deine Rückmeldung. wartet er dann einfach ab oder sagt er irgendwas?
Er sagt mir manchmal, was er wahrnimmt..zB. "Da ist viel Traurigkeit oder Wut"...oder er sagt, dass er diese Traurigkeit, die nun nach außen dringt, schon lange gespürt hat. Er stellt fest, wertet aber nicht. Oft sagt er auch, das alles sein darf in der Stunde. Das hat bei mir über die Zeit hinweg viel bewirkt, weil ich es tatsächlich in manchen Momenten zulassen kann, wenn auch nur kurz. Wir haben aber auch offen darüber geredet, warum es mir so schwer fällt das zuzulassen.
Er geht daher auf das Gefühl ein und er macht dann nicht einfach weiter mit dem Tagesprogramm.

Kannst du sagen, was der Hintergrund deiner Frage ist? Hast du bedenken, bei ihm weinen zu müssen?

LG

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
tympano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 19

Beitrag Do., 13.09.2018, 19:52

Giraffenkind_86 hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 19:49
tympano hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 19:36 danke für deine Rückmeldung. wartet er dann einfach ab oder sagt er irgendwas?
Er sagt mir manchmal, was er wahrnimmt..zB. "Da ist viel Traurigkeit oder Wut"...oder er sagt, dass er diese Traurigkeit, die nun nach außen dringt, schon lange gespürt hat. Er stellt fest, wertet aber nicht. Oft sagt er auch, das alles sein darf in der Stunde. Das hat bei mir über die Zeit hinweg viel bewirkt, weil ich es tatsächlich in manchen Momenten zulassen kann, wenn auch nur kurz. Wir haben aber auch offen darüber geredet, warum es mir so schwer fällt das zuzulassen.
Er geht daher auf das Gefühl ein und er macht dann nicht einfach weiter mit dem Tagesprogramm.

Kannst du sagen, was der Hintergrund deiner Frage ist? Hast du bedenken, bei ihm weinen zu müssen?

LG
da ich mich generell schwer vor anderen Leuten öffne, habe ich einfach Angst, was passiert, wenn ich weinen muss in der Stunde

Benutzeravatar

Giraffenkind_86
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 34
Beiträge: 10

Beitrag Do., 13.09.2018, 20:05

tympano hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 19:52

da ich mich generell schwer vor anderen Leuten öffne, habe ich einfach Angst, was passiert, wenn ich weinen muss in der Stunde
Dein Therapeut wird diesen Moment kennen, wenn Menschen bei ihm weinen, nicht umsonst stehen meist immer Taschentücher griffbereit. Ich gehe mal davon aus, dass er dir die Zeit geben wird, die du benötigst und ggf. nachfragt, was jetzt der Auslöser war und was du gerade fühlst.

Hab keine Angst, vertraue ihm... wenn du Bedenken hast, sprich es offen an. Das kostet zwar Überwindung, habe ich aber auch gemacht, weil ich irgendwie Angst hatte, dass wenn ich weinen müsste er mich dann verurteilt oder wie auch immer.

Ich kann dir von mir sagen, dass ich außerhalb der Therapie auch sehr in mich gekehrt bin....vielleicht fällt es daher einfach sehr schwer das zuzulassen. Das ist auch ein Punkt, den ich in der Therapie noch bearbeite, weil ich nach außen sehr klar, strukturiert und taff wirke, innerlich ist mir aber manchmal einfach nur noch zum heulen zumute.

Benutzeravatar

Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1767

Beitrag Do., 13.09.2018, 20:06

Mir war das immer peinlich. Ich hab mir lieber weh getan, als zu weinen. Hatte einen unbequemen Armreif oder hab mich gekniffen, oder total verkrampft in Schockstarre gesessen.

Ich kann aber mittlerweile einzelne Tränen nicht mehr halten, aber Ringe um Fassung und Gewinne den ringkampf.

Das findet mein Therapeut nicht so gut. Er würde sich freuen, wenn ich da mal nachgiebig mit mir wäre. Er ist immer fürsorglich in solchen Momenten.

Er ist streng und verärgert, wenn es angebracht ist, aber immer in emotionalen Momenten sehr fürsorglich und mitfühlend. Das mag ich sehr an ihm.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
tympano
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 24
Beiträge: 19

Beitrag Do., 13.09.2018, 20:07

Schnuckmuck hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 20:06

.

Er ist streng und verärgert, wenn es angebracht ist, aber immer in emotionalen Momenten sehr fürsorglich und mitfühlend. Das mag ich sehr an ihm.
wie äußert sich das?

Benutzeravatar

Giraffenkind_86
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 34
Beiträge: 10

Beitrag Do., 13.09.2018, 20:15

Schnuckmuck hat geschrieben: Do., 13.09.2018, 20:06 Ich kann aber mittlerweile einzelne Tränen nicht mehr halten, aber Ringe um Fassung und Gewinne den ringkampf
Genau so ist es bei mir auch... ein paar einzelne Tränen gehen, aber dieses komplette loslassen gelingt mir auch nicht. Nach ein paar Sekunden schaltet sich bei mir so ein Autopilot ein, der das um jeden Preis unterdrücken will und das gelingt meist (leider) auch :anonym: .

Benutzeravatar

Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1767

Beitrag Do., 13.09.2018, 20:20

Wenn ich mich selber schädige, indem ich mein Leben gefährde, dann wird er sehr streng und bestimmt. Dann wird alles in der Therapie dem untergeordnet und nur das diskutiert.

Wenn jedoch mein Mann keine Rücksicht auf meine angeschlagene Gesundheit nimmt und Dinge von mir verlangt, die mich schädigen, wird er ärgerlich.

Wenn ich jedoch sein Mitgefühl brauche, dann ist es da. Verlässlich. Ehrlich. Stark.

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Do., 13.09.2018, 21:20

Meine Thera fragt mich dann was ich bräuchte,
bsp. Eine Decke, oder einen Tee, den grossen Tedy den sie im Büro hat.
Oder auch einfach ein Taschentuch. Manchmal setzt sie sich dann in den Stuhl neben mich,
fragt ob sie die Hand halten soll.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Benutzeravatar

_Marie_
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 183

Beitrag Fr., 14.09.2018, 10:10

Ich kann auch nur ganz schwer Emotionen zeigen in der Therapie, ähnlich wie Schnuckmuck beschreibt, fange ich dann eher an mich zu kneifen oder irgendwas aufzukratzen.. :neutral:
Die wenigen Male die ich geweint habe in der Therapie kam sie aber neben mich, hat meine Hand genommen und mich gehalten.
Die vorherige, bei der ich viel und oft geweint habe, ist immer ganz ruhig geworden, war bestätigend mitfühlend, hat Taschentücher angeboten..
Denke die Reaktionen sind da sehr unterschiedlich, aber die können auf jeden Fall damit umgehen

Benutzeravatar

Saly
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 501

Beitrag Fr., 14.09.2018, 12:27

Also ich gehöre eher zu denen, die das Weinen nicht unterdrücken kann. Das ist extrem wenn ich angespannt bin und das bin ich meistens in der Therapie. Ich habe also schon oft geweint. Bei der ersten Therapeutin, bei der ich ein paar probatorische Sitzungen hatte, fing es so an. Ich war so angespannt und als sie mich fragte, was mich zu ihr führt, wie sie mir helfen kann, habe ich gar nichts sagen können und nur geheult.
Sie hat sehr gut darauf regiert, ich war da ja vermutlich nicht die erste. Sie wartete einen Moment, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte und stellte dann gezielt fragen zu den paar Sachen, die sie aus dem vorherigen Telefonat schon wusste.

Meine jetzige Therapeutin kennt mich auch schon heulend ;). Einmal hat sie mit geweint, ansonsten sagt sie so Dinge wie „das tut jetzt gerade sehr weh, oder?“

Also, keine Angst, das ist halb so wild...

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag