Vertrauen weg – Umgang mit Abweisung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Alani
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Vertrauen weg – Umgang mit Abweisung

Beitrag Mo., 10.05.2021, 20:34

Hallo,
ich mache seit ca. 1 Jahr eine Verhaltenstherapie wg. Trauma und Trennung.
Zu Beginn und im Verlauf der Zeit hatte mir das durchaus was gebracht, und ich habe auch mit der Zeit mehr Vertrauen gefasst. Nun ist es aber so, dass ich das Gefühl habe von der Therapeutin gerade zu schwierigen Zeiten im Stich gelassen zu werden. Und obwohl ich das schon einmal thematisiert hatte, hält das nicht lange an, dass es besser ist. Mittlerweile verliere ich mehr und mehr das Vertrauen und habe auch kaum noch Lust hinzugehen. Zum Beispiel habe ich gerade eine sehr stressige und belastende Zeit, fühle mich oft überfordert, versuche aber trotzdem alles geregelt zu bekommen und noch positiv zu bleiben. (es sind sehr viele reale Anforderungen, keine eingebildeten) Und wenn ich also von meinen Schwierigkeiten rede, dann interpretiert sie das als kaum relevant. So als würde es mir ja gut gehen und ich nur ein wenig übertreibe.

Ich fühle mich nicht verstanden und mit in meiner Not nicht gesehen. Und irgendwie komme ich mir auch total blöd vor, wenn ich eine Therapeutin auf so etwas aufmerksam machen muss, sie das nicht einmal selber merkt. Und das schärfste ist dann auch noch, dass wg. Urlaub von ihr der nächste Termin erst 4 Wochen später möglich wäre, sie jedoch in der 1. Woche nach ihrem Urlaub keinen Termin mit mir ausmachen möchte, das wäre ja quasi unmöglich, so direkt nach ihrem Urlaub. Daher sind jetzt 5 Wochen Pause. Da kam dann noch ein „falls was ist, können wir ja telefonieren“. Aber ehrlich gesagt würde ich mich gar nicht trauen anzurufen wie so eine Bittstellerin. Außerdem war es nicht ernst gemeint, denn in der Woche wo sie wieder da ist, scheint sie ja keinen Bock auf mich zu haben. Und wann soll ich da dann bitte anrufen – das widerspricht sich ja total. Die ganze Art und Weise hat mich irgendwie verletzt.
Jetzt weiß ich nicht mehr was ich tun soll, denn mir fehlt ja eigentlich der Halt, und wenn ich jetzt aufhöre ist das bisschen Halt das ich dadurch hatte ja auch noch weg. Auf der anderen Seite ärgert es mich auch total, dass meine Gefühle so vom Verhalten dieser Person abhängen. Das sollte ja auch nicht sein.

Am liebsten würde ich mich rächen, aber das ist auch etwas kindisch. Gar nichts machen ist aber auch blöd. Habe schon verschiedene Szenarien durchgespielt. Von „gar nicht mehr erscheinen“ über hingehen und nur noch belangloses Zeug reden über Termin auf unbestimmte Zeit verschieben. Es ist irgendwas kaputt gegangen, und ich bin nicht sicher ob ich das überhaupt verstehen oder verzeihen möchte. Auf der anderen Seite schade ich vielleicht mit dem Beleidigt sein auch nur mir selbst. Die merkt das vermutlich noch nicht einmal. Könnte aber auch einfach eine ironische Mail schreiben, dass es mir hervorragend geht und ich daher nicht weiter ihre wertvolle Zeit beanspruchen möchte. Oder ich sage dass es mir nicht gut geht, und ich nicht weiß wie ich das ändern kann, sie mir aber scheinbar auch nicht helfen kann/möchte. Das ist aber auch blöd, denn am Ende bin ich dann wieder Schuld oder sowas in der Art. Es scheint so ausweglos. Ich bräuchte ihre Hilfe, aber sie kann oder will scheinbar mir gar nicht helfen.

Was meint ihr dazu?

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 10.05.2021, 21:15

Hallo Alani,

ich denke, Beleidigtsein wird dir nicht helfen, aber das Beleidigtsein Ansprechen möglicherweise schon.

Wichtig wäre auch genauer bei dir hinzusehen, was dich da so enttäuscht hat und welche Hilfe du erwartet hast.
Vielleicht wolltest du auch mal nur jammern und abladen, ist ja auch ok, aber manche Therapeuten hören irgendwann auf, mit erwünschtem Verhalten (zB Trost, Mitgefühl) zu reagieren, sei es, weil sie sich nicht manipulieren lassen wollen, sei es, weil man ja dann nichts lernt über sich selbst und keine Notwendigkeit hat, eigenes Verhalten zu ändern.
Man muss sich nicht alles gefallen lassen, aber sollte sich auch selbst und vor allem die eigene Wahrnehmung hinterfragen. Da habe ich schon einiges an Missverständnissen erlebt in meiner Therapie und zwar von beiden Seiten.

Trau dich, es anzusprechen mit Respekt und zu versuchen zu verstehen, vor allem auch dich selbst. Verstehen macht manche Dinge nicht leichter, aber besser aushaltbar. Wenn ich verstehen kann, warum jemand so und so reagiert hat oder warum ich so und so reagiert habe, macht es nicht leichter, aber ich fühle mich nicht mehr so ohnmächtig und ausgeliefert. Und das ist schon sehr viel.

Ich habe das übrigens mal gemacht in meiner Therapie, gesagt, dass ich eigentlich beleidigt war deshalb und deshalb. Und das war dann ein echt tolles Gespräch.

Ergänzung: du sagst, du bist in Therapie wegen Trauma und Trennung - vielleicht hilft dir diese Beziehungssituation mit der Therapeutin diese Trennungssituation auch zu verstehen und zu verarbeiten. Könnte eine Chance sein!
Fundevogel

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Shukria
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Beitrag Mo., 10.05.2021, 21:20

Da hilft nur ehrliches ansprechen wie es dir mit ihr geht und das mit offenem Ausgang

Also dir dir offen halten ob du dich nach dem Gespräch wohlfühlst, es weiter mit ihrer probieren möchtest oder dir auch erlauben zu beenden wenn es sich für dich nicht klären lässt.

Eine Therapie wo du dich grundsätzlich nicht unterstützt fühlst oder du nur hingehst ohne zu reden oder Termine absagen,... Da kannst du auch ehrlich zu ihr und dir sein sein und dir jemand hilfreicheren suchen.

Aber offene Aussprache wäre wichtig.

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Alani
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Beitrag Mo., 10.05.2021, 22:32

Vielen Dank für Eure Antworten!
Ja, ich weiß dass es vermutlich wichtig wäre darüber zu reden. Was etwas blöd ist, dass ich ja schlecht sagen kann, dass ich es komisch finde, dass es ihr scheinbar zu viel wird, wenn sie mir in der Woche nach ihrem Urlaub einen Termin geben würde, wohlwissend dass ich dann eine noch größere Pause habe und ich derzeit eh ziemlich unter Druck stehe. Es kommt mir dann halt alles so sinnlos vor – ich weiß nicht ob das verständlich rüberkommt? Sie weiß dass es für mich gerade schwierig ist, aber sie tut einfach so als ob es nicht so wäre und hält mich auf Abstand. Vielleicht ist das eher unbewusst von ihr, aber ich merke das schon.
Ich meine, wenn sie dann wenn ich Hilfe bräuchte eh nicht da ist, dann macht es ja wirklich keinen Sinn. Im Gegenteil, es erinnert mich nur noch mehr daran, dass menschliche Beziehungen anstrengend und traurig sind. Es kommt mir auch wie so ein Machtkampf vor. (von beiden Seiten)
Es hat ganz sicher mit meinem Thema zu tun, aber wenn sie das mit ihrem Verhalten antriggert, dann macht mich das jedes Mal total fertig. Ich will sowas nicht mehr. Und ich habe das Ganze ja bereits einmal angesprochen. Daher hat sie dann wohl schnell gesagt, dass wir ja telefonieren könnten. Aber das war auch nur so dahingesagt. Ich merke schon ob was ehrlich ist oder nicht. Das mit der „Rache“ ist so eine Sache, denn ich schade damit im Grunde ja eher mir selbst. Aber ich kriege diesen blöden Wunsch danach nicht weg. Das ist richtig furchtbar.

@ Fundevogel – Vielen Dank, das ist echt ein wertvoller Beitrag von Dir! Das stimmt schon, wenn ich ganz ehrlich bin, dann erwarte ich viell. auch einfach zu viel von ihr. Die Verantwortung für alles muss letztlich ja immer ich tragen. Ich glaub ich bin deshalb auch sauer, weil sie mich erst aus der Reserve gelockt hat, so dass ich beruflich ziemlich viel riskiert habe, und jetzt wo mir alles über den Kopf wächst ist sie plötzlich so weit weg. Also ich ärgere mich, dass ich durch die Therapie quasi provoziert wurde, mir dadurch zuviel zugemutet habe und jetzt mit den Konsequenzen teilweise nicht mehr klarkomme. Ist eine richtig bescheuerte Situation. Ich wollte nur alles richtigmachen, aber irgendwie klappt das einfach nicht. Vor allem nicht wenn einen dann die Vergangenheit einholt und die eigentlich dafür aufgesuchte Hilfe dann gefühlt nicht zu einem steht. Kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich das viel stärker so wahrnehme als die andere Person.

@ Shukria – Vielen Dank auch für Deinen Beitrag! Ja, ich glaube ich werde schon noch einmal hingehen (vielleicht habe ich bis dahin auch meine Rachegedanken wieder vergessen) und sagen, dass ich mich übernommen habe und jetzt nicht mehr weiß wie ich aus der Situation herauskomme. Je nachdem wie es dann läuft werde ich dann weitermachen oder vorschlagen eine Pause zu machen. Es ist deutlich angenehmer wenn man selber es in der Hand hat wann und ob man sich noch einmal meldet. Komme mir bei der umgekehrten Terminofferierung schon so vor, als würde ich eine Audienz bei der Queen beantragen...

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Shukria
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Beitrag Di., 11.05.2021, 05:29


Was etwas blöd ist, dass ich ja schlecht sagen kann, dass ich es komisch finde, dass es ihr scheinbar zu viel wird, wenn sie mir in der Woche nach ihrem Urlaub einen Termin geben würde, wohlwissend dass ich dann eine noch größere Pause habe und ich derzeit eh ziemlich unter Druck stehe... und ich auf Abstand (hält) ... Es kommt mir auch wie so ein Machtkampf vor. (von beiden Seiten)
Genau das solltest du mit ihr besprechen. Genau das kannst du sagen.

Ich glaube nicht das das mit dem telefonieren nur dahin gesagt war. Vielleicht war ihr Kalender einfach voll mit den Patienten die sie als Notfall auf dem Schirm hat und denen die sie grundsätzlich nur alle 2 oder 3Wochen sieht.

Ich habe bei meiner Therapeutin gemerkt das ich manches öfter ansprechen musste. Nicht weil sie mich ärgern wollte sondern weil sie die Tiefe des Problems due ersten 1-2nal nicht verstanden hatte. Und ich nach außen oft anders wirke als ich dann durch aussprechen ihr Einblick gebe.

Für mich war es ein Lernprozess andere wirklich/ehrlich und nicht verletzend an meinen inneren Prozessen teilhaben zu lassen und diese nicht zu deckeln. Das kommt mir bei dir ähnlich vor.

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Forums-Gruftie
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Beitrag Di., 11.05.2021, 16:16

Hallo Alani,

also ich finde das Wichtigste ist, dass du klärst:
Ist es wirklich so, dass sie dich im Stich lässt, dich nicht wahrnimmt, irgendwie gleichgültig ist und deine Probleme nicht ernst nimmst?
Oder ist das etwas, was ein Thema von dir ist, dass du dich so fühlst, während sie sie sich eigentlich sehr bemüht bzw. halt eigentlich vernünftige Grenzen zieht und das eine Chance wäre, an diesem Thema zu arbeiten?

Ich glaube, das kannst du am einfachsten rausfinden, wenn du das einmal (!) noch ansprichst.
Du hast es schon mal angesprochen, aber um sicher zu sein, ist ein zweites Mal vielleicht hilfreich.

Wenn das eine gute Therapeutin ist, die sich engagiert,
dann würde sie auf deine wahrgenommen Gleichgültigkeit sicher interessiert und mit Fragen reagieren.
Das mit dir zu erforschen versuchen: Was löst es aus, dass du dich so fühlst, was läuft da ab.
Sie würde vielleicht auch sagen, dass dem nicht so ist und dass ihr deine Anliegen sehr wohl wichtig sind.

Wenn sie hingegen das Thema abtut oder dir keine befriedigende Antwort gibt oder einfach du nicht das Gefühl hast, dass du da eine Reaktion zurückbekommst, die dich beruhigt oder dir ein gutes Gefühl gibt, dann würde ich sie ganz schnell abschiessen.

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ElisaParker
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Beitrag Mo., 17.05.2021, 20:24

Hallo Alani,
wenn ich Deinen Bericht lese, finde ich Deine Rachegedanken mitunter Ausschlaggebend. Du investierst viel Energie darin, die Beste Rachestrategie zu finden, um einen Weg aus der schmerzvollen Situation zu finden. Ich würde diese Gedankenspiele nicht ausagieren, aber auf jeden Fall auch nicht als „blöd“ abtun oder „wieder vergessen“, denn sie drücken vielleicht etwas Wichtiges aus. Vielleicht wäre es auch ein Thema für die Therapie, sofern Vertrauen da ist (was momentan nicht der Fall ist). Ich finde auch, dass noch ein Gespräch mit der Therapeutin sinnvoll wäre, damit Du Klarheit über die Situation bekommst und eine für dich stimmige Entscheidung treffen kannst. Alles Gute!

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DieBeste
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Beitrag Di., 18.05.2021, 16:27

Ich denke, du kannst die Therapeutin nicht so in Anspruch nehmen wie du es gerne willst. Wenn sie Urlaub hat, ist das so. Wenn sie dir während ihres Urlaubs noch Telefonate anbietet, ist das ein mega Entgegenkommen.
Solche Gedanken wie du sie beschreibst, hatte ich auch mal. Kann ein Zeichen sein, dass vieles schief läuft, aber von deinen Schilderungen her sehe ich da momentan eher kein Problem.

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Alani
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Beitrag Di., 15.06.2021, 23:18

Hallo,

Vielen Dank noch für Eure letzten Antworten!!
Ich war dann gar nicht mehr zum Antworten gekommen. Aber es waren echt viele gute Anregungen dabei!

Ich hatte jetzt wieder eine Stunde nach der längeren Pause wg. Urlaub etc. Weil mich das irgendwie kränkt wenn ich das Gefühl habe nicht erwünscht zu sein/auf Distanz gehalten zu werden, konnte ich das Thema leider nicht ansprechen. Es hat sich irgendwie auch nicht ergeben. Es sind zwischenzeitlich auch so viele Sachen gewesen, dass ich im Grunde auch nur ansatzweise ein paar Dinge besprechen konnte.
Jetzt ist es so, dass die Stunde insgesamt schon relativ ok war, also ich war zwischenzeitlich auch nicht mehr sauer oder so, auch keine Rachegedanken mehr. Aber als es dann dazu kam einen neuen Termin auszumachen, war eine ganz seltsame Situation. Noch bevor ich selber irgendwas dazu sagen konnte, wurde ich gefragt ob ich schon in 5 oder erst in 8 Wochen einen neuen Termin möchte.

Wie interpretiert ihr das? Für mich klingt das danach, dass die mich langsam aber schon ziemlich sicher loswerden möchte. Letztlich haben wir jetzt erstmal gar keinen festen Termin ausgemacht. Sind so verblieben, dass ich mich dann noch einmal wg. einem Termin melde.
Erst habe ich gedacht, der Deal wäre gut, aber jetzt fühle ich mich doch ein wenig reingelegt. Auf der anderen Seite wäre das jetzt eine prima Gelegenheit, das Ganze ohne große Erklärungen einfach ins Leere laufen zu lassen. Seltsam, so fühle ich mich gerade. Ins Leere zu laufen.
Aber wenigstens wäre so ein Abschied viel leichter als eine „offizielle“ letzte Stunde. Sowas stelle ich mir so richtig schwierig und blöd vor.
Ist das normal, wenn einen ein Therapeut loswerden möchte bzw. die Therapie beenden möchte, dass er/sie dann relativ lange Zwischenräume einbaut? Erst hatte ich alle 2-3 Wochen einen Termin, aber plötzlich bekomme ich nur noch alle 5-6 Wochen einen. Bringt das so überhaupt noch was? Ist dann doch eher wie ein Tropfen auf heißen Stein, oder?
Mich nervt das irgendwie. Vor allem ärgere ich mich, dass ich mich auf die ganze Sache eingelassen habe, der Person ja auch vertraut habe, und jetzt wieder alles verliere. Aber das hätte mir vielleicht viel mehr von Anfang an klar sein müssen, dass es irgendwann so kommen wird.
Ist das ein übliches Vorgehen, dass man so indirekt vermittelt bekommt dass es langsam reicht?
Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt, war aber vielleicht auch naiv von mir.

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Shukria
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 05:54

Üblich wäre bei den meisten ein transparentes offenes besprechen warum wie Termine gelegt werden.

Manchmal sind Therapeuten aber sehr Direktive und vergessen oder haben von ihrer inneren Haltung nicht auf dem Schirm das nicht sie die Therapie alleine steuern sondern die Patienten Mitsprache haben bei der Rahmengestaltung.

Wenn du es dir aber nicht einfordert wird sie weiter denken das so wie sie das handhabt für dich okay ist.
Klar kannst du jetzt gar nicht mehr hingehen und dich nicht mehr melden. Schön und gewinnbringend , vor allem für dich wäre es aber deine Kritik und Irritation anzusprechen und mit ihr so zeitig wie möglich einen Termin auszumachen um genau das zu klären. Nicht erst in 5oder 8Wochen. Nächste zb.

Oder ihr einen Brief zu schreiben und den zur Stunde mitzunehmen wenn du dort das Thema vermeidest.

Ich glaube aus meiner eigenen Erfahrung heraus das dir dein Muster auch in anderen Bereichen begegnet. Daher würde ich das nicht so offen lassen und auf der Handlungsebene mitmachen sondern selber aktiv werden und Beziehung eigenverantwortlich gestalten.

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Montana
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 06:02

Du könntest, bevor du das jetzt ins Leere laufen lässt, zumindest noch etwas für dein Selbstwertgefühl tun. Wenn die Therapie jetzt Zuende ist, dann schadet auch ein richtiger Knall nicht mehr.
Also könntest du anrufen und sagen, dass du mit ihrem Vorgehen überhaupt nicht einverstanden bist. Das Vergrößern der Abstände machen manche Therapeuten, damit ein Therapieende nicht völlig abrupt kommt. Aber natürlich nicht auf diese Weise, sondern mit dem Patienten abgesprochen. Du hast ja so keine Chance, irgendwie Einfluss zu nehmen. Du siehst dich noch gar nicht am Ende der Therapie. Du würdest dich auch am Ende DIESER Therapie noch nicht am Ende deines Weges sehen, sondern evtl. woanders weitermachen, wenn sie z.B. die nächste Verlängerungsstufe ablehnt? Da macht Ausschleichen ebenfalls keinen Sinn, sondern das Weitermachen bis zum Ende der Stunden oder zum Therapeutenwechsel.
Schon deine früheren Beiträge ließen erahnen, dass sie dich für "fertig" hält, weil du anscheinend dein Leben gut im Griff hast. Ich hatte den Eindruck, bei dir sei das aber alles eher auf Kante genäht und du hältst gerade die Nase über Wasser. Und die Therapeutin hat gar keine Ahnung davon.
Also, entweder kann so ein Telefonat bewirken, dass du wenigstens am Ende mal für dich einstehst und dich damit vielleicht etwas besser fühlst, oder auch, dass die Therapeutin genug Informationen bekommt, um ihr Vorgehen zu überdenken. Sie kann das nämlich nur dann, wenn du sagst, was du denkst. (Auch wenn ich das ungefragte Ausschleichen absolut unangebracht finde. Ich würde da ebenfalls erstmal sprachlos dastehen und könnte erst nach einigem Sortieren darauf antworten.)

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alatan
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 10:53

Alani hat geschrieben: Di., 15.06.2021, 23:18 Ist das normal, wenn einen ein Therapeut loswerden möchte bzw. die Therapie beenden möchte, dass er/sie dann relativ lange Zwischenräume einbaut? Erst hatte ich alle 2-3 Wochen einen Termin, aber plötzlich bekomme ich nur noch alle 5-6 Wochen einen.
"Normal" ist es durchaus im Sinne von verbreitet, aber keineswegs gut. Gut wäre, das kommende Ende zu besprechen und Abschied therapeutisch anzugehen.
Alani hat geschrieben: Di., 15.06.2021, 23:18 Bringt das so überhaupt noch was? Ist dann doch eher wie ein Tropfen auf heißen Stein, oder?
Das bringt eher nichts, vor allem bei deiner Thematik. Vermutlich wäre sowieso ein anderes Verfahren sinnvoller.
Alani hat geschrieben: Di., 15.06.2021, 23:18 Ist das ein übliches Vorgehen, dass man so indirekt vermittelt bekommt dass es langsam reicht?
Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt, war aber vielleicht auch naiv von mir.
Leider ist das üblich, vor allem, wenn Therapeuten Angst vor Gefühlen ihrer Patienten haben. Nein, du bist in deiner Vorstellung nicht naiv.

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Alani
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 22:04

Vielen Dank für Eure Antworten!

@ Shukria:
Es stimmt schon, dass ich da auch anders handeln könnte. Nur ist es so, dass ich in der Vergangenheit eigentlich sogar mehr als 1x bei einem für mich seltsamen Verhalten von ihr protestiert hatte, das also durchaus mitgeteilt habe was für mich nicht passt. Das hatte dann immerhin auch einen positiven Effekt. Nur ist es jetzt irgendwie so, dass sie ja mittlerweile eigentlich weiß was für mich schwierig ist, und ich aber nicht weiß ob sie das nun bewusst so macht oder tatsächlich wieder unbeabsichtigt. Blöd ist jetzt halt nur, dass ich nun nicht mehr in den Wut-Modus komme und dadurch was ändern könnte, sondern in so eine Resignation, wo ich halt dann auch gar nichts mehr ändern möchte/kann. Also die Sinnlosigkeit des Versuches ist da zu sehr präsent.
Das mit der Handlungsebene und dem Mitmachen ist ein guter Punkt - ich müsste da wirklich rauskommen...

@ Montana:
Das stimmt total, ich hab tatsächlich den Eindruck nur so eine Pseudo-Wahl zu haben, also schon sehr gesteuert vom Wohlwollen der anderen Person. Was ich bei der ganzen Sache so unglaublich schwierig finde ist die Tatsache irgendwie darum bitten zu müssen dass sie mich jetzt nicht hängen lässt, aber weil ich das ja schon getan habe und trotzdem diese immer stärkeren Abstand-Maßnahmen zu Tage treten, ich mir einfach blöd vorkomme. So als ob ich völlig unrealistische Ansprüche an sie stellen würde, was glaub ich aber nicht wirklich der Fall ist.
Ich hab halt sehr stark den Eindruck, dass sie unbedingt Fortschritte sehen möchte, ich mich ja auch total anstrenge Dinge zu ändern (vielleicht sogar viel zu sehr). Ich glaub sie will im Grunde auch gar nicht hören das irgendwas nicht passt oder dass ich nicht klarkomme oder so. Also und weil diesen hohen Anspruch so indirekt vermittelt, traue ich mich auch gar nicht mehr irgendwas zu tun oder zu sagen was dem entgegenspricht. Also diese Tatsache ist glaub ich ein ziemliches Problem.
Und ja, es stimmt total, dass sie scheinbar der Meinung ist das alles passt, es aber auch gar nicht zulässt dass ich das irgendwie relativieren kann. Denn ja an manchen Tagen passt es auch für mich, und ich bin total froh, aber an anderen ist es echt schwierig, und viel Überforderung und ich muss viel kämpfen mit mir und meinen Gedanken, dass ich wieder klarkomme. Aber ich glaub sie will das nicht sehen.

@ alatan:
Ja, das sehe ich auch so. Mir würde hier mehr Klarheit gut tun. Mich verwirrt das Ganze mittlerweile, ich weiß nicht mehr woran ich bin. Und es wäre wohl viel besser hier mehr Ordnung zu haben. Wenn ansonsten sehr vieles chaotisch ist und verwirrend, man benötigt einfach einen gewissen festen Rahmen oder Bezugspunkt auf den man sich dann auch verlassen kann. Aber so ist das alles so wage und ich komme mir auch nicht mehr ernst genommen vor. Vielleicht fehlt hier einfach dann doch der passende fachliche Hintergrund. Das hab ich auch schon überlegt.
Hmm, interessanter Punkt dass das scheinbar gar nicht so selten ist so ein Verhalten mit dem "Loswerden" durch Therapeuten ohne dass sie sich zu sehr mit den Gefühlen der Leute konfrontieren müssen. Klingt aber tatsächlich danach.
Ich glaub ich bin von sowas wie einer "Therapie" zumindest dann geheilt. Vielleicht mache ich mal irgendwann noch sowas wie therapeutisch begleitetes Malen, ich hab gesehen dass da Angebote gibt, wo das angeboten wird und man dann einfach so eine Art Kurs bucht. Vielleicht ist sowas echt besser. Da weiß ich dann einfach genau wie lange das dauert, wann es stattfindet und wenn ich den Kurs buche, dann darf ich auch daran teilnehmen :)

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Shukria
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Beitrag Do., 17.06.2021, 07:14

Ich kann total verstehen das du Angst hast nicht gehört zu werden und das du nach den Erfahrungen die du bereits mit ihr gemacht hast nicht mehr die Energie in einen wahrscheinlich längeren Klärungsprozess stecken willst.

Schade daran finde ich allerdings das die Therapeutin so nie eine ehrliche Rückmeldung bekommen wird wie es dir mit ihrem Verhalten wirklich geht, was es in dir auslöst. Und ich behaupte einfach mal das es eben vielen Klient:innen so geht, das ihnen die Kraft und der innere Rückhalt für solche Diskurse fehlt.

Ich erinnere mich an meine erste Therapeutin die war ähnlich wie du beschreibst. Sehr Direktive hat viel angenommen wo ich stehe, keine Räume für diskurs aufgemacht. Es war nicht unmöglich eigene Standpunkte oder was ich möchte einzubringen aber so wie deine Erfahrung, mit großer Unsicherheit und belastend von mir erlebt. Ich habs dann gelassen.

Heute lass ich es nicht mehr. Ich möchte das das Gegenüber weiß das ich mit etwas nicht einverstanden bin, damit entweder derjenige entweder sein Verhalten ändern kann oder wir einen Kompromiß zusammen finden oder für beide klar ist warum es hier nicht weiter zusammen geht. Und das tue ich nicht nur für den anderen sondern vor allem um für mich einzustehen.

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Alani
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Beitrag Sa., 19.06.2021, 11:15

Hallo Shukria,
ja, ist schon ziemlich defensiv von mir, ich weiß. Is auch nich wirklich mutig darauf nur mit Rückzug zu reagieren. Vielleicht wär das dann auch doch irgendwie so eine Art „wenn mich der andere ins Leere laufen lässt, mache ich das gleiche“. Im Grunde wärs bestimmt besser wenn ich aktiver das steuere. So seltsam, manchmal erscheint mir diese Sache völlig unproblematisch, und dann wieder macht es mich total fertig. Aber letztlich habe ich ja auch nur bedingt Einfluss auf das Verhalten einer anderen Person, oder? Hmm, bestimmt aber mehr als wenn ich gar nichts mache.
Bin mir echt auch nicht so ganz sicher ob das z.T. nicht auch mein Problem ist, dass ich selber andere auch öfter ins Leere laufen lasse, ohne dass es mir auffällt. Und ich glaub irgendwie oft dass es eh keinen Sinn hat eigene Bedürfnisse anzumelden, aber das muss ja nich bei allen Menschen so sein. Sind halt die Erfahrungen aus der Vergangenheit die so ein Weltbild erschaffen haben. Schwierig da auszusteigen.
Guter Punkt Dein letzter Absatz. Darum geht’s wohl echt. Ja, ich muss sehen ob ich irgendwie soweit komme das ich das besser schaffe. Und ansonsten ist es ja auch nicht schlecht von niemanden abhängig zu sein, also auch mal alleine klarzukommen. Das könnte ich jetzt auch mal eine Weile ausprobieren wie ich mir selber mehr Halt geben kann. Is vielleicht auch eine Chance.

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