Therapeutin gibt mir das Gefühl, eine besondere Patientin zu sein

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gravel_pit
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Therapeutin gibt mir das Gefühl, eine besondere Patientin zu sein

Beitrag Do., 15.11.2018, 09:24

Hallo Forum,

ich lese hier oft mit schreibe aber seltener selbst etwas. jetzt bin ich an einem punkt in meiner therapie angelangt, der mir gedanken macht. Zur Info: Ich komme aus Österreich und zahle alles selbst.

Nun zu meinem Problem: Ich gehe seit nicht ganz drei jahren zu einer tiefenpsychologisch arbeitenden therapeutin. am anfang lief es sehr schleppend weil ich nicht gut vertrauen fassen konnte. das ist jetzt anders und wir haben eine wirklich gute und wertschätzende basis so dass ich auch wirklich alles ansprechen kann was mich zu ihr geführt hat. ich fühle mich sehr wohl und aufgefangen.

das liest sich sicher erst mal ganz toll und positiv. für mich hat es aber auch negative seiten. ich merke, dass die therapeutin sich sehr viel mit mir beschäftigt also auch außerhalb der stunden. auf der einen seite finde ich das gut aber nachdem ich mich mal näher mit psychotherapie in der theorie beschäftigt habe finde ich auch dass das eigentlich so nicht sein sollte. sie hat auch schon gesagt dass sie mich mag und ich einen besonderen status bei ihr hätte. Das ist alles sehr nett aber ich frage mich auch will sie mich vielleicht um den finger wickeln damit ich weiterhin komme?

nuelich meinte sie soagr ich hätte immer einen platz bei ihr und könnte solange zu ihr kommen wie ich es möchte. auch das ist ja nett aber sollte es nicht darum gehen dass sie sich überflüssig macht?

mich verunsichert das total ich scheue mich aber derzeit auch noch das bei ihr anzusprechen weil ich sie nicht irritieren möchte. wenn ich nur nach meinem gefühl gehe dann meint sie es wirklich gut mit mir und handelt in meinem sinne wenn sie mir einfach signalisiert dass sie sozusagen immer da ist wenn ich es brauche und möchte. auf der anderen seite gibt es dann aber auch diese befürchtung meinerseits ausgenutzt zu werden. ich habe auch von einer gemeinsamen bekannten erfahren dass sie zur zeit nicht so viele patienten hat - das hätte ich vielleicht lieber gar nicht gewusst.

ich glaube was ich hier jetzt suche sind einfach nur erfahrungswerte. war schon mal jemand in so einer situation? wie seid ihr damit umgegangen? was ich vielleicht noch sagen sollte: ich mag meine therapeutin wirklich gern und konnte schon viel bei ihr erreichen. wenn ich so drüber nachdenke glaube ich dass meine befürchtungen überzogen sind. aber es gibt eben auch diesen zweifel...

danke fürs lesen!!!

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 15.11.2018, 15:59

Für mich liest es sich so, wolle sie dich als Patientin nicht verlieren. Selbstzahler sind lukrativ.

Und manipulativ ist es, wenn die Therapeutin der Patientin mitteilt, dass sie bei ihr "einen besonderen Status" habe. Wer verlässt schon so schnell eine Therapeutin, die sich so "liebevoll" äußert....

Natürlich soll es sehr nett klingen, wenn einem quasi ein Therapieplatz auf Lebenszeit ("immer") angeboten wird.

Woher weißt du, dass sie sich außerhalb der Stunden mit dir beschäftigt? Hat sie es dir erzählt? Wenn dem so ist, ist auch das manipulativ.

Für mich klingt diese Form des Nettseins wie eine Verkaufsstrategie. In einer (teuren) Boutique wird einem oft aus dem Mantel geholfen und eine Tasse Kaffee angeboten. Es sollen teure Sachen an eine "besondere" Kundschaft verkauft werden.

Leider kann es auch Patienten passieren, dass ihnen signalisiert wird, sie täten gut daran ihren Therapieplatz niemals ganz aufzugeben, wüssten sie doch nie was morgen ist....
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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gravel_pit
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Beitrag Do., 15.11.2018, 17:22

Hallo Anna-Luisa,
danke für deinen Kommentar!

> Woher weißt du, dass sie sich außerhalb der Stunden mit dir beschäftigt? Hat sie es dir erzählt? Wenn dem so ist, ist auch das manipulativ.

Sie hatte, noch recht zu Anfang, mal gesagt "neulich habe ich an sie gedacht mit der und der geschichte". Das ist so das, was ich wortwörtlich erinnere. Alles andere entspricht eher meinem Gefühl, würde ich sagen. Sie wirkt sehr bemüht.

> dass ihnen signalisiert wird, sie täten gut daran ihren Therapieplatz niemals ganz aufzugeben, wüssten sie doch nie was morgen ist.

So was ist wirklich mies, ich weiß, was du meinst. Ich denke so "krass" trifft es auf mich nicht zu. Ich hatte voriges Jahr zum Jahresende auch mal eine Pause und hatte vorher das angekündigt, es mal ohne versuchen zu wollen. Dem war sie recht wohlwollend gegenüber, erste Reaktion war: Das ist doch eine tolle Perspektive für das neue Jahr! Vier Monate später war ich dann wieder da, in der Zwischenzeit gab es keinerlei Kontakt.

Generell ist es noch immer so für mich dass ich hin und her gerissen bin, was diese therapie angeht. Einerseits tut sie mir wirklich gut andererseits weiß ich, das ist eben auch alles erkauft und wenn ich nicht mehr mit den scheinchen komme, wars das halt. Wahrscheinlich ist es meine kindliche Illusion die sich hier um irgendwas getäuscht fühlt. Sie macht schon eine gute Arbeit und ich war in der Situation kurz davor ziemlich am Boden, als sie sagte "sie können solange kommen wie sie es möchten". VIelleicht tue ich ihr unrecht und sie wollte mich halt aufbauen. Wobei das ja auch etwas perfide vielleicht ist, gerade in einer Situation so was zu bringen, in der der Patient schwach ist...

Ja, ich bin insgesamt sehr unsicher geworden, was dieses arrangement betrifft.

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Lilli-E
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Beitrag Do., 15.11.2018, 19:44

Ach, die Idee, dass dahinter plumpe finanzielle Motive stecken, erscheint mir doch sehr weit hergeholt. Du hast doch jederzeit die Möglichkeit zu gehen.

Bist du denn so bedürftig, dass sie denken könnte, du wärest extrem leicht manipulierbar? ;) Wenn nicht, dann könnte es einfach auch sein, dass tatsächlich irgendetwas an oder in dir ihr Interesse geweckt hat.

Vielleicht hat sie den Eindruck, dass du gut vorwärts kommst (ja, das kann Therapeuten auch mal Freude bereiten). Oder sie identifiziert sich mit einem kleinen Teil deiner Probleme (nein, das halte ich nicht für schlimm) und hat deshalb Interesse daran, dass du weiter kommst. Oder, oder.
Auch halte ich es für völlig normal, dass Therapeuten den ein oder anderen Gedanken an ihre Patienten auch in ihrer Freizeit haben. Was soll denn daran schlimm sein?

Ich glaube, du kannst ruhig etwas gelassen bleiben.

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shesmovedon
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Beitrag Do., 15.11.2018, 19:52

Dass Sie mal so in der Freiteit durch nen Trigger an dich dachte heißt doch nicht, dass sie ständig in der Freiteit an dich denkt. Das ist wohl eher WunSchdenken deinerseits und hat nix mit ihr zu tun.

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Philosophia
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Beitrag Do., 15.11.2018, 20:37

Egal, wie es nun wirklich ist, dein Gefühl sagt dir offenbar, es ist zu viel - also versuch es ihr zu sagen. Ich wär auf so was auch megaempfindlich, weil ich insbesondere Erfahrungen durch emotionalen Missbrauch habe (auch durch Therapeuten). Das heißt noch nicht, dass sie dich missbraucht, aber alles, was sich für dich nicht gut anfühlt, würd ich ansprechen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Jenny Doe
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Beitrag Do., 15.11.2018, 20:44

Hallo gravel_pit,
mich verunsichert das total ich scheue mich aber derzeit auch noch das bei ihr anzusprechen weil ich sie nicht irritieren möchte.
Du kommst nicht umhin das in deiner Theraie anzusprechen, denn nur deine Therapeutin kann dir sagen, ob Deine Wahrnehmung der Realität entspricht.

So auf den ersten Blick kann ich nichts finden wo ich sagen würde "merkwürdig".
ich merke, dass die therapeutin sich sehr viel mit mir beschäftigt also auch außerhalb der stunden.
Das tut meine auch. Sie sitzt zu Hause vor Google, informiert sich über meine Krankheiten und druckt Artikel für mich aus. Das macht sie auch bei anderen Klienten. Es gehört für sie dazu ihren Klienten Informationen zu liefern.
sie hat auch schon gesagt dass sie mich mag und ich einen besonderen status bei ihr hätte.
Hier würde ich meine Therapeutin fragen, was sie damit meint. Es kann auch einfach nur eine Technik zum Vertrauensaufbau sein. Aber das ist nur meine Spekulation. Warum deine Therapeutin das so sieht und so sagt, das kann nur sie selber wissen.
ich habe auch von einer gemeinsamen bekannten erfahren dass sie zur zeit nicht so viele patienten hat - das hätte ich vielleicht lieber gar nicht gewusst.
Ich finde diese Info duchaus interessant und wichtig. Vielleicht hat sie deshalb mehr Zeit für den einzelnen Klienten als ein Therapeut, der acht Klienten am Tag hat. Aber auch das ist wieder nur meine Spekulation. Ich würde sie einfach fragen, warum sie nicht so viele Patienten hat, warum sie sich außerhalb der Therapie mit dir beschäftigt.
Dann hast du Klarheit und musst nicht länger verunsichert durch die Welt laufen.
ich hätte immer einen platz bei ihr und könnte solange zu ihr kommen wie ich es möchte
Das ist der einzige Punkt, der mich stolpern lässt. Deine Therapeutin sollte dir dabei helfen, dass du sie nicht mehr brauchst, unabhängig und selbstständig wirst, .... So dass du die Therapie beenden kannst. Hier sehe ich die Gefahr einer Abhängigkeit. Zudem hast du so keinen Druck an dir selber zu arbeiten und dir selbst zu helfen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Inga
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Beitrag Do., 15.11.2018, 21:00

Also, ich hab sogar mal eine Buchempfehlung von einer Therapeutin bekommen mit dem Hinweis "als ich das gesehen habe, musste ich sofort an Sie denken!" Ich arbeite im Sozialbereich und denke auch manchmal in der Freizeit an meine Klienten, das halte ich für völlig normal, wenn man einigermassen engagiert in einem Beruf arbeitet.
Und ich interpretiere es als ein gutes Zeichen, dass Sie Dich dabei unterstützt hat, eine Therapiepause zu machen - wenn sie dringend auf Dein Geld aus wäre, hätte sie sich nicht so verhalten.
Ihre Ansage, Du hättest einen besonderen Status bei ihr, wundert mich etwas. Das kann aber auch immer noch einfach zutreffend und menschlich normal sein, die Frage ist nur, warum sagt sie Dir das? Fühlst Du Dich vielleicht leicht ungeliebt oder findest es schwierig, Dich wertvoll zu finden? Wenn das Themen in Deiner Therapie sind, dann könnte so eine Aussage therapeutisch sinnvoll sein, wenn es tatsächlich so ist. Bloss hätte die Aussage bei Dir bis jetzt ihr Ziel nicht erreicht, weil sie ja nicht macht, dass Du Dich besser fühlst, sondern, dass Du misstrauisch wirst.
Insofern stimme ich mit meinen Vorschreibern überein - frag sie am Besten mal, was sie mit dieser Aussage bezwecken wollte.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 15.11.2018, 21:43

gravel_pit hat geschrieben: Do., 15.11.2018, 17:22 Vier Monate später war ich dann wieder da, in der Zwischenzeit gab es keinerlei Kontakt.
(...)
Einerseits tut sie mir wirklich gut andererseits weiß ich, das ist eben auch alles erkauft und wenn ich nicht mehr mit den scheinchen komme, wars das halt.
Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass die Therapeutin trotzdem in erster Linie ihre finanziellen Interessen verfolgt. Immerhin hat sie dir noch auf den Weg gegeben, dass du einen "besonderen Status" bei ihr hast. Sie konnte möglicherweise einkalkulieren, dass die Wahrscheinlichkeit dich wiederzusehen groß ist.

Wobei: Ich finde es natürlich nicht verwerflich, dass Psychotherapeuten mit ihrer Arbeit in erster Linie Geld verdienen müssen. Sie "verkaufen" Psychotherapien, Bäcker verkaufen Kuchen und Lehrer den Unterricht.

Aber: Eigentlich sollte deine Therapie bald mal enden. Ein anhaltendes Abhängigkeitsverhältnis ist nicht gesund. Was schätzt du denn genau an der jetzigen Situation? Die Therapie? Oder eher die nette Atmosphäre in Stunden die quasi dir gehören?

Solltest du tatsächlich noch Therapiebedarf haben, wäre es vielleicht gut, wenn du einen Therapeutenwechsel anstreben würdest. Privatzahler haben meist keine so langen Wartezeiten.
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Beitrag Do., 15.11.2018, 21:52

@gravel_pit ich finde auch, deine Gefühle verraten dich nicht, das ist deine innere Wahrheit... ich würde mich vielleicht mit dem Vertrauen etwas mehr beschäftigen - weil, du meinst, du fühlst dich bei ihr wohl, doch wenn sie dir etwas zeigt, was möglicherweise auch als Zuwendung interpretiert werden könnte, es liest sich für mich so dass du sie verdächtigst, dass da etwas nicht stimmt. Das spricht für etwas Mangel an Vertrauen... Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich mich fragen, ob da schon früher in meinem Leben so eine ähnliche Situation war, welche mich an die jetzige erinnert... Das Ziel wäre nicht, mir die Therapeutin schön zu reden, da ich davon ausgehe, dass meine Gefühle mich nicht täuschen; sondern einfach nur schauen, ob ich das schon von irgendwo anders kenne. Das würde ich auch als Thema zum Gespräch mitnehmen und dann auf jeden Fall auch Wahrnehmungen bezüglich ihr ansprechen.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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gravel_pit
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Beitrag Fr., 16.11.2018, 05:50

Jetzt hatte ich an jeden der hier kommentierenden eine ellenlange antwort verfasst und wurde dann ausgeloggt, bevor ich posten konnte.... Bin grad gefrustet, schreibe später noch mal.

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Beitrag Fr., 16.11.2018, 16:29

So, neuer Versuch.

@Lilli-E

>Bist du denn so bedürftig, dass sie denken könnte, du wärest extrem leicht manipulierbar?

Hm, ich würde sagen, das ist doch jeder in gewisser Weise, der einen Therapeuten aufsucht, also bedürftig. Tatsächlich habe ich gerade eine Phase, in der ich wieder sehr zu Depressionen neige und da denke ich schon, dass mich das auch manipulierbar macht oder zumindest empfänglich.

>Vielleicht hat sie den Eindruck, dass du gut vorwärts kommst

Ja, den hat sie, sie meinte auch immer mal wieder, ich hätte viel erreicht. Auf bestimmte Bereiche bezogen sehe ich das selbst auch so.

>Ich glaube, du kannst ruhig etwas gelassen bleiben.

Danke, ich vermute, dass du damit recht hast. Ich bin einfach ein sehr skeptischer Mensch und stehe mir damit oft selbst im Weg.

@philosophia

>Ich wär auf so was auch megaempfindlich, weil ich insbesondere Erfahrungen durch emotionalen Missbrauch habe

Hm, ja diese Erfahrungen habe ich auch. Es ist dann einfach ein Misstrauen da, das nicht so ohne weiteres verschwindet.

@jenny doe

>Es kann auch einfach nur eine Technik zum Vertrauensaufbau sein.

Das ist gut möglich, ich fasse nicht so leicht vertrauen in andere und das war und ist auch immer mal wieder thema in der therapie.

>Vielleicht hat sie deshalb mehr Zeit für den einzelnen Klienten als ein Therapeut, der acht Klienten am Tag hat.

So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Das wäre natürlich eine Erklärung, durchaus.

@Inga

>Ihre Ansage, Du hättest einen besonderen Status bei ihr, wundert mich etwas. Das kann aber auch immer noch einfach zutreffend und menschlich normal sein, die Frage ist nur, warum sagt sie Dir das? Fühlst Du Dich vielleicht leicht ungeliebt oder findest es schwierig, Dich wertvoll zu finden?

Ja, das sind absolut meine Themen in der Therapie. Sie meinte auch mal, ich hätte es schwer zu glauben, dass ich gemocht werde und setzte dann gleich ein "Also ich mag Sie und arbeite sehr gerne mit Ihnen" oben drauf. Vielleicht habe ich diesen Status auch selbst ein wenig provoziert, ums mal so zu sagen. Also nach meiner Pause habe ich ihr zum Beispiel mitgeteilt, dass es mir sehr wichtig sei, mit ihr und zwar genau ihr weiterzuarbeiten, das wird ihr wohl geschmeichelt haben und naja, jemand der mir so was sagt, hätte bei mir auch einen besonderen Status.

@Anna-Luisa

>Was schätzt du denn genau an der jetzigen Situation? Die Therapie? Oder eher die nette Atmosphäre in Stunden die quasi dir gehören?

Beides! Ich schätze die vertrauensvolle Atmosphäre und die Möglichkeit, meine Probleme mit jemandem besprechen zu können, dem ich vertrauen kann, der nicht Teil meines sonstigen Alltags ist und wo mir in dem Sinne nichts peinlich sein muss. Ich würde allerdings durchaus sagen, dass es auch therapeutisch nach wie vor zugeht, es ist jetzt kein Plauderkränzchen und manchmal sehr sehr anstrengend für mich. Oft arbeite ich vieles einige Tage nach den Sitzungen für mich selbst noch mal auf, reflektiere über das Gesprochene und komme selbst auf den einen oder anderen Schluss, der mir dann hilfreich ist.

Auf der anderen Seite merke ich auch, wie ich das ganze immer mehr in den Bereich Luxus und Wellness einsortiere. Ich gönne mir sozusagen Psychotherapie, so wie sich andere Yogastunden gönnen. Das finde ich durchaus vergleichbar, wenn es natürlich dabei auch auf die Form der Therapie ankommt, immer kann man es wohl nicht so betrachten. Andererseits fühle ich mich zeitweise aber auch wirklich behandlungsbedürftig, dadurch dass ich immer wieder extreme tiefs habe - aus denen ich aber inzwischen besser heraus komme aus eigener kraft, als vor der therapie.

>Immerhin hat sie dir noch auf den Weg gegeben, dass du einen "besonderen Status" bei ihr hast.

Dazu muss ich allerdings sagen, das kam erst, als ich bereits wieder da war, nicht vor meiner Pause.

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gravel_pit
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Beitrag Fr., 16.11.2018, 16:31

@Firewalker

> es liest sich für mich so dass du sie verdächtigst, dass da etwas nicht stimmt.

Ja, das stimmt, und es macht mir irgendwo auch Schuldgefühle, dass ich da diese Verdächtigungen ihr gegenüber habe. Ich sehe aber halt auch, dass das nun mal ihr Geschäft ist und wenn sie ein bisschen wirtschaftlich denkt dann muss sie dafür sorgen, dass Patienten ihr erhalten bleiben. Das ist denke ich mein Problem. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch die Möglichkeit, dass es ja "beides sein kann", also ein tatsächliches mögen mit gleichzeitigem wirtschaftlichem Interesse.

>sondern einfach nur schauen, ob ich das schon von irgendwo anders kenne

Ja, definitiv ist das so. Ich habe zB Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Da wurden dann von heute auf morgen Freunde zu Feinden. Ich habe das schon mal angesprochen, aber es war nie ein zentrales Thema in der Therapie. Ich muss auch gestehen, dass ich mich an vieles gar nicht mehr richtig erinnere und es wohl verdrängt haben werde. Es bricht sich dann halt Bahn in solchen Situationen, wie ich sie jetzt mit der Therapeutin habe. Das ist schade denn vielleicht hat sie das gar nicht verdient.

An alle:

Vielen Dank für eure Zeilen! Ihr habt recht, ich werde das Thema in einer Sitzung zur Sprache bringen müssen. Es fällt mir nur so unglaublich schwer, weil ich denke, dass ich sie verletzen könnte mit meinen Verdächtigungen. Ich weiß schon, dass man Therapeuten unverblümt auch so was sagen kann, aber es fühlt sich trotzdem so fies an. Das verrückte ist eigentlich, irgendwo bin ich froh darüber, dass sie mir sagt, "Sie können solange kommen, wie sie wollen" oder "ich habe immer einen Platz für sie". Aktuell gibt mir das Stabilität und ich weiß, da gibt es jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Es ist wohl einfach dieses Hilfe gegen Geld Konzept, dass mich stört. Auch wenn ich weiß, dass sie ja von irgendwas leben muss und ehrlich gesagt sehe ich das alles als eine gute Investition. Ich fühle mich nicht abgezockt, denke aber gleichwohl, dass es mich stört, dass aus meiner Störung/Erkrankung jemand Kapital schlägt - und mir Dinge sagt, die mir manipulativ erscheinen (es aber vielleicht gar nicht sein sollen).

Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass mich dieses Thema extrem beschäftigt. Wenn ich es anspreche habe ich Angst, etwas damit kaputt zu machen. Ich werde es trotzdem irgendwie versuchen und dabei sehr vorsichtig vorgehen. Schließlich ist sie mir auch immer respektvoll und vorsichtig begegnet.

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Solage
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Beitrag Fr., 16.11.2018, 21:49

Für mich liest sich das so, dass Deine Therapeutin aktiv an einem Arbeitsbündnis arbeitet.
Du fühlst Dich allgemein nicht gemocht und sie sagt Dir, dass sie Dich mag und gerne mit Dir arbeitet.

Das ist therapeutisch sinnvoll, Du sollst Dich willkommen fühlen.
Und ich sehe es auch so, dass sich kein Therapeut jaherlang mit einem Patienten quält, den er nicht mag. Egal was der zahlt, so was tut man sich nicht an. Da stehen genug in der Warteschlange. Wenn Deine Thera nicht so viele Patienten haben sollte, dann können da ganz private Hintergründe stehen.
Sandor Ferenci: Ohne Sympathie keine Heilung.

Sie denkt manchmal zwischen den Stunden an Dich, macht meiner auch und bezieht sich auf meine Geschichte. Da hat er dann was gelesen, dass ihn an mein Erleben erinnert und das verbindet auch.

Ich hatte wirklich mal einen übergriffigen Therapeuten, der nur sich gesehen hat, das war ganz anders!

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 16.11.2018, 22:20

Solage hat geschrieben: Fr., 16.11.2018, 21:49 Egal was der zahlt, so was tut man sich nicht an. Da stehen genug in der Warteschlange. Wenn Deine Thera nicht so viele Patienten haben sollte, dann können da ganz private Hintergründe stehen.
Sandor Ferenci: Ohne Sympathie keine Heilung.
Das stimmt so nicht. Ich würde auch nicht von Qualen schreiben, wenn jemand versucht eine andere Person bei der Stange zu halten . Als ich die Liste mit Psychotherapeuten abtelefonierte/- mailte, wusste ich nicht, dass sich auch welche darunter befanden, die (nur) noch Selbstzahler nahmen.

Zwei teilten mit, ich könne die Therapie SOFORT (in der gleichen Woche) bei ihnen beginnen, wenn ich mich nach der "Kennlernstunde" dazu entschließen könnte. Eine sagte, ich müsse mit einer vierwöchigen Wartezeit rechnen. Insofern hatte ich nicht den Eindruck, als wären Privatpraxen von Psychotherapeuten stark ausgebucht. (Ich gehe auch als Privatzahlerin zum Orthopäden. Da bekomme ich für denselben Tag einen Termin, auf den ich sonst Monate warten müsste.)
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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