Therapeuten dürfen Dinge auch vergessen?

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Sonnenblumenkern
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Therapeuten dürfen Dinge auch vergessen?

Beitrag Sa., 21.03.2020, 12:18

Hallo ihr lieben

Ich habe mal eine frage...
vergessen eure TherapeutIn auch manchmal dinge?

ich bin seid fast 1.5 jahren bei ihm und fühle mich sehr wohl er ist sehr einfühlsam und aufmerksam und ich habe das gefühl, dass er immer gute antworten hat.

manchmal jedoch fällt mir auf, dass er sätze wiederholt oder dinge nachfragt die wir schon besprochen haben. es ist eigentlich sehr selten aber in letzter zeit 2 oder 3 mal passiert. zb meine fehlgeburten: habe ihm anfangs mal davon erzählt und im november haben wir ausführlich darüber geredet. er wusste es aber vor kurzem nicht mehr. das ist schon ein sensibles thema und hat mich etwas gekränkt.

auch im november habe ich ihm von meiner bulimie erzählt und ich rede nur sehr selten darüber weil andere themen wichtiger waren bzw ich mich noch sehr schäme. wir haben in den letzten 5 monaten zwar mal genauer geredet aber das kann man an einer hand abzählen.

gestern haben wir wieder genauer über das erbrechen und die gefühle geredet und er hat mich gefragt bzw gesagt dass wir darüber ja noch nie wirkich intensiv geredet haben.... anderes merkt er sich wieder sehr gut.

ich merke das mich das manchmal stutzig macht. er arbeitet wirklich sehr viel und manchmal habe ich das gefühl er ist mir sehr nahe und es läuft voll gut und dann frage ich mich wieder was er überhaupt über mich weiß. bin ja doch nicht erst seid gestern da. aber vl kann er sich genau deshlab nicht alles merken.

wie seht ihr das und wie ist das bei euch so? fragen eure theras manchmal auch dinge doppelt und gibt euch das ein komisches gefühl?

glg


Anm.Mod.: Bitte die Gross-und Kleinschreibung berücksichtigen- siehe Netiquette! Pauline

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 12:57

Wie alt ist er denn?
Macht er sich gute Notizen?
Klingt für mich eher nach einem Problem mti dem Gedächtnis...
..:..

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 13:03

Ich glaube er ist so 53/54?

Ja er macht sich jede Stunde Notizen!

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 13:06

Ich finde oder zumindest glaube ich dass sich ein therapeut nicht immer alles merken kann.
Aber deshalb kab ja meine Frage. Wie gesagt ist es eher selten der Fall :)

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GuterGeist2019
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 13:46

Für mich käme es darauf an, wie oft es vorkommt und ob es um Bereiche geht, die für mich sehr bedeutsam sind. Da würde ich schon erwarten, dass sich der Therapeut das merkt.

Insgesamt halte ich es aber für normal, dass sich Therapeuten nicht von jedem Patienten ALLES merken können. Bei meinem wundert es mich sowieso, dass er sehr viel, worüber wir sprechen, auch nach langer Zeit noch weiß.

Wenn es häufiger passiert, dann würde ich ihn ansprechen. Ebenso, wenn mich bei einem Thema seine Vergesslichkeit kränkt.

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 14:01

Also mich hat es in den 1.5 Jahren 2x richtig gekränkt und das war in letzter Zeit. Aber ich habe auch 2 Freundinnen zu ihm geschickt. Bei der 2ten dachte ich mir dann, "oh gott ich glaub ich will das doch nicht" und sagte es ihm dann, aber sie hat trotzdem eine Therapie dort begonnen und ich hoffe er lehnt sie ab. Wie habe aber drüber geredet und er meinte es ist gut dass ich das anspreche. Er fragte mich auch nach dem Namen und meinte er könne sie sonst auch weiter schicken, oder wir dürfen einfach gar nicht drüber reden (meine beste Freundin)
Jetzt passt es eh wie es ist Aber das waren so dinge die mich irgendwie verletzt haben, aber ich glaube die Übertragung ist seid einem Halben jahr so heftig dass da ganz andere dinge hochkommen!
Er merkt sich anders wieder extrem gut und verbindet dinge wo ich mich frage "hmmm woher weiß er das denn?"


Fighter1993
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 14:50

Also zum Thema Vergessen kann ich bloß sagen: meine hat ein Gedächtnis, das ist der Wahnsinn. Die packt aus dem Nichts Namen und Situationen im richtigen Zusammenhang aus, worüber ich vor nem Jahr oder so das letzte Mal gesprochen habe. Das ist richtig krass, weils mich zum Teil zum Nachdenken bringt, weil ich selbst manches nicht mehr aufm Schirm habe, was ich ihr erzählt habe. Mir würde jetzt keine Sache einfallen, die sie aus Vergesslichkeit nochmal nachgefragt hätte. Klar kamen auch mal Nachfragen zu Dingen, die sie schon weiß. Aber das benennt sie auch mit "können Sie mir xy nochmal erklären, ich habe es so und so in Erinnerung, stimmt das?"

Aber ganz allgemein denke ich, ist es durchaus normal, dass einige Dinge eben nicht immer präsent sind. Ich hatte das mal mit meinem Hausarzt, da wollte er mir was veranschaulichen an seinem Schrank und ich grinste und guckte den Schrank an. Er dann nur "Kann es sein dass ich das mit Ihnen schon getan hab?". Da ging es drum, Dinge in Schubladen zu packen und dort zu lassen - sein Schrank hat ein ziemlich großflächiges Lochmuster und er demonstrierte mir anhand dieses Musters, ich solle gewisse Dinge da rein packen und verschließen. Hat er mir allerdings tatsächlich ein gutes halbes/dreiviertel Jahr vorher schon aufgezeigt. Find ich menschlich, da hocken so viele Menschen - eben auch beim Therapeuten - da kann schon mal was ins Hinterstübchen geraten.

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 15:06

danke für eure antworten :)

also so kleinigkeiten wie zb wie alt ist ihr jüngstes kind? (habe 3) das finde ich völlig egal....

aber dass er 2x vergessen hat dass ich fehlgeburten hatte und wir eigentlich schonmal mehr über meine kotzerei geredet haben, das kränkt mich.
ich glaube ich spreche es kommende woche an....

ich habe sowieso zur zeit das gefühl dass etwas nicht zwischen uns passt. das problem ist, je mehr vertrauen ich zu ihm habe und je näher er mir ist, desto mehr versuche ich ihn wegzuschieben und bekomme immer mehr aggression und wut und suche richtig nach etwas um mich von ihm distanzieren zu können, weil ich mich so abhängig fühle...wie ein kleines kind
und wenn er dann manches nicht mehr weiß (aber wie gesagt gibt auch solche WOW momente wo er so viel raushaut) dann fühle ich mich unwichtig... so als wäre ich ihm egal.

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 19:26

Ich habe es auch schon erlebt, dass ein Therapeut was vergessen hatte. Es war aber nichts, was mich gekränkt hätte. Meistens bin ich vielmehr beeindruckt davon, wie viel sich Therapeuten oder auch meine Psychiaterin merken können. Ich habe selbst ein sehr schlechtes Gedächtnis für Dinge, die andere Leute mir erzählen. Oft kann ich mir nicht einmal merken, wo jemand wohnt oder wie viele Kinder er hat. Deshalb darf ich wohl schon rein aus moralischen Gründen nicht so streng sein, wenn jemand anders auch mal was vergisst.

Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es auch verletzend sein kann, wenn es eine wichtige Information war.

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Candykills
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 19:31

Auf jeden Fall ansprechen.
Natürlich vergessen auch Therapeuten Dinge. Da kommt es halt auf das Maß an. Mein ADHS Therapeut hat zum Beispiel ständig vergessen, was ich ihm erzählt hatte eine Woche zuvor. Aber irgendwie war mir das egal. Aber so sollte es natürlich nicht sein.

Meine jetzige Therapeutin vergisst gar nix. Aber....die arbeitet nur Teilzeit. Ich glaube, dass es schon einen Unterschied macht, ob man 20 oder 40 Patienten die Woche betreut. Naja und dann ist es menschlich Dinge auch mal zu vergessen. Vielleicht hatte er es ja auch nur in dem Moment vergessen und irgendein Schlagwort hätte ihm das sofort wieder ins Gedächtnis gerufen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Hamna
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 20:01

Von meinem Suizidversuch war er sehr sehr bestürzt, aber in der nächsten Woche z. B. fragte er sinngemäß "Hä, welcher Suizidversuch?" Er ist immer sehr DA, aber in der nächsten Stunde ist es, als wäre das nie gewesen und wir würden von vorn anfangen.

Es hat sich in den letzten Stunden etwas geändert. Ich habe den Eindruck, es liegt daran, dass er sich jetzt durch den Antrag etwas intensiver mit mir beschäftigen musste, aber vorher hatte ich praktisch den Eindruck, er schleust mich einfach so mit durch und weiß eigentlich gar nichts von mir. Vielleicht habe ich im Laufe der Zeit auch einfach ein bisschen aufgegeben, denn was soll ich erzählen, wenn er es sich sowieso nicht merken kann.

Gestern habe ich ihm zum gefühlten hundertsten Mal erzählt, dass ich keinerlei Tabletten mehr nehme, und er nahm es auf, als würde er das zum ersten mal hören. Und seit wann ich denn keine mehr nehme? Na, seit der krassen Überdosierung, seit dem Suizidversuch! Ich finde, er könnte sich das mal merken.

Vielleicht mag ich über manche Dinge nicht sprechen, weil ich es sehr verletzend fände, wenn er die dann auch einfach vergessen würde?
Liebe Sonnenblumenkern, das obere ist ein Auszug aus einem meiner alten Threads von 2012. Die Therapie endete, weil er dachte, wir hätten die 30 Stunden (die er nie beantragt hat) schon aufgebraucht. Das war der Tag, an dem ich aufgegeben habe. Später habe ich erfahren, dass er an Demenz erkrankt war. Auch er war knapp Mitte 50 damals. :-(

Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Beobachte das und nimm es ernst. Klar kann jeder mal was vergessen, aber was du schilderst, finde ich auffällig.

Alles Liebe

Hamna

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 20:25

Danke für eure Antworten!

Puuuuh hamna das klingt anstrengend!
Nein so ist es auf keinen Fall.

So Kleinigkeiten ob ich jetzt Medikamente nehme aktuell oder nicht würde er wahrscheinlich auch nicht wissen. Jz war die Frage ob ich sertralin nehme und er hat mich gefragt ob ich was nehme aber das ist klar.
Am Montag habe ich zb angerufen und ihm ins Telefon geheult er hat mich beruhigt und verlässlich angerufen ma abend. Am nächsten Tag wieder angerufen weil er mit der Psychiaterin gesprochen hat was ich nehmen kann und was nicht. Dann wieder angerufen und mir eine Zusätzliche 2te Stunde gegeben in der Woche! Also wenn er zb sagt er ruf an dann tut er das und ich kann ihn immer anrufen das sagt er auch immer wieder und wenn ich ihm ins Telefon heule weils wiedermal schlimm ist dann gibt er mir immer eine Stunde.

Er weiß sonst schon was wir in der letzten Stunde geredet haben es ist einfach wenn ein paar Wochen vergehen oder zb Monate dass er es dann nicht mehr weiß. Die übergriffe die ich erlebt habe weiß er immer und auch merkt er sich sonst viel.
Ich glaub die Fehlgeburten sind mein Wunder Punkt und in Wahrheit bin ich sauer weil meine Freundin jz auch noch hingeht und mir das anfangs zuviel war weil sie wie eine Schwester für mich ist.
Ich bin was das Thema Bulimie angeht ziemlich verklemmt. Ich denke dass die Übertragung eine große Rolle spielt und ich mich eben dadurch unwichtig und wertlos fühle! Angst habe dass andere wichtiger sind. Und ja ich muss es dringend ansprechen!

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 21.03.2020, 21:05

Hi, ich schätze ein Therapeut hat ungefähr 30 Klienten pro Woche,
Das kann schon passieren, frag ihn doch, wenn Du das Gefühl hast dass dies öfters geschieht?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Emily_Erdbeer
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Beitrag So., 22.03.2020, 08:36

Hi Sonnenblumenkern,
du schreibst doch selbst, dass du Gründe suchst ihn dir vom Hals zu halten. Da kommen doch diese Vergesslichkeiten gerade wunderbar gelegen.

Ich kann mir zwar vorstellen, dass es kränken kann aber geht es wirklich darum?

Ich persönlich finde, dass es normal ist Dinge die ein 1/2 Jahr oder länger her sind nicht mehr unbedingt auf dem Schirm zu haben.

Für dich ist das sicherlich ganz schlimm. Aber du bist nur eine von x Patienten. Wenn er da jedes Detail im Kopf haben müsste und das von allen... Puhhh.

Also ich denke da geht es bei dir um was ganz anderes. Jemanden scheizze zu finden erleichtert ja den Ausstieg aus der Abhängigkeit und sorgt gewiss für Distanz.

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Sonnenblumenkern
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Beitrag So., 22.03.2020, 09:13

Liebe emily erdbeer: ja du hast vl recht :( ich hasse diese Abhängigkeit. Das erste therapiejahr war ich recht unabhängig und habe nicht von Stunde zu Stunde gedacht. Er meine selbst mal zu mir dass ich durch Wut und Aggression ihm ggü versuche mich zu distanzieren. Und dass ich eine von x Patienten ist, ist nicht schlimm für mich denn ich will nichts besonderes für ihn sein! Ich habe sogar oft Angst ihm auf die nerven zu gehen. Wenn es mir schlecht geht und er mir mehr Stunden gibt mag ich das weil es mich beruhigt aber gleichzeitig denke ich mir wieder dass er mir vl deshalb mehr gibt damit er mich schneller los ist. Das ist furchtbar für mich solche Gedanken habe ich ganz extrem und das ist nur ein kleines Beispiel. Ich habe das in Freundschaften auch, das geht so weit dass ich denke die Person xy will nichts mit mir zu tun haben und dann lösche ich sämtliche Daten weil ich Angst habe ich könne mich melden und werde abgelehnt. :kopfschuettel:
Wenn sich die Person dann wieder meldet ist alles in bester Ordnung und ich denke ich bin einfach nur doof weil ich mich durch meine Gedanken schlecht fühle weil ich mich selbst erniedrige...

Ich finde diese Abhängigkeit eben furchtbar und hoffe dass es gegen Ende der Therapie verschwindet......

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