Machtmissbrauch in der Therapie?

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Porcelina
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Machtmissbrauch in der Therapie?

Beitrag Sa., 06.02.2021, 22:24

Hallo Ihr Lieben,

ich würde euch gerne mal etwas fragen. Ich bin sehr unsicher und brauche dringend eine zweite Meinung.

Ich komme nicht zurecht mit einem Therapieabbruch, der schon etwas länger zurück liegt. Ich würde gerne wissen, ob ihr die Situation bei dem Therapeuten auch als seltsam bezeichnen würdet, oder ob ich selbst das Problem bin.

Ich war sieben Monate bei einem Psychoanalytiker, der mich von Anfang an sehr verunsichert hat. Er ist 17 Jahre älter als ich (wir sind aber beide verheiratet und haben Kinder, meine sind noch sehr klein) und hat sich mir gegenüber ungern auf Augenhöhe gezeigt, sondern eher an seiner Unnahbarkeit festgehalten. Er konnte manchmal sehr direkt sein, hat mir gegenüber aber ständig doppeldeutige Bemerkungen gemacht, sodass ich irgendwann nicht mehr wusste, was mein Bauchgefühl mir eigentlich sagt. Beim ersten Treffen sagte mir mein Gefühl, dass man bei ihm vorsichtig sein muss, aber ich fand ihn auch sehr interessant und wollte einfach, dass es mit der Therapie dort klappt. Nachdem ich ihm von meinem Problem, das mich belastet, erzählt hatte, sagte er:“Sie hauen mich gerade total um.“ oder eine Stunde später:“Sie sind bereits in meinem Herzen angekommen.“ Ich fing an, ihn aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Eigentlich konnte ich viel bei ihm reden, und er schien auch sehr auf Abgrenzung bedacht zu sein, meinte einmal:“bei uns sind die Gespräche anders, wir müssen das öfter reflektieren. Im echten Leben könnten wir befreundet sein, hier geht das nicht - nur in diesem Rahmen.“ Dann ging er vereinzelt an, schonmsl Komplimente zu machen, wie:“Ich wünsche ihnen, dass sie sich irgendwann mal mit anderen Augen sehen können, aber es hilft ja nicht, wenn ich ihnen immer wieder sage, wie ich sie sehe.“ oder „sehen sie sich denn nicht im Spiegel?“, oder ... „Sie sind alles andere als langweilig“ und viele mehr ... aber gleichzeitig gab es auch Stunden, in denen er richtig anfing, mich zu nötigen, über ein Thema zu sprechen, über das ich nicht reden wollte. Dann hat er mich eine Stunde lang in die Ecke gedrängt und war deshalb glaube ich auch mal bei einer supervision. Außerdem legte er mir Worte in den Mund, wie: „Der Urlaub wird noch schwer werden“ etc, die much glaube ich in die Abhängigkeit trieben.

Ich fing an, über einen Abbruch nachzudenken, aber ich merkte auch, dass ich nur noch an ihn denken musste und nicht mehr ohne ihn sein wollte. Ich habe diese Verwirrung angesprochen und er meinte, die Spannung zwischen uns könne helfen, zu mir selbst zu finden. Wenn ich auf der Couch lag, wusste er, dass ich Angst hatte von ihm begutachtet zu werden. Trotzdem sagte er Sachen zu mir wie: sie haben sich heute ein passendes Shirt zur Couch ausgewählt. Er ließ mich aufstehen und Sachen holen, während er sitzen blieb und mir zuguckte.

Nach einem abbruchversuch meinerseits (ich sagte, ich hätte Emotionen für ihn entwickelt) - es ging mir immer schlechter, nahm er mich wieder auf, fragte aber, wer davon wüsste, ob mein Mann es wüsste, was ich erzählen würde. „SIE haben ja Schluss gemacht“, sagte er zu mir grinsend. Dann gab es noch eine Situation, in der ich meinen Mann mitbringen sollte, und er sich irgendwie komisch verhielt und ihn nach 10 min rauskomplimentierte mit den Worten, es wäre ja meine Sitzung, die wir noch nutzen könnten, er könne ja bitte noch draussen warten. In der nächsten Stunde fragte er mich unsicher: nicht, dass mein Mann jetzt denken würde, er würde mich ihm ausspannen wollen.

Eine Laaange Geschichte - mir ging’s immer schlechter, ich ging zur Hausärztin, um mich krankschreiben zu lassen, der ich erzählte, dass meine Therapie seltsam wäre, ich aber verliebt sei - vielleicht alles meine Schuld. Sie riet mir, den thera zu wechseln. Das habe ich ihm in der nächsten Stunde gesagt. Er meinte, er hätte sich Sorgen um mich gemacht, weil ich bei der Hausärztin war. Als er hörte, dass ich mit ihrcgeredet hatte, beendete er unsere Therapie von jetzt auf gleich mit den Worten: wenn es ihnen so schlecht geht, beende ich die Therapie jetzt. Er stand nach 10 min auf und entließ mich.

Danach bin ich in ein Riesen Loch gefallen, hatte ernsthaft Suizid-Gedanken, und es hat sehr lange gedauert, bis es mir besser ging. Ich konnte nicht verstehen, dass ich ihm plötzlichcegal war.

Ein Jahr später traf ich ihn an einer Schule und schrieb ihm, ob wir nochmal reden könnten, aber er antwortete, er tue sich schwer mit einem persönlichen Treffen.er würde mir gerne helfen, aber es wäre schwer für ihn, er würde sichvprofessionell verhalten wollen und Distanz für richtig halten.

Entschuldigt die Länge!!! Aber was haltet ihr davon? Ist natürlich immer noch nicht die ganze Geschichte in allen Einzelheiten ...

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 06.02.2021, 23:27

Ganz klar unprofessionelles unmögliches und grenzüberschreitendes verhalten seitens des Therapeuten.
Nimm bloß Abstand, kläre nichts, nie wieder kontaktieren.
Er hat sich NICHT professionell verhalten und würde es bei einem privaten treffen erst recht nicht tun.

das halte ich davon: Gar nix. Machtmissbrauchender Arzt, denn in der Therapie ist dieses Verhalten schädlich. Da sehe ich keine Kompromisse.
..:..

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Porcelina
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Beitrag So., 07.02.2021, 02:34

Danke für Deine Antwort - es tut gut, das mal von jemand anderem zu hören. Weißt Du, was am meisten weh tut? Dieser Vertrauensbruch, dass ich ihm fast alles über mich anvertraut habe, über meine Ängste, und dass ich mir jetzt vorkomme, als wäre ich die ganze Zeit über nur für dumm verkauft worden:(. Damit komme ich nicht zurecht. Ich verstehe nicht, warum sich ein Therapeut so verhält. Ich hab ihm nie was getan.
Du hast recht, ich sollte mehr bei mir bleiben und mich nicht mehr melden. Hatte ihm an Silvester (extra nur ganz kurz und förmlich) einen guten Rutsch per Mail gewünscht, und es hat mich wieder verunsichert, dass er mir innerhalb von 5 Minuten geantwortet hat. Ich glaube, wenn er es gut meinen würde, hätte er das nicht gemacht. Habe fast das Gefühl, er genießt auch im Nachgang meine Abhängigkeit.


Jenny Doe
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Beiträge: 4812

Beitrag So., 07.02.2021, 05:48

Hallo Porcelina
Habe fast das Gefühl, er genießt auch im Nachgang meine Abhängigkeit.
Den Eindruck hatte ich beim Lesen Deines Postings auch. Er scheint ausgetest zu haben, wie hörig du ihm bist. Und er hat dich rausgeworfen als er merkte, dass Du zu stark bist.
Einerseits bist Du in eine Abhängigkeit von ihm geraten. Aber ich habe auch noch etwas anderes aus Deinem Posting rausgelesen, nämlich Deine Stärke. Du hast Dich Deiner Ärztin anvertraut und hast es sogar geschafft Deinem Therapeuten von dem Gespräch mit der Ärztin zu erzählen. Du hast ihm damit gezeigt, dass Du ihm nicht so hörig bist, wie er es gerne hätte. Du hast ihm gezeigt, dass Du für seine Spielchen zu stark bist.
Einerseits hat er es ein Stück weit geschafft Dich in eine Abhängigkeit zu ziehen. Aber, es hat es nicht geschafft dich gänzlich abhängig zu machen oder gar zu zerstören. Du bist immer noch ein Stück weit bei dir geblieben und hast es geschafft etwas gegen ihn zu unternehmen, indem Du dich anderen anvertraut hast.
Versuch diese Stärke, diese Unabhängigkeit von ihm, die Du bereits in Dir hast, stärker ausbauen und geh ihm aus dem Weg. Du hast es schon mal geschafft ihm zu zeigen, dass Du ihm nicht hörig bist, dass du zu stark für ihn bist. Halt an dieser Stärke fest und versuch sie zu festigen, so zu festigen, dass sie dich standfest werden lässt.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Wild Mustang
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Beitrag So., 07.02.2021, 06:16

Geht dir das mit Männern öfter so?

Gruß

Mustang
How about I be me?

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Philosophia
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Beitrag So., 07.02.2021, 08:28

Mustang... selbst wenn... das war ein verdammter Analytiker, der das Abstinenzgebot missbraucht hat auf verschiedenste subtile Art und Weise! Wäre er professionell gewesen, wäre das nicht passiert. Viele Analysepatienten kommen schwer traumatisiert an, haben ungute Beziehungsmuster und leben diese oft auch - aber der Analytiker hat sich eben aus diesem Grund verdammt nochmal abstinent zu verhalten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Sadako
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Beitrag So., 07.02.2021, 09:06

Puh, sei froh, dass du da rausgekommen bist. Wirf keinen Blick zurück und halte dich bloß fern.
Porcelina hat geschrieben: Sa., 06.02.2021, 22:24 Im echten Leben könnten wir befreundet sein, hier geht das nicht - nur in diesem Rahmen.“ Dann ging er vereinzelt an, schonmsl Komplimente zu machen, wie:“Ich wünsche ihnen, dass sie sich irgendwann mal mit anderen Augen sehen können, aber es hilft ja nicht, wenn ich ihnen immer wieder sage, wie ich sie sehe.“ oder „sehen sie sich denn nicht im Spiegel?“, oder ... „Sie sind alles andere als langweilig“ und viele mehr ... aber gleichzeitig gab es auch Stunden, in denen er richtig anfing, mich zu nötigen, über ein Thema zu sprechen, über das ich nicht reden wollte.
[…]
Ich fing an, über einen Abbruch nachzudenken, aber ich merkte auch, dass ich nur noch an ihn denken musste und nicht mehr ohne ihn sein wollte. Ich habe diese Verwirrung angesprochen und er meinte, die Spannung zwischen uns könne helfen, zu mir selbst zu finden. Wenn ich auf der Couch lag, wusste er, dass ich Angst hatte von ihm begutachtet zu werden. Trotzdem sagte er Sachen zu mir wie: sie haben sich heute ein passendes Shirt zur Couch ausgewählt. Er ließ mich aufstehen und Sachen holen, während er sitzen blieb und mir zuguckte.
Bei den Sätzen geht bei bei mir die tiefdunkelrote Warnlampe an.
Es ist Machtmissbrauch, es ging bei dieser Therapie nicht um dich, deine Probleme oder deine Genesung. Es ging um diesen Psychoanalytiker und seine Bedürfnisse und Gefühle. Er hat dich manipuliert und meinem Eindruck nach auch die therapeutische Behandlungssituation sexualisiert.
Ich habe sexuellen Missbrauch in einer Therapie erlebt vor vielen Jahren und diese Sätze klingen sehr vertraut.
Dein Analytiker hat auch so schon genug Schaden angerichtet und du, Porcelina, mit deiner Stärke hast es geschafft, dich aus dieser Sch*** eisse zu lösen bevor sich der Schaden noch exponentiell vergrößert hätte. Darauf kannst du stolz sein.

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Arakakadu
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Beitrag So., 07.02.2021, 09:10

Wow das klingt gruselig.
Ich finde das sehr schlimm, überlegst du es zu melden?
Ich finde auch, dass du extrem stark wirkst und stolz auf dich sein kannst, auch wenn es schwer war, es ist im Endeffekt großes Glück für dich gewesen, dass er das beendet hat. Und auch, dass du "nur" 7 Monate dort warst. Glg.


Kirchenmaus
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Beiträge: 881

Beitrag So., 07.02.2021, 09:29

Hallo Porcelina!

Was für ein Segen, dass du so gute Selbstschutzmechanismen hast und dich der Ärztin anvertrauen konntest! Als der "Therapeut" gemerkt hat, dass du nicht schweigen würdest, hat er dich halt schnell loswerden wollen. Da hat er sich die Maske quasi selbst vom Gesicht gerissen.

Du hast nichts falsch gemacht. Im Gegenteil.

Lieben Gruß
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Porcelina
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Beitrag So., 07.02.2021, 13:23

Hallo ihr!!

Danke für eure lieben und aufmunternden Antworten!

Jenny Doe - da könntest Du Recht haben mit der Hörigkeit. Er hat einmal zu mir gesagt: „Ach, Sie wissen doch, die Therapeuten sind oft die Schlimmsten.“, und es haben sich auch Sätze von ihm bei mir eingebrannt, wie: „Sie wirken so gefällig. Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch alles von Ihnen verlangen könnte, was ich wollte, und Sie würden es tun.“

So bin ich aber nicht, und ich habe darauf nur erwidert, dass ich auch meinen Stolz habe. Das war am Anfang, und ich war nicht sicher, ob er mich damit testen wollte. Wäre ich jetzt nochmal dort, würde ich sofort gehen.

Und hier an Mustang: was genau meinst Du? Ob ich mich schnell abhängig mache oder Männer so auf mich reagieren? Ich hatte erst zwei Partner und bin schon sehr lange mit meinem Mann zusammen. Mir fehlte immer mein Vater. Andere Beziehungen zu Männern sind manchmal schwierig, da ich finde, dass schnell etwas Sexuelles dazwischen steht, und das verunsichert mich extrem. Das wusste auch mein Therapeut.

Es gibt noch so viele Dinge, die er gesagt hat ... viele sexuelle Anspielungen, aber auch Demütigungen, die mir ein Bild vom ihm gezeigt haben, das etwas narzisstisch und sadistisch wirkt.

Liebe Sadako, danke auch für Deine Nachricht - ja, ich denke, dass er die Situation auf jeden Fall oft sexualisiert hat. Trotz allem, und das mag mir bestimmt keiner glauben, gab es viele sehr intensive Momente, in denen ich das Gefühl hatte, ihm sehr nahe zu sein, deshalb bin ich ja auch abhängig geworden. Und ich frage mich wirklich, ob das alles nur gespielt war von seiner Seite. Aber es würde zu lange dauern, noch mehr Dinge zu erzählen, und ihr habt bestimmt recht, dass es das einzig Richtige wäre, nach vorne zu schauen und es zu vergessen, oder wenigstens abzuhaken. Aber das fällt mir sehr schwer, da ich emotional noch an ihm hänge.

@Kirchenmaus und Marlena: Ich weiß nicht, ob ich wirklich stark bin - ich hatte damals beim Abbruch das Gefühl, ich bin ohne würde und ganz klein hinausgegangen, weil er das Ruder am Ende so herumgerissen hat. Ja, auf der anderen Seite ging die Initiative eigentlich von mir aus, das stimmt .... hmm, und wenigstens hatte ich noch die Stärke, ihm alles Gute zu wünschen und nette Worte zu sagen:(.

Liebe Grüße!!!

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Porcelina
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Beitrag So., 07.02.2021, 13:31

Marlena hat geschrieben: So., 07.02.2021, 09:10 Wow das klingt gruselig.
Ich finde das sehr schlimm, überlegst du es zu melden?
Achso - ja, ich habe das immer wieder zusammen mit meiner neuen Therapeutin überlegt, aber sie meinte, dass ich so einen Prozess wahrscheinlich nicht gut durchgestanden hätte, keine richtigen Beweise ... letztendlich wäre es wohl immer wieder darauf hinausgelaufen, dass ich die verliebte Patientin gewesen wäre, und er deshalb die Therapie beendet hat.

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Sadako
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Beitrag So., 07.02.2021, 14:46

Porcelina hat geschrieben: So., 07.02.2021, 13:23 H- ja, ich denke, dass er die Situation auf jeden Fall oft sexualisiert hat. Trotz allem, und das mag mir bestimmt keiner glauben, gab es viele sehr intensive Momente, in denen ich das Gefühl hatte, ihm sehr nahe zu sein, deshalb bin ich ja auch abhängig geworden. Und ich frage mich wirklich, ob das alles nur gespielt war von seiner Seite.
Liebe Porcelina,

Ich bin überzeugt davon, dass es diese Momente der echten Nähe gab.
Genau deshalb gibt es diese strikten Regeln, dass der Therapeut keinerlei eigene Gefühle und Bedürfnisse in die Therapie tragen darf, weil diese Nähe als notwendiger Bestandteil der Therapie entsteht. Der Patient ist da unglaublich verwundbar und darauf angewiesen, dass der Therapeut saubere Grenzen einhält.
Was die Frage angeht, ob er dass nur vorgespielt hat … in meinem Fall damsls bin ich überzeugt, dass der Therapeut das auch als authentische Gefühle wahrgenommen hat. Ich schätze dass im Nachhinein so ein, dass der selbst emotional sehr bedürftig war und sich in den Mißbrauchsverhältnissen mit Patientinnen seine Löcher stopfen wollte. (Ich habe hinterher rausbekommen, dass er das mit zig Patientinnen gemacht hat über die Jahre)
Das macht es aber nicht wirklich besser. Der Therapeut trägt in dieser Beziehung die Verantwortung. Als Patient ist es zumindest in manchen Fällen fast unmöglich diesem „Beziehungsangebot“ zu widerstehen.

Es gibt einen Verein, die sich zur Aufgabe gemacht haben, solchen Machtmissbrauch in der Therapie zu bekämpfen und die Opfer zu unterstützen.
Vielleicht willst du dich mal an die wenden?

https://ethikverein.de/

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Porcelina
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Beitrag So., 07.02.2021, 14:57

Was die Frage angeht, ob er dass nur vorgespielt hat … in meinem Fall damsls bin ich überzeugt, dass der Therapeut das auch als authentische Gefühle wahrgenommen hat. Ich schätze dass im Nachhinein so ein, dass der selbst emotional sehr bedürftig war und sich in den Mißbrauchsverhältnissen mit Patientinnen seine Löcher stopfen wollte. (Ich habe hinterher rausbekommen, dass er das mit zig Patientinnen gemacht hat über die Jahre)
Das macht es aber nicht wirklich besser. Der Therapeut trägt in dieser Beziehung die Verantwortung.
[/quote]

Das tut mir sehr leid, was Dir passiert ist. Es darf einfach nicht sein, dass man als Therapeut seine Kraft aus den Patienten-Beziehungen zieht. Und die Vorstellung, dass er das bei anderen genauso macht, finde ich ganz schlimm. Das tut sehr weh, und man fühlt sich so ersetzbar. Und dass man selbst dann auch noch so lange damit kämpft, obwohl der andere das nicht tut ... Ich hoffe, dass Du das Thema für Dich gut aufarbeiten konntest und es Dich nicht mehr verfolgt. Weißt Du, welcher Spruch mir in letzter Zeit immer ein wenig geholfen hat?

„Das Geheimnis ist nicht, den Schmetterlingen hinterher zu jagen, sondern den eigenen Garten so zu pflegen, dass sie von selbst zu einem kommen.“

😌Den finde ich super schön 🦋


Wild Mustang
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Beiträge: 216

Beitrag So., 07.02.2021, 15:07

Porcelina
Ich komme nicht zurecht mit einem Therapieabbruch, der schon etwas länger zurück liegt.
Was heißt das?

Gruß

Mustang
Zuletzt geändert von Wild Mustang am So., 07.02.2021, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
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chrysokoll
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Beitrag So., 07.02.2021, 15:07

versuch das ganze für dich zu verdauen, auch, falls nötig, mit externer Hilfe.

Aber halte dich von diesem früheren Therapeuten fern, unter allen Umständen.
Auch wenn du noch so sehr das Bedürfnis hast dsa zu klären

Ich habe leider auch vor vielen Jahren entsprechenden Missbrauch durch einen Therapeuten erlebt.
Und das ging, weil ich jung, unerfahren war noch viel weiter und hat viel mehr geschadet. Vertrauen zerstört.

Also sei froh dass du die Stärke hattest wegzugehen und bleib weg, halte dich fern, sorg nur für dich!
Und ja, trau weiterhin deiner Wahrnehmung!

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