Kann Erstgespräch nicht einschätzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Kann Erstgespräch nicht einschätzen

Beitrag Di., 16.06.2020, 15:16

Hallo zusammen,
Ich hatte heute gleich in der Früh um 8 Uhr nach ewigem hin und her das Erstgespräch bei einer Therapeutin. Irgendwie kann ich das Erstgespräch überhaupt nicht einschätzen. Ich fand sie zwar sympathisch und auch die Praxis sieht sehr gemütlich aus, aber irgendwie kommt mir vor wir haben etwas aneinander vorbei geredet. Ich konnte die Probleme nicht richtig schildern weil ich einfach auch nicht weiß wie es mir geht oder warum ich dort bin und sie hatte dementsprechend auch irgendwie gar keinen Durchblick.

Ich weiß einfach nciht oh ich nochmal hingehen soll? (bin allerdings aus Ö und muss die Einheiten ja auch bezahlen). Auch bei einem anderen (männlichen) Therapeuten hatte ich das Gefühl beim Erstgespräch dass es nicht passt.
Meine Therapeutin bei der ich im Vorjahr war (für so 10 Stunden) die hatte irgendwie sofort den Durchblick, hat Wunde Punkte erkannt und eigentlich immer ins schwarze getroffen, allerdings kann ich dort leider nicht mehr hin. Irgendwie denke ich ich gehe bei jedem Thera nun mit der Erwartung rein so zu sein wie sie?
Was soll ich tun?

Werbung

Benutzeravatar

Miss_Understood
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3550

Beitrag Di., 16.06.2020, 16:59

Hallo bakerygirl,

was kostet dich das denn? Bist du privat versichert, die Therapeutin eher Coach/nicht kassenzugelassen oder ist das in Ö anders als hier, wo ja das Erstgespräch auch die Kasse zahlt und auch mehrere (WENN es der Therapeut mitmacht) sogenannte 'probatorische' Sitzungen.

Ich bin ja auch im Leben nicht so die Verfechterin des 'es muss Liebe auf den ersten Blick sein' Dingens *lach ... also Sympathie, ja, unbedingt, ein grundlegendes "Ich werde verstanden" finde ich auch wichtig in der therapeutischen Beziehung. Und NOCH wichtiger finde ich, das BEMÜHEN sich zu verstehen und auf eine gute Arbeitsebene zu kommen, das Gefühl: komme ich hier voran?

Joah, ich hab gut reden fällt mir auf, ich habe meine letzte Thera auch eher danach ausgesucht, dass da endlich überhaupt ein Platz frei war und sie nicht GANZ so supderduper extrem mitfühlig (sic!) ist, sondern auch die Fähigkeit hat auch mal was zu sagen, was vielleicht etwas provokant ist. (DAS waren jetzt so meine Kriterien ...) Leider war die Gruppentherapie doch nicht wirklich so wie sie sich in den vorangegangenen Einzelgesprächen mit mir in der Kommunikation gezeigt hat. Sprich: sie war extrem unbeteiligt und irgendwie lahm, ich habe sehr, sehr wenig mitgenommen ohne sagen zu können, was ich dazu beitragen könnte, dass es besser gewesen wäre ohne sie zu kritisieren.

Was ich damit sagen möchte: wie wäre es, wenn du da nochmal hingehst und das ansprechen kannst und ihr das sagst, auch, dass dir daran gelegen ist, wunde Punkte zu finden und zu formulieren. Kann ja auch sein, dass sie nicht sofort in der alleralleresten Stunde sofort mit diesen Fingerzeigs loslegen möchte, sondern erst einmal eine gute Beziehung aufbauen? Darüber wäre dann zu reden und dann siehst du ja schonmal: KÖNNT ihr miteinander ARBEITEN? Jenseits von /zufälliger/ 'Liebe auf den ersten Blick' Passung?

Viel Glück (das brauchts auch)
wünscht
Miss Understood
ch-ch-ch-chaaaaaaange

-----
Icon made by @flaticon

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Di., 16.06.2020, 19:55

Liebe Miss Understood (soll das jetzt heißen du verstehst oder bist unverstanden :-D)
Danke für die Antwort.

Also die Stunden an sich 90 Euro, das Erstgespräch einmalig 50.
Ich bekomm 28 Euro von der KK dazu also ganz günstig ist es nicht.

Ich bin auch nicht jemand der an die Liebe auf den ersten Blick glaubt. Wie gesagt Sympathie ist von meiner Seite aus schon da aber ich bin mir eben nicht sicher ob ich mich verstanden fühle. Ich weiß nicht bei der letzten Therapeutin war dass so ein extrem anderes Gefühl, als würde sie mir direkt in die Seele (sofern es sie gibt) schauen.

Lustig ich brauch auch jemanden der nicht immer nur alles gut redet und zu behutsam ist (ist mir echt unangenehm).

Ich weiß nicht, denkst du es kommt dann nicht etwas eigen wenn ich sage ich breche doch ab? Vlt sollte ich mal telefonisch nachfragen :-o

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Di., 16.06.2020, 21:07

wir haben in D da ja eine sehr luxuriöse Situation.
Aber auch wenn dich das Geld kostet möchte ich dich (sofern dir das möglich ist) ermuntern, weitere Erstgespräche in Anspruch zu nehmen.
Such bis es passt - und ja, das merkst du!

Ich war mir da auch sehr unsicher, dachte auch im muss nehmen wo etwas frei ist und es sich so irgendwie ok anfühlt. Aber das ist nicht gut!
Bei meiner Therapeutin wusste ich sofort und in der ersten Stunde: Das passt, sie ist mir sympathisch und sie vermittelt auch mir das Gefühl dass ich ihr sympathisch bin, ich merkte einfach sie versteht mich und ich kam sofort mit ihrer Art klar.
Ganz wichtig ist auch wie die Praxis aussieht, wie ihre Stimme klingt, ob du dir da wirklich vorstellen kannst oft hinzugehen, ob du dich gut aufgehoben fühlt.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Di., 16.06.2020, 22:05

Ja ich find den Praxisraum (bzw eigentlich die Sitzmöglichkeiten) auch sehr wichtig.

Ich denke ich werd eine zweite Stunde bei ihr nehmen und evtl parallel noch 1-2 Erstgespräche führen.

Ich bin jetzt am überlegen ob ich evtl auch mal eine Verhaltenstherapie anschauen sollte? Die andere wäre eine integrative gestalttherapie. Geht vorwiegend um eine Essstörung?

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Mi., 17.06.2020, 11:28

Deine Entscheidung zu einem zweiten Termin und weiteren Erstgesprächen finde ich sehr gut!

Verhaltenstherapie wäre natürlich bei einer Essstörung schon eine gute Möglichkeit.
Aber auch hier gilt: Die Therapeutin muss passen.
Und: Sie muss einen Platz frei haben.

Du kannst dich ja ein wenig mit Verhaltenstherapie befassen und überlegen ob du auf diese Art an die arbeiten möchtest, ob du dir das vorstellen kannst

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:05

Ja ich hätte jetzt die Möglichkeit für einen Termin für ein weiteres Erstgespräch, allerdings bei einem Therapeuten in Ausbildung unter Supervision.

Meine Frage, kann man denn erfahren wer dieser Supervisor ist? 2 Freunde meiner Eltern sind Therapeuten (und auch Supervisoren) genau dieser Therapierichtung in unserer Stadt. Natürlich ist mir klar, dass auch in Supervision die Personen anonymisiert werden, aber je nachdem was erzählt wird, kann die/derjenige ja schon auch Parallelen herstellen?

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:17

also in D erfährt man nicht wer diese Supervisoren sind, wie das in Ö geregelt ist kann ich dir nicht sagen.

Ich hab mal eine Therapie bei einem Ausbildungskandidaten gemacht und das war hervorragend, kann nich nur empfehlen!

Erstens wirst du anonymisiert, zweitens haben auch und grade Supervisoren Schweigepflicht, davor brauchst du keine Angst zu haben.
Die wären ja echt blöd wenn sie das in so einem Fall brechen würden, das würde sie den Job kosten

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:26

Ja das habe ich mir schon fast gedacht, wird bei uns wohl ähnlich sein.

Magst du mir evtl ein bisschen dazu erzählen? Ich bin irgendwie unschlüssig, war auch schon mal zu einem Erstgespräch bei jemandem in Ausbildung und das war irgendwie gar nicht mein Fall. Sie wirkte selbst so angespannt und irgendwie komplett überfordert.

Mir ist das mit der Schweigepflicht schon klar, aber irgendwie ist es trotzdem eine unangenehme Vorstellung (irgendwo in den Tiefen meines Unterbewusstseins)

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:32

was genau möchtest du denn wissen?

Es kommt natürlich wie überall darauf an dass es passt zwischen Therapeut und Patient.
Das gilt genauso für die Psychotherapeuten in Ausbildung
Aber ich hab meinen wirklich als sehr engagiert, aufmerksam und warmherzig erlebt.
Und eben auch noch als richtig "frisch", die haben ja nur wenige Patienten zur Übung, hängen sich richtig rein, haben da noch echt Lust drauf (also so mein Eindruck, das muss nicht bei jedem so sein)

Und ja, das Gefühl mit den Supervisoren verstehe ich, aber erstens wäre das echt ein Zufall, also erstens dass der genau dahin gerät und dann dass die dich erkennen.
Und zweitens: Die haben Schweigepflicht. Da hätte ich keine Bedenken.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:40

Mich würde eigentlich am meisten interessieren ob du das Gefühl hattest strikt nach einem Schema behandelt worden zu sein? Also ich meine damit, als ich dieses Erstgespräch bei jener Therapeutin hatte, da kam mir vor sie leierte irgendwie ihr Thema herunter und wenn ich dann eben auch andere Dinge einwarf die anscheinend nicht in ihren Therapieablauf passten, brachte ich sie damit aus der Bahn. Teilweise hat sie auch bei den Themen so ungeschickt nachgefragt (hab ihr gegenüber auch das Problem mit dem Essen erwähnt, da meinte sie allen ernstes, dass man mir das garnicht anmerkt :o, ist bei mir eh schon so ein extrem sensibles Thema vor allem gerade im Moment, seitdem erwähne ich es definitiv nie mehr in einem Erstgespräch). Also insgesamt irgendwie etwas unbeholfen (und im Vergleich zu meiner damaligen Therapeutin jetzt im Nachhinein einfach komplett anders)

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Do., 18.06.2020, 16:53

also ich hatte überhaupt nicht das Gefühl nach Schema behandelt worden zu sein, und schon gar nicht dass ich ihn irgendwie "aus der Bahn" geworfen oder mit meinen Gefühlen und Problemen verwirrt hätte.
Der ging damit sehr einfühlsam, aber souverän um, man merkte ihm die Freude an der Arbeit an und er hat sich wirklich viele Gedanken gemacht, um Lösungen zu finden die zu mir passen.
Das ist ganz sicher individuell verschieden.

Wenn ich es nicht gewusst hätte, dann hätte ich gar nicht gemerkt dass der noch in Ausbildung ist.

Probier es doch aus, man merkt ja sehr schnell ob es passt oder nicht.
Rein die Tatsache Ausbildungskandidat spricht für mich nicht dagegen

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
bakerygirl
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 25
Beiträge: 95

Beitrag Sa., 20.06.2020, 08:48

Kurzes Update zur Situation. Ich war gestern kurzfristig bei einem Verhaltenstherapeuten in Ausbildung in Supervision und was soll ich sagen? Es war eine einzige Katasrtophe :-o
Hab mich noch nie so unwohl gefühlt und bin schlussendlich nach 25 Minuten wieder gegangen.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3665

Beitrag Sa., 20.06.2020, 10:42

das tut mir sehr leid, das kann aber immer passieren in Erstgesprächen.
Das hat jetzt nichts mit Ausbildungskandidaten zu tun.

Ich war mal bei einem sehr erfahrenen, anerkannten Therapeuten im Erstgespräch, der war Lehrtherapeut, Supervisor - und es war einfach katastrophal. Der hatte keinen Funken Gespür für mich, ich war nur froh wieder draussen zu sein

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9547

Beitrag Sa., 20.06.2020, 16:02

bakerygirl hat geschrieben: Di., 16.06.2020, 19:55
Ich bin auch nicht jemand der an die Liebe auf den ersten Blick glaubt.


Ja, aber es gibt auch gute Chemie auf den ersten Blick. Und die ist bei mir fast immer sofort da oder eben nicht. Ich kann mich bewusst nur an einen Fall erinnern wo ich jemanden beim Kennenlernen eher völlig nicht meine Wellenlänge oder gar abturnend fand und sich das bei einem späteren Kontakt groß verändert hätte.
Diese eine Person kam da aber neu in die Firma und hatte da einen wirklich komischen Ehrgeiz der total nervig war. Als sie das dann nach einer Weile abgelegt weil sie gemerkt hat, dass was sie gemeint hat da darstellen zu müssen garnicht nötig war wurde die ganz nett und umgänglich und angenehm.
Ansonsten, "ist mir nicht so sympathisch aber wenn ich offen bleibe und dem eine Chance gebe kann da ja noch was werden, ist ja nur ein Chef, den muss ich nicht heiraten wollen" hat bei mir noch in keinem Zusammenhang funktioniert. Im Gegenteil, in einigen Fällen kamen dann später regelrechte Klopper an Ignoranz, Egoismus, mangelndem Einfühlungsvermögen oder schlechtem Benehmen.

Ich muss einen Therapeuten ja nicht lieben. Aber ich muss mit ihm so gerne Zeit verbringen und Konversation machen dass ich da halbwegs gerne eine Stunde mit ihm (oder ihr) verbringe und rede. Und dafür brauche ich schon sowas wie eine gemeinsame Ebene.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag