Unwohl fühlen durch Erkältung des Therapeuten ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mimmy
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Unwohl fühlen durch Erkältung des Therapeuten ?

Beitrag Di., 09.03.2021, 13:33

Hallo,
ich hatte heute Morgen Therapie und mein Therapeut überraschte mich mit einer dicken Erkältung. Ich hätte ja gedacht, dass man heutzutage damit zu Hause bleibt.
Mir war das aus unerklärlichen Gründen total unangenehm und peinlich und ich war verlegen.
Jedes Mal wenn er gehustet oder sich die Nase geputzt hat, habe ich einfach nur wie ein Depp auf den Boden geglotzt und so richtig sind wir heute auch nicht in Fahrt gekommen und ich habe viel öfter geschwiegen als sonst.
Ich weiß absolut nicht, wieso ich mich so angestellt habe. Er hat sich sogar zu Anfang entschuldigt und gesagt, dass er sich erkältet hat. Anstatt dann höflich zu sein und "Gute Besserung" zu sagen, kam von mir dazu nur ein "Oh, okay"
Habt ihr so etwas schon erlebt oder ähnlich reagiert ?
Danke fürs Lesen !

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Joa
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Beitrag Di., 09.03.2021, 13:37

Deine Reaktion finde ich in der derzeitigen Situation durchaus nachvollziehbar!


kaja
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Beitrag Di., 09.03.2021, 13:44

Eine absolut verständliche Reaktion und auch nicht übertrieben.

Selbst ohne Corona ist es unverantwortlich mit einem Infekt zu arbeiten und so noch Kollegen und Patienten einer Ansteckung auszusetzen.

Sollte es sich lediglich um eine allergische Reaktion gehandelt haben, hätte er das erklärend anmerken sollen.
After all this time ? Always.

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Joa
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Beitrag Di., 09.03.2021, 13:49

Ja, da hat Kaja natürlich recht. Hab's blöd ausgedrückt. Auch ohne Corona braucht man andere nicht mit sowas beglücken...

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Di., 09.03.2021, 14:09

Liebe Mimmy,

ich kann mich erinnern, dass früher - vor allem natürlich während der Winter- und Übergangszeit - sowohl zahlreiche KlientInnen als auch TherapeutInnen ihre vereinbarten Termine einhielten, auch wenn sie verschnupft oder leicht erkältet waren. Es dominierte die Haltung: so lange wir miteinander sprechen können, kein stärkeres Fieber haben und gut den Weg zur Praxis schaffen, hält sowohl der/die Therapeut/in seine/ihre Termine ein, als auch der/die jeweilige Klient/in.

"Die Zeiten haben sich geändert." In der aktuellen Angst- und Sorgenatmosphäre rund um "Covid-19" halte ich es für angemessen, dass beide miteinander im Vorfeld abstimmen, ob bei Krankheitssymptomen ein vereinbarter Termin aufrecht erhalten werden soll oder nicht. Immerhin sollen sich beide miteinander wohlfühlen, und sich im Hinterkopf nicht um mögliche Infektionen Sorgen machen müssen - es gehört gewissermaßen zum gegenseitigen Respekt, das abzuklären.

Insofern halte ich Ihre Gefühle für angemessen - beim nächsten Mal ansprechen!

Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute bei Ihrer Therapie,
R.L.Fellner

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Sadako
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Beitrag Di., 09.03.2021, 14:14

Mimmy hat geschrieben: Di., 09.03.2021, 13:33
Ich weiß absolut nicht, wieso ich mich so angestellt habe.
Du hast dich nicht angestellt. Dein Therapeut hat nicht alle Latten am Zaun.
Ich wäre direkt wieder rückwärts raus und hätte einiges an Klärungsbedarf gehabt, wenn meine Therapeutin sich so verantwortungslos verhalten hätte. Selbst wenn der Therapeut eine Coronatest gemacht hätte und der negativ gewesen wäre, fände ich das daneben, weil man danach selbst in der Situation ist sich zu isolieren, wenn man sich die Erkältung eingefangen hat.
Nee, geht gar nicht.


No Twist
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Beitrag Di., 09.03.2021, 14:22

In Deutschland könnte der Therapeut bereits gegen Corona geimpft sein und hat sich deshalb keine großen Gedanken gemacht... Aber das hätte er dir dann auf jeden Fall auch sagen müssen, dass das wirklich nur eine Erkältung ist und dir das erläutern. So riecht das nach total verantwortungslos...

Also: Ich finde auch, er hat dich in eine blöde Situation gebracht. Und du hast gar nichts falsch gemacht.
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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saffiatou
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Beitrag Di., 09.03.2021, 16:34

In meiner Therapie haben wir abgesprochen, dass in der Covid-Zeit, wir (Thera bzw ich) uns sofort krank melden, wenn nur leichte Erkälrungssymptome auftreten und lieber zu Hause bleiben. Ich kann mich dann immer kurzfristig für ein Videogespräch entscheiden.

Wenn der Thera stark erkältet zur Stunde kommt, empfinde ich das als verantwortungslos und würde das ansprechen. Auch wenn es "nur" eine Erkältung ist, auch da soll doch niemand infiziert werden.
No Twist hat geschrieben: Di., 09.03.2021, 14:22 In Deutschland könnte der Therapeut bereits gegen Corona geimpft sein und hat sich deshalb keine großen Gedanken gemacht
Bisher heißt es, daß auch geimpfte Personen das Virus weitergeben können, er könnte also eine Erkältung haben und eine Covidinfektion (unbemerkt da geimpft) und durch das Husten das Virus munter im Raum verteilen.
never know better than the natives. Kofi Annan


Kirchenmaus
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Beitrag Di., 09.03.2021, 18:40

Hallo Mimmy,

ich könnte mir vorstellen, dass du sauer auf den Therapeuten warst, der dich in eine so blöde Lage gebracht hast, dies aber aus Höflichkeit o. ä. nicht zeigen oder sogar spüren konntest. Daher das Übersprungsgefühl Verlegenheit.

Saublöd von ihm, nicht von dir.

Lieben Gruß
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Montana
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Beitrag Di., 09.03.2021, 19:29

kaja hat geschrieben: Di., 09.03.2021, 13:44 Selbst ohne Corona ist es unverantwortlich mit einem Infekt zu arbeiten
Seit Corona ist jeder mit irgendwelchen Symptomen gleich verdächtig, es zu haben, und damit ist das Anstecken mit einer Erkältung echt eine Belastung, die vermieden gehört. Weil man sich gleich isolieren muss, Kinder nicht in die Kita usw.
Aber ohne Corona war man als Angestellter ein Blaumacher, wenn man wegen Schnupfen Zuhause blieb. Und manch einer (wie ich), hatte eh den halben Winter was. Da ist es doch nicht unverantwortlich, zu arbeiten, sondern normal. In unserer Kita ist es auch jetzt aktuell so, dass bei den Kindern der Verlauf beobachtet wird. Und ist es wirklich nur eine Erkältung und kein Fieber vorhanden, dann dürfen sie wieder kommen, auch wenn sie nicht komplett symptomfrei sind. Alles andere ist im Winter unpraktikabel.

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Sadako
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Beitrag Di., 09.03.2021, 20:07

@ Montana
Vielleicht lernen wir ja was daraus und überlegen uns, wie man die Kollegen oder Kunden oder Patienten..nicht mit den eingefangenen Viren beglückt in der Zukunft.
Arbeit von zuhause aus bei einem leichten Infekt zum Beispiel, Tragen von Mundnasenschutz bei Erkältung wie es viele asiatische Völker schon länger tun?
Oder sich mal fragen, wie sinnvoll es wirklich ist die Erkältung zu verschleppen und noch in der ganzen Abteilung rumzureichen. Natürlich müssen da dann auch die Arbeitgeber mitspielen aber diesen typisch deutsche Präsentismus mit dieser Botschaft „ich schleppe mich noch halbtot ins Büros, weil auf mich ja Verlaß ist“, fand ich immer schon befremdlich.
Persönlich war das immer der Horror für mich, weil ich immunsupprimiert bin und die Erkältung, die die Helden der Arbeit weitergeben, kann bei mir leicht mal zu einer richtig schweren Erkrankung werden.


kaja
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Beitrag Di., 09.03.2021, 20:33

@Montana

Ich habe alleine ein Büro und habe (ohne Corona) auch schon mit Schniefnase gearbeitet.
Hätte ich allerdings eine andere Person mit mir im Büro, wäre ich nicht so dreist sie mit meinem Infekt zu beglücken.

Es ist nicht "normal", sondern schlicht eine Unsitte sich als Bazillenmutterschiff in die Arbeit zu schleppen. In andern Ländern wird dieses Verhalten nicht toleriert und das ist auch richtig so.

Vielleicht raffen es die Leute ja jetzt dank der Pandemie mal.
After all this time ? Always.

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Solage
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Beitrag Di., 09.03.2021, 21:55

Mir fällt dazu ergänzend ein, dass mein Mann und mein Therapeut eine Pollenallergie haben und beide sind sehr verantwortlich in Bezug auf evtl. Erkrankungen in Bezug auf Covid 19.
Mein Mann und mein Therapeut reagieren seit Jahren in dieser Jahreszeit auf Frühblüher mit Schnupfensymptomen und Hüsteln.

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Montana
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Beitrag Di., 09.03.2021, 22:06

Ein Einzelbüro hatte ich nie. Aber vielleicht könnte man die Tendenz zum Großraumbüro mal überdenken, denn es ist längst widerlegt, dass das die Kommunikation verbessert. Das Gegenteil ist der Fall.
Ich war übrigens einige Zeit bei Kunden weit weg und habe wochenweise in Hotels genächtigt. Da kann man nicht einfach Zuhause bleiben, wenn man schon vor Ort ist.
Und was das Halbtot-zur-Arbeit-schleppen angeht: das habe ich vor meiner EM-Rente grundsätzlich(!) gemacht. Nichts ansteckendes, aber schlimmer als jede Erkältung natürlich schon. Vielleicht verschiebt sich die Perspektive etwas, wenn man den Zustand Ich-habe-keine-Schmerzen-und-fühle-mich-gut überhaupt nicht kennt.

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Mimmy
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Beitrag Di., 09.03.2021, 22:22

Danke für alle Antworten dazu.
Wir haben während der Sitzung die ganze Zeit FFP 2 Masken getragen, aber er hat sich seine öfter abgesetzt um sich die Nase zu putzen.
Eigentlich wollte ich heute ein sehr sensibles Thema ansprechen, nachdem ich endlich den Mut dazu gefunden habe, aber dadurch, dass ich mich dann so unwohl fühlte, wurde das wieder nix.
Mich ärgert es halt, dass ich quasi eine ganze Stunde mit auf den Boden glotzen und schweigen verschwendet habe, während er vor sich hin gehustet und geschnieft hat. Das war eine komische Situation.

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