Druck zu weinen vor jeder Stunde

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Shukria
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Druck zu weinen vor jeder Stunde

Beitrag Do., 18.06.2020, 07:10

Wir sind in der Therapie gerade bei emotionalen Verletzungen durch meine Eltern.
Das Thema hatte ich schon in einer früheren Therapie versucht zu bearbeiten und es hat nicht geklappt.
Diesmal bin ich älter, die Therapeutin hat einen konkreten und für mich nachvollziehbaren Fahrplan aber mir geht für die Arbeit an diesen belastenden Erfahrungen immer wieder nach nur ganz kurzer Zeit die Luft aus.

Ich habe keine Geduld mehr für diese zähe innere Auseinandersetzung und auf eine Veränderung /Entlastung himzuatbeiten. Nach fast jeder Stunde sitz ich verzweifelt zu Hause und weine weil der innere Druck so groß ist.

Inzwischen geht es mir schlecht sobald ich die Praxisräume betrete, die Anspannung steigt, der Druck plötzlich losweinen zu müssen, manchmal bekomme ich das nicht mehr unterdrückt und die Tränen laufen einfach. Wenn sie vor mir überzieht dann überfordert mich das noch mehr weil ich nicht mehr weiß wie lange ich das jetzt aushalten muss noch.

Und immer wieder mit ihr zu Beginn der Stunde meinen Frust und Druck zu besprechen und mir abzuholen das der Prozess nicht schneller geht bringt auch keine Entlastung mehr. Dann ist 1/3 der Stunde rum und noch weniger Zeit am eigentlichen Thema zu arbeiten

Inzwischen geht's mir so schlecht das ich auch schon aus der Praxis wieder raus bin (der Druck geht dann spontan erstmal runter) und Richtung nach Hause (der Druck steigt wieder) um später doch wieder zurück zu gehen weil ich es nicht hilfreich fand die Stunde zu vermeiden. Es wird immer sichtbarer nicht nur durch direktes ansprechen sondern inzwischen auch mein Verhalten (rauslaufen, weinen müssen) was ich nicht mehr gut gesteuert bekomme wie sehr es mich belastet.

Ich denke immer öfter über einen Abbruch nach, sehe aber nicht wie mir der hilft mit den Erinnerungen die täglich in meinem Kopf sind besser umzugehen. Wie ich diesen schleppend Prozess weiter aushalten soll ist mir aber auch nicht klar.

Hat jemand eine Idee?
LG

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Sun_Shine
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Beitrag Do., 18.06.2020, 08:04

Liebe Shukria,
erstmal finde ich es sehr mutig und stark, dass du dich mit deinen Themen auseinander setzt! Und was die Belastung anbelangt, die das mit sich bringt...gibt es denn auch Dinge, auf die du zurück greifen kannst, wenn dich die Traurigkeit überrollt? Also etwas, was dich wärmt, dir gut tut, so dass du spürst, dass es eben auch etwas Anderes gibt außer Schmerz? Ich denke an Kleinigkeiten- Dinge an denen man sich freuen kann. Eine Tasse Tee, eine warme Decke, auf die Wiese legen und die Sonne spüren,..
Ich finde es wichtig, liebevoll mit sich zu sein, und auch darauf zu schauen, was man denn schon alles geschafft hat, trotz schwieriger Umstände in der Kindheit. Sie haben dich sicher geprägt, aber aus dir einen besonderen Menschen gemacht.
Ich habe mir in einer ganz schwierigen Zeit eine Katze aus dem Tierheim geholt- die hat mich wirklich "gerettet", und ich sie eigentlich. Das Fell zu streicheln, diese Zuneigung zu geben und zu spüren...hat viel geholfen.
Und was die Therapie anbelangt: Was würdest du dir denn wünschen? Spürst du dort Sicherheit? Hast du dort auch schon erlebt, wie es sich anspürt, wenn man durch Worte, Gesten, Taten,... Zuneigung und vor allem Akzeptanz und Angenommen sein erlebt? Das hat mir geholfen- erstmal überhaupt eine neue Erfahrung machen- da ist jemand, der mich so nimmt wie ich bin, der mich "wärmt" mit Worten, einer Berührung, einer Decke. Durch dieses Erleben habe ich gelernt, mir selbst auch wieder etwas Liebe zu schenken, oder zumindest zwischendurch liebevoll mit mir umzugehen. Ich habe auch immer wieder notiert, worauf ich stolz bin- und wenn es nur Kleinigkeiten waren.
Vielleicht ist es für dich wichtig, einmal eine Stunde ganz so zu gestalten, dass sie dich stärkt- denn was wünscht du dir? Was will dir denn diese Traurigkeit sagen? Was brauchst du? Vielleicht ist das zu banal- aber es muss ja nicht immer nur schwierig und "zum weglaufen" sein. Der Therapieraum darf ja auch etwas sein, wo man sich wohlfühlen darf und sich zwischendurch erholen von all den belastenden Dingen.
Shukria hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 07:10
Inzwischen geht es mir schlecht sobald ich die Praxisräume betrete, die Anspannung steigt, der Druck plötzlich losweinen zu müssen, manchmal bekomme ich das nicht mehr unterdrückt und die Tränen laufen einfach. Wenn sie vor mir überzieht dann überfordert mich das noch mehr weil ich nicht mehr weiß wie lange ich das jetzt aushalten muss noch.
Es ist auch ziemlich anstrengend ein Weinen ständig unterdrücken zu wollen. Darf man nicht weinen, wenn man traurig ist? Wie wäre es für dich, diese Tränen zu akzeptieren und auch willkommen zu heißen? Sie gehören eben zu dir und jetzt gerade IST es ja einfach wirklich traurig.
Wie geht die Therapeutin damit um, wenn du weg gehst und dann wieder kommst?

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Shukria
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Beitrag Do., 18.06.2020, 09:08

Liebe sun_shine, das positive rutscht mir nicht weg. Ich suche und genieße es sehr zwischen den Stunden. Das können Kleinigkeiten sein wie die Blumen auf der Terasse oder Vögel oder Gespräche mit meinen Kindern, ein Eis essen gehen.
Ich versuche die belastenden Bilder wegzuschieben bis zur nächsten Stunde und dort nur dran zu arbeiten. Merke aber dann jede Woche neu das ich gefühlt immer am gleichen Stand wieder beginne, es scheint sich nichts zu verändern.

Weinen ist schwierig, der Reflex es zu unterdrücken oder mich dann zu verstecken ist übermächtig. Als Kind wurde ich oft gestraft (schlagen, alleine lassen) wenn ich Traurigkeit zeigte oder Angst oder weinte. Das Gefühl von Gefahr bekomme ich in einer Stresssituationen nicht abgeschaltet, weinen müssen erhöht den Stresslevel.

Ich hab jetzt noch mal mit ihr telefoniert, sie hat mir gesagt wo sie Veränderungen /Fortschritte sieht (hab ich nicht wahrgenommen) und warum wir die und wie für den weiteren Prozess brauchen. Sie hat auch nochmal erinnert mich jetzt auf das schöne zu konzentrieren zwischen den Stunden.

Der akute Druck nur noch abbrechen zu wollen ist so erstmal aufgefangen, wielange das hält, keine Ahnung.

Von ihr mich gehalten fühlen fällt mir schwer, da meine erste Therapeutin eher übergriffig reagiert hat. Bei ihr das zuzulassen wieder und nicht damit so auf die Nase zu fallen ist schwer das noch mal mich zu trauen. Das geht nur in minischritten. Auch telefoniert hab ich noch nie mit ihr bis heute.

LG


ziegenkind
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Beitrag Do., 18.06.2020, 09:20

Shukria,

ich habe in meiner Analyse bestimmt 1,5 Jahre fast ununterbrochen geweint. Puh, das war wirklich schwer und unglaublich anstrengend. Aber es hat geholfen. Ich denke in der Rückschau, das war für mich mit der größte Teil der analytischen Arbeit: mich ungefiltert zumuten, den Schmerz in der Gegenwart eines anderen zulassen, in die Scham hinein sitzen, die der Kontrollverlust auslöst. Ich hatte oft das Gefühl, ich sitze unter tausend sengenden Sonnen. Das alles war viel wichtiger als Reden.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Sun_Shine
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Beitrag Do., 18.06.2020, 09:25

Shukria hat geschrieben: Do., 18.06.2020, 09:08
Weinen ist schwierig, der Reflex es zu unterdrücken oder mich dann zu verstecken ist übermächtig. Als Kind wurde ich oft gestraft (schlagen, alleine lassen) wenn ich Traurigkeit zeigte oder Angst oder weinte. Das Gefühl von Gefahr bekomme ich in einer Stresssituationen nicht abgeschaltet, weinen müssen erhöht den Stresslevel.

Ich hab jetzt noch mal mit ihr telefoniert, sie hat mir gesagt wo sie Veränderungen /Fortschritte sieht (hab ich nicht wahrgenommen) und warum wir die und wie für den weiteren Prozess brauchen. Sie hat auch nochmal erinnert mich jetzt auf das schöne zu konzentrieren zwischen den Stunden.
Da fällt mir dazu ein, dass du eigentlich das wiederholst, was du als Kind erlebt hast. Denn weinen durftest du schon damals nicht, du wurdest bestraft für Emotionen. Wenn du die Therapie verlässt, ist es ja ähnlich- und das Zurückhalten der Tränen und die Angst vor dem Stress der mit so viel Druck verbunden ist, ist ja auch ein Verlassen. Du verlässt dich in dem Moment, so wie du es kennst. Wir behandeln uns ja oft selbst so wie wir als Kinder behandelt wurden, und setzen Muster fort.

Ich finde es schön, dass du in so schwierigen Momenten dann doch wieder zurück kehrst in die Therapie, ich kann mir auch vorstellen, dass das Zeit braucht, aber vielleicht brauchst du genau das jetzt: spüren, dass du von der anderen Seite nicht verlassen wirst, wenn es dir nicht gut geht und wenn da eben Emotionen sind, die nicht nur Freudestrahlend sind. Du scheinst der Therapeutin doch irgendwie zu vertrauen, vielleicht gelingt es langsam aber dennoch, immer länger zu bleiben, mehr auszuhalten, und zu spüren, dass du mit all dem ok bist und alles so sein darf. Es sind ja deine Gefühle, die sind schon immer richtig und haben immer ihre Berechtigung

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bakerygirl
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Beitrag Do., 18.06.2020, 11:43

Liebe Shukira,

als ich deinen Text gelesen habe, war ich erstmal baff, denn du beschreibst (unter anderem) genau die Situation weshalb ich im Vorjahr meine Therapie abbrach.
Mir gings vor den Stunden teilweise so schlecht, dass ich jedes mal überlegte wieder umzudrehen. Auch während den Stunden hielt ich die Anspannung häufig nicht mehr aus. Sobald ich allerdings aus der Praxis draußen war konnte ich in Strömen weinen. Ich habe es auch von Kindheitsbeinen an gelernt, nie Gefühle nach außen hin zu zeigen (bzw. keine negativen), vor anderen zu weinen war für mich schon immer ein Tabu. Allerdings stieg durch dieses Vermeidungsverhalten die Anspannung in den Stunden immer mehr und irgendwann hatte ich einfach nur noch Angst vor den Stunden (waren aber insgesamt auch nur 10). Während den Einheiten habe ich auch häufig angefangen mir richtig fest in die Hand zu kneifen, damit die Anspannung dadurch etwas nachlässt, weil ich mich Ablenken konnte.

Ich kann dir leider keinen direkten Tipp geben, aber eines mit Sicherheit sagen: Brich die Therapie nicht ab!! Ich habs getan und es gab kurzfristig eine Erleichterung weil ich wusste, dass ich mich vorerst nicht mehr mit den Themen auseinandersetzen muss, aber das löst nicht das dahinterliegende Problem. Tja und ich bin jetzt wieder ganz am Anfang einer neuen Therapie und habe dahingehend eigentlich die dazwischenliegende Zeit als nicht genützte potentielle Therapiezeit verschwendet.

Alles Gute!

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chrysokoll
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Beitrag Do., 18.06.2020, 12:01

eine gute Therapeutin sollte allerdings drauf achten dass der Druck nicht zu hoch steigt.
Wenn meine Therapeutin das merkt (und da ist sie sehr aufmerksam und feinfühlig) fährt sie sofort zurück, unterbricht, schaut aktiv dass meine Anspannung sinkt.

Ok, wenn das vor oder nach der Stunde passiert muss sie das wissen, aber meine fragt z.B. auch immer wieder wie es mir da geht.

Dinge wie mich selber kneifen, Fingernägel in die Haut um überhaupt Anspannung auszuhalten merkt sie sofort und lässt das nicht zu. Ich find das wichtig für mich, mir hilft dieses aktive Vorgehen!

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Shukria
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Beitrag Do., 18.06.2020, 17:37

Danke an alle für eure Beiträge, in jedem war etwas dabei was mich berührt hat

@chrysokoll
ich habe es erst diese Woche das erste Mal überhaupt benannt das ich vorher so unter Anspannung stehe. Weil der Druck so groß war und es ja auffiel das ich weg war. Ich habe irgendwie gedacht das gehört dazu und bin bei ihren Fragen wies mir geht nie auf die Idee gekommen das zum Thema zu machen und mir da Unterstützung zu holen.

@bakerygirl
Abbrechen kommt jetzt erstmal nicht mehr in Frage, gan vom Tisch als Option ist es noch nicht, aber so wie du schreibst - die Entlastung wäre nur kurzfristig, mein Problem nicht gelöst

@sun_shine
Ja ich weiß, seufz, ich wiederhole das Gleiche aber anders mit mir umzugehen also unangenehme Emotionen sichtbar zuzulassen, quasi zu erlauben fällt schwer. Ich glaube wenn das Alltag wäre, wäre ich wahrscheinlich schon eher mal auf die Idee gekommen die Belastung vor der Stunde zum Thema zu machen.
Jetzt wo es raus ist ist es irgendwie gar nicht mehr so schlimm

@Ziegenkind
Und wahrscheinlich ist es so, jetzt wo offen ist wie schlecht es mir vor den Stunden ist und ich merke jetzt kanns ha auch egal sein ob ich doch mal vorher sichtbar weine, der Druck raus darf - damit geht's mir schon besser. Also dieses Emotionen haben dürfen und erleben und merken das es okay ist, ist vielleicht auch grad wichtiger als das reine Reden.

In der Konfrontation in der Stunde geht's ja auch mehr ums noch mal fühlen als um ne faktenschilderung. Und es aushalten das dann noch jemand im Raum ist der einen so sieht.

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Shukria
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Beitrag Di., 23.06.2020, 08:10

Mein Druck ist die letzten Tage wieder Mega angestiegen. Der Fahrplan der Therapeutin entlastet mich null, noch 2-3 Wochen auf die Bearbeitung warten schaffe ich nicht. Egal das ich den grundsätzlich nachvollziehen kann. Ich überlege jetzt schon seit Tagen mich krank zu melden da ich auch auf Arbeit immer öfter emotionale Löcher habe und meine Konzentration und emotionale Abschottung kurzfristig nicht mehr aufrechterhalten bekomme.

Ich merke dann heute wieder das ich ihr das noch gar nicht gesagt habe. Weder das ich seit ein paar Wochen, seit das Thema auf ist nur noch mit Medikamenten schlafe, noch das mein Alltag jeden Tag ein Stück mehr einbricht, oder besser gesagt ich.

So bin ich sowieso täglich mit den belastenden Bildern konfrontiert aber ohne Begleitung durch Sie. . Ihr Behandlungsplan braucht Zeit, die habe ich aber nicht und Kraft auch nicht mehr.

Ich merke das ich einfach nicht weiß was sie von mir an Informationen braucht um nachvollziehen zu können wie es mir geht. Mir fällt oft erst hinterher auf was für sie eine wichtige Information ist, gewesen wäre - aber nicht in der Situation. Mich verwirrt das und auch welche einzelne Information bei ihr dann manchmal zu einem Umdenken führt und sie nur dadurch andere Interventionen vorschlägt.

Ich weiß nicht was sie von mir braucht. Bis jetzt habe ich immer nur das gesagt was ich preisgeben wollte. Jetzt merke ich das ich mit der Strategie irgendwie nicht weiterkomme.


ziegenkind
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Beitrag Di., 23.06.2020, 08:49

Shukria, was glaubst Du: wie könnte Deine Therapeutin Dir jetzt helfen? Was könnte sie tun?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Shukria
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Beitrag Di., 23.06.2020, 12:06

Endlich mit der konkreten Traumakonfrontation beginnen, bzw hatten wir begonnen - die ist nur unterbrochen also die wieder aufnehmen und nicht soviel Angst haben das ich abschmiere. Und Stabilisierung jetzt stattdessen zu machen.

Ohne schmier ich viel mehr ab weil ich mit den Bildern alleine bin und es zu keiner Bearbeitung und damit Veränderung kommt. Da geht mir die Kraft aus.

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lisbeth
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Beitrag Di., 23.06.2020, 15:44

Shukria, was für eine Therapie machst du denn, dass die Therapeutin da so einen konkreten "Fahrplan" festlegt? Ich kenne das eher so dass ich die Themen und Inhalte und die Richtung mitbestimmen kann und auch soll, auch in der VT damals.

Kann es sein, dass dieser feste Fahrplan für dich auch eine Wiederholung von früher ist, weil du dich hilflos und ausgeliefert fühlst? Weil dieser starre (?) Plan nicht deinen Bedürfnissen entspricht? Weiß deine Therapeutin überhaupt, dass das gerade für dich so nicht gut funktioniert?

Denn das hier
Shukria hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 08:10 Ich merke das ich einfach nicht weiß was sie von mir an Informationen braucht um nachvollziehen zu können wie es mir geht. Mir fällt oft erst hinterher auf was für sie eine wichtige Information ist, gewesen wäre - aber nicht in der Situation. Mich verwirrt das und auch welche einzelne Information bei ihr dann manchmal zu einem Umdenken führt und sie nur dadurch andere Interventionen vorschlägt.

Ich weiß nicht was sie von mir braucht. Bis jetzt habe ich immer nur das gesagt was ich preisgeben wollte. Jetzt merke ich das ich mit der Strategie irgendwie nicht weiterkomme.
hört sich für mich irgendwie so an, als ob du meinst, du müsstest das "liefern" was die Therapeutin von dir erwartet. Darum geht es nicht. Es geht um das, was du brauchst. Aber dafür musst du dich vielleicht auch ihr gegenüber etwas mehr öffnen?

Meine Vermutung zu dem Weinen: Sowas passiert bei mir ganz häufig in Situationen, wo sich ein Teil von mir/in mir komplett überrollt und übergangen fühlt. Mir hilft es dann zu schauen, was das Bedürfnis sein könnte, was dahinter steht. Und mir immer wieder klar zu machen, dass ich (als Erwachsene) für diese (oft sehr kindlichen) Bedürfnisse die Verantwortung übernehmen muss. Deine Therapeutin ist für diese Bedürfnisse nicht zuständig oder verantwortlich. Sie ist da, damit du lernen kannst, in der Hinsicht besser für dich selbst zu sorgen...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beitrag Di., 23.06.2020, 15:50

Shukria hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 12:06 Endlich mit der konkreten Traumakonfrontation beginnen, bzw hatten wir begonnen - die ist nur unterbrochen also die wieder aufnehmen und nicht soviel Angst haben das ich abschmiere. Und Stabilisierung jetzt stattdessen zu machen.
gerade dann ist eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt um mit der Konfrontation zu beginnen.
Es gibt da natürlich immer Varianten und Fragen wann denn nun der richtige Zeitpunkt ist, aber wenn dann solltest du dafür stabil sein und nicht ganz unten und dauernd weinen müssen. Und vor allem auch das "abschmieren", die Dissoziationen gut bewältigen und unterbrechen können. Sonst geht das wirklich schief.

Ich kann dir nur empfehlen klar mit der Therapeutin zu sprechen wie es dir geht, was los ist

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Shukria
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Beitrag Di., 23.06.2020, 20:10

Ich habe ihr heute vor der Stunde noch eine Mail geschrieben wie es mir geht und das ich nicht mehr abschalten kann von dem bild seit wir die Bearbeitung unterbrochen haben, auch das ich heute mit der Konfrontation weiter machen möchte, alles andere bringt mir nichts gerade außer Erschöpfung.

Mit Fahrplan meine ich eine gemeinsame Absprache woran wir die nächsten Stunden arbeiten werden und wie. Das machen wir eigentlich immer. Nur hat sie diese Absprache diesmal einseitig abgeändert und ich glaub das hat den Druck bei mir so erhöht. Es geht nicht um Bedürfnisse die erfüllt werden sollen sondern um Mitsprache. Konfrontation stresst mich immer im Vorfeld, aber wenn die dann plötzlich ausgesetzt wird einseitig ohne mein Verstehen oder Zustimmung fühl ich mich wieder ausgeliefert. Es ist ja nicht nur ihr sondern auch mein Therapieprozess den ich mitgestalten will.

Wir haben uns heute auf eine andere Methode als beim letzten Versuch geeinigt die für uns beide gut passt. Mit der ich mich sicher fühle und sie auch mir vertraut, das ich gut wieder rauskomme falls es zuviel wird. Damit konnten wir heute endlich weiter arbeiten und ich merke auch das mein Druck deutlich runter ist weil sich endlich was verändert und ich aktiv mitarbeiten kann und nicht mehr nur aushalten muss.

Ich glaub mich hat so enorm belastet das mir der Teil an Mitbestimmung einseitig entzogen wurde den ich sonst in der Therapie immer habe.

Der Rest, noch mehr Offenheit... Ich versuch alles zu benennen was in mir vorgeht und mich belastet und ich nicht weiter weiß selber. Aber wenn der Alltag schwer ist grad dann habe ich Möglichkeiten damit umzugehen. Dann sage ich auf Nachfrage oft okay weil ich weiß was ich tun kann. Das meine ich mit ich weiß manchmal nicht was sie braucht. Muss sie wissen wie schlecht es mir geht wenn ich das doch noch selbst gestemmt bekomme(Ablenken, Freunde...) ?
Da überleg ich grad so dran.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 23.06.2020, 20:59

Shukria hat geschrieben: Di., 23.06.2020, 08:10 Mein Druck ist die letzten Tage wieder Mega angestiegen. Der Fahrplan der Therapeutin entlastet mich null, noch 2-3 Wochen auf die Bearbeitung warten schaffe ich nicht.


Ich finde, man kann für so etwas unmöglich einen "Fahrplan" machen. Bei so einem heiklen Thema muss man doch in jeder Sitzung individuell feststellen was und wie viel in dem Moment gerade machbar und gut ist.

Ich glaube übrigens nicht, dass es immer sinnvoll oder nötig ist diese ganzen unschönenen Erlebnisse im Detail wieder hochzuholen. Vor allem nicht so generalstabsmässig. Und "noch mal erleben". Ein anderes Wort dafür ist Retraumatisierung. Das macht es schlimmer, nicht besser. Das merkst du ja auch gerade.

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