Probleme mit meiner Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Salina1982
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Probleme mit meiner Therapeutin

Beitrag Fr., 09.10.2020, 11:03

Hallo,

Bin gerade echt fertig.
Komme von der Therapie stunde.
Ich leide an Panikattacken (ptbs mit dissoziation).
Ich meinte das ich es nicht mehr lange aushalte ,nur immer zuhause zu sein und nicht rauszu können wie andere auch.
Dann ihr Satz:Das ist ja ein kompletter Widerspruch,wie der satz :Ich hasse dich verlass mich nicht!!

Schiebt die mich gerade in die Borderline schiene?
Ich komme mir gerade bei dem Satz vor,wie als wenn ich angeblich lüge.
Ich meine jeder der Panikattacken hat ,hat Angst rauszugehen. Man will aber kann nicht.
Das ist doch kein Widerspruch.
Ich will zb gerne wieder mit meiner besten Freundin einkaufen gehen .
Kann ich aber nicht, weil ich draußen sofort Panikattacken bekomme.
Allso wo bitte ist der Widerspruch??

:mad:

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Marzipanschnute
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 11:11

Warum fühlst du dich so angegriffen durch die Aussage der Therapeutin? Sie hat doch erstmal nur ihren Eindruck geschildert.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Malia
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 11:46

Der Zusammenhang erschließt sich mir so auch nicht.
Eventuell hast du etwas missverstanden?
Was ich schon auch denke: wer wirklich nach draußen will, macht das auch mit Panik-Attacken.
(Ich habe genug Erfahrung damit)
Wie sonst soll sich denn etwas daran ändern, wenn nicht durch die Erfahrung, dass nichts schlimmes passiert (meistens jedenfalls)?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Sadako
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 12:57

Malia hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 11:46 Was ich schon auch denke: wer wirklich nach draußen will, macht das auch mit Panik-Attacken.
(Ich habe genug Erfahrung damit)
Wie sonst soll sich denn etwas daran ändern, wenn nicht durch die Erfahrung, dass nichts schlimmes passiert (meistens jedenfalls)?
Ich weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann, Malia.

Es hängt schon von der Heftigkeit der Panik ab und von dem, was da ausgelöst wird.
Bei mir ist es oft eine Mischung von Panik und Dissoziation und ich werde so handlungsunfähig, dass ich nicht mit dem Gefühl aus der Situation gehen kann, dass nichts Schlimmes passiert ist. Wenn ich in so wackelig bin, dass mir dass mit großer Wahrscheinlichkeit passiert, ist es selbstfürsorglicher zuhause zu bleiben auch, wenn das bedeutet, dass ich auf Sachen verzichten muss. Solche Hauruck und Durch-Aktion sind bei mir eher selbstzerstörerisch.
Da ändert sich durch die Überwindung und Exposition auch nichts, es wird eher schlimmer, weil ich wieder in die alten traumatischen Gefühle komme und mich wieder hilflos fühle.

Auf der anderen Seite, kann die Angst vor der Angst auch ein Vehikel sein, sich vor dem Leben zu „verstecken“ und da ist es gut, sich (gut vorbereitet) der Angst zu stellen.

Was die Aussage deiner Therapeutin angeht, Salina, da würde ich ganz offen nachfragen und sagen, dass du das nicht verstehst.
Ist durchaus möglich, dass sie das so nicht gemeint hat...
Ich hab schon so oft, etwas völlig missverstanden und eine Aussage meiner Therapeutin im Kopf so hingedreht, dass sie nichts mehr mit dem, was sie gesagt hat, zu tun hat und oft mein negatives Bild von mir spiegelt.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 13:05

Na ja, es ist doch aber natürlich auch ein Widerspruch - ganz neutral betrachtet: Du hältst es nicht mehr aus, immer nur zu Hause zu sein. Jemand, der es zu Hause nicht aushält, würde rausgehen. Du ziehst es aber vor, in der unaushaltbaren Situation zu bleiben, weil dir das draußen offenbar noch mehr Angst macht. Und jemand, der "ich hasse dich, verlass mich nicht" sagt, denkt, fühlt, dem geht es genauso: Er hält es in der Beziehung nicht aus, aber ohne die Beziehung hat er noch mehr Angst. Die Parallele ist einfach sehr treffend. Du hast diesen Satz jetzt aber offensichtlich auf die Beziehungsebene gesetzt und siehst in diesen Worten nur die Aussage, dass sie aus dir einen Borderliner macht, und so, als würde das zudem eine Abwertung sein. Da frage ich mich eher, warum du das machst?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Malia
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 13:40

Wenn ich in so wackelig bin, dass mir dass mit großer Wahrscheinlichkeit passiert, ist es selbstfürsorglicher zuhause zu bleiben auch
Das ist etwas anderes und ich kenne es auch so ähnlich.
Ich habe eher das Grundsätzliche gemeint als die Ausnahmen.
Herausfinden, wann es geht und wann nicht, kann man auch nur durch das Ausprobieren - nicht durch Vermeidung.
Ich bin auch oft wieder umgekehrt nach wenigen Metern, weil die Angst (oder was auch immer das dann ist) zu mächtig war.
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candle.
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 14:27

Machst du denn telefonisch Therapie?

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shoutinglisa
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 14:35

Salina1982 hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 11:03
Dann ihr Satz:Das ist ja ein kompletter Widerspruch,wie der satz :Ich hasse dich verlass mich nicht!!
Hi Salina,

Mein Thera sagt das in letzter Zeit auch immer wieder, aber ich würde das jetzt nicht als eine Art Angriff auffassen.

Bei mir ist es ähnlich wie bei dir: Ich versauere alleine in der Wohnung, weil ich einsam bin und würde gerne rausgehen, gehe aber nicht raus weil ich dann Menschen um mich habe und mir das zu schaffen macht.

Mein Thera meint er will mir damit zeigen, dass beides für mich suboptimale Situationen sind. "Sie fühlen sich zu Hause nicht wohl, aber wenn Sie unterwegs und unter Leuten sind auch nicht. Eigentlich kommen Sie nie zur Ruhe" Das hat er in der letzten Stunde gesagt und das stimmt auch. Ich scheue momentan sozusagen beide Situationen. Ich tendiere immer dazu in der Wohnung zu bleiben, da es immer noch einen Funken sicherer für mich ist.

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Salina1982
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 14:46

Philosophia hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 13:05 Na ja, es ist doch aber natürlich auch ein Widerspruch - ganz neutral betrachtet: Du hältst es nicht mehr aus, immer nur zu Hause zu sein. Jemand, der es zu Hause nicht aushält, würde rausgehen. Du ziehst es aber vor, in der unaushaltbaren Situation zu bleiben, weil dir das draußen offenbar noch mehr Angst

Nein nicht ganz.
Ich habe das jetzt seit 10 /11 Jahren. War schon einmal in Therapie und dort wurde ich laut meiner jetzigen Thera retraumatisiert.
Ich gehe seitdem ich diese Panikattacken habe trotzdem noch raus bzw habe geübt.
Zb gehe ich seit über 10 Jahren ins Nagelstudio.Meine Panik hat sich nicht geändert.
Ich gehe mehrmals am Tag mit dem Hund seit einem Jahr spazieren. Immer die selbe Strecke, um mich wie die thera sagt daran zu gewöhnen.
Es wird aber immer schlimmer als besser.
Egal wie viele Jahre ich alles versuche es wird nicht besser.
Wir reden hier nicht davon das es weg ist.Sondern das man nach dem 100 mal merkt "Okay es ist vielleicht 5 Prozent besser.Aber genau das passiert nicht.
Auch das will die Therapeutin mir nicht glauben.
Ich gehe seit über zwei Jahren jetzt zu dieser Therapeutin. Immer den selben Weg.Ich habe heftige Panik wie beim ersten Mal.
Nichts mit ,es wird wenigstens ein bisschen besser.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 14:59

Hallo Salina,

Zitat: Man will aber kann nicht.

Das nennte man nicht "Widerspruch", sondern "Leidensdruck".

Darf ich fragen, welches Therapieverfahren Du machst?

Die Aufgabe deiner Therapeutin wäre eigentlich die, Dir z.B. mittels Konfrontationstherapie dabei zu helfen, dass sich deine Angst nicht mehr zwischen "Zu Hause" und Einkaufsbummel" stellt.
Dass Du aus Angst nicht rausgehst, obwohl Du gerne möchtest, das ist kein Widerspruch, sondern der Hinderungsgrund. Der sollte in der Therapie beseitigt werden.
Eine Panikstörung ist mit Konfrontationstherapie gut und schnell behandelbar. Schneller, als wenn man Jahrzehnte lang nur über die Angst redet und rumanalysiert.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Salina1982
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 15:08

An einer konfrotationstherapie ist schon die erste thera gescheitert.
Das meine ich ja.Rausgehen sich der Angst stellen,immer wieder in die selbe Situation gehen ,hilft nicht. Macht bisher eher alles schlimmer.Je öfter ich in der selben Situation bin,desto schlimmer werden die Panikattacken.
In extremen Fällen dissoziiere ich dann und laufe wege ,oder fahre sogar bus ohne es zu wissen.

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candle.
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 15:15

So habe ich das damals auch nicht gelernt. Nach Anraten eines Therapeuten bin ich alleine erstmal vor die Tür und jeden Tag ein Schritt weiter bis zu einen Ort wo ich mich wohl fühlte.

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 15:21

Hallo Salina

Zitat: Je öfter ich in der selben Situation bin,desto schlimmer werden die Panikattacken.

Dann scheint in Deiner Therapie während der Konfrontationstherapie etwas schiefgelaufen zu sein.
Zum Vermeidungsverhalten gehört nämlich nicht nur, dass man zu Hause bleibt. Auch im Kopf kann man vermeiden, z.B. mittels Dissoziation. Wenn man sich "Wegbeamt" konfrontiert man sich nicht.

Kennst Du den Auslöser für Deine Panikattacken? Weißt du wann und warum sie angefangen haben?
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


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Beitrag Fr., 09.10.2020, 15:33

Kann mir jemand erklären wer als ein Borderliner gilt? Ich dachte es sind Personen, die sich verletzen..?

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Salina1982
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Beitrag Fr., 09.10.2020, 15:34

Kennst Du den Auslöser für Deine Panikattacken? Weißt du wann und warum sie angefangen haben?
[/quote]

Allso ich bin wegen Panikattacken in Therapie gegangen.
Hatte sie nur im Bus und beim Einkaufen.
Wusste aber auch nicht den Grund.
Dann musste ich in der Therapie 1 Jahr lang über meine Kindheit sprechen. Bis ins letzte Detail.
Nach einem halben Jahr ging es mir dann so schlecht das ich nur noch sterben wollte.Und ich wurde von allem draussen getriggert.Seitdem kann ich nicht mehr ohne heftige Panik das Haus verlassen.
Jetzt bin ich in einer "Traumatherapie ".
Angst macht mir alles.
Angst rauszugehen
Ich bekomme Panikattacken bei
Menschen
Männer besonders
Wenn draussen jemand nur lauter spricht =Panik
Parfüm Geruch
Alkohol Geruch
Usw.
Eigentlich alles was draussen ist,erinnert mich immer wieder an früher,
Und promt geht die Panik los.

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