Zwang zur Schwangerschaft?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Kerstin57
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 39
Beiträge: 2

Zwang zur Schwangerschaft?

Beitrag Di., 29.12.2020, 22:07

Hallo an alle, die das lesen!

Ich bin neu hier und konnte mein Thema hier noch nicht finden.

Bei meinem jetzigen Therapeuten bin ich seit 1,5 Jahren. Jetzt fängt er an sich sehr absurd zu verhalten, weil er mich zum Kinder kriegen bewegen will. Am Anfang der Therapie hab ich ihm auf die Frage, was in Therapie nicht passieren darf, geantwortet, dass ich schon therapeutische Erfahrungen mit diesem Thema gemacht habe (mehrmonatige Therapie) und das nicht noch einmal will. Etwa nach dem Motto: Ich möchte keine Kinder; bitte respektieren Sie das! Er meinte, das könne an meiner Depression liegen und vielleicht ändert sich das. Kurz: Ich bot an, das einfach selbst anzusprechen, wenn sich da was ändert. Er war zufrieden; ich auch.

Bis hier hin war alles sehr gut und die Therapie hat mich sehr weiter gebracht. Aber seit ein paar Sitzungen verhält er sich richtig absurd: Er unterbricht mich im Satz mit geflüstertem und gebrülltem "Baby"; er führt affektierte Monologe, als hätte er die Bild der Frau auswendig gelernt (Ich denke nicht, dass irgendeine Mutter so oberflächlich und kurzsichtig ist, wie er das stilisiert...), er macht Aussagen an meiner statt (z.B. Ich: "Für meine Zukunft wünsche ich mir..." - Er: "Nein, das wollen Sie natürlich nicht!"), er wirkt boshaft (verweigert mir mit einem aufgesetztem Grinsen Hilfe oder Antworten), lehnt andere persönliche Themen ab, hält mich von anderen Aktivitäten im Leben ab, betreibt Schwarzmalerei ("Andere wollen das unbedingt - und Sie?! Tss..."; "Ihr soziales Umfeld wird Familien gründen und sie bleiben dann einsam und allein zurück!") usw.

Tja. Ich bin echt extrem verletzt und sehr irritiert! Er reagiert nicht auf meine Fragen, wieso er sich so verhält. Ich bin ratlos und ehrlich gesagt habe ich inzwischen auch Angst vor dem Typ. Handelt es sich um eine bestimmte Methode? Hat eine:r von euch so etwas schon erlebt? Wie könnte ich darauf reagieren, wenn der Therapeut nicht zugänglich ist?

Danke fürs Lesen und guten Rutsch euch allen!

Werbung

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1508

Beitrag Di., 29.12.2020, 23:08

Liebe Kerstin,

wie dein Therapeut das meint, ob das eine Methode oder seine Meinung ist, oder eine verallgemeinerte Empfehlung, solche Frage würde dir nur er beantworten können... doch es geht um dein Leben, in deiner Therapie. Wenn deine Vorstellung deiner Zukunft anders ist und er da so beharrlich bleibt, ist es natürlich schwierig, die Therapie unter solchen Voraussetzungen fortzusetzen... wenn jeder ein anderes Ziel folgt, arbeitet ihr gegen einander anstatt zusammen, da kommt dann keiner von der Stelle.

Du könntest probieren zu klären, ob er dich weiterhin unterstützen möchte, wenn du ein anderes Ziel für dich hast...

Lieben Gruß.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2909

Beitrag Di., 29.12.2020, 23:20

Das ist definitiv nicht normal. Nach dem was du schreibst, würde ich nicht wissen wollen was passiert, wenn du dem "Babythema" gegenüber nicht abgeneigt wärst.

Ich würde bei dem Typen sämtliche Termine canceln und die Psychotherapeutenkammer informieren.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3256

Beitrag Di., 29.12.2020, 23:30

Was du da schilderst finde ich richtig heftig. Das geht weit darüber hinaus, verschiedene Meinungen zu einem Thema zu haben. Und es ist definitiv nicht angemessen, wie er sich verhält. Dass du Angst hast, verstehe ich, und diese Angst bewerte ich in deinem Fall als kompetenten Ratgeber.
Was tun? Es gibt offizielle Stellen, bei denen man sich melden kann. Ich musste das zum Glück noch nie machen, habe da also keine Erfahrungen mit. Die Psychotherapeutenkammer könnte eine Möglichkeit sein, aber auch Beratungsstellen mit psychologischem Hintergrund könnten zumindest als Wegweiser dienen. Deine Krankenkasse ebenfalls.
Es ist nicht unbedingt sinnvoll, deine wertvollen Therapiestunden auf eine solche Auseinandersetzung zu verwenden. Du hast bereits versucht, Gespräche zu dem Thema zu führen. Hat nichts gebracht. Jeder normale Mensch würde deine Haltung zu dem Thema einfach akzeptieren und auch Therapeuten haben sich an normale menschliche Umgangsformen zu halten. Du bist ja schließlich nicht in einem "Umerziehungslager". Du darfst dir Hilfe holen. Eine Therapie wird unter solchen Gegebenheiten wohl nicht mehr möglich sein, aber du kannst da aufrecht mit erhobenem Haupt rauskommen und dir etwas anderes suchen. Und dazu würde für mich gehören (ist bei jedem anders), dem Typen dafür zumindest im übertragenen Sinn "ans Bein zu pinkeln". Zur Befriedigung meines Gerechtigkeitsempfindens.

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3834

Beitrag Mi., 30.12.2020, 00:00

:kopfschuettel: Boah, das geht gar nicht. Vielleicht will er dich provozieren, aber das ist komplett daneben. Die Therapieziele bestimmst immer noch du als Patientin, und wenn Kinderwunsch nicht zu deiner Zukunftsplanung gehört, dann hat er das zu akzeptieren. Einen Mann würde er außerdem nicht so mit seinem unbewussten "Kinderwunsch" konfrontieren, da bin ich mir ziemlich sicher.

Falls du Unterstützung brauchst oder eine professionelle Einschätzung von außen: Beim Ethikverein kannst du dich anonym und kostenlos beraten lassen, wenn es in einer Psychotherapie schräg läuft oder die Therapie irgendwie entgleist. Mir hat das in einer eskalierten Therapie mal sehr geholfen, darüber mit einer anderen Psychotherapeutin zu sprechen und zu hören, wie sie das einordnet.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Thread-EröffnerIn
Kerstin57
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 39
Beiträge: 2

Beitrag Do., 31.12.2020, 00:03

Danke euch allen für die Reaktionen, die mich bestärkt haben, dass hier etwas nicht stimmen kann! Die anonyme Beratung finde ich eine sehr gute Idee. Die Psychotherapeutenkammer ermöglicht ein Beschwerdeverfahren, aber das Internet informiert darüber, dass es Gespräche mit Beteiligten gibt und es sehr lange dauern kann...
Ich schaue mal, was die anonyme Beratung ergibt und welche Möglichkeiten mir bleiben. Die Termine absagen ist ein Muss!
Grüße an euch! :heart:

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag