Probleme mit der Therapeutin nach Terminabsagen

[sonnenblume56]

Hallo,

ich bin 56 Jahre und habe schon einige Therapieerfahrung. Mein Problem sind meine Stimmungsschwankungen und, dass ich keine Freunde habe. Derzeit bin ich auch in Therapie.
Ich hätte eine Frage:
Ich habe die letzten zwei Male die Therapie absagen müssen, weil ich krank war. Gestern hat sie mich gefragt, ob ich finanzielle Probleme habe, weil ich so lange vor dem Termin absage und es besser wäre, wenn ich einen Kassentherapeut suchen würde. Ich war total perplex und irritiert. Ich habe keine finanzielle Probleme. Jetzt will sie, wenn ich wieder absagen muss, ich trotzdem die Stunde entweder mit Videokonferenz oder per Telefon wahrnehmen soll. Der Grund, warum ich so zeitig abgesagt habe, war, dass ich natürlich die Stunde nicht bezahlen muss. Es heißt ja, 48 Stunden vorher.

Ich würde gerne Eure Meinung wissen. Was sagt Ihr dazu? Am liebsten würde ich aufhören, weil ich verärgert bin, dass sie das überhaupt anspricht.

Liebe Grüße
sonnenblume

[Werbung]

[saffiatou]

Hallo und willkommen!

Ich würde immer, schon damit sich auch der thera darauf einstellen kann, so früh wie möglich absagen. Selbst wenn man keine finanziellen Engpässe hat, würde ich nur sehr ungern das Honorar zahlen, wenn ich im Fall einer rechtzeitigen Absage das nicht brauche. Das eine hat dich mit dem anderen nichts zu tun.

Vielleicht kann sie dir aber auch für solche Notfälle eine Videosprechstunde anbieten.

Fühlst du dich bei der thera gut aufgehoben? Ich würde das jedenfalls noch mal mit ihr diskutieren.

Alles Gute

[sonnenblume56]

Hallo,

danke für dein Willkommen.
Ja, das Video hat sie mir auch angeboten. Aber etwas sträubt sich in mir. Wieso soll ich die Stunde trotzdem zahlen, wenn ich nicht persönlich zu ihr hingehen kann? Habe heute mit ihr telefoniert und gefragt, worum es ihr eigentlich geht und, ob es das Geld ist. Das hat sie verneint. Sie hat nur ein Problem, wenn öfters Löcher entstehen, weil sie den Termin nicht vergeben kann. Also geht es ihr doch ums Geld. Ich habe in der Vergangenheit schon gut mit ihr zusammengearbeitet und auch schon einiges gelernt. Ich habe sie auch gefragt, ob sie mich loswerden will, das sie auch verneint hat. Mir kommt es irgendwie seltsam vor. Und ich glaube, dass ich aufhören werde, weil der Wurm für mich drinnen ist. Ich kann so nicht arbeiten.

lg
sonnenblume

[saffiatou]

Ich verstehe Deine Abneigung gegen Video, aber es ist eine Möglichkeit, so lange es Dir nicht zu schlecht geht.

Gleichzeitig sehe ich das genau wie Du, daß der Thera die Einnahmen wichtiger sind als ihre Patienten. Ich verstehe absolut, daß sie ein Ausfallhonorar verlangen, denn ihre Kosten laufen weiter und sie haben, wenn Patienten immer absagen keine Einnahmen. So lange ein Patient nicht ständig absagt (und in der heutigen Infektionszeit empfinde ich es als fürsorglich, wenn ein Patient bereits absagt, wenn er einen Hustenreiz spürt, das schütze mich und andere vor Corona) würde ich das einfach hinnehmen, vor allem mich mal danach erkundigen, ob der Patient wieder einsatzfähig ist...

Und ich glaube, dass ich aufhören werde, weil der Wurm für mich drinnen ist. Ich kann so nicht arbeiten.

Ja, das würde ich auch so machen, vor allem wenn Dinge nicht geklärt werden können.

[Werbung]

[sonnenblume56]

Hallo saffiatou,

das freut mich, dass du das auch so siehst und nicht nur ich die Beleidigte bin. Ja, du hast Recht, dass das Video eine Möglichkeit ist, aber so ganz kann ich es mir nicht vorstellen.
Sie hat kein Honorar verlangt, aber eben nur die Löcher dauernd erwähnt. Wie ich mit ihr telefoniert habe, hat sie gesagt, dass sie das Thema schon abgehakt hat. Sie hat mir einmal erzählt, dass sie schon eine lange Liste mit neuen Patienten hat, die sie schon vertrösten musste. Ich glaube, dass sie von denen lieber jemanden aufnehmen will und sie sich deshalb so verhält.

lg
sonnenblume

[saffiatou]

Liebe Sonnenblume,

hat Deine Thera mit Dir eine Abmachung, ab wann ein Ausfallhonorar gezahlt werden muss? Ich muss mindestens 24 Stunden vor dem Termin absagen, ansonsten 50 % der Kosten für die Stunde übenehmen. Bei meinem vorrigen Thera war es egal, wann ich abgesagt habe, ich musste nie eine Stunde ersetzen. Das mit dem Ausfallhonorar kann ich gut nachvollziehen, weil sie dann ja auf Einnahmen verzichten musste.

Sie hat mir einmal erzählt, dass sie schon eine lange Liste mit neuen Patienten hat, die sie schon vertrösten musste.

das hört sich in meinen Augen manipulativ an und ich würde da mal nachfragen, ob sie mich tatsächlich los sein will oder was so eine Aussage bedeuten soll.

Liebe Grüße
Saffia

[chrysokoll]

ich würde eine Therapie nicht sofort hinwerfen wenn es eine Unstimmigkeit gibt.

Vor allem nicht wenn du dich sonst gut aufgehoben fühlst.
Passende Therapieplätze findet man ja nicht so leicht.

Es kann schon auch sein dass die Therapeutin erstens keine häufigen Ausfälle will finanziell gesehen.
Dass sie aber auch kontinuierlich arbeiten will und verlässliche, motivierte Patienten will.

Warum probierst du eine Videostunde nicht einfach mal aus?
Dann kannst du wirklich sagen ob das was für dich ist, nur im Notfall was ist oder eben gar nichts ist.

Ich bevorzuge auch reale Termine vor Ort, aber im Notfall geht auch Video für mich.
Das hätte ich aber nicht abschätzen können bevor ich das ausprobiert habe.

[Sehn-Sucht]

Ich würde mal wie chrysokoll vermuten, dass es der Psychotherapeutin um Verlässlichkeit geht. Wegen ihrer Einnahmen und weil sie sich vllt. auch ein wenig auf die jeweilige Std. einstellt.

sonnenblume, du schreibst so, aus meiner Sicht ein wenig lapidar, dass du 2x abgesagt hast, weil du krank warst. Warst du bettlägerig? Arbeitsunfähig? War es dir tatsächlich beide Male unmöglich, das Haus für diese eine Sitzung bei ihr zu verlassen?

Ich könnte schon verstehen, wenn sie (die Therap.) etwas irritiert wäre und an deinem unbedingten commitment zweifelte. Ich würde in der nächsten Std. darüber mit ihr sprechen.

[Montana]

Ich denke auch, dass es darum geht. 48 Stunden vorher kann man gar nicht wissen, ob man in der Lage sein wird, die Stunde wahrzunehmen. Es sei denn, man ist im Krankenhaus und weiß schon, dass man bis dahin nicht entlassen sein wird. Den Fall hatte ich mal. Ich hätte mich gern auf eigene Verantwortung entlassen, aber das klappt eben nur, wenn man aufstehen und rausgehen kann. Ich konnte das nicht.

[chrysokoll]

meine Therapeutin hat mit mir einen Therapievertrag abgeschlosen, in dem solche Dinge geklärt sind.
Auch dass ich 48 Stunden vorher absagen muss und ansonsten zahlen müsste - wobei sie da auch ausdrücklich Spielraum hat und das so sagt.

Ich hab noch nie abgesagt, und klar, man kann nicht immer vorher wissen ob man krank wird.
Es kommt da sicher auf den Einzelfall an und ich dürfte ausdrücklich jetzt in Corona-Zeiten mit entsprechenden Symptomen auch kurzfristig absagen ohne zahlen zu müssen.

Wenn ich zweimal kurz hintereinander absage würden wir sicher darüber reden.

Krank kann immer passieren, aber ich glaube Therapeuten kennen es auch zur Genüge dass Patienten ausweichen wenn es schwierig und schmerzhaft wird in einer Therapie

[saffiatou]

Wenn ich ein paar Tage vor der Sitzung merke, ich bekomme eine Infektion (was auch immer, Halsschmerzen etc) dann sage ich die Stunde ab, und zwar möglichst schnell, einmal, damit der thera such darauf einrichten kann (eventuell hat er eine Patientin der dann gerade Zeit hat (probatorische Stunde) und auch ich, damit ich kein Ausfallhonorar zahlen muss. Meine beiden Theras haben mich gebeten, dass ich absage, wenn ich spüre dass ich krank bin und keinesfalls dann zur Stunde erscheine (vor! Corona)

Ich bin auch selten krank, habe das meiner neuen thera auch so erzählt, und schwups ein paar Tage danach musste ich deshalb absagen und dann ein paar Wochen schon wieder, das war mir unangenehm, aber es war eben so.... ich denke Theras können gut einschätzen, ob der Patient wirklich krank ist , oder mal nicht will. Verständlich finde ich wenn ein Ausfallhonorar vereinbart wird.

[sonnenblume56]

Hallo an alle,

danke für Eure Beiträge.
Ja, im großen und ganzen fühle ich mich schon gut aufgehoben. Sie sagt, dass ich schon Fortschritte gemacht habe. Ich bin nicht der Mensch, der nur absagt, wenn es schwierig wird. Das weiß sie glaube ich schon. Ich habe wirklich nicht zu ihr fahren können und das beide Male, weil ich einen Darminfekt hatte. Leider bin ich recht spät zum Arzt gegangen.

@saffiatou: Sie hat mir das mit der langen Warteliste einmal so nebenbei erzählt. Da hat sie mir auch gesagt, dass seit der Coronakrise viele psychische Probleme haben. Ich habe bei unserer Diskussion wegen der Absage, sie auch gefragt, ob sie mich loswerden will, das sie verneint hat. Aber das Gefühl werde ich noch immer nicht los. Das hängt wahrscheinlich mit meiner Krankheit zusammen.

Ich weiß noch nicht, ob ich abbrechen soll. Heute geht's mir wieder mies. Ich weiß, dass ich eine Therapie brauche, aber mir geht dieses psychologische Gerede schon so am Nerv. Ich kenne mich schon recht gut aus und bin traurig, dass ich das nicht alleine hinkriege. Ich habe ein "Werkzeug", mit dem ich an mir schon gearbeitet habe. Aber es ist halt so umfassend.

Entschuldigung, dass ich so weinerlich schreibe, aber momentan kommt mir alles wieder so sinnlos vor.

Liebe Grüße
sonnenblume

[ExtraordinaryGirl]

Ich verstehe die Therapeutin schon. Es kann gut sein, dass ihr wirklich etwas an dir liegt - aber davon kann man in unserer Gesellschaft nunmal weder Essen noch Miete bezahlen. Sie muss auf sich achten, um die Ressourcen zu haben, um für ihre Patienten da zu sein.

Und wenn deine Probleme umfassend sind, spricht doch nichts dagegen, sich weiter Hilfe zu suchen, weil die vorhandenen Werkzeuge wohl nicht auszureichen scheinen - oder?

Meine letzte Therapie ist schon länger her, aber bei echten Krisen habe ich immer Verständnis und Hilfe (Empathie) gekriegt. Abgerechnet wurde natürlich trotzdem. Nur wenn ich gerade keine Lust hatte, an mir zu arbeiten, war die Gegenseite streng.

[sonnenblume56]

Hallo ExtraordinaryGirl,

danke für deinen Beitrag.
Ja, das kann sein, dass ihr etwas an mir liegt. Aber die anderen Therapeuten haben das selbe Problem mit Absagen. Es klingt vielleicht hart, aber meiner Meinung nach muss sie sich da halt einen Job als Angestellte suchen, wenn sie keinen finanziellen Ausfall will. Schließlich unterschreibt man diesen Vertrag, also muss sie auch die Absagen akzeptieren und nicht jammern.

Liebe Grüße
sonnenblume

[chrysokoll]

ich glaube nicht dass du einer Selbständigen vorschreiben kannst und sollst wie sie ihr Geschäft zu gestalten hat.

Es gibt Regeln in der Therapie und ja, Therapeuten achten auf ihr Einkommen, wie jeder andere Selbständige auch.
Sie haben das Recht bei zu kurzen Absagen Ausfallhonorar zu verlangen und vor allem auch das Recht und aus meiner Sicht sogar die Pflicht die Motivation des Patienten zu überprüfen und bei Zweifeln zu hinterfragen.

Ich glaube ja dass du da an einem zentralen eigenen Konflikt bist, es würde sich lohnen das anzuschauen, auszuhalten und zu bearbeiten!

Und: ICH würde niemals eine gut laufende Therapie mal eben wegwerfen
Einfach weil ich grade auch aus Erfahrung weiss wie schwer es ist überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen und noch dazu bei jemand wo es passt

[Werbung]