Therapeutenwechsel?

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Betti
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Therapeutenwechsel?

Beitrag So., 13.06.2021, 14:43

Hallo,

jetzt war ich schon ewig nicht mehr in diesem Forum. Brauche aber doch wieder mal Rat und Meinungen anderer. Meine erste Psychotherapie startete ich 2014 nach der Geburt meines ersten Sohnes. Ich schlitterte in eine Wochenbettdepression welche sich schlussendlich in eine ordentliche Depression ausgewachsen hatte. Meine damalige erste Therapeutin kam nicht wirklich an mich ran (war auch Thema hier im Forum), es fiel mir total schwer in den Kontakt zu kommen. Trotzdem ging ich gerne zu ihr in Therapie und fühlte mich bei ihr (meist) wohl. Dieses nicht in den Kontakt treten können gestaltete sich schlussendlich so schwierig, dass es mir immer schwerer fiel hinzugehen und die Thera von ihr aus die Therapie nach 2 Jahren beendete. Ich war darüber sehr bestürzt und damals wirklich wütend und traurig. Zumal es mir gerade zu dieser Zeit nicht besonders gut ging.

In der Zwischenzeit kam mein zweites Kind zur Welt und alles pendelte sich etwas ein. Trotzdem suchte ich mir zur Unterstützung dann wieder eine Therapeutin. Mit dieser wurde ich irgendwie nie richtig "warm". Auch dort gab es Schwierigkeiten in den Kontakt zu kommen. Ich war im großen Zwiespalt zwischen es passt eh gut bei ihr und es passt gar nicht. Da ich dann aber immer seltener hinging und es mir immer unwichtiger wurde, vermutete ich schon damals, dass es irgendwie nicht "das ist".
In der Zeit wo ich bei ihr in Therapie war kam dann auch mein drittes Kind zur Welt. Ich pausierte die Therapie ca zwei/drei Monate vor der Geburt und dann kam auch nichts mehr zustande. Ich habe ihr von der Geburt meines dritten Kindes eine Nachricht zukommen lassen. Sie hat mir fast ein Jahr später erst gratuliert?!? Ich habe mir nach der Geburt schon gedacht "schon komisch, dass sie mir nicht mal zur Geburt gratuliert". Oder bin ich da jetzt zu pingelig? Ich denke mir, ist ja nichts dabei, wenn man seiner Klientin alles Liebe wünscht oder?

Naja die Geburt meines dritten Kindes ist nun 2 Jahre her. Und vor kurzem habe ich die Therapeutin (zum ersten Mal) bei uns im Supermarkt getroffen. Sie ist mir ausgewichen und hat mich nicht mal gegrüßt?!? Ich verstehe das nicht. Ich will ja keinen Smalltalk mit ihr führen aber ein einfaches "Hallo"?

Naja aufgrund der ganzen Umstände die sich da jetzt zusammen gehäuft haben, weiß ich nicht ob ich wieder zu ihr gehen soll. Oder bin ich wirklich einfach zu heikel/penibel oder wie immer man das auch nennen mag?

Im großen und ganzen geht es mir eigentlich gut. Ich habe drei Kinder im Alter von 2, 4 und 7 Jahren. Bin verheiratet und lebe mit Familie in Haus mit Garten. Dieses Jahr habe ich nach 7 Jahren wieder zu arbeiten begonnen. Sprich "ich funktioniere" und verdränge alles was diese Stabilität ins wanken bringen könnte. Mein Mann zeigt mir trotzdem sehr oft auf, dass da bei mir eben vieles nicht passt und ich nicht so weiter machen kann. Ich arbeite gefühlt rund um die Uhr für die Familie, das Haus, meinen Job. Und ich schaffe es nicht mehr mir Auszeiten zu nehmen für mich oder meinen Mann. Und schön langsam spitzt sich alles zu.

Daher wieder die Überlegung mit Therapie zu starten/weiter zu machen. Obwohl ich doch große Sorge habe, dass mich die Therapie meine Stabiliät kostet und das kann ich mir momentan nicht leisten. Naja ich werde es zumindest mal versuchen.

Und jetzt weiß ich eben nicht bei wem? Soll ich die letzte Thera nochmals anschreiben oder hat das eh keinen Sinn? Gedanklich hänge ich immer noch bei der ersten Thera. Ich mochte sie wirklich gerne. War damals aber auch sehr verletzt über ihren Abbruch. Trotzdem mochte ich ihre Art, ihr Bemühen, die Umgebung... aber hat das überhaupt einen Sinn? Oder soll ich mir wen komplett neuen suchen? Wieviele Theras braucht es um bei der richtigen zu landen? Ich will endlich meine gewissen Themen angehen und daran auch arbeiten können. Aber kann das an der Thera liegen oder nur an mir?

Was sind denn eure Meinungen und Erfahrungen damit? Therawechsel? Wie oft Wechsel? Oder doch zurück zu einer ehemaligen Thera?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Lg Betti

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metropolis
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Beitrag So., 13.06.2021, 15:40

Hallo Betti,

mir fällt auf, dass es immer TherapeutINNEN sind. Hat das einen Grund? Würdest du auch mit einem Therapeuten arbeiten?

Welche Therapierichtungen hattest du bisher in den drei Therapien?

LG Metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Shukria
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Beitrag So., 13.06.2021, 16:39

Ich würde bei neuen Therapeuten Vorgespräche machen und gleich auf den Tisch bringen das du bei den zwei vorherigen nicht "warm" geworden bist

Mir ist noch nicht klar was genau du damit eigentlich meinst? Also auch die Frage an dich, was brauchst du um in Kontakt treten zu können und woran würdest du merken das es diesmal funktioniert?

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Betti
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Beitrag So., 13.06.2021, 18:11

Danke für eure raschen Antworten.
@ metropolis: TherapeutINNEN ja hat einen Grund. Schlechte Erfahrungen mit Männern in der Kindheit. Generell tu ich mir "schwer" mit dem männlichen Geschlecht. Sprich es fällt mir viel schwerer mit Männern in Kontakt zu treten, zu reden, Smalltalk zu führen etc. (außer natürlich mit meinem ;)).
Therapierichtungen: personenzentrierte Psychotherapie und integrative Gestalttherapie.

@ Shukria: Was ich womit meine? Mit dem Problem in den Kontakt zu treten? Naja ich habe bei der ersten Thera fast zwei Jahre lang geschwiegen. Bei der zweiten auch sicher dreiviertel der Therapie, das was ich gesprochen habe war dann meist oberflächlich. Und keiner ist an mich rangekommen. Sprich ich habe jahrelang Therapie hinter mir und gefühlt null Erfolge. Mir ist zwar einiges bewusst geworden, meine Hauptthemen konnte ich aber nie wirklich "bearbeiten". Was ich dazu brauchen würde um in Kontakt treten zu können? Tja wenn ich das wüsste. Ich weiß es nicht und ich habe mir schon oft gedacht, dass ich einfach nicht fähig bin für Psychotherapie bzw. einfach nicht weiß "wie das funktionieren soll". Wenn du jetzt weißt was ich meine. Ich glaube ich würde es merken, wenn ich mal über meinen Schatten springen könnte und reden. Ich habe in keiner Therapie wirklich viel gesprochen oder Emotionen gezeigt. Und natürlich weiß ich, dass das von mir kommen muss. Das REDEN. Ich hab halt immer geschwiegen. Es gab unzählige Stunden wo außer bei Begrüßung und Verabschiedung nichts geredet wurde meinerseits. Zu Beginn die ersten paar Stunden ging es meist gut. Wo es darum ging sich kennezulernen. Sobald es in die Tiefe ging - schwieg ich. Also ich vermute ich würde es am Reden erkennen. Habe aber natürlich die große Sorge, dass es auch bei einer weiteren Thera nicht anders ist...

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Shukria
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Beitrag So., 13.06.2021, 18:34

Ich glaub ohne reden wird das nix in ner üblichen Psychotherapie.

Was blockiert/hindert dich denn beim Aussprechen?
Es gibt ja auch die Möglichkeit die Themen über aufschreiben oder aufmalen mit in die Stunde zu bringen und ihnen so erstmal Raum ohne selber sprechen zu geben.

Persönlich glaub ich nicht das es an den Therapeutin en liegt sondern das dir das Problem in der nächsten Therapie auch begegnen wird.
Meine erste hab ich auch fast gar nicht geredet. Irgendwann meinte die Therapeutin bildlich, das ich nicht ständig schauen könnte ob da ein Stuhl (Beziehung) ist sondern mich schon hinsetzen müsste (reden) und Vertrauen das der Stuhl da ist/bleibt (Beziehung). Mir hat das gedankliche Bild geholfen über die Ängste drüber zu kommen und ins Reden. Aber auch vieles erstmal nur per Brief oder eben aufgemalt mit in die Stunde zu bringen oder ein Buch was mich berührt, was mit dem aktuellen Thema zu tun hat.

Oder du könntest körper- oder maltherapie ausprobieren wenn reden grad einfach nicht dein Ding ist...

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chrysokoll
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Beitrag So., 13.06.2021, 18:39

Betti hat geschrieben: So., 13.06.2021, 18:11
@ Shukria: Was ich womit meine? Mit dem Problem in den Kontakt zu treten? Naja ich habe bei der ersten Thera fast zwei Jahre lang geschwiegen. Bei der zweiten auch sicher dreiviertel der Therapie, das was ich gesprochen habe war dann meist oberflächlich. Und keiner ist an mich rangekommen. Sprich ich habe jahrelang Therapie hinter mir und gefühlt null Erfolge. Mir ist zwar einiges bewusst geworden, meine Hauptthemen konnte ich aber nie wirklich "bearbeiten". Was ich dazu brauchen würde um in Kontakt treten zu können? Tja wenn ich das wüsste. Ich weiß es nicht und ich habe mir schon oft gedacht, dass ich einfach nicht fähig bin für Psychotherapie
du wirst ja eine Diagnose bekommen haben und auch eine Ahnung haben was deine Hauptthemen sind?

Damit kannst du ja schon mal grundsätzlich überlegen und dich informieren welche Therapierichtungen da gut und hilfreich wären und welche weniger.
Ebenso kannst du dir überlegen welche Therapierichtungen du dir vorstellen kannst.

Ich würde das auch entflechten in mehrere Einzel-Entscheidungen:

1) Die Entscheidung ob wieder Therapie
2) Die Frage welche Richtung
3) Die Frage ob jetzt oder später
4) Mann oder Frau (ein Mann hätte gerade mit deinen schlechten Erfahrungen da durchaus Vorteile, eine korrigierende Erfahrung, eine andere Atmosphäre z.B.)

und dann erst

5) Konkrete Suche

Keinesfalls würde ich an deiner Stelle bei einer der vorherigen Therapeutinnen wieder anfangen

Und: Eigentlich musst du als Patientin nur den Willen haben an dir zu arbeiten und diese Entscheidung auch bewusst und immer wieder treffen. Z. B. auch echt hingehen, nichts einschlafen lassen.
Aber der Therapeut ist zuständig dir die Behandlung zu bieten, der muss "geeignet" sein

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chrysokoll
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Beitrag So., 13.06.2021, 18:40

Shukria hat geschrieben: So., 13.06.2021, 18:34
Oder du könntest körper- oder maltherapie ausprobieren wenn reden grad einfach nicht dein Ding ist...
Gerade so etwas wie Kunst- oder Musiktherapie kann man ja auch einfach mal für z.B. 12 Stunden ausprobieren.
Oder auch Körperarbeit

Oder eben mal eine Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppe

Das eine schliesst ja das andere (Einzeltherapie) später nicht aus

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metropolis
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Beitrag So., 13.06.2021, 19:01

Hallo Betti,

ich kann leider nichts aus meiner eigenen Erfahrung beisteuern, da ich eher das Problem hatte, Stille nicht aushalten zu können, so dass ich immer relativ viel kommuniziert habe. Aber mir fällt bei dir folgendes auf
Betti hat geschrieben: So., 13.06.2021, 14:43 Sprich "ich funktioniere" und verdränge alles was diese Stabilität ins wanken bringen könnte.
(...)
Obwohl ich doch große Sorge habe, dass mich die Therapie meine Stabiliät kostet und das kann ich mir momentan nicht leisten. Naja ich werde es zumindest mal versuchen.
Du bist sehr gehemmt, weil die größte Angst zu sein scheint, zusammenzubrechen und Kontrolle abzugeben. Du musst weiter funktionieren. So wird sich aber über die Therapie keine Änderung an deinem Zustand erreichen lassen. Allein über eine stabilisierende Therapiearbeit kommt man nicht an tiefsitzende innere Konflikte ran.
Betti hat geschrieben: So., 13.06.2021, 14:43 Mein Mann zeigt mir trotzdem sehr oft auf, dass da bei mir eben vieles nicht passt und ich nicht so weiter machen kann. Ich arbeite gefühlt rund um die Uhr für die Familie, das Haus, meinen Job. Und ich schaffe es nicht mehr mir Auszeiten zu nehmen für mich oder meinen Mann. Und schön langsam spitzt sich alles zu.
Wie meinst du das? Was beobachtet dein Mann genau für Symptome? Was nimmst du an dir wahr?
Betti hat geschrieben: So., 13.06.2021, 18:11 @ metropolis: TherapeutINNEN ja hat einen Grund. Schlechte Erfahrungen mit Männern in der Kindheit. Generell tu ich mir "schwer" mit dem männlichen Geschlecht. Sprich es fällt mir viel schwerer mit Männern in Kontakt zu treten, zu reden, Smalltalk zu führen etc. (außer natürlich mit meinem ;)).
Ein Grund mehr, zu einem männlichen Therapeuten zu gehen. Dann wirst du vielleicht eine positive Erfahrung machen können. Wenn du bei deinen Therapeutinnen fast die ganze Sitzung schweigst, wird es bei einem männlichen Therapeuten kaum extremer werden mit den Hemmungen.

Wenn du dann eine neue Therapie beginnst, müsstest du das Problem der Redehemmung gleich am Anfang erwähnen. Könnte man vielleicht vereinbaren, dass du zu Anfang versuchst über Briefe, die du dann im nächsten Schritt vorliest, das Eis zu brechen, bis du in der Lage bist etwas freier zu sprechen.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Betti
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Beitrag Mo., 14.06.2021, 15:39

Herzlichen Dank für eure Antworten.

@ Shukria: Was mich beim Reden/Aussprechen hindert? Ich weiß es nicht. Ich habe bei der ersten Thera sehr viel geschrieben. Ich habe ihr dies immer per Mail zukommen lassen und wir haben dann versucht in der Therapie darüber zu reden. Meist hat nur sie geredet und bei mir überwiegte die Scham. Die Scham über mein Geschriebenes. Auch wenn ich natürlich wusste, dass es da nichts zu schämen gibt, es ein geschützter Rahmen ist etc. Ich schwieg und schwieg. Und sie hat oft zu mir gesagt, sie wird da bleiben, sie bleibt hier sitzen, egal was auch passiert. Und schlussendlich hat sie alleine beschlossen die Therapie zu beenden, da sie einfach keine Fortschritte mehr erkennen konnte in meinem Schweigen und nicht in den Kontakt treten können. Also soviel zu "sie wird hier sitzen bleiben". Das hat mir damals den Boden unter den Füßen weggerissen.
Und ja wahrscheinlich hast du Recht. Wahrscheinlich wird das bei einer/einem neuen Thera auch nicht anders sein.
Körpertherapie bietet bei mir im Umkreis keiner an, das habe ich auch schon mal überlegt. Und mit Malen fange ich leider so gar nichts an. Auch das haben die Theras immer wieder probiert.

@ chrysokoll: Danke für deinen Gedankenanstoß. Ja vl sollte ich mal aufsplitten und überlegen, was ich will. Und dann erst suchen. Ich bin halt eine die extrem nach Bauchgefühl geht, Homepages durchforstet, der erste Eindruck (virtuell) muss irgendwie passen. Bzgl. Therapie bei einem Mann habe ich tatsächlich auch schon mal nachgedacht. Da ich es auch so sehe, dass dieser ev. eine korrigierende Erfahrung bieten kann. Aber momentan schnürt sich bei mir noch alles zu, wenn ich daran denke. Ich habe eher die Befürchtung, dass ich dann noch weniger ins Reden kommen kann. :(
An Gruppentherapie habe ich noch gar nie gedacht. Aber auch da hätte ich Bedenken, dass das mit dem Reden nichts wird.
Ach ich und meine Probleme mit dem Reden...

@ metropolis: Ja ich habe tatsächlich große Angst zusammenzubrechen. Mir ist es damals nach der Geburt meines ersten Kindes zwei Jahre ziemlich mies gegangen. Damals hatte ich aber nur ein Kind und noch kein Haus etc. Ich weiß nicht wie machen das andere mit Kindern? Wenn ich jetzt warten würde bis meine Kinder groß genug sind, damit ich mir es erlauben könnte, auch wieder mal instabil zu sein, dann kann ich Therapie noch lange abschreiben.
Mein Mann merkt es an meiner fehlenden Bereitschaft bzgl. Nähe und Körperkontakt. Dieses Thema hatte ich schon immer. Es fiel mir schon immer sehr schwer körperliche Nähe (von Männern) zu zulassen. (Mit den Kindern könnte ich ewig kuscheln.) Eine zeitlang ging es besser. Seit der Geburt unseres letzten Kindes hat es sich ziemlich verschlechert. Da geht es jetzt nicht nur um Intimitäten (obwohl ihn das natürlich auch stört). Es geht auch darum das ich es kaum aushalte von ihm gedrückt zu werden, in die Arme geschlossen zu werden, mit ihm zu kuscheln. Ich distanziere mich immer mehr von ihm - körperlich. Und wenn ich meine Beziehung nicht gefährden will, sollte ich daran arbeiten. Aber ich schaffe es nicht alleine. Das habe ich jetzt schon monatelang versucht. Und ich merke auch, dass unsere Beziehung immer schlechter "funktioniert". Mein Mann ist sehr geduldig, versucht mich oft zu verwöhnen indem er mir ein Bad einlässt, mich massiert etc. Aber irgendwann will er halt auch wieder mehr... und ich kann nicht.

Danke euch allen fürs Gedanken da lassen.

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Betti
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Beitrag Di., 15.06.2021, 00:58

So jetzt muss ich noch kurz meine Gedanken da lassen. Ich habe mich jetzt lange nicht mit dem Thema Psychotherapie, meiner Vergangenheit etc beschäftigt. Aufgrund meiner Umstände, dass ich eigentlich voll ausgelastet bin mit Familie, Haus und Job habe ich alles wunderbar beiseite geschoben. Wie es scheint erfolgreich. Es ging mir großteils ganz gut (auch wenn ich gefühlt dauernd in meine üblichen schlechten Muster und Verhaltensweisen verfalle - vermutlich meine Kompensationsstrategie um nicht fühlen zu müssen). Jetzt beschäftige ich mich seit Tagen mit dem Thema wieder eine Therapie zu starten. Sitze am Computer, schreibe hier im Forum, lese meine alten Beiträge, suche nach Therapeuten etc. Und auf einmal merke ich wie meine Stabilität sofort ins Wanken gerät. Kann das wirklich sein? Ist das normal? Eigentlich habe ich schon das Bedürfnis wieder eine Therapie zu starten. Es hat sich einfach wieder zu vieles angestaut und eigentlich in den vielen Jahren Therapie nichts gelöst. Aber ist das dann eine gute Idee, wenn schon bei den Gedanken daran bzw. beim Suchen nach einer/einem Thera wieder alles ins Wanken gerät?
Es kommt sofort meine übliche Angst hoch, meine Angst davor, dass ich nicht Reden kann. Das es wieder nichts bringt.

Ich habe jetzt auch mal bewusst nach einem männlichen Thera gesucht. Es gibt kaum welche die in Frage kommen, aber ein/zwei wären möglich. Aber bei dem Gedanken Therapie bei einem Mann zu starten dreht sich bei mir der Magen um. Ich habe schlichtweg Angst davor.

Und immer wieder denke ich an meine erste Thera. Sobald ich an Psychotherapie denke fällt sie mir ein. Auch wenn sie mich schlussendlich so abrupt verlassen und damit sehr verletzt hat, kreisen meine Gedanken ständig darum sie nochmals anzuschreiben und zu fragen ob ich bei ihr wieder starten könnte. Warum? Ich kam mit ihr nicht in den Kontakt. Und trotzdem löste sie in mir so vieles aus, dass ich am liebsten zu ihr zurück würde. Irgendwas sagt mir aber, dass ich einfach einen Neustart wagen muss. Aber bei wem? Ich bin gerade so extrem verunsichert ob, wie, wann, bei wem ich starten soll, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.

Und ich habe so große Angst davor, dass meine Stabiliät ins Wanken gerät. Wie mit dieser Angst umgehen? Ich muss ja für meine Kinder da sein, arbeiten und funktionieren. Aber es ist auch so ein großes Bedürfnis in mir wieder mal gesehen und gehört zu werden. Wieder mal nur ICH sein zu können. Nicht immer nur Mama und Ehefrau und Hausfrau und Arbeitsmensch. Ich bleibe gerade so sehr auf der Strecke. Ich betäube mich einfach nur mit Essen (leider :(), mit Schlafentzug, mit arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. In vier Stunden muss ich fit sein für drei Kids, welche auch nachts nach Mama rufen. Und ich sitze noch hier und schreibe. Und eigentlich ging es mir ja gut oder nicht? Kann es wirklich sein, dass nur die Gedanken an Therapie meine Stabilität ins Wanken bringen? Oder ist da eh schon vorher einiges schief gelaufen? Eigentlich ging es mir ja gut, eigentlich will ich nur wieder mal gesehen werden... Aber von wem?

Ach sorry für den langen Text, weiß gar nicht ob das jetzt überhaupt zu meinem Ursprungsthema passt. Musste mir aber kurz mal alles von der Seele schreiben (zumindest einen Teil, in mir ist gerade so vieles).

Danke fürs Dasein und Lesen.

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saffiatou
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Beitrag Di., 15.06.2021, 01:37

Ich schreibe dir mal, wie ich es erlebt habe. Ich habe damals (für meine erste Therapie) bewusst einen Mann als Therapeuten gesucht, hätte mir nie vorstellen können zu einer weiblichen thera zu gehen. Nach abgeschlossener Therapie bei dem Mann, ist aber noch einiges offen, das einer Bearbeitung bedarf, unter anderem das Problem, dass ich mit Frauen habe. Mein thera riet mir zu einer Therapeutin zu wechseln. Ich bin jetzt seit ca einem Jahr bei einer Therapeutin. Es ist nicht einfach, das Misstrauen enorm, aber es funktioniert. Ich traue mich Dinge anzusprechen, ich werde auch, wenn ich sie ( zu unrecht!) beschuldige nicht zurückgewiesen. Ich lerne Dinge anazusprechen. Es ist eine positive und korrigierende Erfahrung. Das könntest du auch bei einem männlichen Therapeuten erleben.

Aber selbstverständlich muss es passen, es ist wichtig überhaupt Vertrauen zu finden.

Wichtig ist, dass die klar wird, dass du reden solltest. Es geht in kleinen Schritten.

Ja, es kann ein Risiko sein, deine (vermeintliche) Stabilität einbüßen und es wird sicher ein langer Weg.

Du bist ja zu nichts verpflichtet, du kannst eine ganze Reihe therapeutischer Sprechstunden verabreden und dich dann immer noch gegen eine Therapie entscheiden. Aber es könnte auch eine Chance sein.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Betti
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Beitrag Di., 15.06.2021, 15:51

Danke saffiatou für deine Worte und Erfahungen. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass ein Mann eine korrigierende Erfahrung bietet. Trotzdem ist da die große Angst... Ich weiß es noch nicht.

Ich habe eben meine frühere, erste Thera angeschrieben. Irgendwie komme ich von den Gedanken nicht los, dass ich gerne bei ihr weitermachen/wieder starten würde. Ich habe sie jetzt einfach mal um ihren Rat gefragt, was sie davon hält. Keine Ahnung ob das richtig war/ist. Mal sehen was sie antwortet. Ich kann mich dann ja noch immer entscheiden, was und wie ich weiter mache. Irgendwas sagt mir unbeding wen neuen suchen. Aber dann bin ich in wenigen Jahren bei Thera Nr. 3. Und ich weiß nicht, ob sich beim wem Neuen etwas anderes einstellt. Ich bin extrem hin und her gerissen...


Bilderbuch
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Beitrag Di., 15.06.2021, 17:07

Hallo

Ich habe auch oft und lange geschwiegen. Es lag wohl daran, weil das Reden zum Wegdriften, Hyperventilieren, Panik etc... führte. Also schwieg ich. Und die Thera mit mir. Ganzes Jahr lang.
Bis ich anfing zu schreiben. Wir schwiegen dann etwas weniger zusammen. Irgendwann riskierte ich die Notfälle bei ihr und hatte die Erfahrung, dass sie damit umgehen kann.

Du sagst, du weißt nicht wie es die eigentlich geht.
Du willst gesehen werden. Ohne zu reden (zu Beginn zumindest).
Das geht, wenn man eine passende Therapeutin findet. Versuche neue Möglichkeiten!

Ich finde es gut, dass du sie angeschrieben hast. Dann hast du den ersten Schritt schon hinter dir.

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Betti
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 22:30

Bilderbuch, danke für deine Antwort. Bei mir führte eher das Schweigen zum Wegdriften, Dissoziieren, Hyperventilieren...
Ich schwieg eigentlich bei beiden Theras beinahe durchgehend. Sobald es ums Eingemachte ging - begann mein Schweigen. Schreiben konnte ich auch viel, sehr viel. Meine Zeilen wurden auch alle gelesen und in der Therapie besprochen. Aber ich konnte einfach nichts dazu sagen. Meine erste Thera meinte mal ich mache Therapie ohne sie. ;)

Naja ich habe ja erwähnt, dass ich meine erste Thera nochmals angeschrieben habe. Ich habe sie gefragt, ob sie glaubt dass es überhaupt irgendwie Sinn machen würde nochmals mit ihr zu starten. Diese Frage konnte sie mir natürlich nicht beantworten. Abgesehen davon, hat sie aktuell keine Kapazitäten. Sie meinte frühestens in einem halben Jahr und selbst das kann sie nicht fix sagen, da sie ja nie weiß wie sich etwas/wer entwickelt. Irgendwie hat mich diese Nachricht bestürzt, Traurigkeit hervorgerufen, enttäuscht. Ich habe keine Ahnung was ich mir erwartet habe. Sie hat keinen Platz Punkt und aus. Trotzdem war da irgendwie der innere Wunsch, die Hoffnung das ich bei ihr weitermachen könnte. Wobei ich natürlich überhaupt keine Ahnung habe, ob das irgendwas gebracht hätte. Unser Ende war ja sehr abrupt und leider nicht wie gewünscht und die Therapie verlieft ja aufgrund meines schweigsamen Daseins auch sehr schwierig. Naja es ist wie es ist. Sie meinte, sie kann mich gerne auf ihre Warteliste setzen. Darum habe ich sie auch gebeten. Aber eigentlich will und kann ich jetzt nicht mind. ein halbes Jahr auf einen Platz warten. Vielleicht war das ja der Wink mit dem Zaunpfahl etwas Neues zu starten. Ich habe sie zumindest mal gefragt.

Tja jetzt habe ich zwei Theras angeschrieben, eine Frau welche ab Mitte Juli einen Platz für mich hätte und einen Mann, welcher sofort Kapazitäten hätte. Und ich weiß überhaupt nicht was ich machen soll. Ein Mann wäre ursprünglich ja gar nie für mich in Frage gekommen. Aufgrund eurer Gedankenanstöße, dass ein männlicher Thera vl. korrigierende Erfahrungen bieten könnte, habe ich halt mal gesucht. Er hat kurz geantwortet, dass er Kapazitäten hätte und wir alles weitere bei einem Telefongespräch bereden könnten. Schon bei dem Gedanken dort anzurufen kommt die Angst hoch. Wie soll dann Therapie funktionieren? Und ja ich weiß ich kann es einfach nur probieren um zu sehen was dabei heraus kommt. Wie schon wer erwähnte - mehr als schweigen kann ich auch dort nicht. Ich habe so große Angst davor, dass sich das Schweigen zum dritten Male wiederholt. Dass ich wieder nichts von mir geben kann und es wieder nichts bringt.

Abgesehen davon graut mir etwas davor wieder alles von neuem aufzurollen, wieder die ganze Geschichte zu erzählen, von vorne zu beginnen. Vl. auch daher der Wunsch einfach zu meiner ersten Thera zurück zu kehren.

Wie oft hattet ihr im Durchschnitt TherapeutInnenwechsel? In meinem Fall Wechsel weil jede Therapie irgendwie unglücklich verlief. Gibt es auch Therapien wo man einfach bleiben kann, weil es passt? Therapien die von mir aus auch über Jahre gehen und wo kein Wechsel im Raum steht? Ist das überhaupt möglich? Bleibt man länger bei einem/einer Thera und kann das funktionieren? Ich merke gerade, dass ich schon total misstrauisch bin. Misstrauisch mir gegenüber - es sowieso wieder nicht hinzubekommen... :(

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saffiatou
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Beitrag Do., 17.06.2021, 11:28

Hallo Betti,

auch ich habe mich lange gegen eine Therapie gesträubt, es waren mehrere Ärzte, die mir diese sehr nachdrücklich nahelegten, ich konnte das irgendwann nicht mehr leugnen. Als ich mich dann zu einer Therapie entschlossen habe, habe ich mir selbst gesagt, es wird nur helfen, wenn ich absolut ehrlich zum Thera bin und eben selbst alles mache, was mir helfen wird, daß es mir besser geht, also reden!

Du kannst nun weiter hin und her überlegen, ob die Therapie dir hilft, ob du zu einem männlichen oder weiblichen thera willst, aber das wird nichts an Deinem Zustand ändern. Wenn du zu dem männlichen Thera gehst, der Dir jetzt gleich eine Stunde angeboten hat, bedeuetet es ja noch nicht, daß du dort eine Therapie machen wirst, es kann ja sein, daß er vollkommen unsympathisch ist. Aber das kannst Du nur feststellen, wenn Du anfängst.

Du hast vieles selbst in der Hand - auch das Reden. Vielleicht wäre auch eine thera ganz gut, die eben nicht so viel Schweigen durchgehen lässt. Manchmal braucht man das Schweigen in einer Therapie, aber wenn es für Dich eine Möglichkeit der Flucht ist, dann ist das Kontraproduktiv. Daher ist es vielleicht ganz gut, daß Deine ehemalige Tehra gerade keinen freien Platz hat, denn dann würde wahrscheinlich das gleiche dort noch mal ablaufen.
Betti hat geschrieben: Mi., 16.06.2021, 22:30 Wie oft hattet ihr im Durchschnitt TherapeutInnenwechsel?
Ich habe einige Therapeuten in den Sprechstunden "ausprobiert" bei meinem ersten Thera, bei dem ich zwei Therapien a 100 h machte, bin ich wie gesagt ins kalte Wasser gesprungen, da ich dringend einen Thera brauchte und er sofort einen Platz für mich hatte, bin ich gleich bei ihm geblieben - und es war gut! Jetzt habe ich meine zweite Thera (weiblich) und auch gut, es gibt immer mal Konflikte, das liegt daran, daß sie mich triggert - aber auch das bringt mich weiter, ich lerne viel weil ich mich inzwischen traue DInge anzusprechen.

Therapie kann super gut sein, damit meine ich nicht, daß sie Spaß macht, oder eine gemütliche Plauderstunde ist (sie ist alles andere als das, und oft genug schmerzhaft), sondern, daß sie helfen kann - wenn man es zulässt!
never know better than the natives. Kofi Annan

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