Therapeut erkrankt, Patient als Belastung?

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Schnuckmuck
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Therapeut erkrankt, Patient als Belastung?

Beitrag Di., 20.11.2018, 17:16

Nun schreibe ich doch mal wieder ein neues Thema außerhalb der so lieb gewonnenen WG.

Ich hatte ja von der unvorhergesehenen Pause erzählt. Heute war Stunde.aber da ich sehr fei fühlig bin, was andere Menschen betrifft, habe ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es war eine so unterschwellige Beschleunigung aller eventuellen Themen, schnell auf EIN Thema fixieren u d daran arbeiten.
Ich wollte mich aber eher wieder IN therapiemodus bringen. Und da fiel mir besonders auf, dass er wenig empathisch, herzlich, halt der sonstige Therapeut war.
Er war sachlich, oberflächlich und ich fühlte mich unwohl.

Wir haben das dann hinlänglich besprochen. Er sagte, es sei etwas bei ihm, wo nicht alle Ergebnisse vorliegen. Ich fände, dass ich mich eher als zusätzliche Belastung sehen würde. Wenn er eh den Kopf voll hat. Und dass ich mir selbstverständlich auch sorgen machen würde und da nicht einfach in Therapiestimmu g gerate.

Er meinte, ich solle mir nicht seinen Kopf zerbrechen. Und, dass er ja von sich glauben würde, dass Therapie so mit ihm funktionieren kann, auch wenn er zugegebenermaßen anders sei.

Ich glaube, er war gekränkt. Auch weil er ja versucht, für seine Patienten da zu sein. Und ich? Seine erste Stunde haut ihm gleich was vor den Latz.

Ich hab dann gesagt, dass ich wirklich nicht einschätzen könne, ob ich dann zur Stunde käme, solange es bei ihm nicht wieder ok ist, seine Befunde da sind, Entwarnung oder auch nicht, denn ich solle ihn da nicht mit meinem Kleinscheiss kommen. Auch würde es mich verunsichern, weil er halt so ist, wie er derzeit ist, da liesse ich kein Thema an die Oberfläche kommen. U d es sei ja auch ok, dass er so sei, wie er jetzt sei. Ich hätte halt ein problem aus meiner geschichte heraus.

Da ist er richtig aus sich raus!

Aber, ganz ehrlich? Ich weiss es nicht. Ich wollte die halbe letzte Stunde nur weg. Allein die Vorstellung, dass es bei ihm was ernsteres sein könnte, Horror!!

Und ich soll dann meine alten Kamellen vortragen und von ihm etwas erwarten? Wie soll das gehen!?

Ich brauche echt eure Meinungen!

Eine noch beklopptere schmuck

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Ophelia12
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Beitrag Di., 20.11.2018, 17:54

Hallo Schnuckmuck,

Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst. Ich ticke, was das erspüren von Zuständen bei anderen betrifft, ähnlich. Mich verunsichert es auch wenn meine Therapeutin mal "anders" ist. Da sie weiß wie ich ticke sagt sie es mir wenn sie zb mal Kopfweh hat. Etc.

Eigentlich kann man ja davon ausgehen das die Therapeuten ihren Job gut machen und gut auf sich achten können. Weil es liegt ja in ihrer Verantwortung wenn sie meinen so arbeiten zu wollen oder nicht. Ich glaube nicht das du deinen Therapeuten schonen musst.
Andererseits kann ich gut verstehen das du ihn nicht "belasten" willst und dich nicht gut damit fühlst.
Vielleicht versuchst du ihn zu vertrauen, dass. Wenn er sagt das es ok so mit dir ist, dass es auch wirklich so ist.

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candle.
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Beitrag Di., 20.11.2018, 18:11

Ich sage einfach, dass Arbeit auch gut zerstreuen kann, so dass du sicher keine Last bist!
Und dann noch: Wenn man so ein Gespür hat, dann lieber nicht fragen, wenn man die Antwort nicht ertragen kann.

candle
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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 20.11.2018, 18:20

Ich hab ganz klar Stellung bezogen und gesagt,er braucht nicht aus dem nähkästchen plaudern. Es ist deutlich, dass er da nicht drüber reden wird. Nicht so wie ich hab Magen darm. Das weiss ich, weil er sonst drüber redet.

Ich tendiere, zum nicht mehr hingehen, bis es alles fix ist. In die eine oder andere Richtung. Ich nehme mich immer und überall zurück. Da gelingt mir sicher nicht, an dem Ort, wo es sonst um mich ging, meinem Raum zu behaupten. Dazu gin ich nicht der Typ. Ich verlasse da eher das Parkett.

Und ich werde glaub ich auf ein go von ihm ...

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candle.
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Beitrag Di., 20.11.2018, 18:24

Ich kann dich furchtbar schlecht verstehen, weil mir der Text etwas durcheinander ist.
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Philosophia
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Beitrag Di., 20.11.2018, 18:27

Ich kann dich da wirklich verstehen, Schmuck - ach, ich merk so was auch immer gleich. Einmal hab ich der Analytikerin auch was angemerkt und sie meinte, ich soll mich nicht um sie kümmern - wenn sie arbeitsfähig ist, dann erscheint sie, ansonsten hätte sie kein Problem, die Stunde abzusagen. Das war ein gutes Statement - sie will, wenn sie da ist, ihren Job machen. Und ich habe das seitdem nie mehr hinterfragt. Ich wüsste allerdings nicht, wie es wäre, wenn sie offensichtlich jemand anderes gewesen wäre, hm. Wobei, Fakt ist eins, wir Patienten können unseren Therapeuten nicht helfen, wenn sie krank sind - es steht uns auch nicht zu.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 20.11.2018, 20:07

Ich bin genau so verwirrt, wie ich anscheinend schreibe.
Es ist sehr belastend, nicht zu wissen, wie es in der Therapie, die mich stabil hält, weitergeht.
Wenn dazu noch die vertrauensperson gesundheitlich angeschlagen ist, ohne zu wissen, wodurch, erschwert das erneut ein Stabil sein.

Es ist ja nicht so, dass ich vorher stabil war. Somit ist es jetzt noch schwerer. Fahre ein notprogramm, wie ein im Krieg verwundeter. Dazu die Angst, ob zuhause alle gesund sind.

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stern
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Beitrag Di., 20.11.2018, 20:31

Ich denke, das Problem ist, dass es keine wirklich gute Lösung gibt. Denn egal was du machst: Es ändert nichts am Gesundheitszustand bzw. dieser bleibt weiterhin unklar bis er selbst Klarheit hat. Im Grunde kann man somit nur hoffen, dass es gut ausgeht. Ich wäre vermutlich auch so, dass ich mich zurücknehmen werde... was eine Beeinträchtigung der Therapie darstellt. Und bleibt man daheim, obwohl man Therapie nötig hätte, wäre das auch nicht zufriedenstellend. Ich würde wohl abwägen, womit ich besser fahre... und versuchen darauf zu vertrauen, dass er seine Belastungsgrenzen einschätzen kann. Vllt. hat es sogar einen positiven Nebeneffekt für ihn im Sinne von Ablenkung, wenn er arbeitet.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


Waldschratin
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Beitrag Di., 20.11.2018, 20:53

Liebe Schmuck,
ich kann dich auch nur zu gut verstehen! :ja:

Ich würde wahrscheinlich schon weiter hingehen, aber als Thema eben dieses machen, was da grade alles abgeht in dir : Der Horror bei der Vorstellung, er fällt aus. Die ganze Unsicherheit/Ungewissheit, wie es weitergeht. Das alleine macht ja schon instabiler, als du eh grad bist.

Und ganz besonders deine Angst, ausgerechnet jetzt auch noch "zu viel" zu sein.
(Kenn ich von mir selber nur zu gut :ja:)

Wenn er sich arbeitsfähig fühlt, dann ist er auch belastbar, auch wenn er anders damit umgehen mag. Das liegt ja in seiner eigenen Verantwortung, da sorgsam für euch beide zu sorgen.
Auf dem anderen Blatt steht, wie sich das auf dich auswirkt, wenn er jetzt grade "so anders" ist. DASS es sich auswirkt, ist ja klar! Wenn man eh um jedes bissl Stabilität zu kämpfen hat, ist sowas immens ausschlaggebend.

Was ich nicht machen würde : Einfach nicht mehr hingehen, ohne vorher mit ihm deutlichst und ausführlich drüber geredet zu haben, was das alles auslöst. :hugs:

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Solage
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Beitrag Di., 20.11.2018, 20:59

Hallo Schmuckmuck,
ich war in einer ähnlichen Situation und es hat mich sehr mitgenommen.
Ich wollte den Therapeuten schonen und er sagte, dass er das nicht gut findet. Aber ich bin halt Mensch und fühle mit.
Auf Nachfrage, hat er Klartext gesprochen und ich konnte damit besser umgehen, als mit der Ungewissheit.
Im Nachhinein sage ich, dass ich eine gewisse Zeit mit ihm durch sein Leid gegangen bin, wie er mich in meinem Leid begleitet hat. Seine Schwäche wirkte sich auf mich aus, aber nicht so, dass ich mich deshalb völlig zurückgezogen habe.
Ich habe die Zeit ausgehalten und es hat sich gelohnt. Im gegenseitigen zwischenmenschlichem Verstehen.
Jetzt ist er wieder voll für mich da.

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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 20.11.2018, 21:11

Echt schwierig, ...

Es ist ja bei mir so, dass ich alles auf mich bezieh, mich so verhalte, wie es der andere erwartet,. Ich bin ja nicht. Ich weiss nicht wie ich bin. Wenn er jetzt nicht der empathische humorvolle er ist, sondern ein nachdenklicher, kurznerviger ernster, dann verwirrt das alle in mir.

Und er, will vielleicht was evtl nicht geht. Weil auch er nur Mensch ist.

Und wenn er da Fragen stellt, ob die Pause eh doch vielleicht gut war, weil alles mal in ruhigeres Fahrwasser kommt und nicht aufgewirbelt wird, dann klingt das bedrohlich. Und dann diese stationör gehen... Nachtigall Nachtigall ich hör dir trapsen.

Ich danke euch sehr für eure Einschätzung. ich habe heut offen gesprochen und ihm auch geschrieben, auf welcher Gefühlsebene mich seine Sorgen belasten. Er ist mir ja als Mensch ein sehr lieb gewonnener. Und das er Sorgen hat, macht sich ja auch bei mir bemerkbar. Da stellt man sich doch hinten an.

Und ich weiss nicht, was mit mir passiert, wenn die Therapie jetzt aufhört, wenn ich mich dafür entscheide. Ich hatte immer die grösste Angst in der Therapie verlassen zu werden, da er der einzige Mensch ist, der mich kennt. Bei ihm bin ich am ehesten ich. Wenn das wegbricht, er vielleicht erkrankt ist an irgend etwas dummen. Es auf ein dauerhaftes Therapieende hinausläuft.

Dann denke ich an die Dummheiten die ich die letzten Wochen gemacht habe. Und da war eine Stunde in Aussicht. Aber jetzt wird es vielleicht längerfristig so sein.

Dass er da so nix gesagt hat, was es ist,ist total untypisch für ihn. Und dass er im ganzen erkaltet ist.

Ich verliere mich im Schreiben, sorry.

Solage, ich lese dich jetzt.

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Mondmann
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Beitrag Di., 20.11.2018, 21:14

Man ist ja nicht der einzige Klient. Wenn alle zu Hause bleiben, kann der Therapeut in seiner Wohnung sitzen und die Wand anstarren. Damit geht es ihm auch nicht besser. Außerdem hat er dann einen Verdienstausfall. Bei einem Klienten alleine ist das vielleicht nicht so wichtig, aber man ist eben nicht der einzige. Und die anderen Klienten machen sich vielleicht genauso Gedanken.

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candle.
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Beitrag Di., 20.11.2018, 21:15

Ich bin ehrlich erschüttert, dass es sich hier zeigt wie schlecht es dir geht! Nun hoffe ich, dass du nicht so hart zu dir bist wie es sonst anderen gegenüber schien.

Gute Besserung!
candle
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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 20.11.2018, 21:29

Candle, ich frag mich immer, was du einem zwischen den Zeilen sagen möchtest. Schreib doch einfach mal frei heraus, was du möchtest. Nur zu.
Ich bin am meisten hier sehr höflich und hilfsbereit. Hart bin ich, wenn man mich gegen den Strich streichelt.
*So schlecht*klingt bei dir auch eher fraglich.
da ich im Moment eher angeschossen bin und mein Notstrom funktoniert, bekomme ich alles hier zuhause geregelt. Die cyberweek ist im Einzelhandel ein Höllentripp, der mich ab morgen bis Samstag zum Feierabend begleitet. Da ist nix mit eingraben und innerlich sterben. Aber dennoch macht die Situation etwas mit mir.

Solage,
Ja, das wäre toll , aber so lange in MEINEM Kopf nur wenn's und wass kreisen, ist miteinander schwierig. Und das macht's auch bedrohlich. Und ich hab ihm angemerkt, dass er gerne wollte, dass es klappt. Das habe ich gemerkt, als er rief, ich solle mir nicht seine Kopf zerbrechen und nicht seine Arbeit machen!
Aber kann ich ihm Arbeit machen? Gerade? Wann? Überhaupt?

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Solage
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Beitrag Di., 20.11.2018, 21:36

Ich lese es so, dass Du nicht die Verantwortung für ihn und seine Arbeit übernehmen sollst und nicht, dass Du ihm Arbeit machst. Er möchte Dich entlasten. Es ist sein Job!

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