Kindheit in der Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Couch-Potato
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Kindheit in der Psychoanalyse

Beitrag Di., 07.07.2020, 17:53

Hallo liebe mit-Foristen,

ich bin seit 1,5 Jahren in Psychoanalyse - es ist für mich ein wichtiges Thema, gleichzeitig habe ich in Bezug auf das Thema "Kindheit" aber immer gleichzeitig das doofe Gefühl, dass das Reflektieren darüber schon ein Stück weit daran vorbei geht.

Ich weiß daher auch immer noch nicht ganz, was ich davon halten soll, wenn mir beim Weg zur Praxis die Treppenstufen manchmal vorkommen, als würden sie mir wieder bis zum den Knien gehen. Manchmal sind gute Gefühle dabei, die Erinnerung, ganz früher wirklich Mal "getragen" worden zu sein - im Zweifel auf einem Fuß sitzend ans Bein geklammert - oder die Erfahrung, dass es heute noch so sein kann - dazu aber auch die riesige Zumutung, damit eigentlich abschließen zu müssen, was ich auch manchmal merke und mich wirklich traurig macht (manchmal frage ich mich aber auch, je länger das geht, wie ich Traurigkeit und Depression eigentlich genau unterscheiden kann - bin dann zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass für Ersteres zumindest notwendig dazu gehört, meine eigene Traurigkeit wahr zu nehmen, was durch den Umstand erschwert ist, dass meine Mutter sie nie wahrnehmen wollte, von dem Herrn der Schöpfung ganz zu schweigen).

Und ja, ich habe durchaus das Gefühl, in der Therapie zu "altern", also von meinem egozentrischen Kleinkinderverhalten der ersten Monate mehr in Richtung Beziehungsarbeit zu gehen (jaha, ich als Fluchttier), undzwar auch nicht bewusst, sondern als würde ich langsam ein Schulkind (Ein Schlüsselmoment war auf jeden Fall, auf besagter Couch zu liegen und einfach, bevor ich eine Silbe gesagt habe, vor Lebensfreude zu weinen - aber hey, bevor sich jemand falsche Vorstellungen macht: das war genau ein Mal - meistens geht es etwas düsterer zu ;-) ). Jedenfalls habe ich so das Gefühl, die Heulerei ist jetzt vorbei, auch die aus Traurigkeit.

Es ging in meiner Therapie häufiger um die Vertreibung meiner Großeltern im 2. WK, wobei ich mir diese Themen nicht aussuche, sondern sie suchen mich aus, im Zweifel in Form von Träumen - ich habe neulich einen Beitrag zu transgenerationalen Traumatisierung gelesen (wobei ich - auf mich persönlich bezogen - mit dem Begriff Traumatisierung wenig anfangen kann, meine Großeltern waren es aber ganz sicher). Ich habe mich jedenfalls sehr genau in der Beschreibung wieder gefunden, dass die Nachkommen die irrationale Idee entwickeln, die Geschichte ungeschehen zu machen, wobei ich selbst derartige Träume auch immer ein Stück weit überraschend finde.

Und auch den Umstand, mich mit uralter Vergangenheit zu beschäftigen, fand ich zunächst etwas merkwürdig, wobei ich aktuell schon wieder in der jüngeren Vergangenheit bin, d. h. wie kommt derlei eigentlich in meinen Kopf und wie ist es früher mit meiner Mutter gewesen, also eigentlich die Frage, wie hat sie mich aus meiner Kindheit "vertrieben". Auch hier fand ich den gelesenen Hinweis auf projektive Identifikation passend, ich habe nämlich schon das Gefühl, sie habe mich früher oft traurig gemacht und dann aber mich nicht mehr ausgehalten, sich also somit praktisch eines Teils ihrer selbst entledigt, das Ganze natürlich absolut unbewusst, und, der Vollständigkeit halber, auch zu ihrem eigenen Schaden (der aber wiederum nicht mein primäres Problem sein soll - wo kämen wir denn da hin?).

Und nebenbei laufe ich auch noch draußen rum und stelle mich Erwachsen ... ::?

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert)

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Philosophia
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Beitrag Mi., 08.07.2020, 04:24

So, und was wünscht du dir von uns? Was bedrückt dich? Worüber genau möchtest du mit uns in den Austausch gehen? Du hast jetzt einfach nur erzählt - wolltest du das vielleicht einfach nur loswerden? Brainstorming machen? - Ich frage das, weil ich nicht weiß, was z.B. ich dir jetzt schreiben sollte. Ich habe zwar schon so meine Erfahrungen mit diesem o. jenem. Trotzdem wüsste ich gerade nicht, wie und warum ich mit dir in den Austausch gehen soll.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Couch-Potato
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Beitrag Fr., 10.07.2020, 19:48

Naja, ich habe den Titel des Unterforums einfach Mal wörtlich genommen.
Ich habe einige für mich wichtige Themen genannt, zu denen jeder in Austausch gehen kann.

Was mein Beitrag nicht ist - und da bewege ich mich evtl. etwas quer zu Usus dieses Unterforums (was ich aber nicht per se schlecht finde) - ist ein Hilfegesuch. Ich bin ja schon in Therapie und versuche, meine Probleme dort zu klären.

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lonely69
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Beitrag Sa., 11.07.2020, 11:17

Für mich klingt es, als würde Deine Analyse richtig gut laufen.
Das freut mich für Dich!
LG
Lonely

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Couch-Potato
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Beitrag Di., 14.07.2020, 18:43

Vielen Dank, es freut mich auf jeden Fall, deine Einschätzung zu lesen :)
Ein Punkt ist für mich auch, dass ich "da draußen" wenige bekennende Therapiegänger kenne, so dass ich tatsächlich zu diesem Thema auch nicht viele Möglichkeiten zum Austausch habe.
Jemandem ganz ohne Therapieerfahrung konnte ich die Coucherfahrung bisher nicht vermitteln - ist dann eher so, dass die Betreffenden entweder meinen, Mitleid zeigen zu müssen (brauche ich nicht), das Ganze (obschon eine bewährte Kulturtechnik) abwerten ("Einfach sagen, was einem durch den Kopf geht? Das machen wir Frauen ja sowieso schon immer.") oder auch irgendwie neidisch sind, wenn einer Lebensthemen tatsächlich wichtiger nimmt als die bekannten Hamsterräder.

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Montana
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Beitrag Di., 14.07.2020, 19:59

Ich glaube ja, die meisten können sich "Therapie" einfach gar nicht vorstellen. Ich kenne auch so Fragen:
- Was macht ihr da eigentlich?
- Gibt es überhaupt so viel, über das man reden kann?
- Gehst du da IMMER NOCH hin? Dann scheint es ja nichts zu bringen.

Schon mit somatischen Krankheiten haben viele Probleme in dem Sinne, dass sie sich gar nicht in andere hineinversetzen können und vielleicht auch gar nicht wollen. Folgender Dialog zeigte mir das sehr deutlich:
(kurze Zeit nach einer OP, aber Grunderkrankung chronisch)
A: Jetzt geht es dir aber wieder gut, oder?
Ich: Nein.
A: Aber jeden Tag ein bisschen besser.
Ich: Nein. (Und wie zum Kuckuck kommst du darauf, dass das so sein müsste? Ich habe keinen Schnupfen.)

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