Derealisation in der Therapiestunde?

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Arakakadu
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Derealisation in der Therapiestunde?

Beitrag Di., 30.06.2020, 20:09

Hallo!
Ich habe eine Frage zu Derealisationen. Ich habe mit meinem Therapeuten noch eher wenig über sowas gesprochen, drum wollte ich fragen wie ihr Derealisationen erlebt bzw ob ihr denkt, dass ich das haben könnte, oder ob das in eine andere Richtung geht?

Es gibt Tage, an denen kommt es mir so vor, als hätte ich eine Käseglocke über mir. Ich schneide zb Gemüse und alle Handlungen sind automatisiert, bzw fühlt es sich so an. Die Käseglocke wird schlimmer, je mehr Menschen um mich herum sind. Zb Teamsitzungen, zahlen an der Kasse, gemeinsamen Essen am Tisch. Es fühlt sich auch so an, als würde ich irgendwie neben mir stehen. Dachte aber immer dass das Müdigkeit ist.

Das schlimmste für mich ist, wenn ich meine Kinder nach der schule empfange und sie mir etwas erzählen und ich mit ihnen lachen kann und spreche und mir dabei aber vorkommt als wäre ich ein komplett anderer Mensch in diesem Moment... Ich frage mich dann auch, ob sie das auch so wahrgenommen haben. Manchmal bekomme ich einen Stress dabei, habe das Gefühl nicht durchatmen zu können und gehe zb ins Bad, manchmal kams mir auch so vor, als hätte ich andere Gesichtszüge...
Ich weiß das klingt irgendwie seltsam, vl bin ich auch nur müde/überfordert?
Kennt ihr das?

In der Therapie wird mir bei manchen Themen schwindelig. Es fährt wie ein Blitz ein, mein Kopf wird schummrig und ich fühle mich als wäre ich aus Gummi. Das dauert vl 3 oder 4? Minuten....oder es fühlt sich so an als würde ich den Sessel auf dem ich sitze nicht mehr gut spüren. Auch sehe ich manchmal (bis jetzt 2x) alles wie durch eine leichte Rauchwolke. Er fragt immer ob ich geatmet habe oder aufgehört habe.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich nie das Gefühl habe dass ich nicht antworten kann oder denke ich bin weg oder so. Das funktioniert immer, früher hat es mir halt etwas Angst gemacht.

Kennt ihr das auch so in einer "milden" Form?
Danke

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chrysokoll
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:14

leider kann ich das nicht beurteilen, ich habe eine hohe Dissoziationsneigung, auch Derealisation, erlebe das aber anders.
Aber das heisst nichts.

Was sagt denn dein Therapeut dazu? Der wäre der Ansprechpartner und der kriegt das doch mit, oder?

Meine Therapeutin lässt keine Dissoziation zu, unterbricht sofort, holt mich zurück, leitet mich immer wieder an wie ich das selber kann, bespricht mit mir was passiert usw.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:20

Wie äußert sich das bei dir? Also dass ich im Alltag Depersonalisationen habe hat er so interpretiert. Mit der Käseglocke und dem alles automatisierten Eindrücken. Wenn ich in der Therapie sage, dass mir so schwindelig wird macht er mit mir Atemübungen und macht das Fenster auf, fragt ob ich richtig geatmet habe und holt wenn ich möchte ein Glas Wasser! Aber das war eben so erst 2x und einmal während der Telefontherapie. Er hat gesagt entweder ich höre auf zu atmen und hat mich letztens gefragt ob ichs ihm beschreiben kann, dann meinte er, dass er schon denkt, dass mit das Unbewusste gerade zuviel wird. Aber ich höre eben nur dass das viel Ärger ist, aber vl gibt's ja auch milde Formen, drum hätte ich gern gewusst obs wer auch so kennt!

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:26

chrysokoll hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:14
Meine Therapeutin lässt keine Dissoziation zu, unterbricht sofort, holt mich zurück, leitet mich immer wieder an wie ich das selber kann, bespricht mit mir was passiert usw.


Ich hab das auch, und eine Stunden für mich anstrengendes Gespräch über emotionale Themen sorgt eigentlich immer dafür, dass in meiner Oberstube die Sicherung rausspringt. Machen könnte ein Therapeut da garnichts, Es gibt auch nichts das ich selbst machen könnte, wenn das mal eingetreten ist dann ist das nicht abbrechbar sondern vergeht halt einfach mit der Zeit wenn ich schön brav bin und die Auslöser wegnehme.

Das ist auch der Grund, warum mich schon mehrere Therapeuten nicht genommen haben (keine Erfahrung mit der Thematik) bzw ich letztlich eine Blabla-basierte Therapie für mich für eher untauglich halte. Ich habe dieses Problem aber zB auch bei konzentrationslastigen Aktivitäten, monotonen Aktivitäten wie Stricken, Aerobic. Meditieren usw, weswegen ich dann auch berentet wurde, da das für mich völlig unmöglich ist und mir auf keinen Fall gut tut. Wenn ich solche Aktivitäten, zB Stricken trotzdem machen möchte muss ich halt sehr genau schauen wie lang es geht und dann aufhören bzw eine längere Pause einlegen.

Bei mir fühlt sich das dann so an als wäre ich nicht mehr so ganz in meinem Körper integriert, alles um mich rum ist so ein bischen irreal, ich bin in dem Zustand auch extrem emotional fragil und kann mich kaum noch konzentrieren.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:30

hast du schon einmal eine entsprechende Traumatherapie gemacht?
Bei einem gut qualifzierten Therapeuten?
Denn MACHEN können die da sehr wohl etwas - und du auch.
Natürlich nicht sofort, man muss rausfinden was wie hilft, und du musst das in allererster Linie auch WOLLEN und da an dir üben und arbeiten.
Aber es geht.
Natürlich nicht mit der Einstellung dass man da sowieso nichts machen kann.

Mir fällt auf dass du da sehr absolut und negativ sprichst und denkst, "blabla" Therapie etc.

Es lohnt sich sehr wohl das anzugehen, ich habe das erst in der Traumatherapie gelernt, und natürlich braucht es da einen echt qualifizierten Therapeuten

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:32

Marlena hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:20 dass er schon denkt, dass mit das Unbewusste gerade zuviel wird.

Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass Dissoziation eine Strategie des Gehirns ist um stressige Situationen von sich selbst fernzuhalten, wie das von der Traumatherapiebranche manchmal postuliert wird. Ich glaube eher, dass es irgendwas damit zu tun hat wie Stresshormone und Stress die Gehirnfunktion negativ beeinflusst und in einen Notfallmodus schicken..
So ein neben sich steh Gefühl hat man nämlich auch wenn man zB nach dem Autounfall körperlich unverletzt aus dem Unfallwagen steigt.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:37

Danke für eure Antworten!
Also das spannende ist, dass es jedesmal passiert ist, wenn wir über meinen Vater geredet haben. Bei der Telefontherapie hatte ich das 4x hintereinander und das hat mir da ziemlich Angst gemacht. Aber mehr als ein wattiges Gefühl ihm Kopf und ganz schwache Glieder habe ich nicht. Aber sonst kenne ich das eben so gar nicht. Also dass es wie ein Blitz kommt. Aber vl einfach echt nur Stress und kleine Panikattacke...

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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:39

Münchnerkindl: ok das klingt auch sehr spannend. Belastet sich das sehr? Also klingt blöd, aber es klingt so als hättest du es schon aufgegeben. Mich schreckt es dass es hier im forum so viele gibt, die von Therapeuten einfach abgelehnt werden, das ist doch voll schade!

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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:40

Chrysokoll wie merkt deine Therapeutin wenn du kurz vorm dissoziieren bist? Sagst du ihr das?

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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:44

chrysokoll hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:30 hast du schon einmal eine entsprechende Traumatherapie gemacht?
Bei einem gut qualifzierten Therapeuten?
Denn MACHEN können die da sehr wohl etwas - und du auch.

Die paar entsprechenden Therapeuten (ich will zu einer Frau) sind ausgebucht bis Ultimo. So gut wie nicht möglich da einen Platz zu bekommen, nicht mal probatorische Sitzungen. Wegen der Problematik darf der Therapeut auch nicht zu weit von meinem Wohnort weg sein, da ich in so einem Zustand ungern mit Öffis eine Stunde durch die ganze Stadt fahre.

Diesen ganzen Skillskram kenne ich durchaus, Igelbälle, Chillischoten, Achtsamkeit, Atmen, irgendwas ausmalen etc. Da fragt mich die Disso bloss ob ich sie jetzt verarschen will und wird schlimmer. :lol: Generell macht jede Art von aktiver Gegenmittelanwendung das bei mir schlimmer, bzw zwingt mein Gehirn kurzfristig zum Funktionieren und der Zusammenbruch wenn das dann nachlässt ist schlimmer als der Zustand davor.

Ich denke Derealisation bzw Dissoziation sind hochgradig individuelle Phänomene

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chrysokoll
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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:47

klar sind das individuelle Phänomene
Dennoch kann man dagegen angehen.
Aber das muss man wollen. Sehr aktiv dran arbeiten.
Und zwar nicht alleine. Das geht nur mit Therapeut/in, die sich da echt auskennt.
Und wenn man von der Einstellung weg kommt "ach Skillskram, kenn ich schon, bringt nix..."
Selber hätte ich das auch nie erlernen können und bei weitem nicht alles was da so "im Angebot" ist hat bei mir Wirkung.
Das muss man ausprobieren

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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:52

Marlena hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:40 Chrysokoll wie merkt deine Therapeutin wenn du kurz vorm dissoziieren bist? Sagst du ihr das?
kurz vorher merkt sie das auch nicht, aber sofort wenn ich dissoziiere.
Und nein, ich sage das nicht, ich kann das dann gar nicht mehr sagen und sie merkt das sogar schneller als ich

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Beitrag Di., 30.06.2020, 21:52

Marlena hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:39 Münchnerkindl: ok das klingt auch sehr spannend. Belastet sich das sehr? Also klingt blöd, aber es klingt so als hättest du es schon aufgegeben. Mich schreckt es dass es hier im forum so viele gibt, die von Therapeuten einfach abgelehnt werden, das ist doch voll schade!


Aufgegeben? Ich versuche, mich damit zu arrangieren.

Ich vermute mal stark, dass eine Psychotherapie mit vielen Körpertherapieelementen mir helfen könnte, weil ich in generell ein schwach ausgeprägtes Gefühl von "im Körper integriert sein" habe, aber die zahlt die KK nicht.

Massage hilft auch, siehe oben. Gleiches gilt für wirklich heiß baden, einen Umzug in eine Wohnung mit Badewanne kann ich mir nicht leisten und das lässt sich natürlich nicht zeitnah anwenden und es ist auch nichts, was es dann sofort zum Verschwinden bringt..

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Beitrag Di., 30.06.2020, 22:00

chrysokoll hat geschrieben: Di., 30.06.2020, 21:47
Dennoch kann man dagegen angehen.
Aber das muss man wollen. Sehr aktiv dran arbeiten.

Wie gesagt, jede Form von aktiv dagegen vorgehen oder "wollen" macht es bei mir stets und immer schlimmer. Und "sehr aktiv dran arbeiten" wäre dann wohl der Supergau.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 30.06.2020, 22:02

du musst das nicht beantworten, aber mich würde interessieren: Was hast du denn schon ausprobiert?
Und zwar nicht selber und irgendwie, sondern innerhalb einer Traumatherapie?

Und was ausser "wollen" sollte denn die Grundlage sein?

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