Hemmungen Arzttermine zu machen

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Hikhikhik
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Hemmungen Arzttermine zu machen

Beitrag Do., 13.08.2020, 16:24

Ich weiß nicht, ob es ein Thema ist, was in die Psychotherapie gehört. Zumal, was soll die Therapeutin schon sagen oder machen.

Mein Problem, ich müsste eigentlich mal zu verschiedenen Ärzten (Haus und Frauen..) aber ich schiebe es vor mir her. Ich kann mich einfach nicht aufraffen. Mir wird, beim Gedanken schon schummerig. Ich hätte meine Schilddrüse kontrollieren lassen müssen, aber ich bekomme es nicht hin.
Nur wenn es mir total miserabel geht, nur dann geht's. Aber daran macht mir Angst, dass es irgendwann dann zu spät sein könnte. Das ist nämlich meinem Onkel passiert. Erst im Endstadium zum Arzt. 8 Tage später, war er nicht mehr. Das will ich auch nicht, das mir das passiert.

Nur zur Therapie gehe ich regelmäßig. Aber dass ist trotzdem jeden einzelnen Termin ein innerer mega Kampf.

Ist das wichtig genug um es der Therapeutin zu erzählen? Kann sie mir da helfen? Ist das eine blöde Frage?

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Singingsaskia
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Beitrag Do., 13.08.2020, 16:48

Was hindert dich denn daran zum Arzt zu gehen? Also welche Gedanken oder welche Befürchtung?

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Hikhikhik
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Beitrag Do., 13.08.2020, 16:58

Das ich etwas falsch mache, nicht gut genug bin (ich habe komplexe wegen meinem Körper) und das es unwichtig ist. Das meine Anliegen nicht der Rede wert sind und ich deswegen Ärger bekomme.

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alatan
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Beitrag Do., 13.08.2020, 17:12

Hikhikhik hat geschrieben: Do., 13.08.2020, 16:58 nicht gut genug bin
Wie gut muss man denn sein für den Arztbesuch?

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Singingsaskia
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Beitrag Do., 13.08.2020, 17:24

Also zu allererst, natürlich ist es wichtig genug um es in der thera anzusprechen. Es schränkt dich ein, also ist es auch ein Thema.

Also ich kann dir meine Sicht als Ärztin sagen:
1. Ich finde jedes Anliegen ist wichtig genug um es beim Arzt abchecken zu lassen. Es gibt Patienten die sind wegen eines schnupfens besorgt, die anderen kommen erst wenns kurz vor knapp ist. Aber egal aus welchem Grund jemand kommt, man schaut als Arzt drüber und entweder gibt's in der Hinsicht wirklich ein Problem, oder man weiß der Patient ist beruhigt weil man ihm sagen kann dass alles in Ordnung ist. Wenn man deswegen Ärger bekommt sollte man sich schleunigst einen neuen Arzt suchen.

2. Das mit den Komplexen verstehe ich insofern, als das ich selber mit meiner Figur zu kämpfen habe (Essstörung), aber auch da kann ich dir versichern, dass das dem Arzt relativ schnuppe ist (also wenn jemand jetzt krankhaft unter oder übergewichtig ist, dann kann man das natürlich schon mit ihm bearbeiten).
Selbst wenns um den Frauenarzt, Urologen oder auch wie bei meiner famulatur um einen Proktologen geht, der sieht den ganzen Tag nichts anderes, der denkt da nicht viel drüber nach wie was aussieht. Als ich noch parallel beim Rettungsdienst tätig war, hatten mir so viele Freunde erklärt sie hätten Bedenken nicht rasiert zu sein, denn wenn sie einen Unfall etc mit Schockraumsymptomatik hätten, würde man sie ja komplett entkleiden. Als würde das jemanden in der Situation interessieren. Genau wie beim Katheter setzen. Meistens hatten die Patient mehr Angst vor Scham als vor Schmerzen. Ich hab mich da nciht darauf konzentriert und analysiert wie gut bestückt jemand ist, es ist einfach normal für einen Arzt.

3. Und nochmal zu deiner Angst zu übertreiben: die Schilddrüse ist meiner Meinung nach sowieso etwas, dass bei jedem Standardmäßig untersucht werden sollte. Da muss man keine Bedenken haben.

Alles Liebe!

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Hikhikhik
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Beitrag Do., 13.08.2020, 18:08

alatan hat geschrieben: Do., 13.08.2020, 17:12
Hikhikhik hat geschrieben: Do., 13.08.2020, 16:58 nicht gut genug bin
Wie gut muss man denn sein für den Arztbesuch?
Ich weiß es nicht. Das ist ein Gefühl, das ich nicht gut genug bin. Das meins nicht wichtig genug ist. Jeder Andere ist für mich gut genug um zum Arzt zu gehen.

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Hikhikhik
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Beitrag Do., 13.08.2020, 18:17

Vielen Dank Soningsaskia für deine netten Worte.
Ich komme selbst aus der Pflege. Und mir ist es auch total "egal" wie wer aussieht. Ich kümmere mich um denjenigen ohne dass ich da irgendwelche schlechten Gedanken habe.
Rational kann ich das verstehen.
Aber bei mir selbst, ist da eine riesen Blockade im Kopf. Egal wie sehr ich es mir vornehme, och bekomme es nicht hin. Vor einem Jahr habe ich es endlich geschafft zum impfen zu gehen. Habe es aber nicht geschafft es bis zum Ende durchzuziehen. Und jetzt habe ich Angst, wenn ich wieder hingehe, dass sie verärgert sind. Auch weil ich schon längst wegen meiner Schilddrüse hätte vorbeikommen müssen. Dabei ist die Hausärztin sehr nett. Trotzdem macht es mir zu schaffen ich weiß dass es nur in meinem Kopf ist, aber es hindert mich in Aktion zu kommen.
Und ich habe Angst, dass es, weil es doch eigentlich nicht schwer ist, einen Termin zu machen, zu banal vor um es in der Therapie anzusprechen. Wie soll sie mir da auch helfen?

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Singingsaskia
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Beitrag Do., 13.08.2020, 18:38

Ich weiß was du meinst. Ich kann auch alles komplett rational beurteilen, aber auf der Gefühlsebene klappt das dann trotzdem nicht.

Das ist ja nichts banales, das kann ja auch gesundheitliche Folgen haben (vor allem auch der fehlende Frauenarztbesuch beispielsweise).
Ich hatte mal eine Zeit da konnte ich nicht mal zum Briefkasten gehen, ist ja normalerweise auch was normales, ging einfach nicht und das hab ich auch mit dem thera besprochen.

Wie es helfen soll. Die Ängste oder Gedanken die dahinter liegen aufarbeiten.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 13.08.2020, 19:13

genau so!
Ich kann Saskia da nur zustimmen, das ist ein Thema für die Therapie.
Gründe nicht zum Arzt gehen zu können oder zu wollen gibt es viele, das ist individuell, aber es gehört auf jeden Fall in die Therapie.
Weil man dort anschauen kann was dahinter liegt, was einen hindert, Strategien entwickeln kann das zu ändern
Und vor allem freundlicher zu sich zu sein, von dieser Absolutheit wegzukommen

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DieBeste
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Beitrag Do., 13.08.2020, 19:42

Mein erste Gedanke ist, dass grade, wenn der Körper ja „gut genug“ ist, man gar keine Arzt braucht.

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Hikhikhik
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Beitrag Do., 13.08.2020, 19:54

Es ist halt, dass ich Vieles selbst hinbekomme. Aber es ist unnötig und kostet. Würde ich zum Arzt gehen, bekäme ich Rezepte, aber mir fällt es schwer das einzufordern. Da zahle ich dann quasi doppelt. Krankenkasse und weil ich es dann selber zahle anstatt mit Rezept.
Ich bin mal mit dem Fuß umgeknickt. Der war zwei Wochen angeschwollen und bunt und blau, habe mich aber nicht überwinden können, damit zum Arzt zu gehen. Bis heute knackts im Fuß. Ich hatte Angst, es könne nicht ernst genug sein.
Und ich weiß dass es unsinnig sein könnte, aber es ist so verankert.
Bearbeiten heißt darüber reden?

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Lady Nightmare
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Beitrag Do., 13.08.2020, 20:00

Finde ich gut, dass dir einige Teilnehmer hier gesagt haben, wie es auf der anderen Seite aussieht. Für den Arzt gehört es zum Alltag Menschen, die sich durch eine unterschiedliche Physiognomie und psychische Verfasstheit auszeichnen, zu behandeln.

Und na klar, sollte das in der Therapie besprechbar sein. Du bist sicher nicht die einzige Klientin, die Angst vor Ärzten oder Krankheiten hat. Das Gegenteil dürfte zutreffen.

Vielleicht hilft es dir, dir vor Augen zu führen, dass du das mit deiner Schilddrüse eigentlich abgeklärt haben möchtest. Du setzt dich für dich selbst ein, indem du die überfälligen Arzttermine vereinbarst. Was spricht dagegen, dass du dich für dich selbst einsetzt? Es ist doch eher zu erwarten, dass du dich hinterher besser fühlen wirst.

Ich hatte in dieser Woche eine OP im Krankenhaus. Krankenhäuser - besonders Zwei- oder Mehrbettzimmer - sind die reinsten Horrororte für mich. Vor der Narkose und der OP hatte ich auch Angst, aber jetzt bin ich froh, dass ich mich nicht gedrückt habe.

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Lady Nightmare
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Beitrag Do., 13.08.2020, 20:07

Wunderbar mit dem Fuß, dann machst du auch noch einen Termin beim Orthopäden. ;-) Warum ninmmst du dich nicht so wichtig, dass du das Beste für dich tust?

Das mit dem Nicht-fordern-Können kenne ich auch gut, aber dabei zahlen wir nur drauf.


Fighter1993
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Beitrag Do., 13.08.2020, 20:09

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Ärzte (zumindest mein Hausarzt, meine Zahnärztin und meine Frauenärztin) deutlich "netter" mit mir umgehen als ich es selbst tue. Und das von deren Seite bisher immer vollstes Vertrauen in meine eigene Urteilsfähgkeit gelegt wurde. Sprich, egal mit was ich komme, es wird sich angehört, angeschaut und entweder ist dann alles ok oder es werden weitere Schritte angesetzt.
Meine Frauenärztin bspw. nimmt sich und gibt mir die Zeit, die wir brauchen. Und ich bin da oft diejenige, die nach dem Motto "Augen zu und durch" handelt, während sie aufgrund meiner Vorgeschichte da sachte rangeht und mir jedesmal deutlich macht, dass wir auch einfach nur sprechen können, ich bestimme ob die Untersuchung gemacht wird und soweiter. Aber ich spiele meine Gefühlswelt und mein Befinden da oft runter. Beim letzten Mal meinte sie nach dem Gespräch nur "Sie können jederzeit Stoppp sagen." und ich reagierte mit "habs ja bis jetzt immer irgendwie geschafft" woraufhin ein "Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich Bescheid weiß".
Und auch mein Hausarzt und meine Zahnärztin sind super. Bei beiden weiß ich, ich kann zum 100. Mal mit denselben Beschwerden anrufen (gerade meine Zahnärztin kann da ein Lied von singen) und ich bekomme jedes Mal einen Termin und werde nicht genervt behandelt.

Und ich bin der Meinung, dass das Thema durchaus Berechtigung in Therapie hat. Bei mir ist es manchmal so, dass ich Dinge erzähle und sie dann sagt, es sei wichtig das abzuklären oder zu beobachten. Also sie quasi als Mitwisser der Beschwerden habe und sie mir da irgendwie nochmal den berühmt berüchtigten Tritt in den Hintern verpasst. Nur mit der Aussage "es ist wichtig das abzuklären".
Vielleicht hilft dir ja so ein Mitwisser, der dich ein bisschen in Richtung Telefon schiebt, auch? Muss ja nicht zwingend die Therapeutin sein. Bei mir hat diese nur aktuell einen Stellenwert, an den kein anderer rankommt in solchen Dingen.
Und was mir auch hilft, direkt schon Folgetermine auszumachen. Wenn mein Arzt sagt, er will mich in 4 Wochen wieder sehen wegen Medikamenten die ich neu nehme, geh ich nicht ohne Termin aus der Praxis. Weil ich weiß, ich würde nicht wieder anrufen in 4 Wochen um einen Termin auszumachen deswegen.

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Singingsaskia
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Beitrag Do., 13.08.2020, 20:16

Das meine ich damit, dass da gar nichts banal ist.
Beim Fuß könnte sonst was gewesen sein bzw auch ein bleibender Schaden bestehen.
Das ist definitiv keine Kleinigkeit.

Wir haben in der Therapie darüber geredet, welche Gedanken mich da blockieren, was ich fühle wenn ich daran denke etc. Irgendeine Ursache gibt es immer. Auch wenn die evtl nicht so ersichtlich ist.

Alternativ kann man ansonsten (ohne Therapie) nur auf komplette Konfrontation gehen.
Ich geb dir mal ein Beispiel. Ich hatte im Studium eine wirklich extreme Prüfungsangst. Mir war rational bewusst dass mir rein gar nichts passiert wenn ich durchfalle und trotzdem konnte ich einfach nicht hingehen. Ursache war eine Prüfung bei der mich der Prüfer vor allen anderen im Seziersaal komplett nieder gemacht hat. Hab dann fast schon Panikattacken vor jeder noch so kleinen Prüfung gehabt. Die Verhaltenstherapie hat mir nichts gebracht, also bin ich selbst auf Angriff gegangen. Hab einen Freund 2 wochen vor der Prüfung mein onlinekonto Passwort ändern lassen, und ich konnte mich nicht mehr von der Prüfung abmelden. Ich bin durch die Hölle gegangen, Heulattacken, Durchfall etc. Bin zur Prüfung habs durch die Panik richtig versemmelt und der Prüfer meinte, halb so wild machen sie es nochmal. Und von da an, gings wieder.

Was ich damit sagen will: Manchmal kann mans auch überwinden wenn man sich der Sache einfach stellt, so schwer es scheinen mag.
Allerdings würde ich jetzt im Nachhinein betrachtet, dass eher in einer Therapie besprechen weil es einfach auch die Hintergründe erfasst. Die Sache mit dem Briefkasten hat mir zum Beispiel in der Thera auch geholfen, auf Themen zu stoßen die bei mir eine große Rolle spielten, die mir allerdings nicht bewusst waren.

PS: je früher man das angeht desto besser, den durch Vermeidung wirds immer schwieriger

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