Personenzentrierte Psychotherapie - die ersten Lebensjahre

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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MrX000
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Personenzentrierte Psychotherapie - die ersten Lebensjahre

Beitrag Mo., 10.06.2019, 16:15

Hallo,

kurz zu meiner Person. Ich mache seit ca. 7 Jahren personenzentrierte Psychotherapie. Hatte immer wieder mit Angstzuständen (bis zu Panikattacken) beim Sprechen vor mehreren Menschen zu kämpfen, auch mittelgradig depressive Episoden, außerdem habe ich vor ca. 20 Jahren einen kurzen psychothischen Schub hinter mir, der wohl durch exzessiven Cannabiskonsum über einen längeren Zeitraum ausgelöst wurde.

Die Therapie verläuft grundsätzclich sehr gut. Seit kurzem (März 2019) hatte ich zum ersten Mal das Gefühl in der Therapie völlig kongruent sein zu können, also völlig authentisch über meine Gefühle sprechen zu können, seither gehts ziemlich rund bei mir. Ich bin seit kurzem mit völlig alten verdrängten Gefühlen und traumatischen Erlebnissen aus meiner Kindheit konfrontiert. Weine sehr viel, spüre sehr viel Schmerz in mir, es ist teilweise kaum auszuhalten. Vor allem in meiner Kindheit habe ich viel Gewalt und Ablehnung erfahren, und aktuell durchlebe ich irgendwie alles noch einmal. Mein Therapuet meinte, dass das alles normal sei, und eigenltich ein gutes Zeichen.

Ich wollte nun hier nachfragen, ob andere Menschen in der Therapie ähnliche Erfahrungen gemacht haben (vermutlich gibt es derartige Erfahrungen nur in der Psychoanalyse sowie im personenzentrierten Ansatz bzw. anderen tiefenpsychologischen Ansätzen). Wie habt ihr die Aufarbeitung der frühen Kindheit erlebt? Wie lange hat das bei euch gedauert? Ich habe aktuell z.B. nicht das Gefühl alles was da hoch kommt auch tatsächlich annehmen zu können und integrieren zu können. Mein Therapeut meint immer "kein Stress", braucht Zeit.... wenn man grad mittendrin steckt im SChmerz und irgendwie nur mühsam sein Tageschgeschäft geregelt bekommt, ist das manchmal jedoch gar nicht so leicht.

Würde mich freuen über eure Erfharungen zu lesen, sofern ihr dbzgl. welche habt. Danke.

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Montana
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 16:34

Du kannst nicht willentlich etwas "annehmen" oder "integrieren". Du wirst einfach irgendwann feststellen, dass das Denken an diese Erlebnisse nicht mehr deinen Alltag bestimmt. Im Moment drängt es sich auf und fordert lautstark, dass du dich damit beschäftigst. Dem würde ich nachgeben und mir dafür Zeit nehmen, sprich nicht auf Teufel komm raus Ablenkung suchen, sondern bewusst darüber nachdenken, ggf. die Gedanken aufschreiben. Offensichtlich ist da gerade ein großes Bedürfnis, genau das zu tun. Du hast Erfolge in deiner laufenden Therapie, einen guten Therapeuten an deiner Seite. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Wahrscheinlich kommt das deshalb gerade jetzt.
Bei mir war der Zeitpunkt nicht so prima, aber irgendwann holt es einen meist ein. Da habe ich teilweise nicht mehr Autofahren können, ohne zu heulen. Einfach, weil da immer Gelegenheit war für meine Gedanken, zu gewissen Themen zu schweifen.


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MrX000
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 16:48

Danke für deinen Beitrag! Hilft tatsächlich grad ein Stück es so sein zu lassen und nicht "davonzulaufen" von dem was da kommt.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 17:02

und wieso sollte das nur bei personenzentrierter Psychotherapie so sein?
Ich denke dass dies den meisten welche an der Kindheit rühren so geht.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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MrX000
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 17:46

Keine Ahnung, ich denke mal, Verhaltenstherapie z.B. setzt sich nicht großartig mit der Kindheit auseinander... hab ja extra folgendes geschrieben: "vermutlich gibt es derartige Erfahrungen nur in der Psychoanalyse sowie im personenzentrierten Ansatz bzw. anderen tiefenpsychologischen Ansätzen".

Ich denk ich hab mich klar ausgedrückt.

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elfi07
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Beitrag Mi., 12.06.2019, 11:10

Glaube auch nicht dass das mit der Therapieart zu tun hat.
Ich mach ne andere therapieart/Form und bei mir ist es genau so. Das ist nirmal

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Green Strawberry
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Beitrag Mi., 12.06.2019, 13:32

Hey MrX
Ich mache Psychoanalyse und bin mit ca 50 Stunden noch relativ am Anfang. Mir geht's aber gerade genau so und dabei blocke ich noch immer sehr schnell ab, wenn es um meine Eltern geht, weil ich sonst vor lauter Schuldgefühlen nicht weiß wohin mit mir.

Zuhause bin ich dann seit ein paar Wochen extrem depressiv, fühle mich wie der letzte Mist, wertlos... So schlimm habe ich das noch nie empfunden, bisher in meinem Leben und auch in meiner Verhaltenstherapie vorher stand eigentlich eher die Angststörung im Vordergrund. Meine Therapeutin sagt, dass das alles alte Gefühle sind, die wir jetzt bearbeiten können und dass es auch quasi gar nicht anders geht. Alles andere wäre Verdrängung.

Ich auf der anderen Seite fühle mich völlig überrumpelt und habe Angst, dass es bei mir bald zu einem Komplettabsturz kommt, wenn das so weiter geht. Sorry, dass hat dich jetzt vielleicht nicht beruhigt, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich dich gerade sehr gut verstehen kann.
I try to take one day at a time...but lately several days have been attacking me at once!

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amarok
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Beitrag Do., 13.06.2019, 11:40

Ich habe in meiner Therapie die Erfahrung gemacht, dass diese schlechten Gefühle und Erinnerung raus müssen, auch wenn es unheimlich weh tut und einem innerlich fast zerreisst. Aber wenn Du einen Therapeuten hast, dem Du vertraust, dann ist diese Hilfe auch wichtig und nötig. Ich musste zuerst mal spüren, was eigentlich so negativ war in meine Kindheit, muss es total verdrängt haben. Aber ich lernte. nicht gegen mich, resp. diese Gefühle zu kämpfen, sondern sie anzunehemen. Wie zu meinem inneren Kind habe ich gesprochen: "hej es ist ok, dass Du diese Gefühle hast, denn sie dürfen sein und ich bin da." Ich habe es symbolisch einfach in meine Arme genommen und getröstet, bis es sich wieder beruhig hat. Und ich habe alle meine Gedanke aufgeschrieben und sie manchmal auch meinem Therapeuten gesandt. Wie lange es dauert, bis das ewige Auf- und Ab aufhört, ist bei jedem verschieden. Bei mir ist es "nur" emotionale Vernachlässigung und nach 2 Jahren kam, mit Hilfe von Antidepressiva, wieder mehr Stabilität in mein Leben. Bin zwar immer noch dran, aber es geht vorwärts.

Bitte halte durch, es lohnt sich.
:-) bleib bei Dir :cool:

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