Desorganisation bei Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sinarellas
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Desorganisation bei Therapeuten

Beitrag Di., 28.05.2019, 07:47

Hallo,

ich wollte mal in die Runde fragen ob es auch andere gibt, die mit desorganisierten Therapeuten zu tun hatten oder haben.

Die letzte Therapeutin hat im Vorgespräch (also erstes Treffen) es geschafft erst 15 Minuten ohne Info zu spät zu beginnen und nach 10 Minuten Gespräch sich durch "einen wichtigen Notfall" aus dem Gespräch manövriert und ist erst 10 Minuten später wieder gekommen um weiter zu machen. Es wurde soweit aufgeklärt, wer man ist, wie die Fmailienverhältnisse sind, woher man kommt, also die Basics.
Es wurde eine ausführliche Anamnese beim nächsten Gespärch ausgemacht.

Das zweite Gespräch begann erneut mit 15 (!) Minuten Verspätung (wieder ohne Information zwischendrin), nach 5 Minuten klopfte es wieder an der Tür und sie müsse da jetzt kurz hin und den "Notfall" erneut reinschieben.
Sie war nicht vorbereitet, hat alle Fragen erneut gefragt (wer man sei, wie die Familienverhältnisse usw sind) und hat nach sage und schreibe gesamt 35 Minuten (inkl. Unterbrechung) das Gespräch beendet und auf das nächste verwiesen.

Zusatz: Dies lief über die private KK.

Zuvor gab es eine Therapeutin, die ebenfalls einen 10 Minuten warten lies und 5 Minuten früher beendete. Bei 50 Minuten ist das ziemlich bitter.

Was mich unfassbar ärgert:
1. Man selbst soll 24 / 48h zuvor bescheid geben wenn man nicht kommen kann, da muss der Patient sich ordentlich kümmern, sonst muss man die Stunde bezahlen, der Therapeut sollte sich ebenfalls um seine Termine ordentlich kümmern und zur Not kurz Bescheid geben, den Patienten grundlos warten zu lassen ist unverschämt, schließlich ist keine offene Sprechstunde und ein fester Termin Abends
2. Es sagt keiner was, wenn es mal 5 Minuten später beginnt, ab und zu, aber zweimal hintereinander ist mmn frech und desorganisiert
3. Unterbrechungen während des Gesprächs sind das absolute NoGo, Psychotherapie ist nicht für jeden eine leichte Sache, sich einfach hinzusetzen und einem wildfremden Menschen von seinen Problemen zu erzählen, gerade zu Beginn ist das in meinen Augen eine Katastrophe
4. Nicht organisiert in die nächste Stunde zu gehen und zumindest die Basics auf dem Zettel vor der Nase zu haben geht überhaupt nicht, dann wird die Zeit erneut verbrannt, was soll sowas?

Ich sage nichts dagegen, wenn mal etwas blödes dazwischen kommt, das kann man vorbereiten und erklären, nachbereiten und dafür sorgen, dass sowas nicht nochmal passiert.

Bei meiner Therapeutin ist dies so, dass selbst wenn aus versehen das handy oder telefon an ist, klingelt es sich eben ins Nirvana. Sie hat bis dato noch nie länger als 5 Minuten später begonnen und die Zeit immer hinten dran gesteckt. Sie hat sich immer das was im vorherigen Gespärch passierte davor durchgelesen und konnte darauf bezug nehmen.
Für mich sind das die Rahmenbedingungen die in der Gesprächstherapie standard sein müssten.

Jetzt aber bereits zweimal derartig ins Klo zu greifen bringt dem Menschen genau eines: Geht nicht mehr zur Therapie.
Liegt es an der privaten KK? Ist das in der GK weniger die Regel?
Klar kann man sagen, das ist einfach viel Pech, aber die zweite wurde von meiner Therapeutin sogar empfohlen.
Da hab ich schon bauchweh, ob das vielleicht eher der Normalzustand ist.

Wie sind eure Erfahrungen?
..:..

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nulla
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Beitrag Di., 28.05.2019, 08:04

Hallo Sinarellas,

ich könnte das auf keinen Fall akzeptieren. Um ehrlich zu sein, hatte ich so eine ähnliche Situation mit ewig im Untersuchungsraum warten und dann auch noch unterbrochen zu werden einmal bei der Augenärztin (!). Ich hab sie damals beinhart gefragt, ob ich besser gehen soll, wenn sie eh keine Zeit hat... Wie gesagt, Augenärztin, nicht Psychotherapeutin.

Ich würde maximal versuchen zu fragen, ob das jetzt eine massive Anhäufung von Zufällen ist, oder ob du in Zukunft mit ähnlichen Situationen rechnen musst. Außerdem würde ich ihr sagen, wie du es bisher gewohnt warst und dass es so, wie es bisher bei ihr gelaufen ist, nicht akzeptabel für dich ist.

Bei meinem Thera kam letztes Mal ein Fax, das Geräusch hat mich furchtbar gestört. Das ist ein einziges Mal vorgekommen und er hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt, sondern blieb ganz bei mir. Manchmal hat er seinen Hund dabei, und er fragt jedes Mal vorher, ob das ok ist oder ob er raus soll. Der liegt dann regungslos unter seinem Schreibtisch, so dass ich ihn überhaupt nicht wahrnehme.

Ich glaube wirklich nicht, dass es ok ist, wenn es wiederholt zu Unterbrechungen kommt, und dass sie dir so gar nicht das Gefühl vermittelt, dass es jetzt nur um dich geht. Egal ob Erstgespräch oder nicht.

LG, Nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)

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Wolkenbruch
Helferlein
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Beiträge: 41

Beitrag Di., 28.05.2019, 08:56

Hallo Sinarellas,

meiner Ansicht nach geht das gar nicht, vor allem nicht am Anfang. Wenn das mal ein oder zweimal in paar Monaten vorkommt, kann man noch drüber hinweg schauen. Aber gerade zu Beginn muss man doch als Thera Vertrauen aufbauen und dem Patienten aufzeigen, dass er/sie sich hier wohlfühlen und fallen lassen kann.

Entschuldigt sie sich denn wenigstens ordentlich?


shesmovedon
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Beitrag Di., 28.05.2019, 09:36

Ne, habe ich noch nie erlebt, würde da wohl auch was sagen, weil das geht gar nicht.
Gerade auch, weil man so früh vorher absagen muss.

Ich muss sagen, meine Thera ist sehr kulant. Wenn ich also akut Migräne habe und 2 Stunden vorher Absage, stellt sie das nicht in Rechnung.

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stern
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Beitrag Di., 28.05.2019, 11:28

Kenne ich nicht... und mit chronischer Desorganisation bzw. Unzuverlässigkeit könnte ich auch nicht. Ausnahmsweise kann es natürlich immer Mal eine Störung geben, aber hier hatte ich den Eindruck, dass dann versucht wird, das zu vermeiden bzw. zu begrenzen... und dass darauf reagiert wurde (z.B. mit einer Entschuldigung bzw. grobem Hintergrund)... oder bei unvermeidbaren, bekannten gab es eine vorherige Ankündigung. Wenn das chronisch der Fall bzw. Störungen selbstverständlich toleriert werden, hätte ich sogar Zweifel, ob Ansprechen hilft. Wenn es noch Probesitzungen sind, würde ich das dann überdenken (außer ich bin ansonsten sehr zufrieden). Mit der Versicherungsart dürfte das nicht zu tun haben.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Pferdefan
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Beiträge: 155

Beitrag Di., 28.05.2019, 19:20

Ich finde das auch ein no go.
Meine Thera macht sowas nie. Egal ob mal das Telefon klingelt.
Bei mir ist es wie bei schlendrian. Ich musste mal schon öfter recht knapp absagen. Einmal hatte ich zb keine Stimme. Dann kann man nicht reden. In Rechnung stellte sie keine einzige.

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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 28.05.2019, 19:45

Bei mir darf ein patient stören.
Er kündigt das an.
Ich darf kurzfristig absagen oder der Kinder wegen am Tag umplanen.
Er darf das auch.
Ich darf viel. Er darf viel.
Ein Gewinn für beide Seiten.

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Montana
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Beitrag Mi., 29.05.2019, 13:00

Bei uns passiert so etwas nie. Wenn es an der Tür klingelt, wird das ignoriert. Das Telefon ist auf AB gestellt. Wenn eine besondere Situation ist und z.B. eine Lieferung von irgendwas kommen könnte, dann wird angesprochen, dass es zu einer Unterbrechung kommen KÖNNTE (die trotzdem nie während meiner Stunde kam). Umgekehrt mache ich das auch. Telefon aus und wenn ich es nicht ausmachen kann, dann sage ich das zu Beginn. Ist höchst selten. Wenn ich eine Stunde verpasse wegen Verkehr oder verpennt, dann zahle ich. Als ich überraschend im Krankenhaus war, musste ich nicht zahlen und wir haben telefoniert, weil ich in der Situation regelrecht Panik hatte, er könnte die Therapie abbrechen. Da war ich auf der Intensivstation und konnte rein objektiv auch überhaupt nichts dafür. Aber mir ging es halt mies und das war auch psychisch schlecht.
"Sie müssen mich entlassen, ich habe einen wichtigen Termin. Ich gehe auch auf eigene Verantwortung." Antwort: "Sie sind ja witzig, Sie können ja gar nicht laufen. Wie wollen Sie da irgendwo hin?"


Maskerade
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Beitrag Mi., 29.05.2019, 13:39

Hallo Sinarellas,

darf ich fragen, ob diese Therapeutin in einer Klinik arbeitet oder in eigener Praxis ?

Denn das macht einen Unterschied. In der Klinik arbeiten und gleichzeitig abulante Patienten zu behandeln, passt genau aus dem von Dir genannten Grund oft nicht zusammen.

Das ganze ist eine Privattherapie ? Dann müßte sie eigentlich erst recht auf Pünktlichkeit achten.

Oder aber sie gehört zu den Menschen, die generell ein großes Problem mit Pünktlichkeit haben und ist nicht in der Lage, sich nach den Terminen zu richten.

Aber wie auch immer, so wie sie Dich behandelt hat, zu spät kommen und nichts dazu sagen, und dann auch noch unterbrechen und/o früher aufhören, das ist allerhand ! Das ist nicht in Ordnung ! Ich persönlich würde das ansprechen und sagen, dass Du ein Problem damit hast. Sie sollte entweder eine sehr überzeugende Antwort haben und gewillt sein, sich zu bessern, wenn Dir das reichen würde, oder sie kann sich um eine/n neuuen Patienten/in umsehen. Wichtig finde ich, dass Du Deine eigene Toleranzgrenze diesbezüglich kennst. Denn nur dann kannst Du sagen, ob und wie Du mit ihr arbeiten kannst.

Ich könnte das vermutlich nicht tolerieren, da ich selbst ein sehr pünktlicher Mensch bin. Aber manchmal gibt es auch bei meiner Therapeutin etwas, was dazwischen kommt, allerdings erklärt sie mir dann die Situatuion und sie entschuldigt sich auch.
Was allerdins normal ist bei ihr, ist, dass ich 5-10 Minuten warten muß, das ist die Zeit zwischen Patient A und Patient B, wenn der Wechsel stattfindet, und ich auch gut finde, weil ich mich da immer etwas sammeln kann.
Sie überzieht manchmal auch und so verrechnet sich das. Doch sie achtet sehr genau darauf, dass sie mir nichts zu Ungunsten berechnet oder tut. Das hat für mich auch etwas mit Vertrauen, Verläßlichkeit, Respekt und mich ernst nehmen zu tun. Und wenn diese nicht gegeben sind, kann ich das Gegenüber auch nur schwerlich so behandeln.

LG Maskerade
Liebe Grüße, Maskerade

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Montana
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Beitrag Mi., 29.05.2019, 16:23

Wenn sie die Stunden mit der Versicherung als 50-Minuten-Stunden abrechnet, dann bekommt sie Geld für eine Behandlung, die nicht stattfindet. Das hat dann nichts mit persönlicher Toleranzgrenze zu tun.


Maskerade
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Beitrag Mi., 29.05.2019, 23:07

Das ist schon klar, wenn sie später beginnt, macht sie ja die 50 Minuten, deswegen schon Tolaranzgrenze im Sinne von Verschieben des Anfangszeitpunktes, bei gleichzeitigem Anhängen der versäumten Zeit zu Anfang.
Liebe Grüße, Maskerade

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Purpurlimonade
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 30.05.2019, 10:08

Ich brauche Flexibilität, ich ertrage Flexibilität - aber beim niedergelassenen Psychotherapeuten finde ich Störung im Gespräch ist ein noGo und sollte nicht vorkommen.
In der Klinik oder beim Psychiater ists was Anderes, da kann ich mir Notfälle vorstellen, die keinen Aufschub vertragen.

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 30.05.2019, 20:17

Ich habe meine Therapeutin in der Klinik
und sie ist psychologische Leitung einer Station.
Unterbrüche in dem Sinne gibt es kaum, Telefone dann doch eher mal,
welche sie jedoch nur annimmt, wenn es intern ist, und dann sagt sie sei im Gespräch,
sie melde sich nachher oder sie macht es ganz kurz. Oder wenn es kritisch ist,
meldet sie es vorher an, dass es ein längeres Telefonat geben könnte.
Falls es Verspätungen gibt, hängt sie es hintendran, oder ein anderes Mal länger.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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