Schaden durch Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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tallulah
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Schaden durch Therapie

Beitrag So., 01.03.2020, 10:00

Hallo ihr,

ich war nach einem Klinikaufenthalt wegen Depressionen, welcher wirklich gut verlief, als Nachsorge in ambulanter Behandlung. Der Ausgang dieser Behandlung war eine schwere Depression, eine dumpfe Wahrnehmung meiner Umwelt und eine Essstörung. Bzw. fing es schon an, als ich zu Beginn zum ersten Mal in meinem Leben dissoziativ wurde und der Therapeut meinte ich müsste mich da jetzt herausreflektieren. Ich frage mich selbst warum ich diese Therapie nicht abgebrochen habe. Der Therapeut war einfach gut darin alles so hinzuschieben als wäre es wichtig, dass man sich immer schlechter fühlt...aber das müsste ich genauer ausführen..Ich schaffte es erst nach 2 Jahren die Therapie zu beenden weil ich am Ende war, nachdem er mir immernoch anbot mich Privat zu behandeln. ...

Ich habe alleine schon lange gebraucht um überhaupt zu verstehen was da passiert ist. Irgendwann landete ich in der Psychiatrie weil ich das alles nicht verkraftet hatte. Ich hatte irgendwann versucht mich zu wehren und ihn zur Rede zu stellen, allerdings war ich nicht in der Lage nochmal an diesen Ort zu fahren und mich vor ihn zu stellen..........das alles hat mich in die Suizidalität getrieben......Ich existiere nur noch und fühle mich von diesem Mann seelisch missbraucht......Ich überlege schon sehr lange ob ich mich an die Therapeutenkammer wenden soll, weil ich so einfach nicht mehr leben kann...........................Ich weiß nicht ob man das jetzt alles so nachvollziehen kann aber ich würde mich freuen wenn ihr mir eure Gedanken mitteilen würdet....

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Candykills
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Beitrag So., 01.03.2020, 10:17

Ich blicke nicht wirklich, was er dir getan hat und kann somit überhaupt nicht beurteilen, ob das Sinn macht ihn zu melden.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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tallulah
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Beitrag So., 01.03.2020, 13:54

...es war allgemein ein undurchsichtig von oben herabschauendes verhalten...zum einen hat er mich behandelt wie ein psychisch interessantes Objekt...sagte mir immer wieder wie spannend er das alles finde während ich vor ihm saß und dissoziierte...zum anderen erklärte er mir nie wie damit am besten umgeht...er stellte alles immer so hin als sollte ich das selbst herausfinden...dann erklärte er mir immer wieder auf philosophische weise wie wir menschen sind...als ich ihm sagt dass es mir immer schlechter geht ..meinte er zu mir ...jetzt würde alles herauskommen...er wirkte völlig außerhalb der Situation...warf aber permanent mit intelligenten Sätzen um sich sodass es mich sehr eingeschüchtert hat...dazu kam dass ich angst davor hatte zu sterben...daraufhin sollte ich mich mit dem Tod intensiver beschäftigen, was ich auch tat und was mich auch immer weiter in ein loch trieb....während er mich auf der einen Seite immer tiefer in die Hilflosigkeit trieb drückte er mir auf der anderen Seite immer wieder sein verstândnis und sein mitgefühl aus...so in dieser art lief das eben ewig.....immer wenn ich darauf hinwies dass ich der Meinung war, dass ich mich komisch fühle, stellte er es so hin als würde ich das alles nur interpretierten, während er dann wieder mit seinen Interpretationen versuchte mir Sachen einzureden die mit meiner Situation Überhaut nicht so übereinstimmte....z.b. sagte er auch auf meine bulimie bezogen dass das bedeuten würde, dass jetzt etwas herauskommen wird.....er drückte sich die meiste zeit aus wie ein Philosoph...und es ging mehr darum dass ich seine Erfahrungen nachahmen sollte weil er ja so viel erfahrung hatte......zum einen sagte er mir ich soll im hier und jetzt sein zum anderen schob er alles immer auf meine vergangenheit..........es war ein hin und her ...es gab nie ein ziel oder eine richtung..........eigentlich ist für mich aber der Hauptpunkt dass es mir sichtlich immer schlechter ging und es sollte doch auch die aufgabe des Therapeuten sein da einzugreifen? und an einen anderen Therapeuten zu vermitteln wenn alles außer kontrolle gerät? ich konnte mich aus dieser falschen Patienten/therapeuten-konstellation selbst nicht mehr lösen :kopfschuettel: ...und auch dass ich immer abhängiger werde, teilte ich ihm mit..........aber stattdessen war er so von seiner Methodik überzeugt dass er mir immer wieder glauben machte dass das alles richtig ist und ich das schaffen würde....ich verstand die Welt nicht mehr :kopfschuettel: ...................kannst du das nachvollziehen? :cry:

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Fairness
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Beitrag So., 01.03.2020, 14:10

Liebe tallulah :trost: es tut mir leid, zu lesen, wie traurig und fertig du dich zur Zeit fühlst.. welche Therapiemethode war das, die dein ehemaliger Therapeut anbietet?
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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chrysokoll
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Beitrag So., 01.03.2020, 14:34

es tut mir sehr leid dass es dir so schlecht geht!
Ich kann aber aus dem von dir Geschilderten nicht genauer herauslesen ob der Therapeut dir da schaden wollte und geschadet hat oder ob es einfach nur eine Reihe von Missverständnissen war und die Therapieform und der Therapeut nur einfach nicht gepasst haben

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Montana
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Beitrag So., 01.03.2020, 14:50

tallulah hat geschrieben: So., 01.03.2020, 13:54 und an einen anderen Therapeuten zu vermitteln wenn alles außer kontrolle gerät?
Ganz sicher nicht. Aus mehreren Gründen.
1) Sie dürfen keine "Werbung" untereinander machen. Genauso, wie dir ein Allgemeinarzt zwar sagen darf, mit deinem Problem solltest du zu einem Orthopäden gehen, aber er hat nicht zu entscheiden zu welchem. Ja, ich weiß dass Ärzte dich daran nicht immer halten. Aber ein kleiner Tipp nebenbei ist noch was anderes als ein "vermitteln".
2) Welcher Therapeut sollte denn bereit sein, regelmäßig zu "reparieren", was ein anderer kaputt gemacht hat? Es gibt keinen Mangel an Patienten. Therapeuten haben keinen Bedarf dafür, jemanden "vermittelt" zu bekommen.

Dass dein Therapeut mit Dissoziation offenbar überhaupt nicht umgehen konnte und dir damit nicht helfen konnte, hätte ihn in der Tat veranlassen sollen, dir zu einem Wechsel zu raten. Dann hättest du selbst jemanden gesucht, der damit arbeiten kann. Und das wäre wahrscheinlich auch völlig ok gewesen und du hättest passende Hilfe gefunden.

Hier sind so viele Dinge ungünstig gelaufen. Ich bin schon über den Begriff "Nachsorge" gestolpert. Nachsorge bedeutet, die eigentliche Behandlung der Erkrankung ist abgeschlossen. Aber du warst wegen einer Depression in einer Klinik und Depressionen haben meist einen phasenweisen Verlauf. Du hattest eine offenbar ziemlich schwere depressive Episode überstanden (sonst wärst du kaum in der Klinik gewesen). Da ist es einfach ziemlich wahrscheinlich, dass weitere Episoden auftreten. So wie du schreibst, hast du das aber nicht gewusst? Die Therapie muss dafür nicht die Ursache gewesen sein. Einen konkreten Auslöser kann sie aber durchaus gesetzt haben und danach war sie definitiv auch nicht die Hilfe, die sie in der Situation hätte sein sollen.

War das eine analytische Therapie?

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tallulah
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Beitrag So., 01.03.2020, 22:25

Fairness hat geschrieben: So., 01.03.2020, 14:10 Liebe tallulah :trost: es tut mir leid, zu lesen, wie traurig und fertig du dich zur Zeit fühlst.. welche Therapiemethode war das, die dein ehemaliger Therapeut anbietet?
Danke! Das war allerdings auch etwas das mich im Nachhinein erst verwirrt hat. Es war ein Verhaltenstherapeut. Zwar sagte er auch Dinge wie ich soll versuchen meine Beine zu spüren oder mir auf einer Decke einen Bereich legen, aber das war neben seiner philosophischen Hauptarbeit eigentlich völlig umsonst. Eigentlich hatte er nie wirklich nachgefragt ob sich etwas verbessert hat. Irgendwie saß er immer nur vor mir auf seine Stuhl wie ein Professor der seine Erfahrungen mitteilt und Fragen beantwortet.
chrysokoll hat geschrieben: So., 01.03.2020, 14:34 es tut mir sehr leid dass es dir so schlecht geht!
Ich kann aber aus dem von dir Geschilderten nicht genauer herauslesen ob der Therapeut dir da schaden wollte und geschadet hat oder ob es einfach nur eine Reihe von Missverständnissen war und die Therapieform und der Therapeut nur einfach nicht gepasst haben
Danke!....Ehrlich gesagt habe ich mir das irgendwann auch gedacht, dass das garnicht gepasst hat. Ehrlich gesagt war ich auch zu Beginn skeptisch...ließ mich dann aber von ihm überzeugen. Andererseits fand ich schon auch einiges unangemessen. Seine Haltung und dass er gewisse Dinge scheinbar nicht ernst nahm. ....Schon alleine dass ich durch diese Therapie eine Essstörung entwickelt hatte, die irgendwann so schlimm wurde, dass ich meinem Studium nicht mehr nachgehen konnte. Es wurde einfach immer schlimmer...und ich habe nur noch ihm geglaubt....dass das alles eine Entwicklung ist...
Montana hat geschrieben: So., 01.03.2020, 14:50
tallulah hat geschrieben: So., 01.03.2020, 13:54 und an einen anderen Therapeuten zu vermitteln wenn alles außer kontrolle gerät?

Dass dein Therapeut mit Dissoziation offenbar überhaupt nicht umgehen konnte und dir damit nicht helfen konnte, hätte ihn in der Tat veranlassen sollen, dir zu einem Wechsel zu raten. Dann hättest du selbst jemanden gesucht, der damit arbeiten kann. Und das wäre wahrscheinlich auch völlig ok gewesen und du hättest passende Hilfe gefunden.

Hier sind so viele Dinge ungünstig gelaufen. Ich bin schon über den Begriff "Nachsorge" gestolpert. Nachsorge bedeutet, die eigentliche Behandlung der Erkrankung ist abgeschlossen. Aber du warst wegen einer Depression in einer Klinik und Depressionen haben meist einen phasenweisen Verlauf. Du hattest eine offenbar ziemlich schwere depressive Episode überstanden (sonst wärst du kaum in der Klinik gewesen). Da ist es einfach ziemlich wahrscheinlich, dass weitere Episoden auftreten. So wie du schreibst, hast du das aber nicht gewusst? Die Therapie muss dafür nicht die Ursache gewesen sein. Einen konkreten Auslöser kann sie aber durchaus gesetzt haben und danach war sie definitiv auch nicht die Hilfe, die sie in der Situation hätte sein sollen.

War das eine analytische Therapie?
Danke!.....Ja also zu einem anderen Therapeuten ist vielleicht zu viel...also ich meine..ja einfach mitteilen was das ist und dass das bei einem anderen Therapeuten vielleicht besser passt........Das hat bei mir ehrlich gesagt das schlimmste Gefühl hinterlassen....diese Hilflosigkeit und dann ein Mann der die Macht hat und viel zu überzeugt von sich ist.

Ehrlich gesagt hatte ich so viel Mut dass ich wahrscheinlich zu naiv war davon auszugehen dass das bald wiederkommen kann?....aber als ich bei diesem Therapeuten war wurde es schlimmer als je zuvor....ich glaube ich habe mich einfach nur noch festgehalten..........Dieser Mann wirkte irgendwo so intelligent dass ich lieber mich selbst in Frage gestellt habe :kopfschuettel:

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DieBeste
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Beitrag Mo., 02.03.2020, 06:16

Ich komme gerade ebenfalls aus einer Therapie wo ist mir wöchentlich schlechter ging als besser und ich habe es ihr gesagt und sie hat auch nichts gemacht. Kann also in etwa nachvollziehen was dir passiert ist. Habe es vor drei Wochen geschafft die Therapie zu beenden, gut dass du das ebenfalls geschafft hast. Vielleicht kannst du es schaffen dich davon zu erholen und bald wieder nach vorne blicken. Mit einer Beschwerde wirst du sicherlich nicht weit kommen, was ich getan habe war meine Akte abzufordern und mal durchzulesen was da drin stand.

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tallulah
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Beitrag Mo., 02.03.2020, 17:58

@DieBeste

Okay, naja immerhin hast du es frühzeitig geschafft...das ist schonmal gut :->

Hm ich habe auch mal überlegt das anzufordern, weiß nur nicht ob ich mich dann erst recht in diesem machtlosen Gefühl bestätige.

Und wie war das, zu lesen was er über dich schreibt?

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DieBeste
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Beitrag Mo., 02.03.2020, 21:40

Also ich habe nach gut einem Jahr geschafft die Therapie zu beenden obwohl meine Therapeutin mir immer noch versichert hat sie könne mir helfen aber sie wissen noch nicht genau wie. Zu der Zeit hatte ich noch elf Sitzungen übrig.Die Akte zu lesen war gar nicht schlimm sie hat nicht viel aufgeschrieben nur das was ich ihr erzählt habe und das wusste ich ja eigentlich selber. Sie hat die Akte eher spärlich geführt was mich noch mal darin bestätigt hat dass sie nicht die richtige für mich ich war, Da sie überhaupt keine Peilung hatte wie es weitergehen sollte. Es ist mir zwar sehr schwer gefallen weil ich sie menschlich sehr mochte und weil ich dachte danach bin ich wieder ganz alleine aber im Endeeffekt bisher war es eine gute Entscheidung denn ich fühle mich um einiges besser.

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tallulah
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Beitrag Mo., 02.03.2020, 22:15

ah habe mich verlesen.....also doch ein ganzes Jahr....das ist auch ziemlich lange

ja genau das ist wohl immer das Problem....man ist danach erstmal alleine

ich wünschte mein Therapeut hätte zumindest mal sowas in der art gesagt als die ganze zeit nur mich in frage zu stellen

okay ich überlege jetzt ob ich das machen soll....

DANKE DIR:)

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