Verliebt sein in Therapeutin sinnvoll

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Verliebt sein in Therapeutin sinnvoll

Beitrag Di., 19.11.2019, 20:56

Hallo allerseits,

da ich mich langsam damit anfreunde den Therapeuten zu wechseln, habe ich mich heute etwas im Internet auf die Suche gemacht. Dabei ist folgendes aufgefallen 2 Therapeutinnen auf die ich gestoßen bin haben mir auch als Frau gefallen. Das hat bei mir wieder das Thema aufgerissen ob das dann sinnvoll ist da dann hinzugehen.

Meine Einstellung zu dem Thema bisher (so habe ich auch meinen bisherigen Thera nur unter Männern ausgesucht) war so nach dem Motto: "Ich gehe zu einem Mann, weil wenn das eine Frau ist und die gefällt mir noch, dann fange ich mich an in Sie zu verlieben und dann werde ich Romanzen-Fantasien haben und versuchen Sie "rumzubekommen", das zerstört dann vielleicht die ganze Therapie".

Nur ist mir mein jetziger Therapeut (TfP by the way) zu "kalt". Ich habe gerade das Buch von Alice Miller "Dein gerettetes Leben" gelesen, wo sie beschreibt, dass viele nicht einen rein neutralen Analytiker nach Freuds Grundsätzen brauchen, sondern jemand der auf "ihrer Seite" steht, sich auch über das Unrecht das dem Kind wiederfahren ist "empören" kann wenn es um traumatische Erlebnisse mit den eigenen Eltern geht. Mir fehlt genau das eine gefühlvolleren, "weicheren", zugewandteren Zugang zu meinem inneren Kind das früher sehr sehr einsam war.
Jemand der mir hilft an meine Emotionen dran zu kommen und auch Reparenting, ich spüre, dass ich das brauche.
Ziel ist schon eine Tfp/Analyse, also längerfristige Therapie jetzt ncith eine kurz angelegte VT, aber mit einer höheren emotionalen Qualität.

Grundsätzlich ist die Erfahrung in meinem Leben, dass ich das mit einer Frau besser kann, mache mir aber Sorgen, dass wenn ich mich in sie dann verliebe, dass ich dann versuchen werde sie "rumzubekommen" und das dann die Therapie zerstören könnte. Warum ich denken dass es schädlich sein könnte, ist das ich dann wohl versuchen würde Themen bei denen ich "nicht sympathisch rüberkomme" wie meinen manchmal starken Hassgefühle mit manchmal Gewaltphantasien, wegzulassen um ihr mehr zu gefallen...

Im Grunde habe ich jetzt viel von mir erzählt eigentlich will das fragen:
Hat sich jemand schon in seine Therapeuten verliebt und wie waren die Auswirkungen in einer längerfristigen eher in die Tiefe gehenden Therapie? Schlecht oder hat es sogar geholfen?

Bin gespannt ob hier jemand Erfahrungen damit hat und was teilen möchte..

Grüße

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Candykills
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Beitrag Di., 19.11.2019, 21:23

Reparentin KANN sinnvoll sein, ob es das bei dir ist, weiß ich nicht. Nur weil du es brauchst, heißt es nicht, dass es gleich sinnvoll ist und du es auch bekommst. Wünschen tun sich das viele Menschen, auch welche, die sonst vielleicht gesund sind.

Wenn du schon davon ausgehst, dass du dich eh verlieben wirst, dann würde ich es nicht darauf anlegen. Für uns war die Therapie lange Zeit eine Qual, obwohl Reparentin stattfand. Einfach, weil wir unlöschbar durstig waren.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Di., 19.11.2019, 21:42

Candykills hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 21:23
Wenn du schon davon ausgehst, dass du dich eh verlieben wirst, dann würde ich es nicht darauf anlegen. Für uns war die Therapie lange Zeit eine Qual, obwohl Reparentin stattfand. Einfach, weil wir unlöschbar durstig waren.
Hi Candykills schön von Dir zu hören!
Warst Du auch verliebt oder warum warst Du unlöschbar durstig? Und was ist mit "wir" Du und Dein Freund ihr wart gemeinsam in Therapie?

Viele Fragen :-P

Gruß

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Candykills
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Beitrag Di., 19.11.2019, 21:47

Ne, sorry, WIR (weil weil ich multipel bin), mir war gar nicht bewusst, dass ich WIR schrieb, das verwirrt gerne mal.

Ja, verliebt, also in einer Mutterübertragung, nicht in dem Sinne, dass ich mit ihr ins Bett gewollt hätte. Und auch diese Liebe war lange Zeit die reinste Qual. Am Ende ging es gut aus... aber selbst meine Thera dachte lange Zeit, dass wir nicht mehr die Kurve kriegen.
Deswegen würde ich grundsätzlich eigentlich davon abraten zu jemandem zu gehen, in den man sich allein schon vom Bild her verlieben könnte. Wobei...bei einer Übertragung letztendlich egal ist, wie der Thera aussieht und wie alt er/sie ist.

In der Analyse wird ja eine Übertragung forciert. Aber du liest dich "sehr bedürftig" (nicht negativ gemeint) und ich glaube, ich würde dir empfehlen das erstmal gegenüber deinem aktuellen Therapeut anzusprechen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Truemmerlotte
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Beitrag Di., 19.11.2019, 23:12

Hallo du...
Ich erzähle einfach kurz von mir und meinen Erfahrungen.
Ich (w) bin bei einem Mann in Therapie und ja...diese Verliebtheit ist da. Allerdings bin ich mir dessen bewusst,dass dieses Gefühl eher von dem kleinen Mädchen in mir ausgeht,als von der erwachsenen,verheirateten Frau und Mutter.

Allerdings gebe ich zu,dass mir mein Therapeut als Mann auch sehr gut gefällt und ich mir tatsächlich auch "andere" Dinge mit ihm vorstellen könnte (obwohl wie bereits erwähnt verheiratet,aber ein bisschen Fantasie haben darf man ja wohl ;-) ).
Für mich, anfangs,ein sehr quälender Gedanke hatte ich doch ein sehr schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber.
Ich sprach es an und sagte ihm ganz ehrlich,dass es neben dieser Sehnsucht nach Geborgenheit,väterlicher Fürsorge und leichtes Verliebtsein(diese Gefühle /Wünsche galten alle ihm) ich mir in anderen Momentan halt auch Sex mit ihm vorstellen könnte.

Seit dem bin ich nochmal wesentlich offener zu ihm als vorher, einfach weil es (für mich) fast nichts peinlicheres gibt was ich ihm erzählen könnte.
Lange Rede, kurzer Sinn....:
Mich bringen diese Gefühle schon weiter,auch wenn sie größtenteils sehr schmerzhaft sind. Allerdings glaube ich, dass es eher diese unerfüllte Sehnsucht welche nicht nachträglich gestillt werden kann meinerseits ist,als die Gefühle zu ihm. Vielleicht ein Kombi aus beidem...?
Och Gott,ich hoffe man versteht wie ich es meine? Sonst frag nochmal nach und ich versuche mich besser auszudrücken.

Was mir noch durch den Kopf schießt: du kannst die zwei Therapeutinnen vom Aussehen her ja ganz toll finden,vielleicht ändert sich das aber schon alleine durch irgendein Verhalten welches sie in der Therapie an den Tag legen. Will sagen,nur weil du sie jetzt rein äußerlich attraktiv findest heißt es ja nicht automatisch, dass du sie auf jeden Fall rumkriegen willst.
Und selbst wenn diese Gedanken kommen sollten,kannst du es ja ganz offen ansprechen oder schon von vornherein deine Angst dazu ansprechen.

Und wie schon gesagt wurde,das kann dir eigentlich bei jedem passieren,egal wie jemand aussieht oder welches Geschlecht er/sie hat.
In der Tagesklinik hatte ich eine Bezugstherapeutin (zugegeben eine sehr hübsche ;-)) und die Gefühle kamen nach der ersten Stunde bei ihr, obwohl ich mir seeeehr sicher bin eigentlich nicht auf Frauen zu stehen.
Tja,die Übertragung bekommt dich so oder so...

Keine Ahnung, ob meine Antworten hilfreich für dich ist. Ich habe gerade das Gefühl viel "geredet" aber nichts "gesagt" zu haben.
Aber vielleicht ist ja doch was dabei.
Hab' eine gute Nacht!
Lg Trümmerlotte

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nulla
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 09:43

Hallo,

mir geht es ähnlich wie Trümmerlotte, aber bei mir ist es noch "ganz frisch", dass ich mir diese Verliebtheit selbst eingestehen kann. Ich hab' es ihm GsD gleich gesagt, und - es ist wirklich erst ganz kurz her - ich merke seit diesem Moment, dass es mir leichter fällt, generell meine Gefühle vor ihm zu zeigen, was vorher eine große Schwierigkeit für mich war. Vermutlich liegt das daran, dass er auch bei dieser "großen Sache" (und das war es für mich schon) professionell, offen und mir zugewandt reagiert hat, das hat mein Vertrauen in ihn noch einmal gehörig bestärkt.
Truemmerlotte hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 23:12 Mich bringen diese Gefühle schon weiter,auch wenn sie größtenteils sehr schmerzhaft sind. Allerdings glaube ich, dass es eher diese unerfüllte Sehnsucht welche nicht nachträglich gestillt werden kann meinerseits ist,als die Gefühle zu ihm. Vielleicht ein Kombi aus beidem...?
Für mich als "Betroffene" ist das SEHR GUT nachvollziehbar. Wobei mir ganz klar ist, dass die Gefühle ausschließlich ihm als THERAPEUTEN gelten, und nicht als Privatmensch (den ich ja gar nicht kenne). Kein Mensch auf dieser Welt könnte mir all das geben, das er mir in seiner Funktion und Rolle als Therapeut gibt, und dafür bin ich so dankbar und kann gar nicht genug davon bekommen. Eben wegen dieser unstillbaren Sehnsucht.
Wobei es für mich derweil noch nicht so schmerzhaft ist, ich merke nur, dass es zur Zeit schwieriger für mich ist, die Zeit zwischen den Einheiten auszuhalten, und dass ich große Angst davor habe, dass die Therapie in absehbarer Zeit vorbei sein könnte (es ist noch eine weitere Verlängerung angedacht, wenn die Krankenkasse mitspielt).

Ich hatte übrigens auch von Anfang an Angst, dass mir das "passieren" könnte, obwohl er als Privatmensch vermutlich nicht mein Typ wäre. Ich hatte in Vergangenheit ein paar ähnliche Situationen mit Männern, aber bei ihm habe ich mir lange Zeit eingeredet, dass es nicht so läuft. Ist es dann doch wieder.
Optisch ist er für mich "normal", also weder besonders anziehend noch unattraktiv. Er ist 10 Jahre älter als ich, das geht auch gerade noch. Und ja, so wie Trümmerlotte findet er ab und zu auch seinen Weg in meine sexuellen Fantasien (DAS habe ich ihm aber noch nicht gesagt, und ich weiß auch nicht, ob das notwendig ist, weil ich es für naheliegend halte, dass es so ist), aber ich könnte mir das praktisch gar nicht vorstellen. Er steht für mich irgendwie auf einer Art Podest, wenn ich mir denke, mit ihm real etwas anzufangen, hätte ich nur das Gefühl, ihn gewissermaßen zu "beschmutzen". Letzteres ist jetzt aber vielleicht eher mein ganz persönliches Thema.

Was die kühle Art deines PT betrifft: Meiner ist sehr behutsam und teilweise auch sehr liebevoll, aber er kommt mir nicht immer da entgegen, wo ich es mir wünschen würde. Früher hatte ich öfter das Gefühl, er stehe nicht auf meiner Seite, weil er mir nicht in allem Recht gegeben hat und mich eher selten bedauert hat, was ich mir schon manchmal gewünscht hätte. Im Nachhinein habe ich verstanden, dass genau das seine Art war, WIRKLICH auf meiner Seite zu stehen, indem er nicht meine Muster bedient hat, die ich mich in all den Jahren genau nirgendwohin gebracht haben, außer Überleben halt.

Ich würde dir 2 Dinge empfehlen.
1. Such dir nicht jemanden, von dem du annimmst, dass er/sie deine momentanen Bedürfnisse befriedigen kann, weil darum geht es in der Therapie nicht (nur), wie Candy auch richtig sagt
Candykills hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 21:23 Nur weil du es brauchst, heißt es nicht, dass es gleich sinnvoll ist und du es auch bekommst.
2. Versuche von Anfang an so ehrlich wie möglich zu sein, sonst hast du auf lange Sicht nichts von der Therapie. All deine Zweifel und Befürchtungen solltest du von Anfang an erwähnen, wenn sie denn schon da sind.

LG
nulla
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(Kafka)

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Fairness
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 10:23

Liebe ist ein starker Motor für die Veränderungen, ich glaube, nichts motiviert einen Menschen so sehr zur Veränderung und spendet so viel Mut, wie Liebe, und es ist darauf zu achten, dass die Abstinenzregeln eingehalten werden. Ich finde es dann wichtig, dass wenn ein Patient erkennt, dass er dazugelernt hat, indem sich das in seinem Leben auch so wiederspiegelt, indem die alten Symptome verschwunden sind und an ihrer Stelle eine Verhaltensänderung eingetreten ist, und er mit sich im reinen ist... dass er dann konsequent bleibt, dass es dann die Zeit zu gehen ist, da sollte man sich selbst vertrauen und die Therapie beenden, auch einseitig wenn es sein muss. :neutral: Ich war auch verliebt in meinen Therapeuten, es gab eine Zeit, in welcher das sehr angenommen und bereichernd war, ich habe damals das, was dazugehört hat, in der Therapie offen erzählt, ähnlich wie Truemmerlotte, auch wenn es mir peinlich war, doch dann ist dieses Gefühl der Peinlichkeit verschwunden. Es war schön, weil daraus kein Anspruch abgeleitet wurde, es durfte einfach da sein.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 10:35

PST999 hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 20:56 da ich mich langsam damit anfreunde den Therapeuten zu wechseln, habe ich mich heute etwas im Internet auf die Suche gemacht. Dabei ist folgendes aufgefallen 2 Therapeutinnen auf die ich gestoßen bin haben mir auch als Frau gefallen.
Ich rate dir davon ab, dir eine Therapeutin nach ihrem Foto im Internet auszuwählen. Du solltest besser nach Dingen wie Öffnungszeiten, Anfahrtswegen und Therapieformen schauen, als zu gucken, welche dir "als Frau gefallen" würde. Das wäre wohl eher typisch für eine Partnerbörse.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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stern
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 11:14

PST999 hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 20:56
Nur ist mir mein jetziger Therapeut (TfP by the way) zu "kalt". Ich habe gerade das Buch von Alice Miller "Dein gerettetes Leben" gelesen, wo sie beschreibt, dass viele nicht einen rein neutralen Analytiker nach Freuds Grundsätzen brauchen, sondern jemand der auf "ihrer Seite" steht, sich auch über das Unrecht das dem Kind wiederfahren ist "empören" kann wenn es um traumatische Erlebnisse mit den eigenen Eltern geht. Mir fehlt genau das eine gefühlvolleren, "weicheren", zugewandteren Zugang zu meinem inneren Kind das früher sehr sehr einsam war.
Jemand der mir hilft an meine Emotionen dran zu kommen und auch Reparenting, ich spüre, dass ich das brauche.
Ziel ist schon eine Tfp/Analyse, also längerfristige Therapie jetzt ncith eine kurz angelegte VT, aber mit einer höheren emotionalen Qualität.
Und als emotionale Qualität für emotionale Zugewandheit kannst du dir nur Verliebtheit oder Reparanting vorstellen? Hmmm.
Grundsätzlich ist die Erfahrung in meinem Leben, dass ich das mit einer Frau besser kann, mache mir aber Sorgen, dass wenn ich mich in sie dann verliebe, dass ich dann versuchen werde sie "rumzubekommen" und das dann die Therapie zerstören könnte. Warum ich denken dass es schädlich sein könnte, ist das ich dann wohl versuchen würde Themen bei denen ich "nicht sympathisch rüberkomme" wie meinen manchmal starken Hassgefühle mit manchmal Gewaltphantasien, wegzulassen um ihr mehr zu gefallen...
Klar, das wäre Verliebtheit als Abwehr... und damit in der Tat nicht ein sinnvoll (abgesehen davon, dass eine Liebesbeziehung eh nicht lebbar wäre). Oder wünschst du dir eine Zugewandtheit, die dadurch zustande kommt, dass du versuchst möglichst gefällig zu sein? Deine Traumata (bzw. unangenehme Folgen derselben) also ausspart?

Jemanden als Frau attraktiv zu finden und evtl. rumkriegen zu wollen, würde ich noch nicht einmal unbedingt als Übertragung sehen, sondern eher als Tendenz zur Verliebtheit mit Nichtakzeptanz des Rahmens (wozu eben auch gehört, die Anerkennung der therapeutischen Rolle/Funktion gehört). Wenn man daran schon von Anfang zweifelt, würde ich mich anderweitig orientieren.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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PST999
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 14:51

Candykills hat geschrieben: Di., 19.11.2019, 21:47 Ne, sorry, WIR (weil weil ich multipel bin), mir war gar nicht bewusst, dass ich WIR schrieb, das verwirrt gerne mal.
Ja kein Problem...Alle willkommen :lol:
Ja, verliebt, also in einer Mutterübertragung, nicht in dem Sinne, dass ich mit ihr ins Bett gewollt hätte. Und auch diese Liebe war lange Zeit die reinste Qual. Am Ende ging es gut aus... aber selbst meine Thera dachte lange Zeit, dass wir nicht mehr die Kurve kriegen.
Deswegen würde ich grundsätzlich eigentlich davon abraten zu jemandem zu gehen, in den man sich allein schon vom Bild her verlieben könnte. Wobei...bei einer Übertragung letztendlich egal ist, wie der Thera aussieht und wie alt er/sie ist.
Also das war interessant zu lesen! Denke jetzt aber, dass ich nicht zu einer attraktiven Frau gehen sollte. Krass gesprochen wenn sie alt und hässlich ist, dann ist es halt eine Übertragungsliebe, die sich (viel besser) wieder auflöst als wenn Sie mir tatsächlich als Frau gefällt, das verkompliziert das ja nur weiter.
In der Analyse wird ja eine Übertragung forciert. Aber du liest dich "sehr bedürftig" (nicht negativ gemeint) und ich glaube, ich würde dir empfehlen das erstmal gegenüber deinem aktuellen Therapeut anzusprechen.
Das was Du da schreibst da ist vieles dran. Ich fühle mich auch ziemlich bedürftig nach "Liebe". DAs ist mir letztins (in einer Gruppe) wieder klargeworden. Eine Frau die mir nicht wirklich vom Aussehen gefällt hat etwas sehr "Liebes" anteilnehmendes in ihrem Blick. Ich hatte dann sofort so Vorstellungen bekommen, dass ich nicht mit ihr Sex haben wollte, sondern mit ihr auf einer Couch liegen bei ihr Zu Hause und wir umarmen uns, so wie nach dem Sex und da ist dann ganz viel Liebe.

Das Ganze ist für mich sehr verwirrend gerade auf vielen Ebenen. Einerseis heißt es immer die Übertragung soll in Gang kommen (was ja auch nach stärkeren Gefühlen kling) andererseits, klingt vieles über Verliebtheitsgefühle nach einer Qual also eher Hindernis für eine Therapie.

Zusätzlich merke ich dass meine "Romanzenfantasien" etwas damit zu tun haben, dass ich mich als Kind sehr einsam und verlassen gefühlt habe. Also wäre es therapeutisch und heilsam wenn ich mcih geliebt fühle, diese Sehnsucht gestillt bekomme, so nach dem Motto wenn es durchlebt ist kann man es ablegen. Andererseits geht es mit meiner Ex gerade, nachdem wir lange noch befreundet waren irgendwie auseinander, also habe ich auch guten Grund mich alleine zu fühlen.

Also mir schwirrt gerade der Kopf zwischen einerseits habe ich ein tiefes Gefühl von alleine-sein, das irgendwie heilen muss aber vielleicht sollte ich besser einfach mit einer Frau aus der Gruppe was anfangen oder mir eine Freundin suchen. Oder wäre es nicht gerade wichtig das in der Therapie zu bearbeiten???

Ich versuche das mal klarer zusammenzufassen. Mein Zwiespalt kommt daher, dass mir nicht klar ist ob ich einfach nur normal mich "einsam fühle" so wie alle die einfach eine Freundin haben sollten. Und ich mir einfach eine Freundin suchen sollte und nicht ein normales "Alltagsbedürnis" auf meine Therapeutin projizieren sollte, was einfach nur Quark wäre.

Oder es ist andersherum und meine tiefe innere Einsamkeit seit Kindheit ist eigentlich mein Problem und gehört komplett und total in eine Therapie. Weil es vielleicht die Ursache ist, dass ich so viele Romanzenfantasien habe. Ich habe manchmal auch die Fantasie wenn ich Abends alleine nach Hause komme, dass eine Frau mich in den Arm nimmt und mich total liebt und "mich damit heilt". Ja nicht nur Fantasien ich flirte auch viel mit Frauen, ja manchmal läuft auch was. Die Realität der Beziehungen ist dann aber eher auf sex aus. Liebe und Sex mischen sich bei mir nicht so zwangsläufig.

Sry wenn das jetzt sehr verwirrend zu lesen war/ist für Euch. Eure Beiträge haben mir alle viele verschiedenen Gedanken in mir angeregt. Vielleicht leichter zu beantworten 2 Fragen dazu:

Wenn Ihr denkt das Verliebtheit gut war für Eure Therapie, warum war es gut? Umgekehrt genauso, also falls ihr es insgesamt schlecht fandet warum war es schlecht Ich glaube das "warum" ist gerade der Dreh- und Angelpunkt für mich

Das 2. große Thema für mich ist grade glaube ich schon mein tiefes Gefühl von einer Sehnsucht nach Liebe so eine "heilsame Liebe" für alte Wunden von alleine sein etc. Das Wort durstig passt auch sehr gut auf mich. So fühlt es sich gerade an. Falls das jemand durch Therapie weg bekommen hat, würde mich das interessieren Wie dieser "Durst" nach der heilsamen Liebe gestillt wurde oder die Wunde geheilt ist.

PS ich fand alle Beiträge gut und hätte gerne zu jedem noch was gesagt! Ist aber so schon lang genug geworden...

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Candykills
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 19:40

Was du mir nicht beantwortet hast, ob du es schon mal alles bei deinem aktuellen Therapeuten angesprochen hast. Bzw. vor hast anzusprechen. Weil es wäre schon wichtig, wenn er wüsste, was in dir vorgeht und was für Sehnsüchte er hat und ihr könnt schauen, was er dir anbieten kann.

Für mich war die Nachbeelterung gut. Aber ich bin da nicht wie du dran gegangen und habe erwartet, dass ich in der Therapie nachbeeltert werde. Das hat sich einfach automatisch so ergeben, ohne dass ich das bewusst gewollt hätte. Heute habe ich zu der Therapeutin eine ganz normale Thera/Klient Beziehung. Aber ich habe schon viele hier gelesen, bei denen sich die Übertragung nicht mehr auflösen ließ. Meine hat das zum Glück hinbekommen.
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 23:19

Hallo Pst999,

ich finde, Du reflektierst das ganz toll für Dich.
Aus eigener Erfahrung ( stecke mittendrin ) : Die gleichen Fragen - normal einsam oder was? Sehnsucht von früher?
Wer, wo, wie kann das stillen? Wer sagt mir, was ich jetzt tun soll?
Die Sehnsucht zerfetzt mich bisweilen. Es ist das Loch, das Alleine sein von ganz, ganz früher bei mir. Meiner Meinung nach gehört das in die Therapie. Das IST Therapie.
Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft, das dort auszusprechen. Dann wird vielleicht auch DEIN weiterer Weg klarer für Dich, z.B.
Therapeut wechseln oder nicht usw

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Kreativus50
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Beitrag Mi., 20.11.2019, 23:21

Und dickes Danke an alle Beiträge hier, besonders an nulla und Truemmerlotte. Das hilft mir so sehr gerade bei meiner eigenen Geschichte.


Truemmerlotte
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Beitrag Do., 21.11.2019, 00:26

Das Ganze ist für mich sehr verwirrend gerade auf vielen Ebenen. Einerseis heißt es immer die Übertragung soll in Gang kommen (was ja auch nach stärkeren Gefühlen kling) andererseits, klingt vieles über Verliebtheitsgefühle nach einer Qual also eher Hindernis für eine Therapie.
Naja,verwirrend finde ich es auch sehr obwohl ich über das "Phänomen" Übertragung weiß und mir sehr sicher bin, dass meine Gefühle für meinen Therapeuten daher kommen.
In meiner ersten Therapie bei ihm steckte ich auch tief drin in der Übertragung. Zum Ende hin,gingen die Gefühle fast von ganz alleine auf ein Minimum zurück und es war lebbar. Kein "Oh Gott, jetzt dauert es wieder eine ganze Woche bis ich ihn wieder sehe!" oder gar "Ich werde ohne ihn einfach nicht klar kommen!"
Du solltest die Chance nicht verstreichen lassen, nur weil du Angst vor einer möglichen Übertragung hast.
Ja,sie kann sehr schmerzhaft sein, muss aber auch nicht ;-)
Andererseits geht es mit meiner Ex gerade, nachdem wir lange noch befreundet waren irgendwie auseinander, also habe ich auch guten Grund mich alleine zu fühlen.
Ich glaube, dass sich dieses alleine fühlen aber von dem unterscheidet was du die ganze Zeit beschreibst. Du sagst dieses Gefühl alleine zu sein kommt aus deiner Kindheit,da diese sehr einsam war.
Ich denke,das ist nur meine Meinung und bisher auch Erfahrung, diese Loch wird dir keine Partnerin der Welt füllen können. Nicht wenn sie in deinem Alter ist und ihr auf einer Wellenlänge schwimmt,eine Beziehung auf gleicher Augenhöhe führt.
Wie gesagt,das ist meine Erfahrung.
Ich bin mit meinem Mann seit 2006 zusammen und ich fühle mich,ohne Zweifel,sicher und geborgen bei ihm. Dennoch wird er mir diese väterliche Geborgenheit nie geben können, wird meine Sehnsucht nach einer schönen Kindheit und den Wunsch nach diesen unstillbaren Gefühlen nicht erfüllen können. Einfach weil er mein Partner ist und nicht mein Vater.
Daher denke ich,dass die Trennung von deiner Ex ein anderes "Allein-sein-Gefühl" ist als das aus deiner Kindheit und es somit für dich sicher wichtig wäre dieses Thema in der Therapie aufzuarbeiten. Sei es mit deinem jetzigen Thera oder mit jemanden neues.
Ich versuche das mal klarer zusammenzufassen. Mein Zwiespalt kommt daher, dass mir nicht klar ist ob ich einfach nur normal mich "einsam fühle" so wie alle die einfach eine Freundin haben sollten. Und ich mir einfach eine Freundin suchen sollte und nicht ein normales "Alltagsbedürnis" auf meine Therapeutin projizieren sollte, was einfach nur Quark wäre.
Oder es ist andersherum und meine tiefe innere Einsamkeit seit Kindheit ist eigentlich mein Problem und gehört komplett und total in eine Therapie. Weil es vielleicht die Ursache ist, dass ich so viele Romanzenfantasien habe. Ich habe manchmal auch die Fantasie wenn ich Abends alleine nach Hause komme, dass eine Frau mich in den Arm nimmt und mich total liebt und "mich damit heilt". Ja nicht nur Fantasien ich flirte auch viel mit Frauen, ja manchmal läuft auch was. Die Realität der Beziehungen ist dann aber eher auf sex aus. Liebe und Sex mischen sich bei mir nicht so zwangsläufig.
Wie schon zuvor erwähnt,glaube ich kaum das du deine Sehnsucht mit einer Frau/Freundin stillen kannst. Ob es jetzt unbedingt das reparenting braucht oder "nur" eine sehr liebevolle,therapeutische Beziehung kannst nur du dir beantworten.
Da reparenting,glaube ich,sehr schwierig ist umzusetzen (wahren der Grenzen,ein Maß finden für nicht zu viel und nicht zu wenig, etc.) kann ich mir irgendwie nicht vorstellen,dass das konkret von jemanden angeboten wird? Korrigiert mich gerne wenn es doch so ist. So tief in der Marterie bin ich dann doch nicht. :dunno:
Jedenfalls stelle ich es mir schwierig vor,jemanden zu finden der dies überhaupt peaktiziert.
Aber für mich hört es sich sehr danach an,dass du da mal genauer hinschauen solltest!
Das 2. große Thema für mich ist grade glaube ich schon mein tiefes Gefühl von einer Sehnsucht nach Liebe so eine "heilsame Liebe" für alte Wunden von alleine sein etc. Das Wort durstig passt auch sehr gut auf mich. So fühlt es sich gerade an. Falls das jemand durch Therapie weg bekommen hat, würde mich das interessieren Wie dieser "Durst" nach der heilsamen Liebe gestillt wurde oder die Wunde geheilt ist.
Da hänge ich mich mal hinter,denn aktuell weiß ich auch nicht wie ich jemals dieses Loch gefüllt bekommen soll :kopfschuettel:

Liebe Grüße

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Kreativus50
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Beitrag Do., 21.11.2019, 07:50

Zum letzten Beitrag meine Gedanken, insb. zu Reparenting/ Nachbeelterung:

Eine stabile, wertschätzende therapeutische Beziehung in der der Thera sich dem Klienten zugewandt und klar und transparent verhält IST bereits ein Element der Nachbeelterung. In Wikipedia unter " Reparenting" ist eine interessante
Tabelle, was damit überhaupt gemeint ist.
Meines Erachtens wird Nachbeelterung oft gleichgesetzt mit : Ich werde bei meinem Thera wieder zum Baby, dass sich in seinen Schoß kuschelt und auch wie ein Baby nur bekommt und von dem nichts gefordert wird. Das würde die Tatsache, dass der Klient heute kein Baby mehr ist, ignorieren. Das würde den Klienten klein bleiben lassen. Das was früher fehlte, ist nicht stillbar ( das tut so sauweh ) aber heute kann man auf Erwachsenenniveau! ganz viel bekommen.
Vielleicht eine Idee, sich mit dem Konzept Reparenting näher auseinanderzusetzen.

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