Psychotherapie - wollen aber nicht können?

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bakerygirl
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Psychotherapie - wollen aber nicht können?

Beitrag Mo., 25.05.2020, 11:19

Hallo liebe Community,
ich bin schon länger stille Mitleserin und habe mich nun endlich angemeldet, da ich mal Meinungen von anderen Personen zu meiner Situation brauche.
Vorneweg entschuldige ich mich, sollte der Text lang werden und der inhaltliche rote Faden fehlen, aber ich kann meine Gedanken im Moment schlecht ordnen.

Es geht um folgendes:
Ich weiß, dass ich professionelle Hilfe brauche und ich mit Selbsthilfe nirgendwo mehr hinkomme. Auf der anderen Seite kann ich mir keine Hilfe holen, weil ich das Gefühl habe, dass es mich nirgendwohin bringt, es also keine Lösung für mein Problem gibt. Für mich ist die Therapie wie ein letzter Rettungsanker und ich habe Angst, sollte sie mir nicht helfen, was dann passiert. Aber gleichzeitig, kann ich nicht zur Therapie gehen.

Nachdem es mir voriges Jahr richtig schlecht ging, hatte ich mich tatsächlich zu einer Therapie überwunden, aber ich bin jemand, der sein ganzes Leben nie über seine Probleme, Gefühle geredet hat (und bis heute nicht tut) und es ging einfach nicht. Ich habe immer das Gefühl, dass mich alle komisch finden, ich sehe auch komisch aus und halte schon alleine den Blick des Therapeuten nicht aus. Während der Stunden war mein Kopf wie leergefegt und nach den Stunden hatte ich ein Gedankenchaos (wie jetzt auch gerade) welches ich nicht mehr in der Lage war zu ordnen.

Bei mir bündeln sich die ganzen Grundprobleme (soziale Phobie etc.) in einer Essstörung die momentan massiv ausartet. Ich habe sie schon seit 10 Jahren aber seit Beginn des Studiums artet es vollkommen aus und ruiniert mir das Studium (sehr zeitintensives Studium). Mein einziges Ziel ist mittlerweile Abnehmen. Ich weiß, dass das nur ein Ventil ist und ich weiß auch, dass es so nicht ewig weitergeht. Aber ich kann mir nicht vorstellen jemals im Leben mit diesem Gewicht leben zu können (bin im Normalgewicht, habe in den letzten 3 Monaten durch Fressanfälle 10 kg zugenommen) dementsprechend auch nicht, dass mir eine Therapie dabei helfen soll diese Essstörung zu bekämpfen. Als ich voriges Jahr in Therapie war und das Thema Essen behandelt wurde habe ich abgebrochen (nach ca 10 Sitzungen), weil ich das Gefühl hatte, die Essstörung wurde dadurch nur noch mehr getriggert. Die Therapeutin hat mir auch angeboten wieder zu kommen, weil ich ihr auch damals schon gesagt habe, dass ich weiß, dass es alleine nicht besser wird.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich brauche Hilfe, kann sie aber nicht zulassen. Ich lege meine ganze Hoffnung immer ins Abnehmen, dass es mir dadurch besser geht aber ich weiß, dass es nicht stimmt und ich mit dem nächsten Fressanfall wieder vollkommen am Boden bin. Wie soll man eine Psychotherapie machen, wenn man eine Krankheitseinsicht hat, aber es nicht aushält über irgendwas zu reden?

Entschuldigt den wirren Text, aber so siehts momentan leider in meinem Kopf aus.

LG

bakerygirl

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 11:49

du bist sehr reflektiert, aber auch verkopft.
Letztlich musst DU die Entscheidung für eine Therapie treffen, das kannst du abwägen so oft und vielseitig wie du willst, aber die Entscheidung liegt nur bei dir.
Du hast viel Einsicht, kannst das aber offenbar nicht fühlen und nicht umsetzen.
Nun, das geht vielen so.
Wie hat denn die Therapeutin darauf reagiert wie du bist, wie du dich gibst? Konnte sie damit umgehen, hattest du dort ein gutes Gefühl?
Denn nur dann solltest du wieder hin gehen. Es passt auch nicht immer jede Therapeutin zu jedem.

Dass es jetzt nochmal schlimmer geworden ist könnte dir doch auch die Entscheidung erleichtern jetzt was zu tun.
Ich weiss nicht wie es in Ö ist, aber hier bietet sich dieses Semster doch an auszusetzen.

Vielleicht wäre sogar ein Klinikaufenthalt für dich ein möglicher Start um die starken Symptome zu bearbeiten?

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bakerygirl
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 12:13

Liebe chrysokoll,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast zu antworten.
Ja ich weiß, dass ich diese Entscheidung treffen muss. Aber wie beschrieben diese Ambivalenz zerreißt mich und ich habe immer im Hinterkopf, dass ich doch zuerst abnehmen soll und wenn gar nichts mehr geht, dann kann ich zur Therapie und dann würde es auch mein Umfeld verstehen.
Die Therapeutin war wirklich sehr toll. Ich hatte vorher schon jeweils eine Stunde bei zwei anderen Therapeutinnen, bei denen ich kein zweites Mal einen Fuß hineingesetzt hätte. Also an ihr lag es meiner Meinung nach nicht. Sie hat auch alles immer sehr ernst genommen. Aber ich bin jemand der jedes Gespräch und jeden Blick bis ins kleinste Detail auseinandernimmt und immer zu der Erkenntnis kommt, dass mich mein Gegenüber nicht leiden kann (auch wenn es keinen Grund dafür gibt).

Ich habe durch diese ganze Phase schon 2 Semester verloren (in einem Studium, dass fast alle in Mindeststudienzeit abschließen) und kann mir kein weiteres erlauben. Meinen Eltern habe ich erzählt, dass ich ein Seminar vergessen habe und es deshalb ein Jahr länger dauert.
Es ist einfach so eine verzwickte Situation.

Klinik ist wie gesagt nicht möglich, auf der einen Seite durch die Uni, auf der anderen Seite damit es niemand mitbekommt.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 12:28

Hallo bakerygirl,

wenn du alle möglichen Wege als "nicht gehbar" für dich ausschließt, bleibt dir nur einer : So weitermachen wie bisher.

Deine Ambivalenzen kann ich gut nachvollziehen, erinnert mich alles sehr an mich selber, als ich so alt war wie du...
Ich dachte auch immer, "zuerst" muss ich dies oder das, und "dann erst darf ich" etc.

Du machst deine ganzen "Unmöglichkeiten" überwiegend an äußeren Umständen fest. Was mich drauf schließen lässt, dass du wohl "eigentlich" weitaus mehr Angst hast vor dem, was in dir noch alles "schlummern" mag, wenn du mal genauer hingucken würdest.

Das würde mir auch deine Ambivalenzen bzgl. Therapie an sich erklären : Als ob du schon ein sehr gutes Gespür dafür hast, dass du dadurch die "Büchse der Pandora" in dir entfesseln würdest, solltest du dich da mal tatsächlich näher einlassen auf Therapie.

Du bist erst Mitte 20, hast natürlich "eigentlich" noch Zeit, zuerst dein Studium zu bewältigen und "dann erst" richtig dich in Therapie zu begeben etc.
Aber deine derzeitige Not wird schon sehr gut spürbar.
Das kann dir natürlich auch so mal gehörig vor die Füße fallen, was alles hinter der Essstörung steckt in dir.

Du wirst so oder so eine Entscheidung treffen "müssen", deine Prioritäten setzen müssen. Denn selbst, wenn du dich erstmal für "Augen zu und einfach weitermachen, als wäre gar nix" entscheidest, ist das ja auch eine Entscheidung, von dir getroffen.
Und die hätte genauso Auswirkungen irgendwohin.

Vielleicht hilft dir das ein bissl, dich nicht weiter gar so "ganz und gar" in den Ambivalenzen zu verheddern, damit du keine Konsequenzen verantworten musst?

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 12:40

du bist noch sehr in diesem "das geht nicht und dies geht nicht..." verstrickt.
Das ist durchaus verständlich und jeder von uns hatte und hat das.

Aber vielleicht hilft dir auch: Keine Entscheidung treffen ist auch eine Entscheidung!

Und: Mach dich frei davon was andere denken und denken könnten.
Ob andere das Studium schneller fertig haben, ob jemand von der Therapie erfährt ist letztlich völlig egal

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 12:47

Hallo!

Das ist doch schon der erste Schritt in die richtige Richtung, dass du dir hier mal einen Rat holst!
Welche Therapieform hattest du denn?

Also das mit deiner Essstörung klingt nicht so fein, ich kann dich gut verstehen, habe auch seid 10 Jahren Bulimie und auch wurde es zwischendurch durch die Therapie schlimmer. Aber ich glaube da muss man durch.

Hast du dich mit deiner Thera nicht wohl gefühlt? Vl war sie nicht die richtige?
Ich habe auch nie geredet und bin zufällig mit einem anderen Problem dort gelandet!
Ich habe 12 Monate gebraucht um überhaupt mal drüber nachzudenken über meine Bulimie zu sprechen und bis dorthin wusste es niemand außer meine Schwester.

Aber du bist nicht alleine, es geht vielen so und du kannst das schaffen!
Ich habe auch Angst, dass sich durch die Therapie nichts verändert und ich dann alleine dastehe und alles so ist wie vorher, aber was dann? Selber Gedanke....

Ich kann dich nur nochmal ermutige Mut zu fassen und hinzugehen! Es ist gaaanz wichtig, eine Essstörung braucht ganz viel Zeit und es muss das bearbeitet werden was dahinter steht, nämlich deine Gefühle! Ich tue mir auch sehr sehr schwer und nochdazu ist meiner ein Mann.
Erbrichst du auch?

Gib dir nochmal einen Ruck und sprich das auch an, dass genau das deine Sorgen und Ängste sind und du dich eben nicht wohl fühlst!

Alles Liebe

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bakerygirl
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:08

@waldschratin, vielen Dank für die Antwort.
Das ist genau das Problem. So weitermachen wie bisher - das geht nicht mehr lange gut. Das weiß ich auch. Entweder rutsche ich noch weiter ins Abnehmen oder mir fliegt das Studium um die Ohren. Ich würde mich auch liebend gerne einfach zu einem Therapeuten setzten können und ihm meine ganzen Probleme erzählen aber ich schaff es einfach nicht. Und das macht mir noch mehr zu schaffen. Ich sehe an mir selbst nicht viel positives und zusätzlich bin ich auch noch unfähig einfach über mich zu reden. Ich weiß, es ist eine Zwickmühle und es gibt auch keine direkte Lösung weil ich mich für einen Weg entscheiden muss aber es tut schon mal gut sich das von der Seele zu schreiben.

Und ja, ich habe Angst davor was dabei rauskommt wenn ich in der Therapie richtig loslege. Ich ertappe mich oft dabei, die Schuld für meine Probleme in äußeren Umständen, in anderen Personen zu sehen. Ich denke auch oft darüber nach, dass ich mir das ganze nur einbilde (also z.B. dass ich hässlich bin) und habe Angst davor zu erfahren, dass alles was ich denke und fühle tatsächlich stimmt (ich weiß nicht ob man versteht was ich meine).

Ich halte das leider nicht das ganze Studium so durch (dauert noch 5 Jahre). Für mich gibt's entweder die Möglichkeit Therapie oder reinsteigern in die Magersucht um das Studium zu überleben. Und ja ich weiß wie krank das ist, aber ich tendiere momentan noch zu letzterem.

Das mit den Konsequenzen versteh ich nicht ganz. Was meinst du damit?

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bakerygirl
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:10

@ chrysokoll, ja das stimmt durchaus.
Kannst du das mit dem keine Entscheidung treffen ist auch eine Entscheidung genauer erläutern?

Ich wünschte ich könnte, wie meine Mitbewohnerin auf die Meinung der anderen Leute verzichten und sie nicht an mich ranlassen. Ich arbeite auch daran aber das ist ein harter Weg

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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:18

@ Marlena danke auch dir für die Antwort.
Ich hatte eine Gestaltstherapie. (bei der psych. Studentenberatung eine Verhaltenstherapie aber davon bin ich garnicht überzeugt)

Das mit der Bulimie tut mir leid. Ist es denn durch die Therapie bei dir besser geworden?

Doch ich habe mich schon wohl gefühlt. Ich bin aber jemand, der schnell das Gefühl hat andere zu nerven und nicht gemocht zu werden. Bei einer Therapie, wo ja auch der Fokus nur auf einem selbst liegt, ist das noch schwerer zu ertragen. Die Therapeutin wusste auch in der ersten Stunde nicht, dass ich ein Problem mit dem Essen habe (man hats mir auch nicht angesehen), sie wusste aber sofort Bescheid und hat es auch sehr ernst genommen (anders als die Verhaltenstherapeutin)

Ja der Gedanke, dass sich nichts ändert belastet mich am meisten. Wenn es nicht hilft, was mach ich dann? Ich halte das mit dem Essen nicht mein ganzes Leben lang aus. Bei einer Alkoholsucht kann ich ja einfach den Alkohol komplett weglassen aber ich werde mein Leben lang mit Essen konfrontiert, werde mich jeden Tag damit auseinandersetzen müssen und das macht mir so Angst.

Ich weiß aber häufig nicht mal was ich fühle. Ich bin zeitweise schon so abgestumpft und kann die Gefühle auch nicht einordnen. Wie ist es denn mit einem Mann über diese Themen zu sprechen?
Nein ich erbreche nicht. Habs oft versucht, aber (zum Glück?) nie geschafft. Ich kann nichtmal bei einem Magen-Darm-Virus erbrechen. Aber ich nehme hin und wieder Dulcolax (gleich 1 Packung auf einmal). Mir ist natürlich klar, dass das nicht beim Abnehmen hilft aber in dem Moment will ich dass einfach alles draußen ist


Waldschratin
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:33

bakerygirl hat geschrieben: Ich würde mich auch liebend gerne einfach zu einem Therapeuten setzten können und ihm meine ganzen Probleme erzählen aber ich schaff es einfach nicht. Und das macht mir noch mehr zu schaffen. Ich sehe an mir selbst nicht viel positives und zusätzlich bin ich auch noch unfähig einfach über mich zu reden.
War bei mir ganz ähnlich.
Und ich denke, das ist es bei sehr vielen Leuten am Anfang in einer Therapie.

In meiner ersten Therapie (stationär auch wegen Essstörung) hab ich meinen Thera so dermaßen mit meinem Schweigen zur Verzweiflung gebracht, dass er mir ein Ultimatum stellte : Entweder, ich lasse mich auf Körpertherapie ein (Gegen die ich mich da auch schon über Wochen mit Händen und Füßen gewehrt hatte...), oder ich müsse gehen. Der sah sonst auch keine Lösung mehr, gegen mein Bollwerk anzukommen.
Ich hab auch nicht einfach "gebockt", sondern hab mich mit denselben Nöten dabei rumgeschlagen wie du grade.

Vielleicht wäre das ja auch ein gangbarer Weg für dich : Eher was "Nonverbales"?
Muss ja nicht gleich Körpertherapie sein (Obwohl ich nach wie vor immer noch davon begeistert bin und grade diese Therapieart als mit effektivste erlebt hab), kann ja auch z.B. Malen sein oder Musik oder Tanztherapie oder oder oder?
Im Prinzip alles, über das du dich ausdrücken kannst, ohne die kognitive Kontrolle und "Zensur" dabei, wie das beim Reden ist.
bakerygirl hat geschrieben:nd ja, ich habe Angst davor was dabei rauskommt wenn ich in der Therapie richtig loslege. Ich ertappe mich oft dabei, die Schuld für meine Probleme in äußeren Umständen, in anderen Personen zu sehen. Ich denke auch oft darüber nach, dass ich mir das ganze nur einbilde (also z.B. dass ich hässlich bin) und habe Angst davor zu erfahren, dass alles was ich denke und fühle tatsächlich stimmt (ich weiß nicht ob man versteht was ich meine).
Auch da denk ich, es geht sehr sehr vielen Klienten so. Kenn ich von mir auch.
Ist so klassisch Verdrängung und Versuch, zu relativieren, um mit der Not in sich klarzukommen.

bakerygirl hat geschrieben:Das mit den Konsequenzen versteh ich nicht ganz. Was meinst du damit?
Naja, du fürchtest die Konsequenzen, die es haben könnte oder wird, wenn du tatsächlich mal loslegst und die Dinge beim Namen nennst.
Wenn du dir selber mal eingestehen würdest, dass tatsächlich schlimm ist, was du auch als schlimm empfindest.
Wenn du der Therapie Vorzug geben würdest vor deinem jetzigen Alltag und jemand um dich rum mitkriegen würde, wie es dir tatsächlich geht oder du ganz anders innen drinnen erlebst, als du es nach außen zu vermitteln versuchst.
etc.etc.

Und suchst derzeit dein Heil darin, NIX zu tun, schön alles im Gewohnten zu halten, weil : DA funktioniert das ja noch ganz gut.

Und genau das ist eben auch deine Entscheidung, die Konsequenzen haben wird und schon hat für dich.

Man denkt dann erstmal gerne : Solange ich nix ändere, hab ich auch keine Verantwortung dafür, wenns dann den Bach runter geht. Weil : Ich hab ja nix gemacht. ;-)
Aber eben dieses Nixtun und die eigene Entscheidung dafür, sich nicht entscheiden zu wollen für einen Weg oder überhaupt Risiko Veränderung einzugehen, ist eben auch eine aktive Entscheidung, auch wenn man sie durch und in Passivität trifft.


Vielleicht wäre es ne Möglichkeit, erstmal deiner Thera das zu sagen, was da genau grade vorgeht in dir, welche Ängste und Hemmungen und Schwierigkeiten du da hast, was Reden angeht etc?
Und wenn du dir dein Geschriebenes hier ausdruckst und mitnimmst und ihr zu lesen gibst?

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Montana
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:34

Ganz einfach, so lange du keine Entscheidung FÜR eine Therapie triffst, so lange steuerst du weiter auf einen krachenden Absturz zu. Du sagst selbst, dass du nicht so weiter machen kannst. Im Moment ist noch nichts verloren. Du hast weder dauerhaft deine körperliche Gesundheit ruiniert noch hast du dein Studium komplett in den Sand gesetzt. Natürlich ist das auch gut so, aber es führt auch dazu, dass dich noch keine äußeren Umstände zum Handeln zwingen. Die scheinst du aber zu brauchen, weil du dich selbst für nicht wichtig genug erachtest um Hilfe zu suchen und auch anzunehmen. Damit bist du übrigens nicht allein, das ist wirklich ein verbreitetes Problem und ich kenne das auch von mir sehr gut. Du warst wahrscheinlich viel zu schnell damit, die Essstörung bearbeiten zu wollen. Als erstes müsstest du lernen, dass du wichtig bist und Hilfe brauchen und annehmen darfst. Dass du weder komisch noch hässlich bist. Dumm bist du offensichtlich auch nicht, denn du hast die Qualifikationen für dieses Studium erworben. Und dann irgendwann, wenn du diese Dinge für dich sortiert hast, dann kannst du auch übers Essen nachdenken, falls das dann überhaupt noch ein Problem ist. Denn das ist ja in erster Linie ein Symptom und nicht die Ursache deiner Probleme.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 13:36

bakerygirl hat geschrieben: Mo., 25.05.2020, 13:10 Kannst du das mit dem keine Entscheidung treffen ist auch eine Entscheidung genauer erläutern?
Nun, auch wenn du keine Entscheidung (aktiv) triffst, so triffst du eben genau damit auch eine Entscheidung.
Nämlich jetzt nichts zu tun, nichts zu ändern. Noch nicht vielleicht.
Es weiter so laufen zu lassen. Zu schauen was passiert.
Auch das ist eine eine Wahl!

Vielleicht hilft es gerade dir als Kopfmensch, dir einmal klar aufzuschreiben was für einzelne Möglichkeiten du hast, was passieren könnte, bestenfalls wie schlimmstenfalls usw.

Es gibt Therapie, diese oder andere Richtungen, bei dieser oder einer anderen Therapeutin, Klinik, Tagesklinik, Gruppentherapie, Selbsthilfegruppen und und. Es gibt ja nie nur das eine

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bakerygirl
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Beitrag Mo., 25.05.2020, 14:43

Toll, habe gerade ewig lange an einer Antwort gesessen und jetzt ist sie weg :(

@ Waldschratin
Alleine wenn ich hier sitze und eure Nachrichten lese bzw. antworte muss ich immer Pausen dazwischen machen und mich ablenken, weil ich es so anstrengend finde Antworten zu finden bzw. mich damit auseinander zu setzen.
Genauso ist es wenn ich vorm Therapeuten sitze, ich mache dann einfach dicht.

Zuerst die Frage: Hast du es aus der Essstörung geschafft?
Ich finde dieses Ultimatum schon heftig. Ich glaube ich hätte mich dann nochmehr zurück gezogen. Meine Therapeutin damals meinte auch sie überlege ob sie es mal versuchen solle bei der nächsten Stunde nichts zu sagen bzw. nicht anzufangen, wie ich darauf reagieren würde. Aber ich hätte dann einfach geschwiegen, weil Schweigen macht mir nichts aus (aber bringt mir ja auch nichts).
Körpertherapie kenn ich nicht, aber ich würde mal vorsichtig sagen, dass es nichts für mich ist (aber wahrscheinlich spricht da meine Vermeidungsstimme aus mir heraus). Ich fand es schon immer schrecklich den Weg von der Eingangstür bis zum Sessel beobachtet zu werden (in Hinblick auf mein Aussehen) ich glaube ich würde bei einer Körpertherapie nicht gut klar kommen.

Ja die Konsequenz für mich wäre mir einzugestehen, dass ich versagt habe. Oder besser gesagt, dass ich nicht in der Lage war, meine Probleme mit mir selbst auszumachen. Ich will nach außen hin immer stark wirken (auch in der Therapie, hab auch dort eine Maske aufbehalten zu mindest bis zu einem bestimmten Grad). Mir ist die Therapie, diese kurze Zeit, auch unheimlich peinlich, weil ich das Gefühl hatte wegen Nichtigkeiten dort gewesen zu sein, dass ich nur jammere und mich wie ein Kleinkind verhalte. Diese Gefühle verfolgen mich noch immer und ich denke die werden bei einer Therapie wieder schlimmer.

Ich glaube du hast da was falsch verstanden, ich bin aktuell nicht in Therapie. Ich weiß nicht mal ob meine Therapeutin noch Kapazitäten hätte.

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Beitrag Mo., 25.05.2020, 14:53

@ Montana. Danke für die Antwort. Nein so gesehen ist natürlich noch nichts ruiniert und ja vermutlich warte ich auf diesen Absturz. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass ich, sollte ich die Therapie wieder anfangen wollen, es meinen Eltern erzählen muss. Ich kann mir die Therapie alleine nicht mehr leisten (bin auch noch ausgezogen und damit würde ich nicht finanziell in der Lage sein die Therapie zu stemmen).

Das mit meinen Eltern ist allerdings so eine Sache. Meine beiden Schwestern haben eigentlich schon immer nur Probleme gemacht, haben selbst psychisch Probleme und meine Mutter ist überhaupt nicht belastbar (habe manchmal das Gefühl ich bin die Erwachsene von uns). Ihre Aussage: " Wenigstens geht es einer unserer Töchter gut und wir müssen uns über sie keine Gedanken machen. Ich glaube nochmal so viele Probleme würde ich nicht mehr verkraften". Das habe ich mir nicht ausgedacht, dass hat sie wirklich gesagt. Ich war immer die brave, die ohne Probleme alleine gelernt hat, die immer gelacht hat, aber niemand weiß wie es hinter der Maske aussieht. Sie hat so schon Schlafprobleme ich will ihr nicht nochmehr Kummer bereiten. Das ist auch der Grund warum ich nie ins starke Untergewicht gerutscht bin. Sobald meine Mutter mich gefragt hat ob ich abgenommen habe weil ich so dünn aussehe, habe ich wieder zu essen angefangen damit sie nichts merkt.

Zum Thema mit dem nicht wichtig erachten: Ich halte tatsächlich nicht viel von mir selbst, denke allerdings schon dass ich das Recht auf eine Therapie hätte, wenn es mir so schlecht gehen würde. Das ist eher das Problem. Ich denke ich habe keine Therapie verdient, weil es mir nicht schlecht genug dafür geht. Ich hatte eine gute Kindheit, keinen Missbrauch, kein Trauma, ich habe das Gefühl einfach empfindlich zu sein. Und dafür einen Therapieplatz zu suchen, das bin ich nicht wert.

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Beitrag Mo., 25.05.2020, 14:56

@ chrysokoll
jetzt versteh ich wie das gemeint war.
Ja ich bin ein Kopfmensch und ich bin die ganzen Möglichkeiten schon durchgegangen. Das meinte ich auch als ich erwähnt habe, dass ich weiß dass es so nicht weiter geht.
Ich weiß, dass es von alleine nicht besser wird - ergo wäre auch eine Therapie unabdingbar. Aber auch als Kopfmensch, obwohl ich rational das natürlich weiß, sträube ich mich so dagegen und ich kann einfach nicht dagegen ankämpfen.

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