Probleme bei Therapiebeginn und Angst vor Verschlechterung

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Phoebe_Buffay
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Probleme bei Therapiebeginn und Angst vor Verschlechterung

Beitrag Fr., 23.11.2018, 19:14

Hallo,

ich bin gerade sehr verzweifelt und ich weiß nicht, wohin mit meinen Gedanken.

Ich bin seit kurzem wegen einer Essstörung (Mischung aus Anorexie und Bulimie) in therapeutischer Behandlung. Ich hatte im Sommer einige Stunden bei einer Therapeutin, die ich dann aber abgebrochen habe, weil ich das Gefühl hatte, dass mich die Therapie nicht weiterbringt. Jetzt bin ich bei einer anderen Therapeutin, die tiefenpsychologisch arbeitet.
Ich habe die Essstörung schon seit einigen Jahren, momentan aber sehr akut. Ich habe das Gefühl, mein Essverhalten (Hungern/Essanfälle mit Erbrechen) ist momentan das Einzige, das meinem Leben Halt und Orientierung gibt. Ich arbeite an der Uni und schreibe gerade meine Doktorarbeit und will eigentlich nächstes Jahr abgeben. Ich habe schon seit Beginn der Doktorarbeit mit extremen Selbstzweifeln und Versagensängste zu kämpfen, die immer schlimmer werden und mich momentan total blockieren. Gleichzeitig bekomme ich aber allmählich zeitliche Probleme und meine Chefin macht zusätzlich Druck und sagt mir deutlich, dass ich zu langsam bin. Die Sachen, die ich ihr schicke, genügen dann aber nie ihren Ansprüchen und sie verlangt dann teilweise komplett neue Auswertungen und umfassende Korrekturen, die ich kaum bewältige.

Mein Privatleben schafft leider auch kein Gegengewicht. Ich habe zwar Freunde, die aber meistens ziemlich beschäftigt sind und die ich nicht häufig treffe. Ich verbringe meine Freizeit daher meistens alleine und fühle mich häufig einsam. Ich bin momentan aber auch nicht wirklich in der Lage, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Eine Beziehung oder sexuelle Kontakte hatte ich noch nie, obwohl ich es mir das sehr wünsche. Aber auch da stehe ich mir selber total im Weg! Ich wohne momentan im Haus meiner Mutter. Wir verstehen uns gut und ich habe ein sehr enges Verhältnis zu ihr, trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Nähe ein ungutes Abhängigkeitsverhältnis schafft. Zudem ist es anstrengend, vor ihr halbwegs die Fassade aufrecht zu erhalten und meinen wahren Zustand zu verbergen. Sie weiß, dass es mir momentan nicht so gut geht und macht sich Sorgen. Ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen macht. Alleine Wohnen kann ich mir aber gerade auch nicht vorstellen, weil ich Angst habe, dass meine Bulimie dann komplett ausbricht. Meine Freunde und Familie wissen zwar, dass ich mit dem Essen Probleme habe und die Arbeitssituation mich sehr stresst, es weiß aber keiner, wie hoch mein Leidensdruck momentan ist.

Ich merke richtig, wie ich mich momentan in die Essstörung flüchte. Unter der Woche esse ich sehr wenig und unregelmäßig und genieße, dass Gefühl der Kontrolle und am WE habe ich Bulimieanfälle.

Als ich im Sommer die Therapie begonnen habe, war das ein ziemlicher Schritt für mich. Ich habe da sehr lange gezögert, wahrscheinlich auch, weil ich selber Psychologie studiert habe und mir mein Essverhalten und meine Bedürftigkeit unangenehm war. Ich habe mich bei der Therapeutin eigentlich wohl gefühlt. Wir sind aber in den Stunden sehr auf der kognitiven Ebene geblieben. Das hat mir erst gut gefallen, weil das eine Ebene, auf der ich mich sicher fühle und mich auch in der Therapiestunden einigermaßen souverän und kompetent gefühlt habe. Mein Bauchgefühl hat mir dann aber gesagt, dass ich da nicht weiterkomme.

Bei der neuen Therapeutin bin ich erst seit 4 Wochen. Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass das viel besser passt, aber es ist für mich auch viel anstrengender. Wir haben bisher nicht viel gemacht, eigentlich nur Anamnese/Biographie. Das strengt mich aber trotzdem mental unglaublich an. Sie hat schnell gemerkt dass es mir schwer fällt, ganz frei zu erzählen und stellt jetzt am Anfang noch mehr Fragen. Ich fühle mich dann aber häufig unsicher und unbeholfen und mir ist das dann so unangenehm. Ich habe dann nach den Stunden ein schlechtes Gefühl und habe Sorge, dass ich bei der Therapeutin einen komischen Eindruck hinterlassen habe. Mir ist unglaublich wichtig, was die Therapeutin von mir denkt, auch wenn ich weiß, dass es egal sein sollte. Mir ist klar, dass das auch nicht der Sinn der Therapie ist, möglichst gut und souverän n den Stunden abzuliefern. Aber ich kann mich davon nicht frei machen und momentan stresst mich das sehr.

Ich hatte heute wieder Therapie und danach seinen so heftigen Bulimieanfall, dass ich selber ganz erschrocken bin. Ich habe mich nach der Stunde so hilflos und einsam gefühlt, obwohl wir noch nicht mal mit der eigentlichen Therapie begonnen haben. Ich weiß also nicht, warum es mir nach den Therapiestunden immer so schlecht geht und warum mir meine eigene Unsicherheit so unangenehm ist. Gleichzeitig weiß ich gerade nicht, wie ich diesen Abend und vor allem die Tage bis zur nächsten Stunden überstehen soll, weil ich das Gefühl, dass mir die Kontrolle immer mehr entgleitet. Ich bin gerade so hoffnungslos und habe Angst, dass es mir im Laufe der Therapie immer schlechter geht und ich komplett abstürze.

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 19:35

Hallo du,

ich habe ich gelesen und möchte dir sagen, dass es mir sehr leid tut, dass es dir so schlecht geht.

Mich erinnert das an meine Anfangs-Therapiezeit, in der ich auch noch so unsicher und gebeutelt war und dachte, dass ich meiner Therapeutin gefallen muss.

Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass ihr zwischen den Stunden ein bisschen Kontakt halten könnt? Eine kurze Mail, vielleicht hat sie auch mal Telefonsprechzeit?

Das beste wäre, du würdest mit ihr darüber reden, wie es dir nach den Stunden geht.

Und zur Dissertation: Gibt es eine Möglichkeit, den Abgabetermin zu verschieben?

Gruß
Kirchenmaus
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shesmovedon
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 19:38

Hast du mal über einen stationären Aufenthalt nachgedacht, wenn das im Moment so akut ist. Ich meine damit nicht Psychiatrie, sondern psychosomatische Klink. In der Zeit wärst du auch den Druck bezüglich der Doktorarbeit erstmal los und könntest dich für ein paar Wochen wirklich nur auf dich konzentrieren.

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Phoebe_Buffay
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 20:02

@Kirchenmaus Vielen Dank. Hast Du es damals in der Therapie angesprochen? Ist das dann im Laufe der Therapie besser geworden? Ich weiß nicht, ob es die Möglichkeit gibt, sie zwischen den Stunden zu kontatieren. Bisher habe ich mich noch nicht getraut, sie zu fragen oder das Thema insgesamt anzusprechen. Ich kann sie auch noch nicht so recht einschätzen.

Mein Abgabetermin könnte ich theoretisch schon verschieben. Ich muss aber parallel Artikel veröffentlichen (die gehören zu der Dissertation) und da gibt es Fristen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es gut wäre, das möglichst schnell abzuschließen. Ich habe in der Arbeitsgruppe schon während meines Studiums gearbeitet und bin insgesamt schon 8 Jahre da. In der Zeit sind einige sehr unangenehme Dinge passiert, unter anderem ein sehr ungutes Abhängigkeitsverhältns zu meiner damiligen Chefin und Konflikte, die dann ziemlich ausgeufert sind. Das alles hängt mir noch sehr und ich würde das Kapitel so gerne abschließen.

@Schlendrian Ich habe darüber nachgedacht, es fühlt sich für mich momentan aber nach einer Flucht an und würde meine Probleme mit der Dissertation nur aufschieben. Ich weiß auch nicht, ob es der akute Stress ist, der mir momentan so zusetzt oder eher das allgemeine Gefühl, den Anforderungen nicht zu genügen und die Versagensängste, die eigentlich seit Beginn diffus da sind.

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Ghost Rider
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 23:36

Hallo Phoebe_Buffay,

ich hab mir auch Deinen anderen ersten Beitrag durchgelesen den Du damals hier im PT Forum geschrieben hast.

Auf mich wirkst es so, als ob Du beinahe permanent unter "Strom" stehst. Ich lese sehr viel Druck aus Deinen Worten heraus und gleichzeitig den Drang zur Kontrolle bei kaum vorhandener sozialer Kontakte...das alles zusammen ist wirklich viel und es tut mir Leid das es Dir so schlecht geht...

Hmm, um bei Kirchenmaus anzuschließen. Ich konnte meiner Therapeutin zB auch begrenzt Emails schicken. Das war mir sehr hilfreich und hat auch einiges ereichtert. Nicht alle machen das oder bieten das an. Aber würde es Dir wirklich helfen?
Phoebe_Buffay hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 19:14Mir ist unglaublich wichtig, was die Therapeutin von mir denkt, auch wenn ich weiß, dass es egal sein sollte.
Vielleicht solltest Du auch mit ihr darüber reden? Bzw. auch darüber das es vielleicht zu intensiv für Dich war und es so zu einem Anfall gekommen ist??

Ich finde es wirklich gut, dass Du eine Therapie angefangen hast, auch wenn der Anfang sich gerade als schwer scheint. Sag Phoebe, könntest Du Dir vorstellen, Dich mit anderen Menschen auszutauschen, denen es ähnlich geht wie Dir, die Dich und diese Macht von der Du sprichst verstehen? Meinst Du wäre das eine Option für Dich, oder würde Dich das nur mehr unter Strom setzen?

Liebe Grüße,
Ghost Rider
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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 11:34

Vielen Dank, Ghost Rider! Ja, ich stehe tatsächlich momentan ziemlich unter Druck und den nehme ich wohl auch mit in die Therapiestunden. Ich ärger mich dann hinterher immer so, dass ich in den Stunden so unentspannt bin. Ich kann es meistens kaum abwarten bis zu den Stunden und will diese nutzen und dann bin ich immer so unbeholfen. Sie hat von sich selbst aus nicht erwähnt, dass ich E-Mails schreiben. Ich würde sie eher so einschätzen, dass sie das nicht so gut findet. Aber um das sicher zu wissen, müsste ich sie fragen.

Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen. Es gibt in meiner Umgebung auch OA-Gruppen. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob mir dieser spirituelle Ausrichtung so gefällt. Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass es momentan den Druck noch erhöht und ich in dieser Gruppensituation auch unbewusst den Anspruch hätte, besonders souverän und nicht so unsicher zu wirken.

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Ghost Rider
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 12:14

Hmm, und was wenn Du genau mit ihr über genau dieses Thema, also Druck, sprichst?

Ich hab das Gefühl, bei Dir ist das so eine Art Kreislauf. Du stehst praktisch immer unter Druck, zum einen kommt der von Dir selber, und zum anderen von außen (zb Druck von deiner Chefin), das führt zu einer inneren Spannung die sich dann auf Deine Essstörung auswirkt...

Ich denke, dass Druck ein ziemlich zentrales Thema bei Dir ist, und da eine Gruppe Dich - wie Du selber schreibst - nur noch mehr unter Druck setzten würde wäre es sicherlich gut in der Therapie mit diesem Thema zu starten...

Meinst Du könntest Du das bei Deinem nächsten Termin (versuchen) anzusprechen? Vielleicht hilft es Dir, wenn Du es Dir vorher aufschreibst...?
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Kirchenmaus
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 12:31

Phoebe_Buffay hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 20:02 @Kirchenmaus Vielen Dank. Hast Du es damals in der Therapie angesprochen? Ist das dann im Laufe der Therapie besser geworden? Ich weiß nicht, ob es die Möglichkeit gibt, sie zwischen den Stunden zu kontatieren. Bisher habe ich mich noch nicht getraut, sie zu fragen oder das Thema insgesamt anzusprechen. Ich kann sie auch noch nicht so recht einschätzen.

Mein Abgabetermin könnte ich theoretisch schon verschieben. Ich muss aber parallel Artikel veröffentlichen (die gehören zu der Dissertation) und da gibt es Fristen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es gut wäre, das möglichst schnell abzuschließen. Ich habe in der Arbeitsgruppe schon während meines Studiums gearbeitet und bin insgesamt schon 8 Jahre da. In der Zeit sind einige sehr unangenehme Dinge passiert, unter anderem ein sehr ungutes Abhängigkeitsverhältns zu meiner damiligen Chefin und Konflikte, die dann ziemlich ausgeufert sind. Das alles hängt mir noch sehr und ich würde das Kapitel so gerne abschließen.
Ich weiß nicht genau, was du mit "es" meinst, aber im Laufe der Zeit habe ich mir angewöhnt, so gut wie alles in der Therapie anzusprechen. Das hat aber eine lange Zeit gedauert und einen guten Vertrauensaufbau erfordert.

Ich habe die Möglichkeit, meiner Therapeutin zu schreiben. Von dieser Möglichkeit habe ich sehr profitiert. Ich weiß aber, dass sie mir diese Möglichkeit eingeräumt hat, weil ich u.a. unter einer Bindungsstörung leide und mit längeren Phasen des Nicht-Kontakts große Probleme hatte. Diese Mails waren in erster Linie dazu da, den Kontakt zu halten und nicht, um Inhaltliches zu besprechen oder eine Parallel-Therapie zu führen.

Alles in meinem Leben hat sich verbessert durch die Therapie. Es ist wirklich so, als wäre ich in Teilen ein neuer Mensch geworden.

Früher habe ich mir wegen allem Druck gemacht, ich hatte permanent Panik, konnte kaum raus, hatte kaum soziale Kontakte, hab alles voll ausagiert.
Mittlerweile hat sich alles so zum Guten gewandelt, und ich bin tief dankbar dafür. Mehr und mehr spüre ich eine innere Ruhe und Gelassenheit, ich weiß viel mehr, wer ich bin, und kann gut für mich sorgen.

Das war aber ein langer Weg von vielen Jahren.

Zu der Diss: Ich kann gut verstehen, dass du das Ding fertig haben willst. Wenn du eh den Druck mit den Veröffentlichungen hast, dann ist es vielleicht wirklich keine blöde Idee, das jetzt durchzuziehen.
Ach, ich weiß es nicht. Kommt halt immer drauf an, wie stabil du bist.

Lieben Gruß
KM
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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 13:23

Ghost Rider hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 12:14 Meinst Du könntest Du das bei Deinem nächsten Termin (versuchen) anzusprechen? Vielleicht hilft es Dir, wenn Du es Dir vorher aufschreibst...?
Ja, ich denke schon, dass ich das schaffe, es anzusprechen. Ich nehme es mir zumindest für die nächste Stunde fest vor. Ja, der Druck ist sicherlich ein zentrales Thema. Ich schwanke da allerdings sehr extrem in meinem Erleben. Mal habe ich das Gefühl, dem nicht mehr standzuhalten zu können, mich selber und meine Lebenssituation nicht mehr aushalten zu können und wünsche mir dann, einfach komplett die Kontrolle aufzugeben und abzustürzen (wie gestern abend). Dann genieße ich aber auch dieses Machtgefühl, wenn ich die gefühlte Kontrolle wiedererlange und habe dann das Gefühl, dass ich ja alles im Griff habe. Zwischen diesen beiden Extremen schwanke ich extrem hin und her und komme aus diesem Kreislauf nicht raus…
Kirchenmaus hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 12:31 Ich weiß nicht genau, was du mit "es" meinst, aber im Laufe der Zeit habe ich mir angewöhnt, so gut wie alles in der Therapie anzusprechen. Das hat aber eine lange Zeit gedauert und einen guten Vertrauensaufbau erfordert.
Ich meinte mit „es“, das Gefühl, der Therapeutin gefallen zu wollen. Aber vielleicht ist das tatsächlich auch ein Prozess der etwas Zeit braucht, ich war ja erst 4 mal da. Der Antrag bei der Kasse läuft, ich habe trotzdem immer noch Sorge, dass sie es sich nochmal anders überlegen könnte und meine Therapie abbricht. Vielleicht wird es besser, wenn die Therapiestunden genehmigt sind und es „richtig los geht“. Ich habe mir jetzt aber vorgenommen, zu versuchen auch für mich unangenehmere Sachen anzusprechen. Ich bin mir aber noch nicht so sicher, ob ich mich traue, Sie wegen der E-Mails zu fragen. Ich glaube, ich könnte damit nicht gut umgehen, wenn sie es ablehnt…
Kirchenmaus hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 12:31 Alles in meinem Leben hat sich verbessert durch die Therapie. Es ist wirklich so, als wäre ich in Teilen ein neuer Mensch geworden.
Das macht mir wirklich Mut und ich hoffe, dass ich irgendwann dasselbe schreiben kann. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das auch bei mir ein langer Weg sein wird und dass da recht viele Themen dran hängen, die ich lange verdrängt und ignoriert habe, was sich jetzt in ziemlich destkruktiven Verhaltens- und Interaktionsmuster zeigt. Ich weiß sehr sicher, dass ich es alleine nicht schaffen werde und ich bin froh, zumindest den ersten Schritt gemacht zu haben, auch wenn es sich momentan eher unangenehm anfühlt.
Kirchenmaus hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 12:31 Zu der Diss: Ich kann gut verstehen, dass du das Ding fertig haben willst. Wenn du eh den Druck mit den Veröffentlichungen hast, dann ist es vielleicht wirklich keine blöde Idee, das jetzt durchzuziehen.
Ach, ich weiß es nicht. Kommt halt immer drauf an, wie stabil du bist.
Ja, ich weiß es irgendwie auch nicht so richtig. Ich habe auch das Gefühl, den Zugang zu meiner seelischen Verfassung komplett verloren zu haben. Mal fühle ich mich recht stabil und bin dann recht optimistisch und habe dann das Gefühl, dass ich die Diss. schaffen kann und dann kommen immer wieder diese Zustände, wo dann irgendwie gar nicht mehr geht und ich mich total hilflos und hoffnungslos fühle.


Kirchenmaus
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 13:49

Ach, ich kann das so gut nachvollziehen mit deinem Studium!

Für mich war es damals unglaublich wichtig, in meinem Studium super gut zu sein. Es ging mir darum, mir zu beweisen, dass ich es schaffen kann, da mein Abitur aufgrund der familiären Umstände sehr mäßig war. Ich hätte es fast nicht geschafft.
Nach einem Umweg in einen anderen Beruf habe ich studiert und mich "nebenbei" selbst finanziert. Das war alles so anstrengend!

Und obwohl ich immer unter den Besten war, habe ich permanent an mir gezweifelt. Deshalb kann ich dich wirklich gut verstehen.

Besser ist es geworden, als ich "nur noch" arbeiten und nicht dauernd so viel beweisen musste, und als ich mehr Kraft in die Therapie legen konnte. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nach meinem Abschluss als erstes so richtig zusammengeklappt bin und eine umfassende Neuorientierung gebraucht habe.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Beitrag Sa., 24.11.2018, 16:54

Vielen Dank für Deine Worte, Kirchenmaus! Diese ständigen Selbstzweifel sind wirklich zermürbend.

Ja, momentan befürchte ich auch, dass das Ende meiner Diss. zwar erstmal einer Erleichterung ist, es mir aber dann vermutlich gar nicht unbedingt besser gehen wird und die Probleme noch deutlicher auftreten. Denn auch wenn der Druck sehr hoch ist und ich mir die Arbeitssituation sehr belastet, „brauche“ ich trotzdem dieses Gefühl, dass ich durch meine Arbeit dort etwas „leiste“ und ich kann irgendwie meine schlechte Verfassung durch den Stress dort vor mir selber rechtfertigen und den Zustand dann leichter ertragen. Ich weiß aber gerade selber nicht, ob das Sinn macht.

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